Gespräche mit Dionysos. Nietzsches Rätselspiele (original) (raw)

Dionysos, der Gott der Masken. Ein Essay mit Hinblick auf Nietzsche

2020

Masken sind vertraute Gegenstände. Ihr Auftreten und ihr Gebrauch sind durch keine Zahl und keine Zeit beschränkt als die der Gesichter, die sie enthüllen oder verbergen. Keiner Kultur sind Masken überhaupt fremd. Ihr Anblick ist hoffähig und angenehm, aber auch anstößig und grausam. Wir sind ihren Umgang, in dem sie gezähmt sind, gewöhnt, tragen sogar-als Personen-ihre Namen. Darüber hinaus umgibt sie etwas Geheimnisvolles: Sie führen auf eine Spur, die uns gleichermaßen, wie viele Erzählungen belegen, geläufig ist, und folgt man ihr über die Grenze hinaus, die den Blick vom Gewohnten scheidet, so ist das, was entdeckt oder enthüllt wird, bedrohlich und vielfach auch tödlich. Der Kreis, der die Masken umgibt und dessen Darstellung sie eröffnen, ist Umkreis dieses kleinen Essays. Nicht ihre Bedeutung, Funktion oder Geschichte, die sich jeder Betrachter nach seinem Standpunkt wählt, sondern das, was sie belebt, ihr Sinn, ist gefragt, und auf diesen allein soll angespielt werden. Ihre Grenze ist durch den Augenblick gegeben, in dem die Maske erscheint und den sie verwandelt. Ihr Begriff ist das, was in den unzähligen Bedeutungen, in denen sie jeweils auftritt, gleichsam weitergereicht und bloßgestellt wird. Er führte zu den Anfängen zurück, wo das, was vor Augen liegt, verwandelt werden musste, um so-verdeckt und enthüllt zugleich-erst wahrgenommen zu werden. Die Strenge der vorliegenden Untersuchung wird von vorn herein dadurch gemildert, dass die unzähligen Ereignisse, denen wir Masken ansehen, sich der Anschauung fügen, um sich sogleich wieder in das, was gegen sie eintritt, aufzulösen, oder in dem, was geschieht, unterzugehen. Die Maske repräsentiert den vollkommenen Augenblick wie auch das Chaos, und ihr eine Regel zu geben oder eine Systematik ist sinnlos. Entweder haftet sie ihr schon immer an oder sie hebt diese erst auf. Masken sind ihrem Auftritt genug und in der Sprache, die sie reflektiert, bereits verwandelt und fragwürdig. Verwendet als Gleichnis, Parabel, Metapher oder Symbol, erzählt als Mythos, Sage, Märchen oder Geschichte umspielen die Worte, die sie bezeichnen, den Ort, an dem sie Umgang mit Maskierten hatten, deren Absichten in einer Andeutung verstanden und weitertrugen. Für uns, die wir das Schauspiel lieben, soll im Zentrum der Maskengott Dionysos stehen, sein Auftritt im Theater, das ihn schuf, sein Mythos und seine Bakchen. Dionysos betritt das Pantheon der olympischen Götter erst spät, und sein Einzug in Griechenland scheint sich nicht ohne Schwierigkeiten vollzogen zu haben. Er war eine volkstümliche Gottheit, lehrte den Anbau von Wein und

Die „nackte Seele“ des Dionysos. Zur Nietzsche-Rezeption bei Stanisław Przybyszewski

Studia Litteraria Universitatis Iagellonicae Cracoviensis, 2015

The "Naked Soul" of Dionysus. Nietzsche Reception by Stanislaw Przybyszewski The author of the article attempts at re-reading the work of Stanisław Przybyszewki from the perspective of the analogy, and partially thecause-and-effect-relationship, between Nietzsche's concept of 'the Dionysian' and Przybyszewski's theory of 'the naked soul'. The author of the paper proposes that the basic element of the reception of German philosopher's thought in the works of the genius Pole is 'the Dionysus' from Nietzsche's early writings understood as a universal cosmic force connected with sexual desire, and not a voluntary concept of 'the overman'.

Nietzsche und die »reine Musikalität« des Dionysischen: Rhythmus und Dithyrambus

Nietzsches Antike, 2020

Der dionysische Musiker ist ohne jedes Bild völlig nur selbst Urschmerz und Urwiederklang desselben. (GT § 5) Vorbemerkung Dieses Kapitel bringt Musikethnologie und ,schlüssige' Neuschöpfungen der antiken musikalischen Aufführungspraxis zusammen mit Nietzsches zu Unrecht vernachlässigter Hermeneutik des Metrums in seinen Studien zur Theorie der quantitirenden Rhythmik und seiner materialhermeneutischen Phänomenologie. Nietzsches als ‚ästhetische Wissenschaft' konzipierte Wissenschaftstheorie erlaubt es, die fremdartige Macht der Musik im musikalischen Wechselspiel zwischen dem Apollinischen und dem Dionysischen in der Geburt der Tragödie zu untersuchen, in der die religiöse Volkskultur sowie der Lyriker in Gestalt des "dionysisch-apollinischen Archilochos, dem ersten Musiker überhaupt" (KSA 7, S. 190), in den Blick genommen werden. In einer eher experimentellen Schlussbetrachtung, die aktuelle philologische Überlegungen zum Thema Nietzsche und Musik ins Zentrum rückt, wird eine Lesart der Dionysos-Dithyramben vorgeschlagen, die sie als für das deutsche Ohr transponierte ‚Realisierungen' der metrischen Praxis der Griechen deutet. In dem hier vollzogenen Ins-Wort-Setzen der Musik, das den meisten Interpreten entgeht, weil sie Nietzsches Entdeckung des ‚Ictus' einseitig (modern) als Betonung und Takt (für Ohr und Auge) lesen, liegt der weltpolitische Imperativ, der Nietzsches ur-philologischen und ur-philosophischen Ruf nach einer ‚Wiedergeburt der Tragödie' auszeichnet.

Ein leidender und sterbender Gott? Dionysos bei Walter F. Otto und in der antiken Kunst

Otium cum dignitate. Festschrift für Angelika Geyer zum 65. Geburtstag (ed. by Dennis Graen - Mareike Rind - Henning Wabersich). BAR International Series 2605. Oxford: Archaeopress, 2014

"A SUFFERING AND DYING GOD? DIONYSOS IN WALTER F. OTTO AND IN ANCIENT ART In his 1933 pioneering book »Dionysos. Mythos und Kultus«, the philologist and historian of religion Walter F. Otto painted a rather sombre picture of Dionysos as god of extremes, with an emphasis on madness, cruelty, suffering, and death. This picture is partly due to a manipulation of the literary evidence, and mainly to the neglect of the god’s rendering in art. "

Die Arbeit des Dionysos (transl.)

Antonio Negri / Michael Hardt , Die Arbeit des Dionysos. Materialistische Staatskritik in der Postmoderne, Aus dem Italienischen und Englischen von Thomas Atzert und Sabine Grimm, 1997

Der chthonische Dionysos Zur Wirkmacht des Mythos in den Mysterien

Niklas Engel (Potestas 9, 2016)

ZUSAMMENFASSUNG: Dieser Beitrag soll aufzeigen, dass eine chthonische und eschatologische Dimension der dionysischen Göttlichkeit in verschiedenen Riten und Kulten des Gottes nachgewiesen werden kann und dabei keinesfalls mysterienexklusiv ist. Dazu soll der archäologische Befund, der Dionysos mit dem Jenseits und eschatologischen Hoffnungen in Verbindung bringt, vorgestellt und untersucht werden. Darauf aufbauend soll belegt werden, dass diese jenseitige Dimension sich sowohl in Riten mit privatem Kern, hier am Beispiel der Oreibasia, als auch in Kultfeiern des öffentlichen Festkanons, wie den Anthesterien, zeigt. Abschließend soll dann Dionysos' Funktion in den eleusinischen Mysterien untersucht werden. ABSTRACT: This paper aims to show that a chthonic and eschatological dimension of dionysiac divinity can be found in various rites and cults of the god and that this is not exclusive for the mysteries. Recent archaeological evidence connecting Dionysos with the afterlife and eschatological expectations will be introduced and analyzed. This dimension manifests itself in rites with a private intent (e.g. the Oreibasia) as well as public celebrations of the festival calendar (e.g. the Anthesteria). An analysis of Dionysos' function in the eleusinian mysteries concludes the overview.