Trix und Robert Haussmanns „Maniersmo critico“. Ironie als Fortsetzung moderner Ethik mit anderen Mitteln, in: Gabriela Güntert, Bruno Maurer, Arthur Rüegg (Hg.), Trix + Robert Haussmann: Kultur der Formgebung, Zürich: gta Verlag 2017, S. 198–215 (original) (raw)

"Ironie und Ent-/Verführungsstrategie in Claude Cahuns _Héroïnes_: Metamorphosen an den Rändern der Avantgarde" (dans Rolf Lohse et Ludger Scherer (dir.), _Avantgarde und Komik_, Amsterdam-New York, Rodopi, 2004, p. 173-185).

In her series of short stories, entitled Héroïnes, Claude Cahun offers a re-reading of several key female figures such as Sappho, Salmacis, Judith, Salome and Eve and thus re-interprets and rewrites their stories under the sign of the so-called New Woman who would become an icon of the in-between-war-period. It is precisely through irony and derision that, in Cahun's version of the mythological Héroïnes, female psychology becomes infused with new meaning. The rewriting of these symbols of femininity is not without a considerable charge of parody. Despite the author's peripheral position to the avant-garde movement, at least at the beginning of the 1920s, the link to Surrealist poetics is clearly visible in these Héroïnes which are so different from others. 1. Die Zwischenkriegszeit im Zeichen des Auf-und Umbruchs 1925 erscheinen sporadisch in zwei wichtigen französischen Literaturzeitschrif-ten, genauer gesagt im Mercure de France und im Journal littéraire, Novellen in unterschiedlicher Länge – zumeist aber konzis und prägnant, alle gezeichnet Claude Cahun –, die in den ersten Jahren der Zwischenkriegszeit aller Wahr-scheinlichkeit nach als Zyklus konzipiert waren. Wieder einmal scheint sich an der Schnittstelle von auslaufender und sich neu manifestierender Bewegung – von einer Peripherie zur anderen – die Idee von der Gleichzeitigkeit des Un-gleichzeitigen zu bewahrheiten. Denn zur selben Zeit publiziert Breton sein Erstes Manifest des Surrealismus und avanciert definitiv zur Identifikationsfigur der neuen Bewegung. Während sich Cahuns literarische Texte auf den ersten Blick in eine spätsymbolistische Tradition einreihen, 1 signalisiert Bretons theoretisch-poetologischer Text den offiziellen Auftakt zur surrealistischen Avantgarde. Unterschiedlicher könnten sich Zentrum und Peripherie einer neuen literarischen Bewegung nicht gestalten. Daß die literarhistorischen Modelle nicht immer ganz so einfach auf die einzelnen Autorinnen und Autoren der je-weiligen Epoche umzulegen sind und sich auch nicht auf eine bestimmte Zeit-periode beschränken, wird sich im zweiten Teil meiner Ausführungen zeigen. Daß gerade die Autorinnen dieser Zeit sich trotz gewisser Verbindungen zum surrealistischen Zentrum nur sehr schwer kategorisieren lassen, hängt mit unter

Der theologische Horizont von Andreas Gryphius’ Absurda comica. In: An­thro­po­logie und Medialität des Komischen im 17. Jahrhundert (1580-1730). Hg. v. Stefanie Arend, Thomas Borgstedt, Nicola Kaminski und Dirk Niefanger. Amsterdam 2008, S. 371-402.

Der Beitrag zeigt in einem ersten Schritt, dass die "Absurda comica" ein theologisches Gleichnis darstellt, in dem der König die Rolle Gottes, Pickelhäring die Rolle des Teufels und die Handwerker die Rolle des Menschen übernehmen. Schlüssel für dieses Gleichnis ist Lk 9.60 und Mt 8.22, wo Christus von seinen Jüngern fordert, "die Toten ihre Toten begraben zu lassen", d.h. sich vom Reich der Welt abzuwenden. Auf die "Absurda comica" übertragen, besagt dies, dass die Handwerker die Rollenhaftigkeit und die Narrheit ihrer Existenz erkennen müssen, wenn sie vor Gott gerechtfertigt werden wollen. In einem zweiten Schritt wird gezeigt, dass die "Absurda comica" als ein solches Gleichnis in der Tradition der Fastnachtspiele steht, deren Funktion eben dieser Aufweis der menschlichen Narrheit war. Das protestantische Schuldrama trat dabei bewusst in die Tradition dieser Fastnachtspiele, wie sich gerade an der "Absurda comica" zeigen lässt. In einem dritten Schritt wird diese These in einem Vergleich mit Jacob Masens "Rusticus imperans" und Christian Weises "Tobias und die Schwalbe" bestätigt.

»Ich hân ouch mennischlîchen list«. Ironie in den Trevrizent-Szenen – dramatisch oder ›sokratisch‹? In: Cora Dietl, Christoph Schanze, Friedrich Wolfzettel (Hrsg.), Ironie, Polemik und Provokation im Artusroman, SIA 10 (Berlin/Boston 2014), 69-80.

This paper deals with the possible use of Socratic irony in Wolfram von Eschenbach’s Parzival, in Trevrizent’s conversation with the eponymous hero. The discrepancies between Trevrizent’s behaviour in books IX and XVI have puzzled generations of scholars. Here it is argued that the key to the changing interpretations lies in their changing characterization of Trevrizent; each reflects the particular mentality of the time in which the work was interpreted. In 19th- and 20th-century interpretations it was not deemed feasible to criticize a holy man who unselfishly takes on the sins of others; however, anomalies in the description of Trevrizent are traceable within the epic itself and these were obviously intended by Wolfram. Once one has accepted this, Trevrizent’s ›lie‹ does not seem to be out of character, and his use of irony in his conversation with Parzival becomes a possibility. Through his use of what appears to be Socratic irony, Trevrizent manages to redirect Parzival to his proper destiny, freeing him from his sin – his alienation from God – by eliciting a voluntary admission of his guilt.

Ironie als Präsentationstaktik Politisch motivierte Bezüge zu Theorie und Kunstpraktiken ‚vor‘ dem Faschismus in Ausstellungen seit den 1980er-Jahren

"When exhibitions become politics", 2016

'112 anna schober übernommen haben will.-ùØiewohl gesicherte Daten nichr vorliegendie Ger¡älde sind weder signiert noch datiertspricht vieles dafti¡ dass die Bìlder in der Tât aus dem Besitz von E¡nst Fuhrmann stammen, der, von den Nationalsozialisten verfòlgt, 1938 nach New york emigrierte und 1956 dort starb. Vermutlich hat er sich (...) ji" Gemälde in Erinnerung an seine Tâtigkeit in Hagen nach Fotovorlagen, die er besaß, von einem anonymen Maler herstellen lassen.,,3 Mit dieser Erklärung ist scheinba¡ zum Abschruss gebracht, was Fehr in der einga'gs kurz skizzierten Geschichte ausgeführt hatte: Dei einschneidende Verlust e¡scheint symbolisch aufgehoben, wobei, wenn schon nicht originale, so doch originalgetreue Kopien zum.Einsatz gekommen waren. Lerztere boten jedoch den zusätzliit,..r"tff.tr, dass ihr gelblicher Farbto'da sie von schwarz-weiß-Reprodukrionen ihren Ausgang nahmenwie eine Art Stachel den Ve¡lust weiterhin präsent hielt. rü/ie sich aber vielleicht schon erahnen lässt, ist diese Geschichte damit noch r.richt wirklich zu Ende. De'n die ab 1994 in Hagen gezeigten 26 \ù7erke aus dem Museum Folkwang wurden nicht, wie in der den Bilde; bei-geg.ben.r, Erklärung angeführt, von Ernsr Fuhrmann selbst, sondern vom Museu-.Jir.k,o. Michael F.hi in À.,ftr"g gegeben. Sie waren Têil eines künstlerischen Konzeprs, das darin bestand, kulturhistorisch als wichtig erachtete Ereignisse und Ausstellungsorre wie erwa die Armory show in New York (1 9 I 3) oder den Salon in der Rue de Fleurus in paris von Gertrude und Leo stein (\903-1914) durch Malerei zu reflektieren. Zugleich war die symbolische, von Augenzwinkern begleitere ,Rückführung' der Gemälde n".h Hag.r, Têil eines breiteren Ausstellungsprogramms, das Fehr auà als ,,ironisches Museum,,a bezeichnete.. Diesen Begriffentlehnte Michael Fehr von Stephen Bann, der ihn in Zusammenhang mit seiner Auseinandersetzung mit Formen åer Repräsentarion von Geschichte vom 18. bis ins 20. Jahrhundert enrwickelte. Über eine von der meta-historischen Diskursforschung Hayden \ü/hites inspirierte Analyse de¡ Rhetorik einer ganze¡ Reihe von Repräsentationsmedien von Geschichte (historische Romane, Histoiengemälde, sammlungen und Museumspräsentationen, LithograÊen, Fotografien, Dioramen und Filme) konnte Lerzrere¡ zeigen, dass der poerik des modernen Museumswofür er z. B. das victo¡ia ð¿ Albert Museum in London als paradigmatisch ansahein stetiger \x/echsel zwischen metonymischen sequenzen, .*",¡"hrñunderrräumen,, urrd ryrrãkdochischen Präsentationsabschnitten, etwa,Themenräumen', innewohnt.j Hier treten Präsentationsformen zusammen auf, die sich in den vorangehenden Jahrhunderren tendenziell eher abgelösr hatten, wobei Bann fü¡ das klasslsche zeiíaker Ende des 18. Jahrhunderts die metonymische Präsentationsweise und für die Romantik Mitte des 1 9. Jahrhundelts die synekdochische Inszenierung als charakteristisch ansah.6 Zugleich 3 Ebd., s. 37f. Ebd., s. 12. Stephen Bann, The Clothing of Clio, A study of the representation of history in nineteenth-century Britarn and France, New york 1994, S. gi. Das klassische Museum Ende des 1g. Jahrhundertselwa Arexandre Lenoirs Musée des Petits-Augustinswies, so Bann, eine metonymische präsentat¡onsfor; ;ri;.;.;"nrmenrare Fragmente werden in einer weise u"r"ur.ãrt, dass sje je metonymrscÀ ári u¡n jur.,rr.,rn¿u.t verweisen, ohne dass weitere Beziehungen und AssoziatioÅen zwiscîen inn"n ¡ãrtrtr., gemacht

Fabian Heubel, “Kritik als Übung. Über negative Dialektik als Weg ästhetischer Kultivierung”, Allgemeine Zeitschrift für Philosophie, 40.1 (2015), pp. 63-82.

Dieser Essay geht von Jürgen Habermas’ Bemerkung aus, negative Dialektik sei „nurmehr“ als eine (geistige) Übung zu verstehen. Demgegenüber schlage ich eine Neulektüre von Adornos Konzeption der Kritik aus einer Perspektive vor, die vor allem durch Michel Foucaults Arbeiten zu einer Ästhetik der Existenz und zum The-ma der Selbstkultivierung eröffnet worden ist. Die ethische Bedeutung der von ihm in diesem Zusammenhang erörterten Übungspraktiken konnte Foucault jedoch nur in der ästhetischen Freiheit zur Selbstüberschreitung verorten. Auch der normative Gehalt von negativer Dialektik als Übung erwächst aus dem Bezug zur Freiheit. Die ästhe-tische Übung, die dabei in den Blick kommt, speist sich allerdings aus einem Para-digma transformativer Subjektivität, das geprägt wird durch ein aporetisches Kom-munizieren zwischen dem Subjekt der Identität und der Nichtidentität des Subjekts mit sich. Negative Dialektik als Weg der Kultivierung ist somit untrennbar verbunden mit der Erfahrung des „Mißlingens der Kultur“. Schlagworte: Kritische Theorie, negative Dialektik, Übung, Ästhetik der Exis-tenz, Selbstkultivierung, Theodor W. Adorno, Michel Foucault, Christoph Menke This essay takes its start from the remark by Jürgen Habermas that negative dia-lectics is nothing more than a kind of (spiritual) exercise. In contrast, I propose a re-reading of Adorno’s conception of critique from a perspective that mainly has been opened up by Michel Foucault’s work on aesthetics of existence and self-cultivation. However, Foucault could only locate the ethical significance of the ascetic practices discussed in the aesthetic freedom of self-transgression. The normative content of negative dialectics as an exercise also arises from the relation to freedom. The aes-thetic exercise emerging thereby is, however, nourished by a paradigm of transforma-tive subjectivity, which is characterized by an aporetic communication between the subject of identity and non-identity of the subject with itself. Negative Dialectics as a way of cultivation thus is inextricably linked to the experience of the “failure of cul-ture”. Key Words: Critical Theory, negative dialectics, exercise, aesthetics of existence, self-cultivation, Theodor W. Adorno, Michel Foucault, Christoph Menke