Rezension: Katrin Joos: Gelehrsamkeit und Machtanspruch um 1700. Die Gründung der Berliner Akademie der Wissenschaften im Spannungsfeld dynastischer, städtischer und wissenschaftlicher Interessen, Köln / Weimar / Wien: Böhlau 2012 (original) (raw)
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2022
Weshalb durften Frauen an deutschen Universitäten im internationalen Vergleich erst spät studieren? Wieso entbrannte in Deutschland um das Thema ein Streit, der ein halbes Jahrhundert andauerte? Und wie wurde eine Einigung erzielt? Mit Antworten auf diese Fragen fügt Andreas Neumann der Geschichte des Frauenstudiums ein wichtiges Kapitel hinzu. Seine wissenssoziologische Diskursanalyse steht auf breiter Quellenbasis und entschlüsselt Machtpotenziale beteiligter Interessengruppen sowie verhandelte Wissensbestände. Der Mixed-Methods-Zugang verbindet die qualitative Analyse von Deutungen und Narrativen mit der quantitativen Analyse von sozialen Strukturen. Dieser Ansatz geht über deskriptive Darstellungen hinaus, weil er Erklärungen liefert: Deutlich wird, wie sich die Männeruniversität dynamisch stabilisierte. Bei der Zulassung von Frauen zum Studium handelte es sich deshalb um keine reine Fortschrittsgeschichte. Es gelang der bürgerlichen Frauenbewegung zwar, die Bildungspolitik über die Öffentlichkeit zu beeinflussen – hier zeigt sich das deutsche Kaiserreich von seiner fortschrittlichen Seite. Grenzen dieser Modernität liegen jedoch in der Voreingenommenheit gegenüber "der akademischen Frau", die schon die "gläserne Decke" für Akademikerinnen im Wissenschaftsbetrieb erkennen lässt. Bei dem Buch handelt es sich um die aktualisierte und gekürzte Fassung meiner Dissertation aus dem Jahr 2020. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rezensionen von "Gelehrsamkeit und Geschlecht": - Andreas Becker, in: sehepunkte 22(2022), Nr. 10, URL http://www.sehepunkte.de/2022/10/37123.html - Volker Dotterweich, in: Das Historisch-Politische Buch 69 (2021), 1-2, S. 247-248, DOI: https://doi.org/10.3790/hpb.69.1-2.247 - Florian Mildenberger, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 70 (2022) 12, S. 1064-1066. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . [The admission of women to university studies. A Conflict History between the German University Idea and the Bourgeois Gender Order] - Why were women only allowed to study at German universities at a late stage? Why did a dispute flare up in Germany over this issue that lasted half a century? And how was an agreement reached? With answers to these questions, Andreas Neumann adds an important chapter to the history of women's studies. The sociological approach to the discourse uses numerous historical sources and reveals power potentials of involved interest groups as well as negotiated bodies of knowledge. The mixed-methods approach combines qualitative analysis of interpretations and narratives with quantitative analysis of social structures. This approach goes beyond descriptive accounts because it provides explanations: What becomes clear is how the men's university dynamically stabilized. The admission of women to university was therefore not a story of pure progress. It is true that the bourgeois women's movement succeeded in influencing educational policy via the public sphere - here the German Empire shows its progressive side. However, the limits of this modernity lie in the bias against academic women, which already reveals the unequal treatment of women in the academic world.
Germania, 2020
Die wissenschaftlichen Beiträge in der Germania unterliegen dem Peer-Review-Verfahren durch auswärtige Gutachterinnen und Gutachter. Contributions to Germania are subject to peer review by external referees. Tous les textes présentés à la revue « Germania » sont soumis à des rapporteurs externes à la RGK. Der Abonnementpreis beträgt 35,00 € pro Jahrgang. Bestellungen sind direkt an den Verlag zu richten. Mitglieder des Deutschen Archäologischen Instituts und Studierende der Altertumswissenschaften können die Germania zum Vorzugspreis von 17,50 € abonnieren. Studierende werden gebeten, ihre Bestellungen mit einer Studienbescheinigung an die Schriftleitung zu richten. Wir bitten weiterhin, die Beendigung des Studiums und Adressänderungen unverzüglich sowohl dem Verlag
Sudhoffs Archiv. Zeitschrift fuer Wissenschaftsgeschichte, 2009
Der von Rüdiger vom Bruch (Berlin) – Ordinarius für Wissenschaftsgeschichte an der Humboldt-Universität – und Brigitte Kaderas (Berlin) herausgegebene Band ist Resultat einer internationalen Konferenz zum Thema „Wissenschaften und Wissenschaftspolitik – Interaktionen, Kontinuitäten und Bruchzonen vom späten Kaiserreich bis zur frühen Bundesrepublik/DDR“. Vom 18. bis 20. Mai 2000 hatten sich im Berliner Harnack Haus der Max-Planck-Gesellschaft zahlreiche nationale wie internationale Spezialisten und Spezialistinnen getroffen, um gemeinsam der historischen Entwicklung einer „national verfaßte[n] und zugleich international agierende[n] Dynamik“ (S. 17) im modernen deutschen Wissenschaftssystem nachzugehen und gesellschaftliche Rahmenbedingungen in den politischen Systemen unterschiedlicher zeitlicher Epochen herauszupräparieren. Die Anregung zur Tagung wie auch zur Drucklegung der Ergebnisse im vorliegenden Band kam von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), deren Präsident – Professor Ernst-Ludwig Winnacker (München) – in seiner publizierten Begrüßungsrede auch das Bedürfnis der DFG hervorhebt, die historischen Verstrickungen der von ihm geleiteten Forschungsförderungsinstitution in die menschenverachtenden Versuche und die politische Instrumentalisierung von Wissenschaft im Nationalsozialismus aufarbeiten zu lassen. Mit seinem Verweis, daß die DFG „in ihren Gremien, ihren Gutachten und Antragstellern ein Spiegelbild der Wissenschaft ihrer Zeit“ war, beschreibt Winnacker zugleich eine wiederkehrende Figur des Bandes, welche „die Geschichten der DFG, der Max-Planck- Gesellschaft und der Universitäten“ (S. 15) eng verbunden erkennen läßt. Beispielsweise macht hierauf auch der eröffnende Beitrag von Mitchell Ash (Wien „Wissenschaft und Politik als Ressourcen füreinander“ aufmerksam, der ,Wissenschaft’ und ,Politik’ als gegenseitig durchdrungene „Ressourcenensembles“ (S. 32) beschreibt, die je nach divergierenden Zwecksetzungen mobilisiert werden konnten. Ferner folgt auch der zweite Eröffnungsbeitrag von Ulrich Wengenroth (München) „Die Flucht in den Käfig: Wissenschafts- und Innovationskultur in Deutschland 1900-1960“ dieser Stoßrichtung. Hierin werden die isolationistischen Tendenzen in Wissenschaft und Politik während der ersten Jahrhunderthälfte auf den Prüfstand gehoben, die zunehmend eine Abkopplung von ausländischen Eliten und Einengung des Blickes auf die heimischen Ressourcen erzeugt haben. Sicherlich bietet „Wissenschaften und Wissenschaftspolitik“ aber keine simplizistischen, monokausalen Erklärungsmuster, sondern eine umfassende Pluralität der Perspektiven auf das komplizierte Wechselgeflecht von Forschungsförderung, Forschungsausrichtung, Wissenschaftsentwicklung und politischer Einbindung von Forschung an. Deshalb mag man auch darüber hinwegsehen, daß der ursprüngliche Tagungstitel wohl zielführender war, als der des Bandes, da sich die überwiegende Mehrheit der Beiträge tatsächlich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bewegt.