Die Eröffnung von Freiheit. Nachwort zu Hegels "Phänomenologie des Geistes" (Reclam 2020) (original) (raw)

Georg Bertram: Hegels „Phänomenologie des Geistes“. Ein systematischer Kommentar (Rezension)

Widerspruch. Münchner Zeitschrift für Philosophie, 2018

Die Phänomenologie des Geistes bereitete ihren LeserInnen seit jeher besonderes Kopfzerbrechen. Viele von ihnen wünschten sich eine handliche Lesehilfe, die die schwierige Sprache des Buchs und seine undurchsichtigen Argumente verständlich macht. Georg Bertram hat nun einen schlanken Kommentar mit ebendiesem Anspruch vorgelegt.

Die ‚Phänomenologie des Geistes‘ und die Hegelrezeption in Frankreich

Obwohl Hegel erst sehr spät Eingang in den französischen Wissenschaftsdiskurs gewonnen hat, sind seine Schriften grundlegend für das gegenwärtige französische Denken. Für Merleau-Ponty steht Hegel gar „am Ursprung all dessen, was in der Philosophie seit einem Jahrhundert an Großem geleistet worden ist“. Darüber hinaus steht Hegel wie kein anderer deutscher Philosoph im Zentrum des französischen Diskurses um den Begriff der Differenz: Je nach Rezeptionslage als antihegelianische Abkehrbewegung oder als zentrale Gestalt des ‚unglücklichen Bewusstseins‘ aus der Phänomenologie des Geistes. Das Seminar will sich nach einer eingängigen Beschäftigung mit einigen grundlegenden Kapiteln der Phänomenologie des Geistes auf eine ideengeschichtliche, philosophische und politische Spurensuche in den französischen Rezeptionen, insbesondere bei Jean Wahl, Alexandre Kojève, Jean Hyppolite und Michel Foucault, begeben.

Phänomenologische Freiheit in Husserls Ideen...

Dem phänomenologischen Philosophieren liegt ein spezifisches Verständnis von Freiheit zugrunde, an dem sich eine negative und eine positive Seite unterscheiden lassen. Negativ ist die phänomenologische Freiheit die Freiheit von philosophischen Vorurteilen, positiv eine Freiheit zum philosophischen Neuanfang. Sie benennt die Fähigkeit, sich in einer Erfahrungssituation auf das für diese Situation Wesentliche einzulassen, dieses philosophisch zu erfassen und entsprechend zu handeln. Aufgrund dieser Kontinuität im Phänomen der Freiheit selbst lässt sich die phänomenologische Freiheit weder allein als negative, noch allein als positive Freiheit verstehen, noch lässt sie sich Theorie oder Praxis zuordnen. Ihr Gebrauch ist zwar ein Tun, das mit der Kritik gegenüber bestehenden Theoriebildungen anhebt. Aber dieses Tun verfolgt kein vorgegebenes Ziel, sondern besteht darin, eine theoretische Tätigkeit zu beginnen, die durch den Anspruch der Phänomenologie auf deskriptives Wissen lediglich umrissen ist. Phänomenologische Freiheit ist demnach Freiheit auch und gerade gegenüber den epistemischen und praktischen Voraussetzungen des eigenen Handelns und so erst jene radikale Zuwendung zu den Sachen, wie sie sich in der Phänomenologie realisieren soll. Mit dieser Bestimmung soll nicht geleugnet werden, dass Freiheit primär ein Gegenstand der praktischen Philosophie ist. Aber in einer phänomenologischen Bestimmung von Freiheit muss auch dies sich aus dem Phänomen selbst ergeben.

Fichtes ‚pragmatische Geschichte' und Hegels ‚Phänomenologie des Geistes'

Fichte-Studien, 2016

The paper investigates Fichte's and Hegel's philosophy in perspective of their theories of transcendental history of human spirit. According to their programmes, explication of our usual experience and of its a priori structure is to be done through a systematic, i.e. principle led scale of basic actions of the human spirit. The paper discusses particular implementations of the project in Fichte's Foundation of the Entire Wissenschaftslehre and Outline of the Distinctive Character of the Wissenschaftslehre and in Hegel's Phenomenology of Spirit and Encyclopaedia of the Philosophical Sciences. The paper shows that even though the two concepts of idealistic history of the human spirit share some common features, they differ both in the positions they assign to the idealistic history in the whole of the philosophy system and in the concept of the mechanism, through which the development of the human spirit happens. Zusammenfassung Der vorgelegte Aufsatz behandelt Fichtes und Hegels Philosophie in Hinblick auf ihr gemeinsames Theorie-Programm einer transzendentalen Geschichte des menschlichen Geistes. Diesem Programm gemäß soll die Explikation unserer gewöhnlichen Erfahrung und ihrer apriorischen Struktur dadurch geliefert werden, dass eine systematische, d. h. durch ein Prinzip geleitete Stufenfolge der verschiedenen grundlegenden Handlungsweisen des menschlichen Geistes dargestellt wird. Es werden hier die konkreten Ausführungen dieses Projekts in der Fichteschen Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre bzw. im Grundriss des Eigentümlichen der Wissenschaftslehre und in der Hegelschen Phänomenologie des Geistes, die er in der gleichnamigen Schrift und in der Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften vorlegt, erörtert. Dabei zeigt sich, dass sich trotz mancher gemeinsamer Züge diese zwei Auffassungen der idealistischen Geschichte des menschlichen Geistes sowohl in der Stellung, die ihr im Ganzen des philosophischen System zugewiesen wird, als auch in der Auffassung des " Mechanismus " , mittels dessen die Entwicklung des Geistes geschieht, unterscheiden.