‘Der kranke Planet’ - Genese und Wirkung von konzeptionellen Metaphern in der Umweltgeschichte (original) (raw)
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Zu den ökologischen Metaphern bei Paulus
2005
Damit will er sein Selbstverständnis als Apostel umschreiben und seine A utorität hervorheben2. In H insicht auf den Auftrag, den Paulus vom A uferstandenen C h ristu s em pfangen hat, schreibt er direkt, dass er άφωρισμένος εις εύαγγέλιον θεού-"ausgesondert fü r das Evangelium Gottes" ist (vgl. Gal 1,15). Das Part. Perf. Pass, άφωρισμένος weist auf das Tun und Handeln Gottes hin (vgl. das aktivische ό άφορίσας in Gal 1,15). Indem Paulus hier von seiner "Aussonderung" spricht, unterstreicht er, dass seine Berufung-wie die der Propheten-als göttliche Erwählung zu verstehen ist3. Das Ziel seiner "Aussonderung" wird genauer m it εις εύαγγέλιον θεού angegeben. Die "A u ssonderung von G ott ist also zu n äch st Z u o rd n u n g zum Evangelium. Z u o rd n u n g zum Evangelium h e iß t aber Z u o rd n u n g zu G ott. Die in der A ussonderung hegende A bsonderung von »M enschen, V erhältnissen und Tätigkeiten«... ist gleichzeitig auch eine Zuordnung zu ihnen. Daß dieser Auftrag ein Paulus zugesprochenes W ort ist..., bestim m t auch sein Verhältnis zu Rom: seine Würde ist die des Evangeliums"4. Die "Aussonderung" ist also bezogen auf 1 Ausführlich dazu A.J. Najda, Der Apostel als Prophet. Z ur prophetischen Dim ension des p au linischen Apostolats (EHS XXIII/784),
Zur Geschichtsphilosophie der Umweltgeschichte
L'idée d'époque historique, 2004
Das Verhältnis des Menschen zur Natur wird ein wichtiger Aspekt des geschichtsphilosophischen Denkens in der Philosophie der Aufklärung und Frühromantik. Diese Diskussion konzentriert sich auf die verschiedenen Auslegungen des Fortschritts in der wissenschaftlich-technischen und ökonomischen Zivilisation und ihrer Rolle in der Naturbeherrschung. Die Idee des Fortschritts wird schon innerhalb der Aufklärung selbst auf zwei verschiedene Weisen ausgelegt: einerseits primär materiell als ökonomischer Zuwachs mit Hilfe der Wissenschaft und Technik und andererseits als ein primär moralischer oder kultureller Fortschritt. Die Rolle der Natur ist in dem ersten Modell die eines blossen Mittels, im anderen aber nicht: die Achtung der Natur wird ein wichtiges Element des wirklichen Fortschritts. Die frühromantische Kritik der Aufklärung hebt die Rolle der Natur noch stärker hervor: die Natur ist ein Symbol der göttlichen Schöpfungskraft und -ordnung. Die materielle und geistige Kultur des Menschen muss sich in diese Ordnung sowohl ästhetisch, als auch ethisch und politisch anpassen, also eine 'organische' Kultur bilden. Diese drei Richtungen bilden noch heute repräsentative Modelle für die Interpretation des geschichtlichen Mensch-Natur Verhältnisses. Ökonomischer und technologischer Fortschrittsglaube, die Idee eines vorwiegend kulturellen und gesellschaftlichen Fortschritts nach dem notwendigen Ende des ökonomischen Zuwachses und der archaistische 1 Fortschrittspessimismus sind noch heute zentrale Auslegungsmodelle des umweltgeschichtlichen Prozesses. 1. Einleitung Unsere Geschichtsauffassung stützt sich noch heute auf das Erbe der Aufklärung und Romantik. Die grundlegenden Fragen der Geschichtsphilosophie, z. B. die Fragen des geschichtlichen Fortschritts oder der 'organischen' Entwicklung, ökonomischen oder geistigen Grundlagen der Geschichte, Determinismus oder Freiheit in der Geschichte, Europazentrismus oder Geschichte der grossen Zivilisationen usw. wurden schon damals in Grundzügen diskutiert. Auch die Rolle der Naturbedingungen der Geschichte wurde ein zentrales Thema, das von Montesquieu bis Marx und Engels interessante Interpretationen fand. Daher kann man sagen, dass die Umweltgeschichte nicht erst eine Produktion der heutigen Umweltforschung ist. Wie in der Umwelt-oder Ökophilosophie, ist man sich aber noch nicht voll im klaren über die Traditionsgebundenheit dieser Denkrichtungen. Besonders die vorbildliche Rolle der -meines Erachtens -entscheidenden Periode von der Aufklärung bis Frühromantik ist noch nicht gründlich hinsichtlich des Umweltdenkens erforscht worden. Vor allem die Rolle der deutschen Philosophie jener Periode ist noch nicht zufriedenstellend geklärt worden. 1 Das ist ein grosser Mangel, weil die deutsche Diskussion auch für die Entstehung des Umweltdenkens z. B. in den Vereinigten Staaten (Emerson, Thoreau) eine wesentliche Quelle war. Besonders die angloamerikanische Forschung scheint aber noch nicht diese Abhängigkeit anzuerkennen, geschweige dann gründlich zu erforschen. 2 1 Die zur Zeit gründlichste Darstellung ist Gloy. Aber auch sie behandelt nicht die bedeutendsten Argumente, die vor allem bei Herder, Kant, Schelling und Schopenhauer zu finden sind. 2 Siehe z. B. Hargrove und Oelschlaeger. 2 Die Komplexität der philosophischen Traditionen wird in der Geschichte des Umweltdenkens auch noch nicht genügend berücksichtigt: Z. B. die Naturauffassung der Aufklärung ist eine weit komplexere Angelegenheit, als die gegenwärtige Forschung darstellt. Z. B. die Rolle der Tiere wird in ihr nicht nur gemäss der cartesianischen Tradition mechanistisch ausgelegt, sondern bei vielen zentralen Denkern der Aufklärung wird gerade umgekehrt die intellektuelle und moralische Nähe der Tiere zum Menschen hervorgehoben. Dies geschieht schon vor J. Benthams berühmter Aussagen über den moralischen Wert der Tiere: z. B. Hutcheson, Hume, Rousseau und Voltaire entwickeln diese Frage schon viel gründlicher als Bentham. Die zentrale Voraussetzung dieser Diskussion war die -Hobbes gegenüber konzipierte -Theorie der moralischen Sympathiegefühle ('moral sense') bei Shaftesbury und Hutcheson -daneben auch ein wichtiger Vorläufer des romantischen Naturgefühls (Taylor, S. 251-265). Diese Diskussion hatte aber auch eine noch wichtigere prinzipielle Bedeutung: die Natur wurde eine wesentliche Quelle der modernen Identität (ibid., S. 388-389, passim.). Die Natur wurde damals eigentlich als eine emanzipatorische Metapher hervorgehoben. Wesentlich war nicht mehr der noch für Descartes zentrale Gedanke des einerseits göttlichen, andererseits mechanischen Ordnungsprinzips, der den Handlungsraum des Menschen eindeutig bestimmt. Die politische, ethische und ästhetische Bedeutung der Natur sprengte diesen Rahmen des mechanistischen Denkens. Die Frage der Natürlichkeit der Gesellschaft, des Menschen, der Kultur wurde als eine moralische Motivationsfrage hervorgehoben und kritisch gegenüber den mechanistisch bestimmten Ordnungsprinzipien gestellt. Diese emanzipatorische Bewegung, die in der Aufklärung begann, bildet ein wichtiger Hintergrund der ganzen späteren Umweltdiskussion: Z. B. die gegenüber der Konsumgesellschaft kritische Diskussion über die Qualität des Lebens setzt diese emanzipatorische 3
Klimageschichten: Planet, Krise, Fiction
Eitel, Kathrin (Hrsg.) (2024). Klimageschichten - Planet. Krise. Fiction. Edition assemblage.
Klimageschichten bietet ein Kaleidoskop an Erzählungen aus verschiedenen Teilen der Welt zum Umgang mit Klimawandel. Lebendig und inspiriert erweitert es das Genre Climate Fiction um die ethnographische Perspektive. Der Klimawandel ist nicht länger Science Fiction. Er macht sich bemerkbar – und zwar hier und jetzt, ganz alltäglich. Sei es in Form von Hitzewellen, Fluten oder Erdrutschen. Inspiriert durch ethnographische Forschungen aus aller Welt, bricht das Buch mit positiv gerahmten Vorstellungen von technologischen Innovationen und politischen Wunderwaffen, indem es situativ und spekulativ den Umgang mit dem Klimawandel kontextualisiert. Der Band versammelt Erzählungen aus dem Hier und Jetzt, aus der fernen Zukunft und aus der Perspektive nicht-menschlicher Spezies. Dabei rückt er Fragen nach Umweltgerechtigkeit und toxischen Vermächtnissen in unser Bewusstsein und entfaltet auch Visionen für geteilte Zukünfte. ISBN: 978-3-96042-184-9
Zu einer geschichtlichen Reflexion über die Metapher
2003
The article expounds Jean Gebser’s views on the use of adjective through the history of the West. Starting from Gebser, it proposes a historical interpretation of metaphor on two levels, poetic practice and theoretical reflexion. The analysis contains examples from Classical Antiquity and old German poetry to the present, under special consideration of Spanish Baroque. Modern metaphor is characterized by the absence of analogy, which poses aesthetic and gnoseological problems and argues for a computer-assisted reformulation of Poetics.
Vulkane in der Umweltgeschichte oder das Problem der ‚Euphorie der Erkenntnis‘
2016
Interdisciplinary research promulgates euphoric hopes. By bringing together results of natural sciences and humanities scarce entries in historical data appear in a new light. A single account may offer a convincing explanation of a yet unexplored (or yet unconsidered) phenomenon of global or at least regional dimension. It illuminates the interrelation of nature and culture. One of these interrelations is impressively described in the remarkable article about volcanoes and the climate forcing in Carolingian age by Michael McCormick, Paul Edward Dutton and Paul A. Mayewski. This paper will briefly talk about the risks of scientific euphoria by discussing one particular dating of a volcano eruption in 939 mentioned in the article. The evidence seems to be conclusive in this case, however, uncertainties remain as soon as humanities and natural sciences bring forth their question marks. Definite answers still persist. Nevertheless, it is the proactive interdisciplinary dialogue that ma...
1993
ZusammenlasSUDg: In der Psychologie werden die Begriffe "Umwelt" bzw. "ökologisch" sowohl im Sinne von "Umwelt als Umgebung" als auch im Sinne von "Umwelt als Natur" verwendet. Aufgrund dieser Doppeldeutigkeit hat es den Anschein, als ob sich die ökologische Psychologie mit der Umweltkrise beschäftigen würde. Die konzeptionellen Grundlagen der Umweltpsychologie erlauben jedoch keine adäquate Behandlung der globalen ökologischen Krise. Eine Psychologie, die sich dieser Problemlage und den damit verbundenen aktuellen Anforderungen ernsthaft stellt, muß stattdessen als Psychologie der menschlichen Naturbeziehung konzipiert werden. Als zentrale Dimensionen der modemen Naturbeziehung werden das Geschlechterverhältnis, Arbeit und Konsum, die eigene Leiblichkeit und die Natur als Orientierung ausgemacht und im Hinblick auf deren psychologische Relevanz skizziert.