Die mittelalterlichen Bauten auf der Kyburg, Kanton Zürich. Eine Bestandesaufnahme mit neuen Erkenntnissen. In: Mittelalter 8, 2003/3, 61-98. (original) (raw)

Heinzle Bernd, Der Königshof von Zizers - Befundauswertung eines Profanbaus des frühen Mittelalters in Graubünden (CH). Masterarbeit Universität Innsbruck 2016.

2016

Der Gegenstand der vorliegenden Masterarbeit ist die Auswertung der freigelegten Befunde am "Schlossbungert" in Zizers. Die ursprünglich mitgeplante Darstellung, Beschreibung und Datierung der dabei getätigten Funde wurde Aufgrund des beschränkten Rahmens der Masterarbeit sowie zeitlicher Überlegungen nun ausgeklammert. Da für einen Teil des Fundmaterials schon entsprechende Recherchen gemacht wurden und sie in gezeichneter und fotografischer Form vorliegen, werden Funde die zur Interpretation eines Befundes wichtig sind, oder datierenden Charakter haben dennoch angesprochen. Unvollständigkeiten und eher vage Angaben sind dabei zu entschuldigen. Die Funde werden bei der geplanten Publikation für eine umfassende Auswertung ergänzt. Letzteres schliesst noch einen dritten Punkt mit ein, nämlich die historischen Quellen. Diese sind, entgegen der sonstigen Überlieferungssituation für die entsprechende Epoche, im Fall von Zizers und der am "Schlossbungert" freigelegten Strukturen aussergewöhnlich dicht und informativ. Sie wurden vom Autor dieser Arbeit im Zuge einer Diplomarbeit im Fach Geschichte gesondert untersucht. In einem kurzen Kapitel werden hier die Quintessenz und die speziell für die archäologische Auswertung interessanten Erkenntnisse aus der historischen Arbeit dargelegt. 1 Am Ende des Textes wurde ab Seite 202 ein Findmittel-Register eingefügt. Dabei wurden die in den Plänen nummerierten Befunde direkt mit den jeweiligen Textstellen verknüpft, in denen sie behandelt werden. 1. Einleitung 1.1. Zizers Das Strassendorf Zizers liegt rechtsrheinisch ca. 10km nördlich von Chur. Es befindet sich in leichter Hanglage im unteren Bereich eines gegen Westen gerichteten Rüfeschuttkegels. 2 Letzteres hat, neben allen Gefahren, für die Besiedlung und Bewirtschaftung durchaus Vorteile in Form einer hohen Fruchtbarkeit und einer guten Wasserzirkulation aufgrund der gleichmässigen und sanften Böschung. Daneben dürfte die Verkehrsführung sicher seit römischer Zeit diesseitig des Rheins bei Zizers eine wichtige Rolle gespielt haben. 3 Südöstlich des "Ortskernes" von Zizers mit der Kirche St. Peter und Paul, befindet sich die heutige reformierte Kirche (ehemals St. Andreas) und die Flur "Schlossbungert". 4

Eike Henning Michl, Castellum, Curia, Palatium?! Die mittelalterliche Besiedlungsgeschichte eines mainfränkischen Zentralortes auf dem Kapellberg bei Gerolzhofen. Bamberger Schriften zur Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit 5 (Bonn 2015).

"„Castellum, Curia, Palatium“ – Mit diesen drei durchaus plakativen und in der archäologisch-historischen Forschung bedeutungsschweren Begriffen wurde ein noch bis vor wenigen Jahren unbekanntes mittelalterliches Bodendenkmal im mainfränkischen Steigerwaldvorland nahe der unterfränkischen Stadt Gerolzhofen belegt, dessen Untersuchung ab 2007 im Rahmen eines großen und durch diverse Unterstützer ermöglichten Forschungsprojektes realisiert werden konnte. Mehrjährige archäologische Ausgrabungen auf dem Kapellberg bei Gerolzhofen, deren Dokumentation und Auswertung in der vorliegenden Studie nun erstmals umfassend der Öffentlichkeit vorgelegt werden, erbrachten eine Fülle von Funden und Befunden, die wesentlich zur Rekonstruktion der mittelalterlichen Geschichte Mainfrankens beitragen und durch unterschiedliche Aspekte darüber hinaus wichtige Informationen zu diversen Themengebieten der Mittelalterarchäologie liefern. Insbesondere während des 8. bis zum beginnenden 15. Jahrhundert stellte sich der kleine Bergsporn am Westrand des Steigerwaldes trotz eines auffälligen Mangels an Schriftquellen als ein zentraler Ort der Region und politisch-wirtschaftlicher Bezugspunkt sowohl der herrschenden Eliten als auch der lokalen Bevölkerung heraus. Ihren Anfang nimmt die Geschichte des Hügels in Form einer namenlosen spätmerowingerzeitlichen Burganlage mit mächtiger Wall-Graben-Befestigung und hölzerner Innenbebauung aus den Jahrzehnten um 700, die auch in karolingischer Zeit eine hohe strategische Bedeutung besaß. Für das fortgeschrittene 8. und 9. Jahrhundert kann der Platz gar als administrativer Mittelpunkt eines wichtigen Fiskalgutkomplexes angesprochen werden, der als einer von insgesamt 25 zur wirtschaftlichen Erstausstattung des neu gegründeten Bistums Würzburg herangezogenen Königshöfe in die Geschichtsbücher eingegangen ist. In ottonischer Zeit erweiterte man das "castellum", um einen im Zuge dieser Arbeiten ebenfalls errichteten steinernen Repräsentationsbau von etwa 40 m Länge und bis zu 14,40 m Breite zu schützen. Die Gestaltung dieses zweifelsfrei in die Mitte des 10. Jahrhunderts datierten und sakrale wie profane Funktionen in sich vereinenden Gebäudekomplexes findet seine Entsprechung in der Baukunst ottonischer Pfalzen oder Königshöfe und stellt somit ein hochkarätiges und überregional bedeutendes Zeugnis frühmittelalterlicher Herrschaftsarchitektur dar, als dessen Bauherren die "Schweinfurter Grafen" gelten dürfen und das sogar in der Chronik Thietmars von Merseburg erwähnt wird. Nach einer vermeintlichen Zerstörung oder Schleifung der Burg im Rahmen der die politische Landschaft Nordostbayerns erschütternden „Schweinfurter Fehde“ und einer im Zuge dessen erfolgten Entfremdung von ihren ursprünglichen Besitzern entwickelte sich der Kapellberg samt einer angrenzenden Siedlung Lindelach im hohen Mittelalter zu einem wichtigen Wirtschaftsstandort der Würzburger Bischöfe. In den folgenden Jahrhunderten des hohen Mittelalters wurde die Anlage durch weitere Baumaßnahmen den Anforderungen der neuen Besitzer angepasst und diente während der weltlichen Herrschaftskonsolidierung des Hochstifts Würzburg als „curia episcopi Lindeloch“ der mainfränkischen Diözese als politisch-ökonomischer Knotenpunkt und gleichsam Symbol der kirchlichen Macht in der Region, die mit Hilfe eines am Ort angesiedelten Ministerialengeschlechts aufrecht erhalten werden sollte. Diese Entwicklung gipfelte laut bischöflicher Kanzleischreiber im 14. Jahrhundert schließlich in der Erhebung des Ortes zu einem von nur fünf im Einflussbereich der Würzburger Kirche existierenden „pallacia“, bischöflichen Höfen mit Verwaltungs- und/oder Residenzcharakter. Diese zeichneten sich im Fall des Kapellbergs weiterhin durch eine zeitgemäße und repräsentative Architektur samt Inneneinrichtung aus und dienten dem reichhaltigen Fundmaterial des ausgehenden 14. Jahrhunderts zufolge weiterhin einer größeren Personengruppe als Wirkungsbereich. Nur wenige Jahrzehnte nach einer letzten und aufwendigen Um- und Ausbauphase des weiterhin mit Kapelle und profanen Räumen ausgestatteten Bauwerks fand selbiges offenbar im Verlauf des sogenannten „Fränkischen Städtekrieges“ seinen Niedergang, der sich anhand unterschiedlicher Indizien recht sicher in die Jahre um 1400 datieren lässt. Die Forschungen auf dem Kapellberg resultierten in der Neuentdeckung eines über siebenhundert Jahre existierenden Siedlungsplatzes des frühen bis späten Mittelalters, der auf künftigen Kartierungen mittelalterlicher Zentralorte nicht mehr fehlen darf. "