Perspektivität als Grundstruktur der Erkenntnis (original) (raw)
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This book explores the pluralistic epistemological model of a tenth-century South Asian philosopher and emphasizes the vital role of critique for establishing pluralism on rational grounds. The focus of the book is a text section from the Sanskrit work Satyaśāsanaparīkṣā, in which the Jaina scholar Vidyānandin discusses tenets of the Vaiśeṣika, a brahminical philosophical tradition. Vidyānandin refutes the Vaiśeṣika tenets by way of a systematic deconstruction of a key concept in the Vaiśeṣika ontological system, namely, the concept of inherence (samavāya). In the first part of the book, Vidyānandin’s uncompromising criticism of the Vaiśeşika is taken as an example for philosophical approaches to competing world views and examined in the context of the classical Jaina theory of manifoldness (anekāntavāda). Through the systematic differentiation of several forms of perspectivism it is shown that Vidyānandin’s edifice of thought offers a narrow path between relativism and dogmatism: It represents a form of epistemic pluralism, in which the identification of erroneous epistemic alternatives plays a crucial role for the establishment of valid epistemic alternatives. The second and third parts of the book contain a critical text and an extensively annotated translation of the text selection from the Satyaśāsanaparīkṣā. Vidyānandin’s arguments are examined against the backdrop of closely related passages from other Sanskrit works of the classical and medieval periods. The methodical analysis of these passages and the determination of their place in the argumentation’s structure allow for the identification of different layers of the text’s composition and reveal Vidyānandin’s specific contribution in a discourse that spanned centuries. Orders: http://www.istb.univie.ac.at/cgi-bin/sdn/sdn.cgi?order\_form=1 Reviews: J. Soni: Journal of the American Oriental Society 132.4 (2012) p. 695-697. J.D. Long: Religious Studies Review 39.3 (2013) p. 194. L. den Boer: Bulletin d’Études Indiennes 31 (2013) p. 267-272. J. Taber: Vienna Journal of South Asian Studies 55 (2013-2014 [2015]) p. 260-262. Find table of contents and reading extracts below.
Neoinstitutionalistische Ideen für Perspektivität in der Religionswissenschaft
In: E. Franke, V. Maske (Hg.), Religionswissenschaft zwischen Sozialwissenschaften, Geschichtswissenschaften und Kognitionsforschung, Marburg, 2014
Müsste man die Religionswissenschaft, wenn es sie nicht gäbe, erfinden?«, fragt Hubert Seiwert in einem Gedankenexperiment. Ich meine ja und möchte dafür Gründe liefern. Auch hier möchte ich zunächst wie Seiwert davon ausgehen, dass eine Fachgeschichte nicht ausreicht, die Identität eines Faches zu begründen. Denn in den letzten Jahrzehnten wurde Wirklichkeit unter dem Konzept des Diskurses in stets neuen Verhältnissen von Konzepten (critical terms) wie Sprache, Gesellschaft, Moderne, Macht, Subjektivität usw. rekonstruiert. Diese Wissenssortierungen geschehen entlang von systematischen und daher Fächer aufeinander beziehenden Perspektiven und seit writing culture und postmoderner Debatte immer unter Einbeziehung der eigenen Position. Diese Position wird dadurch zu einer Positionalität, dass sie sich wandelt, eine Vergangenheit und Interessen hat und unter Prämissen des eigenen (kulturellen) Systems steht. Solche Dynamiken konzeptioneller Wissensordnungen relativieren alle Fachgeschichten: indem sie Querverbindungen schaffen und Innovationen der einen Disziplin als Folge der anderen entpuppen und z. B. mit Strömungen wie dem Evolutionismus, Institutionalismus oder der Pluralisierung des Zivilisationstyps Moderne zusammenbinden. Neben der Relativierung von Fachgeschichte auf institutionelle Spezialisierungslinien hin teilen u. a. Soziologie, Psychologie und Ethnologie mit der Religionswissenschaft ein multiparadigmatisches Innenleben. Keine der genannten Disziplinen ist homogen in Bezug auf Methoden und Theorieansätze. Fachidentität sollte also nicht nur über Fachgeschichte und auch nicht über Theorien zum Namen gebenden Teil der Disziplin hergestellt werden, in unserem Falle von Religion. Auch hier ergeht es der Religionswissenschaft mit der »Religion« ähnlich wie den anderen Disziplinen, die entsprechend ihres historischen Entstehens im 19. Jahrhunderts Konzepte eben dieser Epoche im Na-In: E. Franke, V. Maske (Hg.), Religionswissenschaft zwischen Sozialwissenschaften, , 163-182. 164 | Anne Koch men führen. Man denke an die Ethnologie und die Dekonstruktionen der Begriffe Ethnie, Rasse, Volk, Volksgeist und Volksseele.
Nur Interpretationen? Perspektivismus bei Nietzsche
On Nietzsche’s perspectivism. The paper is in German. It's a conference presentation (28-29. Oct. 2011, Berlin, Tagung der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft für Philosophie, title of the conference: Wissenschaftstheorie und Wissenssoziologie). Hungarian version: „Csak interpretációk? Nietzsche perspektivizmusáról”, 2000, 2011.december, pp. 69-76.
Perspektivität als Grundstruktur der Erkenntnis. Chr. Asmuth, Q. Landenne (Hrsg.), ,, p. 145-166, 2018
Das Problem der Perspektive hat eine lange Forschungsgeschichte, die hier in ihre phänomenologische Tragweite und ihre Relevanz für die Kunst und Architektur der Renaissance und der Neuzeit dargestellt wird. Es wird die These vertreten, dass die Erkenntnis, die leiblich affektive Erfahrung verleihe der polymorphen Welt einen Sinn, der subjektiv–relativ ist und sich stets immer neu bildet, zu einem Bruch mit dem Paradigma der Natürlichkeit der Perspektivität führt – die Perspektive sei ein Abbild der erscheinenden Welt (Repräsentationsverhältnis) – und somit auch mit dem Glauben an die Kompossibilität der Welt – die Welt könne für einen Blick harmonisch konstituiert werden (Wahrnehmungsverhältnis). Dieser doppelte Paradigmawechsel geht außerdem mit der Einsicht einher, dass der Sinn der Welt nicht originär gegeben ist, als ob er eine in uns hineinversetzte Idee wäre, sondern erst nachträglich im Vollzug der leiblichen Erfahrung gestiftet wird, um sich in weitere offene Erfahrungsverläufe umzubilden. Dieser Bruch mit der Perspektive und der Kompossibilität hat zu einer tiefgreifenden Änderung unserer Beziehungen zum architektonischen Raum geführt, insofern wir nicht länger passive Betrachter, sondern kreative Entwerfer eines sich dynamisch verwandelnden, entperspektivierten Raumes sind. Um diese These zu beleuchten, wird erstens in die räumliche und zeitliche Perspektive aus phänomenologischer Sicht eingegangen, um nachfolgend deren Bruch in der Gestalt des Zerspringens der Repräsentation und der Kompossibilität zu erläutern. In einem letzten Schritt werden diese Einsichten anhand der Perspektive als Darstellungs– bzw. Entwurfsmethode des Raumes in ihrer Entstehungsgeschichte und ihrer symbolischen Funktion an architektonischen Beispielen veranschaulicht.
PROvisorischeTHESEN: Intellektuelle Bastelei an einer Erkenntnisprothese: "Vorerst geht das so!"
Zu den Dingen selbst! "Wir finden im Ding zwar nicht, was wir suchen, aber wie wir suchen. Die Entdeckungen, die wir am Ding machen können, überraschen das Ding, auf eine Weise, welche aus uns kommt. Also sind es Entdeckungen sowohl am Ding wie an uns selber." 1 Wie geht man mit Dingen um? Man be-greift sie, man hand-habt sie -man tut es einfach. Wie geht man mit Dingen im geistes-und kulturwissenschaftlichen Diskurs um? Das ist eine viel kompliziertere Frage. Nachdem der vielzitierte material turn in den Kulturwissenschaften den Fokus auf die Dinge und deren Materialität gesetzt und damit für Furore gesorgt hat, bemühen sich die Verteter_innen unterschiedlichster Disziplinen um einen partnerschaftlichen Dialog mit den Dingen. Die Sprache der Dinge soll dechiffriert werden, ihr Code entschlüsselt -das füllt zumindest die Überschriften zahlreicher Essays und Symposien. Die Hoffnung auf eine Unmittelbarkeit, mit der die Dinge uns anzusprechen gewillt sind, ist zum Einen getragen von der Verunsicherung des zunehmenden Umgebenseins mit "Undingen" 2 , wie Vilém Flusser Informationen im digitalen Zeitalter bezeichnet. Zum Anderen ist es auch der Dominanz eines radikalen Sozialkonstruktivismus geschuldet, der die Dinge und deren Materialität offensichtlich aus den Augen verloren hat und nun eine Aufmerksamkeitsverschiebung Richtung Materialiät fordert. Diese soll jedoch nicht von einer naiven technikdeterministischen Perspektive aus folgen, sondern aus der Idee des Dialogs, in dem die Aufmerksamkeit weg von Subjekt und Objekt in deren performative Interaktion gelenkt wird. Diese kleine ideengeschichtliche Kontextualisierung als Prolog zu den anstehenden Gedanken kann zugleich als Vorwarnung gesehen werden -so ist es doch sehr verlockend, in die Rhetorik der aktuell gefeierten Ding-Euphorie miteinzustimmen, ohne sich eigentlich wirklich zu fragen: ' In den Dialog treten mit den Dingen' -Wie soll das eigentlich gehen? Wenn man diesen Ansatz ernst nehmen möchte -und genau dies soll hier geschehen -muss man sich also diesem 'wie' widmen, d.h. methodische Vorüberlegungen tätigen und sich dabei der Paradoxie bewusst sein, dass diese theoriegeschwängerter und dingferner wohl nicht sein könnten. Diese fast fatalistische Einschätzung soll aber nicht entmutigen, sondern eher in deren Bejahung -ganz nach Nietzsches amor fati -Raum geben zum freien Spiel. "Gefragt wird nicht, was Dinge bedeuten, sondern wie Dinge im Forschungsprozess zu deuten sind," 3 so die Kulturwissenschaflterin Gudrun König. Folgerichtig wäre demzuzufügen noch die Abb. 4: Provisorische Lagerung der Positiv-Modelle aus Gips zur Herstellung individueller Prothesenschafte.Bild und Abbild, Form und Inhalt, Maß und Material spielen im Anpassungsprozess, wie auch in der philosophischen Reflexion darüber eine große Rolle. Abb. 2: Die beeindruckende Vielfalt der Werkzeuge und Materialien und dem dafür notwendigen Wissen lässt die Komplexität des zu ersetzenden Gegenstands, hier der Körperteile, erahnen.
1 Realität in der Perspektivität, Reflexivität und Rekursivität der Orientierung 1 Perspektivität, Reflexivität und Rekursivität sind konstitutiv für alle Orientierung. Die Orientierung hat in ihnen ihre ,innere' Realität und durch sie schafft sie die Realität, die als ,äußere' gilt, ohne dass sie selbst da einen Unterschied machen würde. Im Begriff Perspektivität wird gefasst, dass alle Möglichkeit, ,etwas' zu ,sehen', an einen ,Gesichtspunkt' oder ,Standpunkt' gebunden und durch einen ,Horizont' begrenzt ist. Die optische und räumliche Metaphorik symbolisiert komplexe, begrifflich schwer fassbare Strukturen. Sie geht vom Durchsehen (lat. perspicere) durch ein ,Perspektiv' aus, wie einst das jetzt sogenannte ,Spektiv' oder ,Beobachtungsfernrohr' hieß: Es verschärft die Sicht, indem sie sie verengt (das gilt ebenso von ,Teleskopen' wie von ,Mikroskopen'). In nicht-metaphorischer, luhmannscher Begrifflichkeit spezifizieren ein Perspektiv und seine Perspektive durch Selektion: Sie fokussieren oder seligieren ,etwas', das erst dadurch als ein ,etwas' sichtbar wird, dass es anderes ausschließt. Dem folgt alle Beobachtung, ,Beobachtung' mit Niklas Luhmann als ,Bezeichnung durch Unterscheidung' oder mit Spencer Brown als ,indication through distinction' verstanden.
International Yearbook for Hermeneutics, 2023
Human existence can be called finite in various respects. This essay is concerned with finitude in the sense of the necessarily limited character of our knowledge. This meaning of finitude is sometimes expressed by the notion of perspectivity: our knowledge is bound to our standpoint, whether literally to our position in space, or to our linguistic-cultural identity. The author makes an attempt to reconstruct the relevant philosophical analyses, as we find them especially in phenomenology and hermeneutics, and to ask how exactly they conceptualize perspectival self-consciousness and what finitude means in this context. In conclusion, the concept of finitude relevant to this tradition of thought is delineated. Finitude here is not to be thought of as a kind of starting point, but as a result that is worked out, as well as lost.