Literaturauszug aus: Seminararbeit Emotionsregulation und Arbeitszufriedenheit (original) (raw)

Emotionsregulation von Lehrkräften: Umgang mit Gefühlen als Teil der Arbeit

Arbeitsort Schule, 2008

Emotionale Anforderungen im Lehrberuf 12.1 12.1 Emotionale Anforderungen im Lehrberuf Der Lehrberuf gehört zu den personenbezogenen Dienstleistungsberufen, die sich durch häufigen direkten Kontakt mit anderen Menschen während der Arbeit auszeichnen (Nerdinger, 1994). Die Interaktionen sind notwendig zur Aufgabenerledigung und gehen mit einer unmittelbaren Bereitstellung einer Dienstleistung einher. Während die Nutznießer der Dienstleistung in anderen Branchen als Kunden, Klienten oder Patienten bezeichnet werden, sind solche Formulierungen im Schulbereich unangemessen. Dennoch gilt, dass Schüler und Eltern Nutznießer von Dienstleistungen sind, die von Lehrkräften erbracht werden. Dies betrifft sowohl den direkten Kontakt mit den Schülern im Unterricht als auch die außerunterrichtliche Schülerinteraktionen (z.B. während der Pausenaufsicht oder bei Klassenfahrten) oder den Austausch mit den Eltern. In den letzten Jahren hat sich die Sichtweise verbreitet, dass bei solchen personenbezogenen Dienstleistungsberufen der Umgang mit den eigenen Gefühlen, deren Beeinflussung ("Regulation") und auch die Beeinflussung der Gefühle des Gegenübers (z.B. der Schüler) als besondere Arbeitsanforderungen zu betrachten sind. Häufig wird nicht von Emotionsregulation, sondern von Emotionsarbeit gesprochen, um zu betonen, dass die Emotionsregulation Teil der Aufgabenerledigung ist und die ausführende Person dafür entlohnt wird. 1 Emotionsarbeit ist die bezahlte Arbeit, bei der ein Management der eigenen Gefühle notwendig ist, um nach außen hin in Mimik, Stimme und Gestik ein bestimmtes Gefühl zum Ausdruck zu bringen, unabhängig davon, ob dies mit den inneren Empfindungen übereinstimmt oder nicht (Hochschild, 1990). Wie sollte eine Lehrkraft auf Unterrichtsstörungen, auf zu spät kommende Schüler oder Nebengespräche reagieren? Mit welchem Gesichtsausdruck und welcher Stimmlage sollte eine Lehrkraft eine 1 Ausgeschlossen wird Emotionsregulation im Umgang mit Arbeitskollegen und Vorgesetzten. Solche Interaktionen finden in allen Berufen statt. Nicht berücksichtigt werden Emotionen, die zwar in der Arbeit ausgelöst werden, bisweilen sogar extrem belastend und traumatisch sein können, aber nicht auf einer direkten Interaktion beruhen (z.B. wenn ein Rettungssanitäter an einen Unfallort mit zahlreichen Toten kommt).

Emotionsregulation : Vom Umgang mit Prüfungsangst

2006

Prüfungen sind heute ein alltäglicher Bestandteil des Lebens. Von ihren Resultaten hängt für den Einzelnen oft sehr viel ab: Zu den Grundprinzipien einer Leistungsgesellschaft gehört es, Bildungs-und Berufschancen von individuellen Leistungen und Fähigkeiten abhängig zu machen. Gegenüber Gesellschaftssystemen, in denen Geburt oder geerbtes Geld die zentrale Rolle spielen, ist dies als entscheidender historischer Fortschritt anzusehen. Gleichzeitig aber hat dieser Fortschritt auch seinen Preis. Zu den Nebenwirkungen eines meritokratischen, leistungsorientierten Systems zählt, dass jeder Einzelne um Erfolge kämpfen und Misserfolge fürchten muss. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Leistungs-und Prüfungsangst seit dem letzten Jahrhundert ein weit verbreitetes emotionales Problem darstellen. In Interviewerhebungen haben wir gefunden, dass leistungsbezogene Angst die von Studierenden am häufigsten berichtete Emotion ist (Pekrun, 1992a), und spätestens ab Beginn der Sekundarstufe handelt es sich auch bei Schülerinnen und Schülern um eine häufig erlebte Emotion. Bei Prüfungsangst (engl. "test anxiety") handelt es sich um Angst, die sich auf Prüfungen bezieht, also auf Situationen einer zielgerichteten Erhebung und Bewertung von Leistungen, und damit um eine spezielle, auf eine bestimmte Situationsklasse gerichtete Form einer Bewertungsangst. Angst kann vor einer Prüfung erlebt werden, aber auch während und nach der Prüfung (z. B. in Erwartung des Prüfungsergebnisses). Prüfungsbezogene Angst umfasst vor allem die folgenden Emotionskomponenten (Pekrun, Goetz, Perry, Kramer & Hochstadt, 2004; Zeidner, 1998): 1. Affektive Komponente: Unlustvolles, nervöses Gefühl der affektiven Erregung, das physiologisch an Subsysteme des limbischen Systems gebunden ist. 2. Kognitive Komponente: Sorgen um einen drohenden Misserfolg und seine möglichen Konsequenzen. 3. Physiologische Komponente: Periphere physiologische Aktivierung mit Symptomen wie erhöhter Herzfrequenz, Schwitzen, Übelkeit etc. 4. Motivationale Komponente: Flucht-und Vermeidungstendenzen. Seit Liebert und Morris (1967) werden die affektive und die physiologische Komponente gemeinsam häufig als "emotionality" bezeichnet, die kognitive Komponente als "worry". Bedeutsam ist ferner die Unterscheidung von aktuell erlebter Prüfungsangst (state test anxiety) einerseits und habitueller, persönlichkeitsspezifischer Prüfungsangst (trait test anxiety) andererseits. Prüfungsangst hat Folgen für Lernprozesse, Prüfungsleistungen, Persönlichkeitsentwicklung und Gesundheit. Zwar können diese Folgen recht komplexer Art sein, für

Emotionsarbeit – Ein Review zu Gestaltungsaussagen

Zeitschrift für Arbeitswissenschaft, 2017

Zusammenfassung Ergebnisse eines Reviews zum Thema Emotionsarbeit werden vorgestellt, in dem auf Basis einer Literatursuche Vorschläge zur Arbeitsgestaltung und deren Umsetzung untersucht wurden. Emotionsarbeit umfasst das Zeigen bzw. Unterdrücken bestimmter Emotionen bei Interaktionen mit Dritten (z. B. Kunden, Patienten). Obwohl bisherige Erkenntnisse mehrheitlich auf Querschnittuntersuchungen fußen, wird Emotionsarbeit vorwiegend als ursächlicher Faktor für diverse Beanspruchungsfolgen angesehen. Viele Praxisempfehlungen setzen deshalb bei unterschiedlichen Facetten von Emotionsarbeit an. So wird oftmals geraten, Emotionsregulationskompetenzen bereits bei der Personalauswahl zu berücksichtigen oder diese durch Trainings zu verbessern. Da bedingungsbezogene Aspekte für Emotionsarbeit wie Darstellungsregeln bisher kaum untersucht wurden, gibt es bisher nur vereinzelte Vorschläge für deren Gestaltung. Empfehlungen beziehen sich deshalb häufig auf andere Arbeitsbedingungen, wie zum Beispiel der Erhöhung des situativen Handlungsspielraums. Insgesamt wurde die Mehrheit der ausgewerteten Gestaltungsaussagen keiner empirischen Wirksamkeitsüberprüfung unterzogen. Für die Entwicklung von gesichertem Gestaltungswissen sind künftige Studien mit gezielten Interventionen vonnöten.

Pandemie der Gefühle. Emotionslinguistisches aus Marlene Streeruwitzʼ Covid-19-Roman

Beiträge zur germanistischen Sprachwissenschaft. Festschrift für Lenka Vaňková, 2022

Pandemia of Emotions. Emotional linguistics in Marlene Streeruwitz's covid 19 novel Whenever we try to describe emotionality in a text, we should not analyse only individual emotions like love, hate, anger or fear, we also have to focus on the atmosphere and the mood in this text. It is a matter of general emotionality that defines a text at its best. The article works on this fundamental understanding out of the "Covid-19-Roman" (covid 19 novel) So ist die Welt geworden by Marlene Streeruwitz. In this novel we do not find many emotional words, but a general mood of discomfort, created primarily by syntactic means.

Emotionen Und Emotionsmanagement in Günter Grass’ Novelle Im Krebsgang Und Im Umfeld Ihrer Rezeption

2017

Mit dem Thema Flucht und Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten Deutschlands infolge des Zweiten Weltkriegs setzte die Veroffentlichung der Novelle Im Krebsgang von Gunter Grass im Jahre 2002 einen neuen Schwerpunkt in der nicht nur literarischen Aufarbeitung von Nationalsozialismus und seinen Konsequenzen. Die Tatsache, dass Grass hier dem Leiden Deutscher als Folge des Kriegs ausdrucklich das Recht auf Erinnerung zuspricht, die jahrzehntelang als politisch nicht korrekt aus dem offiziellen Gedachtnis ausgeklammert blieb, fuhrte zu einer als Reaktion auf fiktionale Literatur ausergewohnlich scharfen offentlichen Auseinandersetzung zwischen Befurwortern und Gegnern der Haltung des Autors. Grass wurde sogar vorgeworfen, er wolle einer Selbstviktimisierung der Deutschen mit dem Ziel der historischen Umcodierung des Tater- zu einem Opfervolk Vorschub leisten. Die Rezeption der Novelle bei ihrer Veroffentlichung war angesichts des emotional sehr belasteten Themas naturgemas ebenf...

Literaturauszug aus: Margit Osterloh - Handlungsspielräume und Infoverarbeitung

1983

Vor der Phase der Reform und der Expansion des Bildunssystems, ging man allgemein davon aus, dass die vom Bildungssystem produzierte Hierarchie der Qualifikationen weitgehend mit der Status-hierarchie des Beschäftigungssystems übereinstimmte. Als exklusiv und elitär werden Positionen auf den höchsten Stufen der Hierarchie deshalb bezeichnet, weil sie nur "einen geringen Anteil aller Berufspositionen ausmachen und sich gegenüber den übrigen Berufs-positionen dadurch auszeichnen, dass sie größere Chancen der Verwendung und der Erhaltung von Qualifikationen implizieren ..." Damit ist eine Übereinstimmung von Status, Qualifikationsanwendung und Grad an Verfügung über sich und andere postuliert, die in der bildungswissenschaftlichen Diskussion wie in der breiteren Öffentlichkeit lange Zeit als gültig angesehen wurde. - Die sinnvolle Verwendung hochqualifizierter Arbeitskräfte erfordert Handlungs-situationen, die sich auszeichnen durch Unbestimmtheit des Arbeitshandelns und der Leistung ziele. Umgekehrt verlangen Arbeitsaufgaben dieses Typs auch eine besonders hohe Qualifikation des Arbeitenden. ... - Handlungsspielräume sind umso größer, je höher die Position. Die Bildungswerbung ließ einen großen Teil der Bevölkerung auf die Zusammenhänge von hohem Bildungserfolg, sozioökonomischen Status und damit verknüpften Lebenschancen aufmerksam werden. Als primäre oder definierende Variablen der sozialen Schichtung und damit der sozial bedingten Lebenschancen werden Beruf, Ursprung und Höhe des Einkommens, Macht, Prestige und Ideologie genannt; als sekundäre und abhängige Variablen z.B. Konsumverhalten, Sterblichkeitsraten, Wert- und Normvorstellungen. Die Erkenntnis, dass der formal freie Zugang zu weiterführenden Bildungseinrichtungen bisher vorwiegend zur Legitimation der ständigen Selbstrekrutierung der oberen sozialen Schichten im Rahmen eines am Marktmechanismus orientierten Leistungsprinzips gedient hat, führte zur politischen Forderung nach Chancengleichheit.

Neues Arbeiten: Formen der Handlungsautonomie und deren Auswirkung auf die Arbeitszufriedenheit

2015

Laufende Veränderungen der Arbeitsumwelt bringen neue Anforderungen an Unternehmen und Beschäftige mit sich und haben Anpassungen der Arbeitsweisen zur Folge. Neue Konzepte schaffen mehr Flexibilität und Handlungsspielraum für die Angestellten und sollen die Arbeitszufriedenheit erhöhen. In der Diplomarbeit werden vier Formen der Handlungsautonomie definiert und der Zusammenhang mit der Arbeitszufriedenheit untersucht. Ziel ist es festzustellen welche Formen der Handlungsautonomie beim Neuen Arbeiten auftreten und wie diese die Arbeitszufriedenheit beeinflussen. Dazu wurde in einer Niederlassung eines international tätigen Unternehmens der Elektronikbranche eine qualitative Sozialforschung durchgeführt. Zwei Interviewreihen mit zehn Beschäftigen, ein Durchgang vor der Umstellung der Arbeitsweise und ein Durchgang nach einem Jahr, lieferten die auszuwertenden Daten. Die Bearbeitung und Analyse dieser Daten erfolgte nach einem angepassten Leitfaden für qualitative Inhaltsanalysen nach...