Antijüdische Gewalt im Sommer 1941 in der Westukraine: die Fälle Žovkva, Kam"janka Strumylova und Bus'k (original) (raw)

Kai Struve, Deutsche Herrschaft, ukrainischer Nationalismus, antijüdische Gewalt. Der Sommer 1941 in der Westukraine. Berlin/Boston, De Gruyter Oldenbourg 2015

Historische Zeitschrift, 2018

Bei der Verteilung der Geschäfte in politischen Strafsachen spielte der zweite Senat des Kammergerichts eine wichtige Rolle. Er nahm die Bestellung der Personen vor, die an der Hauptverhandlung teilnahmen und "für Recht erkannten": den Vorsitzenden, zwei beisitzende Richter und einen Staatsanwalt. Auffällig ist die personelle Kontinuität in der Besetzung der Gerichte, die Todesurteile fällten. In einem Verfahren zur Vorbereitung zum Hochverrat, in dem fünf Angeklagte im März 1944 wegen "Betätigung in einem kommunistischen Kampfbund" zum Tode verurteilt und hingerichtet wurden, fungierten Kammergerichtsrat Rothenburg als Vorsitzender und Amtsgerichtsrat Dr. Schröder als Staatsanwalt (S. 97f. u. 434). Eine Sammelanklage gegen bei der Reichsbahn eingesetzte französische Zwangsarbeiter wegen Feindbegünstigung, angestrengt am 20.Juli 1944 in Braunschweig, führten ebenfalls Rothenburg als beisitzender Richter und Dr. Schröder als Staatsanwalt (S. 435). Die Angeklagten, so argumentierte das Gericht, hätten, "um der Kriegsmacht des Reichs Nachteil zuzufügen, bei ihrem Arbeitseinsatz in Deutschland im Jahre 1943 einander zu nachlässiger Arbeit aufgefordert oder sich in dem Entschluss zu Sabotagehandlungen bestärkt und ermuntert". Erschwerend komme hinzu, dass sie "den Sieg der Feinde Deutschlands wünschten" (S. 237f.). Fünf Angeklagte wurden schuldig gesprochen. Die Todesurteile wurden im September 1944 vollstreckt. Die Dokumentation fügt der Verbrechensgeschichte des "Dritten Reichs" einen Abschnitt hinzu, der betroffen macht. Doch es stellt sich die Frage, ob bei dem ehemals preußischen Kammergericht die Strafgerichtsbarkeit in den letzten beiden Kriegsjahren auf den Typus eifernder Juristen reduziert werden kann. Dazu reichen die Informationen zu Rothenburg/Schröder und deren Wirkungskreis nicht aus.

"Trotzki ist kein Jude". Antisemitismus in Russland nach der Oktoberrevolution

Sans prase, 2018

Für diesen Antisemitismus auf Seiten der Revolution liegen nur wenige zeitgenössische Hinweise vor: Die Anarchistin Emma Goldman, die 1919 aus den Vereinigten Staaten von Amerika ausgewiesen und nach Russland gebracht wurde, zitierte 1922 in ihrem Reiseberichtsbuch aus Gesprächen mit Jüdinnen und Juden und klagte die Judenfeindschaft innerhalb der Roten Armee an. [...] Ihr Freund Alexander Berkman gab ähnliche Gespräche in seinem Reisebericht "Der bolschewistische Mythos", 1925 im Original veröffentlicht, wieder. In Berkmans und Goldmans Berichten finden sich Beispiele für Hetztiraden einzelner Personen, die sie mit angehört hatten, aber auch erste Versuche, die Ursachen eines Antisemitismus in der politischen Linken zu erklären. Weitere frühe Schilderungen sind Isaak Babels "Tagebuch 1920", das er als Soldat der Kosaken im Krieg gegen Polen führte, und der autobiografisch inspirierte Erzählband "Die Reiterarmee" sowie Leo Trotzkis Autobiografie "Mein Leben".

Antisemitische Vorfälle in Ungarn 1945–1948

Wolfgang Benz, Brigitte Mihok (Hrsg.) „Juden unerwünscht“ Anfeindungen und Ausschreitungen nach dem Holocaust, 2016

Hintergründe und Erklärungen 1 Den bislang aufgearbeiteten Quellen zufolge ereigneten sich in Ungarn zwischen 1945 und 1948 mindestens 250 antisemitische Vorfälle. In 16 Ortschaften kam es (in insgesamt 21 Fällen) zu gemeinschaftlich begangenen Straf-und schweren Gewalttaten: Mord, Misshandlungen, Raub und Verwüstung mit beträchtlichem materiellen Schaden. 2 Darüber hinaus waren Raubmorde, deren antisemitischer Beweggrund nicht immer nachweisbar ist, Prügeleien im Rahmen persönlicher Auseinandersetzungen sowie Friedhofsschändungen zu verzeichnen. Die bedeutsamsten Vorfälle, einschließlich der Mehrheit der zwanzig schwerwiegendsten Konflikte, fanden in der Region jenseits der Theiß (Tiszántúl) und in den nördlichen Industriegebieten statt. Am meisten betroffen waren die Umgebung von Miskolc sowie die Regionen Nagykunság, Hajdúság und Viharsarok. Gemeinsam war diesen Regionen, dass hier eine unterversorgte und unzufriedene bäuerliche Bevölkerung bzw. Industriearbeiterschaft lebte.

Antisemitismus in der katholischen Tageszeitung Hrvatski Glas im Jahr 1941

Edinost in dialog, 2020

Antisemitismus in der katholischen Tageszeitung Hrvatski Glas im Jahr 1941 Anti-Semitism in the Catholic daily newspaper Hrvatski Glas in 1941 Antisemitizem v katoliškem dnevniku Hrvatski Glas v letu 1941 Zusammenfassung: Die Abhandlung untersucht das Verhältnis zwischen der katholischen Kirche und der jüdischen Gemeinde in einer für Juden besonders wichtigen und traumatischen Zeit wie die Gründung und Konsolidierung der neuen Ustascha-Regierung im Unabhängigen Staat Kroatien im Jahre 1941. Da die katholische Tageszeitung Hrvatski Glas (Kroatische Stimme) von Januar bis Ende August 1941 regelmäßig aufgelegt wurde, wird man durch die Analyse von Zeitungsinhalten nach Antworten auf die folgenden Fragen suchen: Wie geht diese katholische Zeitung mit der Judenfrage um, die mit der Gründung des Unabhängigen Staates Kroatien besonders relevant wurde? Ist der Antisemitismus, und in welchem Maße, in dieser Zeitung vorhanden? Ist er etwas Auferlegtes oder kann man auf eine ungezwungene Zusammenarbeit zwischen der Zeitungsredaktion und den Ustascha-Behörden schließen? Mit der komparativen Analyse wird man den antisemitischen Inhalt von Hrvatski Glas mit anderen katholischen Medien vergleichen, um Übereinstimmungen und Unterschiede zu diesem Thema in einem breiteren Kontext festzustellen. Betrachtet man die gesamte katholische Presse auf dem Gebiet des Unabhängigen Staates Kroatien mit dem Schwerpunkt Antisemitismus, so kann man eine Vielzahl möglicher Reaktionen auf den offiziellen Antisemitismus der Ustascha-Behörden feststellen. Diese Untersuchung zeigt, dass Hrvatski Glas zu dem Kreis der Zeitungen gehörte, die die antisemitische Politik der Ustascha-Regierung aktiv und vorbehaltlos unterstützt hat.