Berlin - Die Sinfonie der Großstadt. Zur Originalstummfilmmusik von Edmund Meisel und einem heutigen Rekonstruktionsversuch (original) (raw)

Der Musikfilm als Form des Dokumentarfilms : Eine Untersuchung über die Erzeugung einer realistischen Illusion im Dokumentarfilm anhand einer Analyse des Musikfilms Berlin - Die Sinfonie der Grosstadt

2013

Der Film BERLIN – DIE SINFONIE DER GROSSTADT (1927, Walter Ruttman) gilt bis heute als der Sinfonische Dokumentarfilm schlechthin. Er präsentiert nicht nur die Traditionslinien, die ihre Wurzeln in der neuen Sachlichkeit und den ersten Dokumentarfilmtheorien fanden, sondern auch die künstlerische und filmische Vorstellung von Ruttmann. Um den höchsten Grad an Objektivität in der Realitätsdarstellung zu erreichen, hat dieser Film einerseits treu alle theoretischen und ästhetischen Gedanken der neusachlichen Kunst zum ersten Mal filmisch in einem DOKUMENTARFILM dargestellt. Noch dazu drückt der Berlin-Film seinen kulturellen Beitrag mit ausschliesslich filmischen Mitteln aus, also mit rein visuellen Mitteln, oder anders gesagt mit FILMSPRACHE. Im Gegensatz zur ersten Ankündigung des Films und der Filmliteratur, die den Film als Dokumentarfilm ansehen, ist er in Wirklichkeit einer der ersten innovativen Musikfilme in seinem historischen Kontext, welcher mit der Montage von Wirklichkeit...

Die audio-visuelle Komposition von Raum. Berlin. Die Sinfonie der Großstadt und neue Urbanität; in Bredella, Nathalie; Dähne Chris (Hg.): Infrastrukturen des Urbanen. Soundscapes, Landscapes, Netscapes, Bielefeld: Transcript 2013, S. 21-45.

Die Sinfonie der Großstadt und neue Urbanität CHRIS DÄHNE Voller Erleuchtung tritt Carl Mayer nach Sichtung Sergej Eisensteins Panzerkreuzer Potemkin auf die Straße und äußert seine Begeisterung für die bewegte Lebenswelt. Mitten im Verkehrsgewühl vor dem UFA-Palast am Zoo in Berlin stehend, ersinnt er die Idee eines Drehbuchs. Diese setzt der Regisseur Walter Ruttmann um, indem er aus den urbanen Bewegungen Die Sinfonie der Großstadt Berlins (1927) montiert. Prägnant sind Dynamik und Rhythmus, die im Film nach musikalischen Kompositionsprinzipien aufeinanderfolgen. Es ist die Musik, die auch den Architekten Erich Mendelsohn zum Fassadenentwurf des Verlagshauses des Berliner Tageblatts (1921-23) inspiriert. Unter ihrem akustischen Eindruck fertigt er die entscheidende Skizze an, überträgt Klänge (Hören) in eine Zeichnung (Sehen) und letztendlich in ein neuzeitliches Bauwerk. Es befindet sich am Eckpunkt zweier Straßen der Berliner-Mitte und soll ein lebendiges Bewegungselement des urbanen Raumes sein. An der Infrastruktur, den Bewegungen auf den Verkehrsnetzen sowie deren Wahrnehmung, erkennen die Film-und Baukunst eine veränderte Urbanität. Mit der Stadtsinfonie und einer Architektur des Neuen Bauens reagieren sie auf Tempo und Bewegung der beschleunigten Zeit, mit denen Raum sinnlich wahrgenommen und schöpferisch generiert wird. Ausgehend vom Erleben des urbanen Raums, das nahezu filmische Eindrücke produ-DIE AUDIO-VISUELLE KOMPOSITION DES BEWEGTEN RAUMS | 9 ziert, versucht auch die Baukunst ihre Entwürfe in Bewegtbilder und Begriffe der Kinematografie zu fassen. 1 Diese beschreiben kinematische Effekte und Eindrücke von Ruhe und Bewegung, Zusammenfügung und Teilung, Gliederung und Komposition und fließen daher in den Entwurf von Architektur ein. Rhythmus wird als Maß der Bewegung zum wesentlichen Charakteristikum urbaner Räume und ihren Architekturen. Er wird in eine das Werk ordnende und gestaltende Komposition mit der Absicht übertragen, organische und lebendig empfundene Räume zu schaffen. In diesem Prozess wird die Wahrnehmung auf eine andere künstlerische Ausdrucksform übertragen: hier auf den Film und die Architektur. Ihre schöpferische Gestaltung erfolgt mittels Ordnungs-und Strukturprinzipien der Musik: die Sinfonie (Ruttmann) und die Fuge (Mendelsohn). Mit diesem formalen Konzept gelingt es, die rhythmischen Bewegungen urbanen Raums in eine nahezu audio-visuelle Komposition zu übersetzen. Erst als theoretische Überlegung, Skizze und Entwurf findet der bewegte Raum letztendlich zu architektonischer Gestalt. Vom Film dokumentiert und rezipiert, gleichsam analysiert und produziert ist er Ausdruck des allgemein so erlebten physischen Raums. In diesem Beitrag wird angenommen, dass der Entwurf von bewegtem Raum auf einer sinnlichen Wahrnehmung dynamischer Umgebung beruht. Dabei schreiben sich Fortbewegungsmittel und Verkehrsnetze in die schöpferischen Werke ein, wie die gewählten beiden Beispiele von Berlin aus den 1920er Jahren, die Stadtsinfonie und das Verlagshaus Mosse, es darstellen sollen. Hierfür werden theoretischen Überlegungen von Walter Gropius, Peter Behrens und Erich Mendelsohn, Entwurfs-und Gestaltungsprinzipien skizziert, welche zu deren analytisch-kritischen Auseinandersetzungen führten. Dies erfolgt im Hinblick der bestehen Analogien zwischen Ton-und Bildwelt, mit denen die Bau-und Filmkunst den Zeitgeist und Fortschritt moderner Räume postulieren. 1 Krausse, Joachim: Raum aus Zeit -Architektur aus der Bewegung; in: arch+, Nr.32 (1999), S. 22-29.

Die Sinfonie der Großstadt. Berlin und New York

Die berühmteste künstlerische Darstellung der vielstimmigen Geräuschwelt Berlins in den 1920er Jahren war ein Stummfilm: Walter Ruttmanns Berlin -Die Sinfonie der Großstadt von 1927. Ruttmann drehte allerdings nicht nur diesen Film, sondern schuf drei Jahre später auch die erste Klangcollage der Radio-und Hörspielgeschichte. Unter dem Titel Weekend hielt er ein typisches großstädtisches Wochenende allein mit Geräuschen fest. Neben der Arbeit hört man den Verkehr, die Konsumwelt der Warenhäuser und die Ruhe der sonntäglichen Fahrt ins Grüne. Besonders der Lärm des Verkehrs und des öffentlichen Lebens war um 1930 nicht nur in Berlin, sondern in allen industrialisierten Großstädten der Welt ein viel diskutiertes Thema. Das zeigt auch das Beispiel New Yorks, wo 1929 eigens eine städtische Lärmbekämpfungskommission eingesetzt wurde. Allerdings bestand und besteht die Geräuschwelt der Großstadt nicht nur aus Verkehrslärm, sondern auch aus Klängen des Vergnügens und nicht zuletzt der Politik.

Eine Neubearbeitung der Original-Musik Eduard Künnekes zum Stummfilm DAS BLUMENWUNDER für Orgel / Kinoorgel

Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung

The silent movie DAS BLUMENWUNDER (D 1926, Max Reichmann) produced 1922–1925, duration: 63 min. illustrates many different plants and blossoms as dynamic, living organisms by using time-lapse footage. An introductory background story as well as seven dance scenes complement to the plants reviving due to the time-lapse technique. The expression of the pictures is greatly intensified by the musical accompaniment composed by Eduard Künneke in 1926. DAS BLUMENWUNDER blends dramatic, scientific and educational elements typical of a Kulturfilm (culture film), but this movie is still quite unknown. Since the rediscovery of the musical accompaniment from 1926, which matches the footage exactly, this movie has been performed many times and has become available on DVD. To also provide Künneke’s film music to solo accompanists, the author has transcribed the score for (theatre) organ or, alternatively, for two pianos as close to the 1926 version as possible. Remarks regarding this new arrang...

Georg Simmel und die aktuelle Stadtforschung: Einleitung

Georg Simmel und die aktuelle Stadtforschung, 2011

hat mit seinem Aufsatz Die Großstädte und das Geistesleben (1903) den Anstoß für eine sozial-und kulturwissenschaftliche Stadtforschung gegeben. Für Simmel verkörperten Großstädte den Sitz der Moderne-Orte, an denen sich durch Arbeitsteilung und Spezialisierung eine besondere Produktivkraft herausbildet, Orte, an denen das Individuum einen bis dahin unbekannten Grad an persönlicher Freiheit erlangt und an denen wesentliche gesellschaftliche Austauschprozesse stattfinden. Mit diesem Buch, einem Herausgeberwerk des Georg-Simmel-Zentrums für Metropolenforschung der Humboldt-Universität zu Berlin, gehen wir der Frage nach, welche Relevanz Simmel für die heutige Stadtforschung besitzt. Insbesondere möchten wir das interdisziplinäre Potenzial des Simmelschen Ansatzes aufzeigen. Die Relevanz von Simmel für die aktuelle Stadtforschung lässt sich auf verschiedene Weisen erkunden, welche sich auch in der Aufteilung des Buches widerspiegeln. Offensichtlich spielt Simmel eine Rolle für die gegenwärtige Metropolenforschung, d. h. die Forschung zu den besonderen Städten, den heutigen Weltstädten, die sich durch Kreativität oder wirtschaftliche Macht auszeichnen. Dies sollen Beiträge im Teil "Metropolenforschung" aufzeigen. Eine spannende Frage ist darüber hinaus, welchen Beitrag Simmels Werk heute zur Forschung über Segregation und überhaupt zur Abbildung der sozialen Frage in der Stadt leisten kann. Mit dieser Frage befassen sich die Kapitel in den Teilen zu "Soziale Grenzen in der Stadt" und "Das städtische Individuum und das/der Fremde". Das interdisziplinäre Potenzial in Simmels Werk zeigt sich in den Beiträgen aus dem Bereich Architektur. Georg Simmel war ein Vieldenker-was ihm den nicht immer nützlichen Titel eines "geistreichen Aphoristikers" einbrachte. Er hat sich zu einer erstaunlichen Zahl an Phänomenen geäußert, wie z. B. zur Symbolik von Brücke und Tür, zur sozialen Funktion von Moden oder zu Rom, Venedig und Florenz. Bindet man diese Schriften zurück an die großen Theorie-Werke Simmels, die Philosophie des Geldes (1900) oder die Soziologie (1908), so gewinnt man eine z. T. sehr moderne theoretische Perspektive auf Architektur. Diesen Versuch einer Reflexion von Architektur aus Simmels Sichtweise unternehmen die Beiträge im Teil "Architektur als kultureller Ausdruck".

Ästhetik der Filmmusik : Zofia Lissa (1965, Berlin: Henschel)

2010

Zofia Lissa wurde 1908 in Lemberg geboren. Sie studierte Musikwissenschaft, Philosophie und Psychologie und erwarb 1929 den Grad eines Magisters der Musikwissenschaft. 1930 dissertierte sie zur Harmonik Skrijabins zum Dr. phil., 1954 zum Dr. der geschichtlichen Wissenschaften. 1947 habilitierte sie sich an der Universität Posen mit einer Arbeit „Über das Wesen des Komischen in der Musik”. 1948 übernahm sie den musikwissenschaftlichen Lehrstuhl an der Universität Warschau. In Warschau starb Zofia Lissa 1980. Die folgende Zusammenfassung soll und kann nicht die gesamte Ästhetik der Filmmusik Lissas wiedergeben. Vielmehr sollen die wesentlichen Gesichtspunkte ihrer Ästhetik aufgezeigt und anhand einiger Beispiele möglicher Funktionen der Musik im Film veranschaulicht werden. Bestenfalls soll sie die Neugierde des Lesers auf die Lektüre des leider nur noch schwer erhältlichen Werkes wecken

Mimesis ans Verschwinden. Zu kar für Streichorchester (2008/09) von Mark Andre

Beitragsarchiv zur des Internationalen Kongresses der Gesellschaft für Musikforschung, Mainz 2016 – »Wege der Musikwissenschaft«,, 2017

Mimesis ans Verschwinden. Zu kar für Streichorchester (2008/09) von Mark Andre in: Beitragsarchiv zur des Internationalen Kongresses der Gesellschaft für Musikforschung, Mainz 2016 – »Wege der Musikwissenschaft«, hrsg. von Gabriele Buschmeier und Klaus Pietschmann [http://schott-campus.com/gfm-jahrestagung-2016\], Mainz 2017 [Schott Campus, urn:nbn:de:101:1-201709274436]