Das postkoloniale Ende der Bildung (original) (raw)
2021, In: Auf den Spuren von Anton Wilhelm Amo: Philosophie und der Ruf nach Interkulturalität und (post)kolonialen Perspektiven (von Stefan Knauß, Louis Wolfradt, Tim Hofmann, Jens Eberhard (Herausgeber))
https://doi.org/10.14361/9783839456972
In diesem Beitrag werden vorrangig Bhabhas Kritik an der institutionellen Verankerung des Poststrukturalismus, Chakrabartys Provinzialisierungsfigur, Spivaks Kritik am liberalen Multikulturalismus und transnationalem Kapitalismus, Chakrabartys und Spivaks Kritik am Nationalismus, wie Spivaks Plädoyer für ein über das Papier hinausgehendes Engagement für die Subalternen als Anstöße und Ausgangspunkte genommen, um bestehende bildungstheoretische und kritische Wendungen des Bildungsbegriffs zu provinzialisieren/einzugrenzen und eine Neuausrichtung der Bildungstheorie (als Disziplin) anzuregen. Das postkoloniale Denken und Engagement soll jedoch nicht nur in einen klassischen Kritikmodus eingeschrieben werden, sodass die postkolonialen Theorien die Kriterien, die Zielperspektive und den Rahmen der Kritik an der Bildungstheorie (von 'außen') liefern. Zwar basiert der folgende Beitrag auf einen Blick durch die postkoloniale Kritikbrille, hier vorrangig in Bezug auf die ambivalente Verwendung Humboldts in der Bildungstheorie, gleichzeitig werden die postkolonialen Theorien und Praktiken als Be-Zugspunkte verwendet, welche die Bildungstheorie von 'innen' und mit ihren 'eigenen' Mitteln an und über ihre Grenzen ziehen und verschieben soll.
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Der Artikel will einen wenn auch unvollständigen Überblick geben über Arbeiten aus dem Bereich der postkolonialen Studien, die sich mit „Entwicklung“ befassen. Zweitens will er den gegenüber den postkolonia- len Studien erhobenen Vorwurf der Vernachlässigung materieller Praktiken anhand dieser Arbeiten näher untersuchen.
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