Political Ecology in the Niger Delta Literature: A Critical Study of Helon Habilah's "Oil on Water" and Chimeka Garricks' "Tomorrow Died Yesterday" (original) (raw)

Nigerianische Emails, ethnologische Lektüren

Ethnologie bedeute, schreibt Thomas Bierschenk, "nicht über die, sondern mit den Leuten zu reden, beziehungsweise genauer: zunächst mit den Leuten zu reden, bevor man über sie redet" (Bierschenk 2009: 10). Dies sei der Kern des Malinowski'schen Feldforschungsparadigmas, den es zu erhalten gelte. Dieses Credo hat auch mich geleitet, als ich mich im Februar 2008 auf eine Reihe von waghalsigen Online-Interviews mit nigerianischen Vorschussbetrügern einließ. Ursächlich daran beteiligt war Jan Beek, damals noch als studentische Hilfskraft für mich tätig, der in einer Hausarbeit eine ausgezeichnete Lektüre der einschlägigen nigerianischen E-Mails vorgelegt hatte . Die Absender solcher E-Mails firmieren entweder als Gattinnen verstorbener Diktatoren, Mitarbeiter des nigerianischen Öl-Ministeriums, oder Nachlassverwalter eines verstorbenen erbenlosen Ausländers. Darin ist stets die Rede von hohen Geldsummen, die ins Ausland transferiert werden sollen, wobei den Adressaten suggeriert wird, dass sie lediglich ihr Konto zur Verfügung stellen müssten, um dafür einen Anteil in Millionenhöhe zu erhalten. Wer auf diese Angebote eingeht, hängt am Haken der Betrüger, denn im Laufe der weiteren Kommunikation tauchen finanzielle Hürden auf -Schmiergelder an fiktive Beamte, fiktive Steuern und Gebühren oder ähnliches -, die als Vorschuss durch das Opfer beglichen werden müssen. Jan Beek hatte argumentiert, dass die Verfasser solcher E-Mails im Sinne einer Glaubwürdigkeitsstrategie geschickt auf westliche Stereotype des afrikanischen Fremden zurückgriffen. Diese eher literaturwissenschaftlich inspirierte Interpretation warf Fragen nach den Verfassern auf und weckte bei uns beiden das Verlangen hinter die Texte der E-Mails zu schauen. Die Interviews, die ich schließlich mit fünf Vorschussbetrügern geführt habe, geben nicht nur Aufschluss über die sozialen und technischen Bedingungen des Vorschussbetrugs, sondern sind darüber hinaus instruktiv in Bezug auf das Selbstbild der Täter. Da einer der Akteure, deren Stimmen ich per E-Mail und Chat einholte, sehr viel mehr agency entfaltete, als mir lieb war, musste ich meinen Feldversuch in Online-Ethnografie zwar vorzeitig abbrechen. Dennoch hoffe ich geltend machen zu können, in bester ethnologischer Tradition zunächst mit den Leuten "geredet" zu haben, über deren Taten ich hier schreibe, und in diesem Sinne auch Thomas' methodischen Ansprüchen zu genügen. 1 Zwar handelt der folgende Beitrag im Wesentlichen von meinem Versuch, Four-One-Nine, wie Vorschussbetrug nach einem Paragraphen des nigerianischen Strafgesetzbuches auch genannt wird (Oriola 2005: 240), zu verstehen. Er ist darüber hinaus aber auch ein bescheidenes Plädoyer für eine Ethnologie, die bemüht ist um das Verstehen menschlicher Handlungen und Produkte, "die dem Betrachter zunächst als unverständlich, fremd, exotisch und letztlich unvernünftig erscheinen"

Schritt, Jannik (2014): Erdöl und Macht in Niger. In: Welttrends 97, S. 46–52.

hat sich auch die Afrikaforschung vermehrt dem Phänomen der Ölförderung gewidmet, wobei die Frage nach deren soziopolitischen Auswirkungen im Vordergrund steht. Meist werden die von Politik-und Wirtschaftswissenschaften dominierten Modelle des "Ressourcenfluchs" und "Rentierstaats" genutzt. Beide Modelle suggerieren negative Auswirkungen des Ressourcenreichtums mit Erdölförderung als Paradebeispiel für die Entstehung autoritärer Regime, gewaltsamer Konflikte, Korruption und einer Rent-seeking-Mentalität. 1 Diese Kausalitäten sind allerdings höchst umstritten, sodass derzeit ein Trend weg vom Determinismus des Ressourcenfluchmodells hin zu sensibleren Ansätzen festzustellen ist. Auch die Ethnologie hat sich die Modelle Ressourcenfluch und Rentierstaat angeeignet. Sie kritisiert, dass diese nicht die politischen Strukturen und gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnisse vor Ort berücksichtigen, die bereits lange vor der Ölförderung existieren. 2 Gleichzeitig fokussierten diese Modelle einseitig auf Effekte von Rohstoffeinnahmen, wodurch die in gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen hervorgebrachte Bedeutung von Erdöl wenig berücksichtigt

Boele van Hensbroek, Pieter: Political Discourses in African Thought. 1860 to the Present

2001

Mit seinem Buch über die politischen Diskurse afrikanischer Denker verfolgt der Niederländer Boele van Hensbroek das Ziel, eine Gesamtschau der politischen Ideengeschichte Afrikas zu geben. Deren vom Autor konstatiertes Fehlen motivierte seine Arbeit. Boele van Hensbroek versucht in ihr explizit, politische Texte historisch zu deuten und sie in ihrer Bedeutung für afrikanische politische Diskurse zu analysieren (also nicht hinsichtlich ihrer Rezeption im "Westen" oder im afroamerikanischen Kontext 1 ). Er versteht seine Arbeit als eine methodisch geleitete Hermeneutik, die in den Kapiteln durch systematische Analyse sowie durch eine kritische Würdigung afrikanischer politischer Philosophie ergänzt wird. Tatsächlich scheint es ihm aber weniger um die Rekonstruktion der historischen Kontexte und des historischen Bedeutungsgehalts zu gehen, innerhalb derer die zur Diskussion gestellten politischen Texte verfasst wurden, als um eine Klassifikation, um eine Typologie politischer Diskurse. Dies ist ein l obenswertes Unterfangen, vermag eine solche doch einen raschen Überblick zu vermitteln; gleichzeitig geht mit ihr jedoch eine gewisse Oberflächlichkeit einher, die dem -ebenfalls formulierten -Anliegen, die Texte historischdiskursiv zu deuten, zuwiderläuft.

Writing political history today

2013

In recent years political history has been rediscovered by historians. In this volume the contributors approach the new political history in a constructivist way, conceiving the political as a communicative space whose boundaries are constantly reconfigured through acts of verbal, visual, and sometimes violent communication. Writing Political History Today is organized into four sections, focusing on politics and the political as contested concepts; boundary disputes between the political and other spheres; the question of whether violence is a means, an object, or the end of political communication; and on a future agenda for writing political history.

Muslime in Nigeria. Religion und Gesellschaft im politischen Wandel seit den 50er Jahren. Jamil M. Abun-Nasr (Hrsg.). Münster, Hamburg: Lit, 1993 ( = Beiträge zur Afrikaforschung; 4), XI + 255 S., Index; Glossar. ISBN 3-89473-694-1. ISSN 0938-7285

Welt Des Islams, 1996

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A Theoretical Investigation into the Politics of Female Body and Beauty in the Book of Judith with Special Reference to Ahebi of Igboland

In the African context, women have never featured prominently in the enterprise of politics and power play. Even when they do rise to power, their achievement is usually attributed to the seductive use of their bodies. This sexist attitude is clearly seen in the true story of Ahebi of Igboland, who was arguably the only woman warrant chief in colonial West Africa (late 19th century). Her rise to fame and power was attributed to her ability to utilize the power of the female body to seduce the colonial masters into giving her the position. Ahebi’s story finds some parallels in the apocryphal story of Judith, who liberated her people by gaining entrance to Holofernes’ tent through her beauty and seductiveness. This article explores this sexist attitude and, using some feminist hermeneutic keys, will try to analyse the phenomenon of female body power politics. The question is, can we attribute the rise of women to power only to the way they use their bodies as in Judith, or to their own sheer intellectual and political ability? This paper seeks to address this question and posits that women in politics do not rise to power only through the seductive use of their bodies. The theoretical framework is based on Judith Butler’s critique of Freudian psychoanalytic concepts. Zusammenfassung: Der Aufstieg der Frauen zur Macht im afrikanischen Kontext wird in der Regel der verführerischen Verwendung ihrer Körper zugeschrieben. Die wahre Geschichte von Ahebi von Igboland (Westafrika – Ende des 19. Jahrhunderts) dient als Paradebeispiel für diese sexistische Haltung. Ihre Geschichte findet auch einige Parallelen in der apokryphen Geschichte von Judith, die ihr Volk mit ihrer Schönheit und Verführungskunst befreite. Dieser Artikel verwendet feministische Hermeneutik, vor allem die Kritik der Freud’schen psychoanalytischen Konzepte von Judith Butler, um diese sexistische Haltung in Frage zu stellen.

Ein ewiges Hin und Her. Widerstand gegen Vertreibung durch „Entwicklung“ im Bewässerungsprojekt Office du Niger, Mali [An Everlasting Back and Forth. Resistance against Development-Induced Displacement in the Irrigation Scheme Office du Niger, Mali]

PERIPHERIE. Politik-Ökonomie-Kultur, 2019

Dieser Beitrag untersucht bäuerlichen Widerstand gegen Vertreibung durch Landgrabbing in dem zu Zeiten der französischen Kolonialherrschaft gegründeten Entwicklungsprojekt Office du Niger in Mali. In dem analysierten Fall handelt es sich um eine fast zehn Jahre andauernde Auseinandersetzung zwischen Kleinbäuerinnen und -bauern und einem malischen Großunternehmer um landwirtschaftlich nutzbare Flächen. Es werden drei Strategien kleinbäuerlichen Widerstands identifiziert (kollektives Vorgehen, Anrufung des Staates, nationale und internationale Allianzen) und deren Möglichkeiten und Beschränkungen diskutiert. Der Artikel argumentiert, dass der Kampf um Rückgabe des entzogenen Landes bzw. für umfassende Kompensation bislang erfolglos war, weil zum einen keine Einigkeit zwischen den Akteur*innen des Widerstands besteht und zum anderen die Verwaltungsbehörde Office du Niger wie ein „listiger“ Staat im Staat agiert. Erfolgreich ist der Widerstand hingegen insofern, als er immer noch andauert, wobei insbesondere transnationale Allianzbildung und die Adressierung von „Gebern“ wie der Afrikanischen Entwicklungsbank und dem BMZ Wirkung zeigt. This paper explores peasant resistance to displacement caused by the land grabbing activities of the Office du Niger in Mali, which was established during French colonial rule. The case under scrutiny is a decade-long dispute over agricultural land between small-scale farmers and a major Malian business operator. The paper identifies three strategies of peasant resistance (collective action, addressing the state, national and international alliances) and their potentials and restrictions. It argues that the struggle for restitution of the dispossessed land and/or for compensation for the dispossessed land has so far been unsuccessful because there is no unity between the resisting actors and because the Office du Niger’s administration acts like a “cunning” state within the state. The resistance is successful in so far as it persists; here, transnational alliances and reaching out to “donors” has proven particularly effective.