Unterrichtsqualität ist immer generisch und fachspezifisch. Ein Kommentar aus kognitions- und lehr-lerntheoretischer Sicht (original) (raw)

Unterrichtsqualität in den Fachdidaktiken im deutschsprachigen Raum – zwischen Generik und Fachspezifik

Unterrichtswissenschaft, 2020

ZusammenfassungIm vorliegenden Diskussionsbeitrag wird der Forschungsstand zu Unterrichtsqualität für verschiedene Fachdidaktiken – naturwissenschaftliche Fächer, Sport und Geschichte – vor dem Hintergrund der allgemeinen empirischen Unterrichtsforschung vergleichend diskutiert. Als Vergleichsgrundlage wurde ein Framework mit den sieben Dimensionen Auswahl und Thematisierung von Inhalten und Fachmethoden, kognitive Aktivierung, Unterstützung des Übens, formatives Assessment, Unterstützung des Lernens aller Schülerinnen und Schüler, sozio-emotionale Unterstützung und Klassenführung genutzt (Praetorius und Charalambous 2018). Es zeigte sich, dass die Fachspezifität von der fokussierten Ebene abhing: Während eine Ergänzung des Frameworks auf Ebene der sieben Dimensionen nicht notwendig erschien, waren auf der Ebene der Subdimensionen und insbesondere der diesen Subdimensionen zugeordneten beobachtbaren Indikatoren fachspezifische Anpassungen und Ergänzungen erforderlich. Der Beitrag sc...

Der Diskurs um Unterrichtsqualität in der Musikdidaktik zwischen generischen und fachspezifischen Dimensionen

Unterrichtswissenschaft, 2021

ZusammenfassungDer Artikel gibt Einblick in die Diskussion um Unterrichtsqualität in der Musikdidaktik. Dazu werden sowohl theoretische als auch empirische Beiträge gesichtet und begründet, warum aufgrund der Pluralität der Konzeptionen und Ansätze in der Musikdidaktik bislang kein verbindliches oder breit geteiltes Modell zur Unterrichtsqualität vorliegt. Am Beispiel der Zielperspektive einer „ästhetischen Musikpraxis“ wird gezeigt, wie theoretische Zugänge vor allem die Fachspezifik von Unterrichtsqualität herausarbeiten. Empirische Beiträge und hier besonders qualitative Videostudien stellen dagegen expliziten Bezug auch zu generischen Dimensionen von Unterrichtsqualität her, bemühen sich dabei aber um eine fachspezifische Modifikation. Vor dem Hintergrund des aktuellen musikdidaktischen Diskurses erfolgt abschließend ein Ausblick auf mögliche Kandidaten für weitere fachspezifische Ergänzungen und Ausdifferenzierungen für das Syntheseframework von Praetorius et al. (2020). Hier w...

Der Zusammenhang von Lerngelegenheiten und Fachwissen im Lehramtsstudium – eine Frage der Intensität?

Swiss Journal of Educational Research, 2019

Dieser Beitrag befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen den Lerngelegenheiten im bildungswissenschaftlichen Teil des Lehramtsstudiums und dem pädagogisch-psychologischen Professionswissen von Lehramtsstudierenden. Anhand einer Stichprobe von N = 109 Kasseler Lehramtsstudierenden kann gezeigt werden, dass die Lerngelegenheiten der Studierenden im bildungswissenschaftlichen Studium – erfasst als behandelte Inhalte – das pädagogisch-psychologische Wissen voraussagen und dass die Vorhersagekraft zunimmt, wenn die Lerngelegenheiten einen engeren inhaltlichen Zusammenhang mit dem Wissen aufweisen. Zudem kann anknüpfend an Angebots-Nutzungs-Modelle der Professionalisierungsforschung nachgewiesen werden, dass die Intensität der Auseinandersetzung mit den Lerngelegenheiten den Zusammenhang zwischen Lerngelegenheiten und Wissen mediiert. Die simultane Berücksichtigung von Lerngelegenheiten und Beschäftigungsintensität in diesem Mediationsmodell kann zudem mehr Varianz im pädagogisch-psychol...

Unterrichtsqualität in den Fachdidaktiken im deutschsprachigen Raum – zwischen Generik und Fachspezifik = Teaching quality in different subject matters in German-speaking countries—Inbetween genericness and subject-specificity

2020

Zusammenfassung Im vorliegenden Diskussionsbeitrag wird der Forschungsstand zu Unterrichtsqualität für verschiedene Fachdidaktiken-naturwissenschaftliche Fächer, Sport und Geschichte-vor dem Hintergrund der allgemeinen empirischen Unterrichtsforschung vergleichend diskutiert. Als Vergleichsgrundlage wurde ein Framework mit den sieben Dimensionen Auswahl und Thematisierung von Inhalten und Fachmethoden, kognitive Aktivierung, Unterstützung des Übens, formatives Assessment, Unterstützung des Lernens aller Schülerinnen und Schüler, sozio-emotionale Unterstützung und Klassenführung genutzt (Praetorius und Charalambous 2018). Es zeigte sich, dass die Fachspezifität von der fokussierten Ebene abhing: Während eine Ergänzung des Frameworks auf Ebene der sieben Dimensionen nicht notwendig erschien, waren auf der Ebene der Subdimensionen und insbesondere der diesen Subdimensionen zugeordneten beobachtbaren Indikatoren fachspezifische Anpassungen und Ergänzungen erforderlich. Der Beitrag schließt mit einer Diskussion zentraler Herausforderungen für zukünftige Forschung.

An der Schnittstelle professioneller Lehrkompetenz – (Re-) Konstruktion von „Rationalität“ und „Adaptivität“ im Didaktischen Entscheiden

2015

Die Lehrkraft ist masgeblich verantwortlich fur die Gestaltung des Unterrichts (vgl. Hattie 2013). Begreift man die Lehr-Lern-Prozesse im Unterricht als Aushandlungsprozesse (Krummheuer 1992, 1997), so verlangt dies ein stetiges Handeln der Lehrkraft „unter Druck“ (Wahl 1991), ein Agieren und Reagieren auf Schulerauserungen und -handlungen, innerhalb (und auserhalb) der Lehr-Lern-Prozesse, eine Berucksichtigung der raumlichen und zeitlichen Situation und den Umgang mit individuellen Gegensatzen und systematischen Antinomien: Professionelles Handeln ist so nur uber die Rekonstruktion der reziproken Handlungsstruktur zu erfassen (Helsper 2011: 149).

Die Fachdidaktiken und ihr Beitrag zur Qualitätsentwicklung des Unterrichts

2012

Als für Fragen der Wirtschaftserziehung zuständige wissenschaftliche Disziplin befasst sich die Wirtschaftspädagogik nicht nur mit schulischem, sondern auch mit außerschulischem, insbesondere betrieblichem Lernen. Die Wirtschaftsschulpädagogik, vor allem die Fachdidaktik kaufmännischer Unterrichtsfächer, und eine nicht nur erziehungs-, sondern auch wirtschaftswissenschaftliche Verankerung sind aber Kernelemente der österreichischen Fachtradition (Aff, 2008; Aff & Neuweg, 2011; Neuweg, 2010b, 2011b; Schneider, 1983, 1999). Dies bildet sich deutlich auch in den Curricula für die entsprechenden Studien ab, die an der Wirtschaftsuniversität Wien sowie an den sozialund wirtschaftswissenschaftlichen bzw. betriebswirtschaftlichen Fakultäten der Universitäten Linz, Graz und Innsbruck eingerichtet sind. Die auch relativ zum Gepräge der Disziplin im Nachbarland Deutschland bemerkenswert starke Akzentuierung des Fachund Fachdidaktikbezugs ist einesteils historisch erklärbar (Aff, Mandl, Neuweg...