Belegungsablauf und Bevölkerungsstruktur auf dem alamannischen Gräberfeld von Fridingen an der Donau in Südwestdeutschland (original) (raw)
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2021
Die zur Untersuchung vorliegenden Skelettreste aus den Grabern 1 bis 4 (nach der urspriinglichen Grabungsdokumentation Graber 4, 5, 6 und 8) aus Stetten auf den Fildern, Stadt Leinfelden-Echter dingen, Flur ,Zeilacker' wurden zwischen Juli und September 2000 ausgegraben. Sie sind unter AR Nr. 2116 im Osteologischen Archiv des Landesamts fur Denkmalpflege in Rottenburg am Neckar inventarisiert. Im Zuge der archaologischen Bearbeitung der Befunde erfolgte eine detaillierte Begutachtung des Knochenmaterials. Das besondere Interesse an diesen Grabern griindet sich auf deren friiher Datierung um 500 n. Chr., einen Zeithorizont, der bislang auch im fundreichen Siidwestdeutschland eher schwach durch Skelettfunde reprasentiert ist. Als zumindest phasenweise gleichzeitig belegte Graberfelder bieten sich fur eine Gegeniiberstellung z.B. die Nekropolen von Aldingen, Hemmingen, Herrenberg, Horb-Altheim und Pleidelsheim an, die z.T. allerdings noch nicht anthropologisch untersucht sind.1 Deren Auswertungsergebnisse lassen hinsichtlich einer moglichen Bevolkerungskontinuitat im diachronen Kontext zwischen (spat)rdmischen sowie spatermerowingerzeitlichen und frankischen Bevolkerungsstichproben mteressante Einblicke erwarten. Die Skelettreste werden grabweise vorgestellt, die Individualmahe und anatomischen Varianten (sog. epigenetische Merkmale) summarisch in den Tabellen 1 bis 3 aufgelistet. Grab 1 (ehem. Grab 4, Behind 595) Obwohl aus stark gestortem Kontext stammend, ist das Knochenmaterial relativ gut erhalten. Bis auf das Manubrium sterni, die linke Kniescheibe sowie alle Hand-und mehrere Fubwurzelknochen, wenige Metapodien, einige Finger-und die Mehrzahl der Zehenglieder sind alle Elemente des Skeletts reprasentiert. Grofiere Fehlstellen finden sich im Bereich der Schulterblatter und Schliisselbeine, am Sacrum und in der Knieregion, kleinere Ausbriiche an den langen Extremitatenknochen und in der Beckenpartie. Die Wirbelsaule ist nahezu komplett iiberliefert. Vom Schadel fehlen lediglich kleinere Abschnitte des linken Jochbeins und der Schadelbasis. Fiinf Zahne (11, 22, 23, 26 und 32)2 sind postmortal verlorengegangen. Der Gesichtsschadel ist geringfugig verdriickt, die Oberflache der Langknochen teilweise korrodiert. 1 Das Skelettmaterial aus Horb-Altheim, Wyhl und Hemmingen sowie den friihen Grabern aus Pleidelsheim wurde kiirzlich im Rahmen einer Dissertation bearbeitet: Z. Obertova, The Early Medieval Alamannic population at Horb-Altheim, Germany (450-510 AD): A bioarchaeological approach to trace its history (Diss. Tubingen 2005). Vgl. auch hier S. 559-601. 2 Die Ansprache und Bezeichnung der einzelnen Zahnpositionen entspricht der internationalen Nomenklatur. Vgl. z.B. G.-H. Schumacher/H. Schmidt/W. Richter, Anatomie und Biochemie der Zahne (3Stuttgart 1983).-K. W. Alt/F. W. Rosing/M. Teschler-Nicola (Eds.), Dental anthropologyfundamentals, limits and prospects (Wien, New York 1998).-S. Hillson, Dental Anthropology (Cambridge 1998).
Germania 86, 2008
Die Bevölkerungsdichte ist für historische Betrachtungen eine Schlüsselvariable, weil sowohl wirtschaftliches als auch soziales Verhalten von dieser Größe abhängig ist. Die Nutzung der Umwelt wird ebenfalls wesentlich von der Anzahl der jeweils lebenden Menschen mitbestimmt. Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützte Projektgruppe "Rhein-LUCIFS" beschäftigt sich seitens der Geographie mit Erosion, Transport und Akkumulation von Sedimenten durch das Gewässersystem des Rheins. Dieses System wird einerseits vom Klima und andererseits von der Landnutzung des Menschen zumindest seit dem Neolithikum beeinflusst (z.ªB. Dikau u.ªa. 2005, 77-83; Dix u.ªa. 2005, 276-293; Thiemeyer u.ªa. 2005, 84-98). Ein archäologisch-historisch-geographisches Teilprojekt erarbeitet deshalb Schätzungen zur Bevölkerungsdichte für verschiedene Zeitabschnitte, und ein archäobotanisches Teilprojekt beschäftigt sich mit der Intensität menschlicher Umweltbeeinflussung, wie sie in Pollendiagrammen sichtbar wird.
Produktion – Distribution – Ökonomie. Siedlungs- und Wirtschaftsmuster der Latènezeit. Akten des internationalen Kolloquiums in Otzenhausen, 28.-30. Oktober 2011. Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 258.
Mit einer Gesamtfläche von mehr als 1600 ha ist der Heidengraben die mit Abstand größte befestigte Siedlungsanlage der vorrömischen Eisenzeit in Mitteleuropa. Seine territoriale Dominanz verdankt das spätkeltische Oppidum der Lage auf einer leicht zu befestigenden Berghalbinsel und einer damit verbundenen Kontrolle mehrerer überregionaler Verkehrswege. Dennoch lässt sich der Heidengraben nicht allein auf den Status einer isolierten Höhensiedlung reduzieren. Vielmehr handelt es sich hier um einen seit der späten Bronzezeit besiedelten Naturraum, der in vielerlei Hinsicht erkennbare Vorzüge aufweist. Dies spiegelt sich bis heute in einer intensiven agrarwirtschaftlichen Nutzung der Region, wider, die wohl auch im Verlauf der jüngeren Latènezeit zur Entstehung des Oppidums beigetragen hat. Mit der Errichtung der Befestigungsanlagen kam es zur Herausbildung eines Knotenpunkts für Wirtschaft, Handel und Verkehr. Von einem Handwerkszentrum kann im Fall des Heidengrabens aber trotzdem nicht gesprochen werden. Vielmehr verharrt das Oppidum hinsichtlich seiner Prodkutivität auf dem Niveau einer landwirtschaftlichen Großsiedlung. Dies spiegelt sich auch in der Besiedlungsstruktur wider.