Ethnischer Nationalismus im Baskenland (original) (raw)
1997, Kollektive Identität in Krisen
Zu den Hauptproblemen Spaniens zählt seit Jahren die Situation im Baskenland. Euskadi hat sich kulturell, politisch und wirtschaftlich zu einer Konfliktregion mit im spanischen Kontext einzigartig militanten Ausdrucksformen entwickelt. Dabei beruht der ethnische Nationalismus des Baskenlandesder sich auf eine eigenständige geschichtliche Tradition, auf eigene Sprache und ehemalige institutionelle Privilegien (fueros) beruftauf der traditionellen Konfliktachse Zentrum-Peripherie, die seit Erlaß des Autonomiestatuts (1979) zunehmend zu einer innerbaskischen Problemlage geworden ist. Die Spannung zwischen dem (kastilischen) Zentrum und der baskischen (sowie katalanischen) Peripherie resultierte historisch vor atlem daraus, daß die wirtschaftlich entwickelteren Randregionen politisch der Hauptstadt und dem Regierungssitz Madrid untergeordnet waren. Die zentralistischen Regierungen haben in der Geschichte Spaniens kaum einmal Verständnis für die wirtschaftlich, soziopolitisch, kulturell und ethnisch ganz anders gearteten Regionen am Atlantik oder Mittelmeer aufgebracht. Am Beispiel des Baskenlandes läßt sich der zunehmende Entfremdungsprozeß zwischen Madrid und den peripheren Regionen des Landes sowie die wachsende Bedeutung des Nationalismus in der Auseinandersetzung mit der Zentrale aufzeigen. I. Zur Vorgeschichte: drohender Identitätsverlust durch Industrialisierung Die Vorgeschichte des heutigen baskischen Nationalismus läßt sich auf das 19. Jahrhundert zurückfUhren, als nach den Karlistenkriegen (1833-1839; 1873-1876) die liberalen Regierungen die traditionellen baskischen Sonderrechte zum Teil einschränkten, zum Teil ganz abschaffien. Zu diesen fueros hatten persönliche Freiheitsrechte, die Ableistung des Militärdienstes im Baskenland selbst, Steuerund Zollfreiheit gegenüber der kastilischen Krone und ein relativ hoher Grad an Autonomie gehört. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war die nationale Souveränität Spaniens über das Baskenland ausgedehnt und die Zollgrenze nach Norden an die Landesgrenze verschoben (vgl. Semecker 1990: 208ff.). R. Hettlage et al. (eds.
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Identität ist immer nur eine Identität, wenn sie ihre eigene Identität im Bild, im Spiegel des anderen erblickt. Setzt sich eine Identität abstrakt, exkludiert sie immer das andere. Nur dann, wenn eine Identität das andere inkludiert, bildet sie sich selber im Spiegel des anderen. Damit dann bleiben beide am Leben. Damit dann erhalten beide ihr genuines Lebensrecht und ihr beiderseitiges Recht auf Würde und Kultur. Das "Ich" soll im "Du" leben, und beide in einem "Wir." In der Gattung existiert ein jedes Ich und ein jedes Du. Und nur dann, wenn in einem Allgemeinen das Besondere, das Individuelle existiert, existiert auch dieses Allgemeine. Wenn aber ein Allgemeines das Besondere, das Individuelle liquidiert, liquidiert es sich selbst. Denn alles Leben ist je immer nur individuell. Nur Sokrates lebt in einem Griechentum. Und alles Griechentum ohne Sokrates ist eine Flasche leer.
Zum politischen Selbstverständnis der Basler Eliten, 1501-1798
2000
... 1 Dabei handelt es sich vor allem um die Basler Dissertationen von Arthur Vettori (1984) und Niklaus Röthlin (1986) sowie, mit Schwergewicht auf den Beziehun-gen ... lehrenden Rechtsprofessoren Peter von Andlau und Sebastian Brant wirken auch in der zweiten Hälfte ...
Neuer Nationalismus im östlichen Europa
transcript Verlag eBooks, 2017
Neuer Nationalismus im östlichen Europa? Was ist eigentlich neu an diesem Nationalismus, der-nicht nur, aber doch besonders heftig und augenfällig-im östlichen Europa seit einiger Zeit auf dem Vormarsch ist? Diese Frage beleuchten die Beiträge des vorliegenden Bandes in unterschiedlichen Facetten. Die Publikation resultiert aus einer gleichnamigen internationalen Tagung, die von Irene Götz und Klaus Roth im Auftrag der Fachkommission Volkskunde des Herder-Forschungsrats in Kooperation mit dem Institut für Volkskunde/Europäische Ethnologie (Ludwig-Maximilians-Universität München) und dem Georg R. Schroubek Fonds Östliches Europa organisiert wurde. Sie fand vom 1. bis 3. Dezember 2016 am Internationalen Begegnungszentrum der Universität München statt und versammelte Kulturwissenschaftlerinnen und Kulturwissenschaftler, Soziologen und Historiker aus Deutschland und aus etlichen Ländern des östlichen Europa: aus Bulgarien, Kroatien, Mazedonien, Polen, Rumänien, Russland, der Slowakei, Slowenien, Tschechien, der Ukraine und Ungarn. Sie alle betrachteten aus ihrer jeweiligen Fach-und/oder Landesperspektive die einschlägigen Formen und Praktiken, die Intentionen, Ideologien und Inszenierungen der »Wiederentdeckung des Nationalen« (Götz 2011). Es ging dabei um Phänomene wie die wiederbelebten oder neu geschaffenen Traditionen, die Denkmodelle, Repräsentationen und Strategien nationaler Identitätspolitik-und damit verbunden auch der Geschichts-, Minderheits-oder Sprachpolitik. Zu betonen ist, dass diese Wiederkehr des Nationalen keinesfalls nur in den osteuropäischen Ländern zu beobachten ist. Und dass dieser Band keinen Anspruch erhebt, diese Wiederkehr des Nationalen vollständig und gleichmäßig zu bedenken. Anders als von manchen wissenschaftlichen und politischen Akteuren gewünscht, zog im östlichen Europa nach 1989 kein postnationales Zeitalter auf; und schon gar nicht war, wie es der amerikanische Politologe Francis Fukuyama (1992) verkündet hatte, nun, nach dem Zusammenbruch des Staatssozialismus, »das Ende der Geschichte« gekommen. Die Neubesinnung auf das Nationale, auf nationale Geschichte und Mythen in Politik, Medien und Alltag kam nach dem Zusammenbruch Neuer Nationalismus im östlichen Europa | 13 Besonderer Dank geht an den Georg R. Schroubek Fonds für die großzügige Förderung des Bandes wie auch der vorausgegangenen Tagung sowie an die Lektorin und den Lektor des Bandes, Hildegard Hogen und Philip Saunders, und an unseren Layouter, Tomislav Helebrant.
Nationalismus ist immer eine Fehlentwicklung von Nation. Nation ist in seinem Ursprung ein Term der Aufklärung! Die Nation ist der Ort der politischen Identität, den die Völker sich aber geben aus freien Stücken! Ein anderes Wort für Nation ist Republik. Mit Republik ist immer und unweigerlich Demokratie verbunden. Demokratie und Nation aber widersprechen sich nicht nur nicht, sondern sie gehören von ihrer inneren Struktur und Dynamik dialektisch zusammen.
2013
Thema dieser Diplomarbeit ist der Aufstieg und die Etablierung des türkischen Nationalismus unter dem Einfluss der İttihat ve Terakki Cemiyeti / İTC (Gesellschaft für Einheit und Fortschritt) in der Zweiten Verfassungsperiode 1908-1918 im Osmanischen Reich. Die Arbeit beginnt mit einer kurzen Schilderung der politischen und gesellschaftlichen Situation bis zur Jungtürkischen Revolution 1908, die als Grundlage für die Entstehung der İTC gesehen werden kann. Hier ist vor allem die Situation der verschiedenen Religionsgemeinschaften des Osmanischen Reiches bis zum Beginn der Tanzimatperiode 1839, die Veränderungen im Osmanischen Reich im 19. Jahrhundert, die Reformperiode zwischen 1856 und 1876, an deren Ende im Osmanischen Reich eine Verfassung verkündet wurde, die Ära Abdülhamit II. (1876-1908), schließlich die Entstehung der İTC und die kurze Schilderung der Jungtürkischen Revolution von 1908, in deren Folge die Verfassung von 1876 wieder eingeführt und Abdülhamit II. entmachtet wur...
Otto-Friedrich-Universität eBooks, 2004
Obwohl Sprachpurismus in der baskischen Standardsprache (euskara batua, d. h. 'geeintes Baskisch') allgegenwärtig ist, gibt es bisher keine wissenschaftlichen Arbeiten darüber. In diesem Beitrag sollen zunächst die Rahmenbedingungen aufgezeigt werden, unter denen der Purismus auftritt (mit einem kurzen Ausblick auf die Geschichte der Sprachplanung im Baskenland), dann werden Beispiele für Sprachpurismus genannt, und zwar nicht nur aus dem augenfälligen Bereich lexikalischer Ersetzung, sondern auch aus der Grammatik des Standardbaskischen. Aufgrund der Unterschiedlichkeit der Kontaktsprachen [Haase 2001] und der mehrsprachigen Kontaktsituation [Haase 2000] sind solche Beispiele leicht auszumachen. Aus diesen Beispielen können Prinzipien des Sprachpurismus abgeleitet werden, die sich leicht auf andere Sprachkontaktszenarienübertragen lassen. Sofern keine andere Quelle genannt ist, entstammen die Beispiele eigener Feldforschungen [Haase 1992], wobei ich umgangssprachliche oder dialektaleÄußerungen aus meinen Sprachaufnahmen sprachpuristisch orientierten Gewährsleuten (Lehrer,Übersetzer) 1 vorgelegt habe, die dieseÄußerungen kommentiert und weitere Beispiele begesteuert haben. 1 Für ihre wertvolle Hilfe danke ich demÜbersetzer Iñaki Gauna (Vitoria Gasteiz) und dem Lehrer Rafael Blanco Arbe (Altsasu).
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Nationalismus und Minderheitenforschung
in: Historische Schlesienforschung. Themen, Methoden und Perspektiven zwischen traditioneller Landesgeschichtsschreibung und moderner Kulturwissenschaft, ed. by Joachim Bahlcke, Köln u.a.: Boehlau 2005, 293–322, 2005