Fuchs, Albert et al. (2020) Mit Kampfdrohnen für gerechten Frieden. Wissenschaft und Frieden 38 (2), Dossier 89, S. 1- (original) (raw)

Grazer Forschungsbeiträge zu Frieden und Konflikt

2022

Ist der Diskurs der Friedens- und Konfliktforschung bereits sehr weit, so ist das Feld der wissenschaftlichen Beschäftigung mit den Phänomenen Frieden und Konflikt noch viel breiter. Schließlich ist die wissenschaftliche Beschäftigung mit Konflikt und Frieden über vielerlei wissenschaftlichen Disziplinen verbreitet, selbst wenn andere Begrifflichkeiten angewandt werden. Tatsächlich sehen sich wenige Forscher*innen in diesem Gegenstandsbereich innerhalb der Friedens- und Konfliktforschung verortet. Dadurch entstehen viele konzeptuelle und thematische Überscheidungen, die letztlich unbemerkt bleiben. Ein vermehrter Austausch zwischen genau jenen Diskursen wäre also nicht unerheblich als Fundament zukünftiger Synergien. Den Anfang einer solchen Grundlegung an der Universität Graz will dieser Sammelband machen und damit einen Beitrag zum Dialog zum wechselseitigen wissenschaftlichen Vorteil leisten. Dementsprechend verwundert auch das sehr breite Spektrum der disziplinären Verortung der Autor*innen dieses Sammelbandes nicht, die sich von den Rechtwissenschaften, den Geschichtswissenschaften und den Politikwissenschaften über die Soziologie, Philosophie undKulturanthropologie bis hin zur Amerikanistik erstreckt.

Für eine Friedens- und Versöhnungskultur: Rezension von Prof. Dr. Martin Leiner, Universität Jena

Das Buch bietet einen erstaunlich vollständigen und in der Analyse genauen Bericht über den Friedensprozess in Burundi. Dieser Friedensprozess beruht auf dem Arusha-Abkommen (2000), in welches eine Reihe neuerer Einsichten der Friedens-und Konfliktforschung eingegangen sind. Die Erfahrungen mit diesem Friedensabkommen haben deswegen auch beispielhafte Bedeutung für andere Friedens-und Versöhnungsprozesse weltweit. Maruhukiro Déogratias ist Pater der Schönstattgemeinschaft, Aktivist für Frieden und Versöhnung in Burundi und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Caritaswissenschaften bei Prof. Dr. Klaus Baumann in Freiburg im Breisgau. Das vorliegende Buch geht auf seine Dissertation zurück, die von Professor Baumann und Professorin Ursula Nothelle-Wildfeuer betreut wurde. Bereits der Untertitel "sozial-politische Analyse, ethischer Ansatz und kirchlicher Beitrag zur Förderung einer Friedens-und Versöhnungskultur in Burundi" zeigt die interdisziplinäre Weite der Untersuchung. Die leitende Forschungshypothese lautet: "Obwohl es scheint, dass die Ethnie im burundischen Konflikt eine Rolle spielt, ist er kein ethnischer Konflikt. Die Ethnie wird ausgenutzt, um politische und wirtschaftliche Interessen zu verfolgen. Aus diesem Grund ist es möglich, eine Friedens-und Versöhnungskultur zu fördern" (S. 18).

Anleitungen zum Frieden: Religion und Politik im Leviathan. Ein Rekonstruktionsversuch. aventinus varia Nr. 8 (Winter 2006), in: aventinus, URL: http://www.aventinus-online.de/no_cache/persistent/artikel/7759/ (24.10.2014)

Religion und Politik im Leviathan. Ein Rekonstruktionsversuch …nicht die bloßen Worte, sondern das Ziel des Verfassers wirft das wahre Licht, in dem jede Schrift auszulegen ist, und jene, die sich auf einzelne Stellen versteifen, ohne den Hauptzweck in Betracht zu ziehen, können aus ihnen nichts klar ableiten, sondern werfen Schriftatome wie Staub vor die Augen der Menschen und machen dadurch eher alles dunkler als es ist… [1] Hobbes' Leviathan gilt als eines der folgenreichsten Werke der politischen Theorie. Diese Behauptung bezieht sich allerdings vor allem auf die beiden ersten Bücher -Vom Menschen und Vom Staat, in deren Verlauf Hobbes seinen berühmten Vertrag konstruiert. Vernachlässigt hingegen werden meist die zwei nachfolgenden -Vom christlichen Staat und Vom Reich der Finsternis. Das geht sogar so weit, dass, wie im deutschsprachigen Raum, einige der erfolgreichsten Verlage sich in ihrer Edition des Leviathan ganz und gar auf den ersten Teil des Werkes beschränken -mit der Folge, dass der zweite immer mehr in den Hintergrund rückt. Der Intention des Autors aber kann dies schwerlich entsprechen, wie bereits sein an den Anfang dieses Aufsatzes gestelltes -im Leviathan allerdings auf die Auslegung der Bibel gemünztes -Zitat beweisen müsste: Will man den wahren Zweck eines Werkes erfahren, muss man immer das gesamte im Auge behalten. Auf den Leviathan übertragen heißt das, dass die religiöse Thematik, der nicht etwa kümmerlich auf einigen wenigen Seiten etwas Aufmerksamkeit widerfährt, sondern die mehr als die Hälfte des gesamten Werkes einnimmt, nicht übergangen werden darf. Im Folgenden soll deshalb, ausgehend von der These, dass Hobbes das Verhältnis zwischen Religion und Staat zugunsten letzterem einer eindeutigen Lösung zuführt, zu erläutern beziehungsweise rekonstruieren versucht werden, wie die destabilisierenden Tendenzen des von Hobbes am eigenen Leib erfahrenen Problemfaktors (christliche) Religion neutralisiert werden.

Krieg und Frieden in den Apodosen von Omen-Texten

in: Hans Neumann, Reinhard Dittmann, Susanne Paulus, Georg Neumann und Anais Schuster-Brandis (eds.), Krieg und Frieden im Alten Vorderasien, 52e Rencontre Assyriologique Internationale, Münster, 17.–21. Juli 2006, AOAT 401, Münster 2014, 381-390, 2014

Frieden mit dem Militär? Friedenstheologische Stellungenahme. Forum Pazifismus, Sonderheft Mai 2009

Die Denkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland "Aus Gottes Frieden leben - für gerechten Frieden sorgen", Hannover 2007, wird einer gründlichen Analyse unterzogen. Dabei wird geprüft inwieweit die vorgebrachten fridensethischen Argument einer friedenstheologischen Überprüfung stand halten. Es wird eine pazifistische Interpretation der Barmer Theologischen Erklärung insbesondere von These V vorgelegt und das Problem der Kollision von Rechtsansprüchen untersucht.

Friedensordnungen in geschichtswissenschaftlicher und geschichtsdidaktischer Perspektive. Einleitung (mit Peter Geiss)

Peter Geiss, Peter Arnold Heuser (Hgg.): Friedensordnungen in geschichtswissenschaftlicher und geschichtsdidaktischer Perspektive (= Wissenschaft und Lehrerbildung, Bd. 2), Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht, V&R unipress, Bonn University Press) , 2017

"Der Tagungsband studiert Friedensordnungen vom 16. bis ins frühe 21. Jahrhundert. Die Autoren beleuchten Probleme von hoher Gegenwartsrelevanz, darunter die Frage nach einem gewaltfreien Umgang mit religiöser Differenz, auf die Friedenspolitik bereits im 16. und 17. Jahrhundert beachtenswerte Antworten fand, oder die friedenspolitischen Herausforderungen, die sich aus dem Selbstbestimmungsrecht der Völker ergeben. Mit historischer Langzeitperspektive studieren die Beiträger Praktiken und Leitbegriffe der Aushandlung von Frieden, Strategien der Friedenssicherung im historischen Wandel sowie den ideengeschichtlichen Diskurs, der sich etwa in den Friedensutopien der Frühen Neuzeit niederschlug. Angeregt durch den neuen Oberstufen-Lehrplan für das Fach Geschichte in Nordrhein-Westfalen, wendet sich der Band an Lehrer und Lehrerinnen, an die geschichtswissenschaftliche und geschichtsdidaktische Forschung sowie an eine Leserschaft, die sich für Fragestellungen, aktuelle Tendenzen und Perspektiven einer Historischen Friedensforschung interessiert." (Cover-Text)

Immanente Ordung und universaler Friede bei Johann Amos Comenius, in Johann Amos Comenius – Vordenker eines kreativen Friedens, Schriften zur Triadik und Ontodynamik 24, Hrsg. Erwin Schadel, Peter Lang GmbH, Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main, 2005, 381-399.

Dieser Weg von der inneren Gelassenheit zum iiuf3eren Frieden ist jedoch ein wahrhaftes Labyrinth, in dem, Comenius zufolge, Christus die nchtige Rrchtung weisen kann. Wie flndet sich im Bezug auf das frir den Frieden Notwendige ein Ausweg aus dem Labyrinth? Wie lassen sich Gewalt und Unordnung bezwingen? Comenius versuchte diese Fragen in seinem Unum necessarium zu beantwortena. Dieser kleine Traktat, eine Art Meditation iiber den Sinn und Zweck des Lebens, fiihrt uns bildhaft vor Augen, wie Comenius im Sinne einer "Archaologie" der Feindseligkeitnach den Wurzeln von Streit und Zwist sucht. Comenius spricht von Ubereinstimmung (concordia) im Sinne der Harmonie als dem Schlusselbegriff, von dem her seine Suche nach Einheit zu verstehen ist. Er nennt diese Harmonie das geistige Bindemittel, das alle Glieder der Gesellschaft zusammenhald. Seine politischen Ideen sind immer auch eine Explikation tieferer philosophischer und theologischer Konzeptionen. Es gibt eine Ordnung, ein Vor-Bild der Welt, etwas, worauf die Welt grtindet, etwas, das den Dingen einen Sinn gibt, etwas, das selbst dem menschlichen Leiden einen Sinn verleiht. Comenius' Versuche, dauerhaften Frieden herbeizufiihren, entspringen der Voraussetzung, dass das Herbeifilhren dauerhaften Friedens in der ganzen Welt die Vollendung des Menschen bedeutet6. Der Mensch wird nicht nur durch Wissen und praktische F?ihigkeiten wirklich zum Menschen, sondern auch und vor allem durch seine Aktivitat. Die Hinfiilligkeit des menschlichen Lebens liegt in der unzulltnglichen Entwicklung der Potentiale der Menschheit begriindet. Comenius zeigl atf, dass wir unsere Menschlichkeit voll verwirklichen k6nnen, indem wir die Restbestiinde an Tierischem in uns iiberwinden. Es ist notwendig, Hass, Aggressivitat und Fanatismus zu beseitigen, ansonsten fiillt die ganze Gesellschaft partikuliiren Interessen zum Opfer. Comenius ist davon lberzeugt, dass es ohne inneren Kampf und ohne Besiinftigung der Leidenschaften unmoglich ist, Frieden zu halten und Gewalt zu vermeiden.