Inklusion aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive (original) (raw)

Zur Bedeutung einer befreiungspädagogischen Perspektive für die Inklusions- und Sonderpädagogik

Grenzen. Gänge. Zwischen. Welten. Kontroversen – Entwicklungen – Perspektiven der Inklusionsforschung, 2021

Dieser Titel wurde in das Programm des Verlages mittels eines Peer-Review-Verfahrens aufgenommen. Für weitere Informationen siehe www.klinkhardt.de. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über http://dnb.d-nb.de. 2022.hg.

Entwicklungsorientierte Begründungen der Didaktik im Spannungsfeld von Inklusion und Exklusion

Didaktik und Differenz, 2016

Kooperatives Lernen als zentrale Forderung an einen integrativen, zieldifferenten Unterricht für behinderte wie nicht behinderte Kinder und Jugendliche, bedarf, um dauerhaft zu gelingen, einer entwicklungsorientierten Didaktik, die theoretisch reflektiert, wie und warum auf verschiedenen Entwicklungsniveaus gleiche Lerninhalte angeboten und vermittelt werden können. Grundlage dafür sind pädagogisch-psychologische Entwicklungsmodelle, die sich nicht allein an der Normalentwicklung orientieren, sondern der Vielfalt menschlicher Lern-und Entwicklungswege gerecht werden und deren Dynamik abbilden. Solche Modelle müssen sowohl hinreichend komplex als auch im Unterrichtsalltag praktikabel sein. Bisherige entwicklungsorientierte Begründungen der Didaktik können diesen Anspruch nur zum Teil einlösen: Im Spannungsfeld von Inklusion und Exklusion erscheinen deren theoretische Grundlagen in der Regel selbst nicht ohne Widersprüche: Einerseits geben hierarchische Stufen-oder Phasenmodelle, wie sie etwa für die klassischen Entwicklungstheorien von Freud, Piaget, Spitz oder Erikson charakteristisch sind, einen relativ gut überschaubaren Orientierungsrahmen für didaktische Entscheidungen; andererseits erscheinen die darin postulierten Entwicklungsnormen oft als zu starr und insbesondere im Hinblick auf behinderte und sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche als nur begrenzt gültig. Der Beitrag betrachtet im ersten Abschnitt am Beispiel von drei klassischen didaktischen Ansätzen (Comenius, Séguin, Wygotski) die Bedeutung und den Bedeutungswandel entwicklungsorientierter Modelle im Kontext einer integrativen bzw. inklusiven Didaktik. Im zweiten Abschnitt werden drei darauf zum Teil aufbauende, aktuellere didaktische Ansätze vorgestellt (bildungstheoretische Didaktik, psychologische Didaktik, entwicklungslogische Didaktik) und deren Potential im Hinblick auf kooperatives Lernen untersucht. Der Schlussteil umreißt einige aktuelle Forschungsdesiderate und zeigt Perspektiven der theoretischen Weiterentwicklung einer entwicklungsorientierten Didaktik für alle Kinder und Jugendliche auf.

Inklusion in der Lehramtsausbildung für Primarstufe

2019

Die Implementierung von Inklusion als durchgangiges Leitprinzip und Querschnittsthema im Curriculum der PHDL im Zuge der Neustrukturierung der Lehrer/-innenbildung ist ein zentraler Baustein zur Professionalisierung von angehenden Lehrerinnen und Lehrern fur eine inklusive Schule. Einstellungen und Haltungen der handelnden Personen erweisen sich dabei als bedeutsam in der konkreten unterrichtspraktischen Tatigkeit. Mit einem Mixed-Methods-Design sollen in einer auf vier Jahre angelegten Langsschnittstudie (2018-2022) Entwicklungsprozesse von Studierenden zu Einstellungen, Haltungen, Bedenken und Selbstwirksamkeitseinschatzungen zu Inklusion untersucht werden. Als Erhebungswerkzeuge fur die quantitativen Teilstudien werden die osterreichischen Skalen SACIE-R und TEIP verwendet (Feyerer et al., 2013). In diesem Beitrag werden die ersten Ergebnisse der Befragung von Studierenden der Primarstufenpadagogik am Beginn ihrer Lehramtsausbildung dargestellt.

Inklusive Schule, exklusive Gesellschaft? Soziologische Lesarten von Inklusion und Exklusion

Kontroverse Inklusion: Ansprüche, Umsetzungen und Widersprüche in der Schulpädagogik, 2018

Die Soziologie geht von einem sehr breiten Verständnis sozialer Inklusions- und Exklusionsprozesse aus, das nicht nur Fragen des Bildungssystems oder der Schule, sondern alle möglichen Formen der gesellschaftlichen Einschließung oder Ausgrenzung und institutionalisierten Benachteiligung umfasst. Der Beitrag gibt einen Überblick zu den aktuellen Hauptströmungen der soziologi-schen Inklusions-und Exklusionsdebatte und fasst deren wichtigste theoreti-sche Positionen zusammen. Unterschiede zum erziehungswissenschaftlichen Inklusionsdiskurs werden vor allem im Hinblick auf die Thematisierung bzw. Dethematisierung des Problems der sozialen Ungleichheit und der gesellschaft-lichen Realität sozialer Exklusion deutlich. Abschließend wird für eine gesell-schaftstheoretische Fundierung der inklusiven Pädagogik plädiert, die gerade diese Aspekte besonders zu berücksichtigen hätte, wenn sie nicht die soziale Wirklichkeit verfehlen und damit das emanzipatorische Potential einer inklusiven Schule verspielen will.

Inklusion und kinderrechtsorientierte Schulentwicklung

Inklusive Bildung und gesellschaftliche Exklusion, 2017

Die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen hat der Aufnahme von Kindern mit Behinderungen in Regelschulen großen Nachdruck gegeben. Es reicht jedoch nicht, Barrieren abzubauen und das Lernen dieser Kinder individuell zu unterstützen. Sie müssen eine Schule erleben können, in der alle Kinderrechte verwirklicht werden, die die Staaten den Kindern in der Kinderrechtskonvention zugesichert haben. Darin liegt eine herausfordernde Aufgabe für die Weiterentwicklung unserer Schulen. Denn nur in einer Schule, die Bildung und alltägliches Schulleben auf den Menschenrechten gründet, kann Inklusion aller in gemeinsames Leben verwirklicht werden. Entscheidend ist, dass alle Kinder, auch Kinder mit Behinderung, mit ihren Sichtweisen, Meinungen und Interessen anerkannt und befähigt werden, an Entscheidungen über gemeinsame Angelegenheiten mitzuwirken. Die UN-Behindertenrechtskonvention (im Folgenden UN-BRK), seit 2008 in Deutschland in Kraft , hat mit völkerrechtlicher Autorität und allem Nachdruck ihrer Bestimmungen klargestellt, dass die Bildungsstätten der Vertragsstaaten auch die Kinder aufzunehmen haben, die wegen einer Behinderung einer besonderen Unterstützung bedürfen, um sich erfolgreich entwickeln und bilden zu können (Kinder sind für UN-Dokumente alle jungen Menschen bis 18). 1 Dieses Menschen-1 Die Texte der Behindertenrechtskonvention, der Kinderrechtskonvention und der weiteren Menschenrechtsverträge mit samt begleitender Materialien sind auf den Internet-Seiten des Deutschen Instituts für Menschenrechte zu fi nden: http://www.institut-fuer-men

Schulische Inklusion in der Praxis

2018

Der Artikel gibt einen konzeptionellen und inhaltlichen Überblick über das dreisemestrige Studienangebot Zertifikat Inklusion-Basiskompetenzen (ZIB), welches seit dem Sommersemester 2016 an der Universität Regensburg angeboten wird. Interessierte Lehramtsstudierende des Grund-oder Mittelschullehramts erhalten dadurch die Möglichkeit, grundlegende Kompetenzen für ihre spätere Berufspraxis in inklusiven Settings zu erwerben. Das Gesamtkonzept zeichnet sich durch eine intensive und strukturierte Theorie-Praxis-Verzahnung aus. Während des Semesters besuchen die Studierenden jede Woche ihre Praktikumsschule und erhalten Aufgaben, die die Praxiserfahrungen systematisch mit theoretischen Inhalten in Beziehung setzen. Im begleitenden Seminar an der Universität reflektieren die Studierenden ihre Erfahrungen. Die Aufgaben im Praktikum steigern sich jedes Semester in der Komplexität vom Arbeiten mit einem Kind oder Jugendlichen über das Arbeiten mit einer Kleingruppe hin zum Arbeiten mit der Klasse. Die inhaltliche Basis des Studienangebots bildet das von der Europäischen Agentur für Entwicklungen in der sonderpädagogischen Förderung (2012) entwickelte Profil für inklusive Lehrerinnen und Lehrer. Es werden entsprechend drei Kompetenzbereiche zugrunde gelegt: Einstellungen, Wissen und Handeln. In Anlehnung an die zentralen Grundwerte des Profils wurden Grundlagen zu Inklusion, individueller Förderung, Beratung und Kooperation sowie Unterstützung aller Lernenden in inklusiven Settings als inhaltliche Schwerpunktthemen gesetzt. Im Artikel wird die Konzeption des ZIB dargestellt sowie an ausgewählten Ergebnissen der Begleitforschung die Wirksamkeit des zusätzlichen Studienangebots bezogen auf die Kompetenzbereiche aus Studierenden-wie auch aus Dozierendensicht dargestellt. Des Weiteren werden Einschätzungen bezüglich der Bedeutung der konzeptionellen Teile des Zertifikats anhand von Studierendenaussagen aufgezeigt.