Der Wert des Wissens (original) (raw)

Der Wille zum Wissen

Das zweite Heft des 10. Jahrgangs der Zeitschrift für Ideengeschichte 1 bietet wieder eine Sammlung von lesenswerten Beiträgen und Rezensio-nen, die vor allem Aspekte der Wissensgeschichte berühren, aber auch Fragen der Geschichtsschreibung aufwerfen (Letzteres in einer sehr wichti-gen kritischen Rezension zu Jörg Baberowskis Buch Räume der Gewalt von Friedrich Lenger). Der Schwerpunkt unter dem etwas unspezifischen Titel Der Wille zum Wissen versammelt näherhin Beiträge, die das Problem des Enzyklopädischen in der modernen Kultur aufgreifen, wie es sich erstens durch die Kapitulation des Brockhaus stellt (Oliver Jungen), der als Lexikon in gebundener Form zwar ursprünglich einmal ein erstaunliches kul-turelles Kapital besaß, aber zuletzt nur noch als wenig genutzte Online-Ausgabe überhaupt noch präsent war. Eine Ära bildungsbürgerlicher Wohn-kultur ist damit wohl unwiderruflich dahin – und Jungen gibt einen instrukti-ven Einblick in die Prozesse der Wissenskonstruktion dieser Enzyklopädie, die zunehmend mit kostenlosen, in manchen Punkten aber ebenfalls pro-blematischen Online-Enzyklopädien wie Wikipedia konkurrieren mußte. Es ist zwar unbestritten, daß Wikipedia für zahlreiche Nutzer eine erste, oft si-cher auch die letzte Anlaufstelle zur Eruierung von " Wissen " ist, was bei vie-len Dingen auch gut bzw. zunehmend besser funktioniert. Daß aber die oft obskuren Editionsverhältnisse bei Wikipedia vielfach unbefriedigende Re-sultate zeugen, weiß jeder, über den von interessierter Seite mehr oder we-niger subtil diffamierende Einträge bei Wikipedia erzeugt wurden; dagegen wählen die Autoren des Artikels über die edit wars bei Wikipedia, also die

Wissen ist Macht …

Alltagsentscheidungen, 2017

Wissen ist Macht … Nichtwissen macht auch nichts Seit unserer frühen Kindheit wissen wir, dass man, um sich im Leben behaupten zu können, lernen, sein Wissen erweitern, sich um Verständnis bemühen und Erfahrungen sammeln muss. Es gibt offenbar einen einfachen Zusammenhang: Je mehr jemand weiß, je mehr er von den Dingen versteht und je tiefer er sich in eine Materie versenkt hat, umso eher wird er auf ein ihm gestelltes Problem eine gute Lösung finden können. Beim Vergleich zwischen Formel 1 und Aktienbörse Kap. 7 haben wir aber schon gesehen, dass dieser Zusam menhang in Märkten so einfach nicht gelten kann. Wenn der Zufallsinvestor (schwanzwackelnder Hund, Dartpfeile werfender Affe) mit einer Durchschnittsrendite rechnen kann und es Marktteilnehmer gibt, die aufgrund ihrer über ragenden Information in der Lage sind, überdurchschnittli che Ergebnisse zu erzielen, auf wessen Kosten gelingt das ihnen denn? Offenbar auf Kosten anderer, auch gut, aber eben nicht überragend gut informierter Marktteilnehmer, die im Gegensatz zum völlig uninformierten Zufallsinvestor in die Rolle der Verlierer gedrängt werden.

Wissen und Risiko

2016

Wissen ist mehr als Information. Zwar stellt das sog. Risk Governance Framework in der Konzeption des International Risk Governance Council einen integrativen und umfassenden Ansatz dar. Jedoch lässt er den für das Risikomanagement bedeutsamen Aspekt des Wissensmanagements unberücksichtigt. Dieser Beitrag will daher entlang des Wissensmangementprozesskreislaufs sowie des "experimental learning cycle" einen Vorschlag für die Implementierung eines qualifizierten Wissensmanagements unterbreiten, der den Umgang mit Wissen und Nichtwissen als einen signifikanten Baustein in allen Phasen des Risk Governance Frameworks berücksichtigt.

Die Kehrseite des Wissens

Körperarbeit am Text-und was sie für die Narratologie bedeutet When toddlers and younger children first encounter stories, they evince a strong tendency to act them out. They use role play and toys for enactment and thereby to experience the dynamics of a storyline, to pursue possible variations, to embody divergent perspectives, to learn about characters and their attitudes, and to cope with the narrated situations. In analogy with Lev Vygotsky's (1962) basic insight that thinking is to be considered as an interiorized form of spoken language, it may accordingly be argued that the mental imagery which readers experience in following a narrative is (at least partially) to be understood as an interiorized form of playful enactment. Drawing on insights of the cognitive sciences , phenomenology and research on embodiment, this article pursues this hypothesis and takes a few first steps towards an enactivist perspective on literary narrative. In doing so, embodied knowledge-as oppos...

Wissen und Weitra

Man spricht von "computer literacy" oder dem "Computerführerschein", nicht von "Computerbildung". Die entsprechenden Fähigkeiten werden im Bereich der Grundschule angesiedelt, von anspruchsvolleren Wissensstufen scheinen sie weit entfernt. Sie sind weitgehend mit der Buchkultur verbunden. Im ersten Abschnitt folgen einige Bemerkungen zu dieser Assoziation. Die Auswirkungen digital vernetzter Kommunikation auf Theorie und Praxis der "Bildung" ist jedoch nicht mehr zu übersehen. Ich werde diesem Thema am Beispiel von Enzyklopädien im Internet nachgehen. Hier treffen wohl etablierte "Kulturgüter" auf Nachrichtentechnik im sozialen Gebrauch; ein Testfall für das Verhältnis beider Seiten. Drittens wird in diesem Testrahmen ein Einzelfall diskutiert, die Waldviertler Stadt Weitra. Wie ist sie in den Enzyklopädien, die ein Universum des Wissens bieten wollen, vertreten?

Produktivität des „Nicht-Wissens‟

2017

Solvejg Nitzke verortet in ihrer Monographie Die Produktion der Katastrophe: Das Tunguska-Ereignis und die Programme der Moderne das wissenschaftlich bisher unerklarte Tunguska-Ereignis anhand verschiedener Aspekte, die den Diskurs leiten: als Ratsel, als Katastrophe, als Mythos, als Geheimnis und geschichtliches Ereignis. Zwischen wissenschaftlichem und literarischem Diskurs einerseits und Expert_innen- sowie Laienforschung andererseits angesiedelt, stort „Tunguska‟ die Wissens-Ordnungen und -Hierarchien der Moderne. Nitzke entfachert das Natur-Kultur-Hybrid und zeigt die Produktivitat von „Nicht-Wissen‟ fur die kulturwissenschaftliche Forschung auf.

Die politische Dimension des Wissens

2020

The article suggests that one, probably the most important, source of neolibe- ralism is to be found in the interwar Viennese intellectual life. A group of scientists around the leader (or chief) Ludwig Mises developed in their discussions the new liberal thinking. Outside the academic world for several reasons they acted nevertheless as an 'academic tribe'. As a substitute for academic careers the Institut für Konjunkturforschung (Institute for business cycle research) was founded. It was directed by Friedrich August von Hayek and later on by Oskar Morgenstern. After World War II the academic tribe expanded to a thought collective.