Nach dem Scheitern von Cancún: Politik zwischen Klimaschutz und Anpassung Sollte die Klimapolitik in Zukunft weniger auf Emissionsvermeidung und eher auf eine Anpassung an die Erderwärmung zielen? (original) (raw)
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Emissionsvermeidung oder Anpassung an den Klimawandel: Welche Zukunft hat die Klimapolitik?
2011
Klimaschutz ist eine globale Aufgabe. Um das Ziel zu erreichen, den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur zu begrenzen, muss die globale Gesamtmenge der Emissionen reduziert werden. Ohne entsprechende Anstrengungen der größten Verursacher von Emissionen -China und die Vereinigten Staaten von Amerika, die zusammen fast 40% der weltweiten Treibhausgasmengen ausstoßen -wird ein effektiver Klimaschutz nicht möglich sein. Deutschland trägt heute nur noch gut 2 1 /2% zum gesamten weltweiten Ausstoß von Treibhausgasen bei. Die großen Bemühungen, in Deutschland Emissionen zu reduzieren, wirken sich auf das weltweite Klima kaum aus. Das Gefangenendilemma im Klimaschutz Über die unterschiedlichen Kosten des Klimaschutzes und des Klimawandels wird ausführlich gestritten, spätestens seit der Stern-Report (Stern 2006) mit einer Kostenschätzung international für Aufsehen sorgte. Unterstellt man die naturwissenschaftlichen Ausführungen zum menschlich verursachten Klimawandel (vgl. IPCC 2007) als richtig, kann davon ausgegangen werden, dass aus globaler Perspektive eine Beschränkung der Treibhausgasemissionen über die nächsten Jahrzehnte günstiger ist als eine dauerhafte Veränderung des Klimas. Das grundlegende Problem des globalen Klimaschutzes ist es aber, dass es für ein Land wirtschaftlich vorteilhafter ist, wenn andere die Lasten des Klimaschutzes schultern. So verweisen die USA auf China und fordern ein klareres Engagement der Schwellenländer, bevor sie selbst verbindliche und anspruchsvolle Verpflichtungen akzeptieren wollen. China hingegen verweist auf die Industrielän-den Klimawandel: Welche Zukunft hat die Klimapolitik? Emissionsvermeidung oder Anpassung an Die gegenwärtige im Kyoto-Protokoll festgelegte Klimapolitik versucht vorrangig, dem Klimawandel mit einer Strategie der Emissionsverminderung zu begegnen. Die dort festgelegten Reduktionsziele für den CO2-Ausstoß sind für viele Länder nicht mehr zu realisieren. Und einige Länder, die zu den größten Emittenten gehören, vor allem die USA, haben sich dem Kyoto-Protokoll nicht angeschlossen. Zur Diskussion gestellt der und stellt die eigene wirtschaftliche Entwicklung vor den Klimaschutz. Fraglich ist, mit welcher Strategie das abwartende Verhalten von USA und Schwellenländern aufgebrochen werden kann. Bisher gefährdet Europa die Wettbewerbsfähigkeit seiner energieverbrauchenden Wirtschaft, solange sich die großen Verursacher von Treibhausgasen nicht beteiligen und sich damit für das Klima auch kein Fortschritt einstellt. Auch wenn die Strategie der Klimagasvermeidung aus globaler Perspektive verschiedenen Untersuchungen folgend die kostengünstigere Alternative zu einer Passivstrategie sein sollte, bei der die Schäden des Klimawandels zu tragen sind, stellen sich die Kosten-Nutzen-Kalküle auf nationaler Ebene anders dar. Selbst für die Staaten, die die Folgen einer Erderwärmung fürchten müssen, muss eine aktive Klimaschutzpolitik nicht die individuell rationale Lösung sein. Dies lässt sich am bekannten Grundmodell des Gefangenendilemmas darstellen (vgl. Abb. 1). Abbildung 1 skizziert das Gefangenendilemma im Klimaschutz aus Sicht eines einzelnen Landes. Dabei wird unterstellt, dass die Kosten des Klimaschutzes deutlich unter den Schäden liegen, die das Land im Falle eines weltweiten Klimawandels zu tragen hätte. Ferner wird unterstellt, dass das einzelne Land den globalen Klimawandel nur in geringem Umfang beeinflussen kann. Somit kann es den zu erwartenden im Inland anfallenden Schaden durch eigene Vermeidungsanstrengungen nur um etwa 5% der maximalen inländischen Schadenssumme reduzieren. In jedem Fall, egal ob sich der Rest der Welt um Klimaschutz bemüht oder nicht, muss das Land bei seiner politischen Entscheidung abwägen, ob es die vollständigen Kosten des nationalen Klimaschutzes tragen möchte, obwohl es dadurch nur in geringem Umfang niedrigere Scha-denskosten vermeiden kann. Ein Verzicht auf klimaschutzpolitische Maßnahmen ist die dominante Strategie, die in jedem der beiden Fälle rational erscheint. Dies gilt für den Großteil aller Länder, so dass eine wirksame internationale Klimapolitik kaum zu erwarten ist. Klimaschutz als öffentliches Gut -Anpassung als privates Gut Neben aktivem Klimaschutz und einer reinen Passivstrategie verbleibt eine weitere Politikoption, die nur langsam an Aufmerksamkeit gewinnt. Es handelt sich um eine Anpassungsstrategie, die vor allem auf die Minimierung der Schäden abzielt, die durch einen absehbaren Klimawandel entstehen. Derartige Anpassungsstrategien werden für einzelne Länder unumgänglich sein, die besonders vom Klimawandel betroffen sind. Denkbar sind beispielsweise Maßnahmen des Deichbaus zur Sicherung von Küstenlandschaften, die durch einen steigenden Meeresspiegel bedroht sind. Die Bundesregierung hat hierzu ihre Deutsche Anpassungsstrategie (DAS) vorgelegt (Bundesregierung 2008). Aber nicht nur einzelne Länder werden Versuche unternehmen, sich der vermuteten Erderwärmung anzupassen. Selbst bei einer erfolgreichen internationalen Klimapolitik ist mit einer Erderwärmung von mindestens 2 Grad zu rechnen, bei einem weiteren Scheitern der Verhandlungen muss von größeren Werten ausgegangen werden. Anpassung wird damit zu einer globalen Herausforderung, wenn auch mit unterschiedlichen Problemlagen und Intensitäten in den verschiedenen Weltregionen. Wird auf globaler Ebene nach einem wirtschaftlich optimalen Niveau von Klimagasemissionen gesucht, müssen sowohl die durch die nicht vermiedenen Emissionen verursachifo Schnelldienst 5/2011 -64. Jahrgang
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