Tokhtas'ev S.R. Der Name des kimmerischen Königs Lygdamis, MilesForsch 5 (2007) (original) (raw)
R. Rollinger / B. Truschnegg / R. Bichler (Hrsg.), Herodot und das Persische Weltreich / Herodotus and the Persian Empire – Akten des Internationalen Kolloquiums Innsbruck, 24.-28. November 2008, Classica et Orientalia 3 (Wiesbaden 2011) 635-663
– Während des Ägyptenfeldzuges des Kambyses und wohl noch zu dessen Lebzeiten findet im persischen Kernland ein Umsturz statt. Vielleicht der jüngere Bruder des Königs, eher aber ein für die Dauer des Feldzuges über den Hof gesetzter Magier namens Gaumāta macht sich selbst zum König. – Dies nutzen Rebellen in Elam und Babylon, um eine Separationsbewegung vorzubereiten. Einen Mann namens Vahyazdāta, vielleicht ein Mitglied des Achämenidenhauses, veranlasst es, selbst nach der Krone zu streben. – Als Kambyses in Ägypten stirbt, beschließt auch Dareios, als Thronprätendent aufzutreten. – Bei diesem Unterfangen kommt ihm zustatten, dass er auf eine entfernte Blutsverwandtschaft mit den letzten Königen von Anšan, Kyros und Kambyses, verweisen kann. Um die verwandtschaftliche Bindung argumentativ aufzuwerten, entwickelt er ein neues Konzept, das des „Hauses“, und bezeichnet sich selbst als Achämeniden. Da sich Kyros der Große und sein Sohn Kambyses nicht in dieser Weise als Achämeniden verstanden hatten, bemüht sich Dareios, in Erinnerung zu rufen, dass sowohl Kyros als auch er selbst von einem Vorfahren namens Achaimenes abstammten. – Die verwandtschaftliche Beziehung zwischen Kyros und Dareios war allerdings so weitläufig, dass man es aus heutiger Sicht fast als irrelevant betrachten könnte, ob sie bestand oder nicht. Aus diesem Faktum macht Dareios selbst keinen Hehl, und diese Tatsache ließ es wohl auch überflüssig erscheinen, die verwandtschaftliche Beziehung zu den Vorgängern detailliert zu dokumentieren. Der Verweis auf die Blutsverwandtschaft half Dareios jedoch zumindest, sein Antreten beim Ringen um die Herrschaft zu begründen. – Innerhalb des Achämenidenhauses scheinen die Ambitionen des Dareios weithin gebilligt worden zu sein. Wenn Vahyazdāta ein Achämenide war, bildete er allerdings eine Ausnahme. Offenbar hatte auch er sich gegen Gaumāta erhoben und ließ sich nicht dazu bewegen, auf seine Ansprüche auf den Thron zu verzichten. Deshalb prangert Dareios ihn ebenso als Rebellen an wie jene, die versuchten, sich vom Reich zu lösen. Insofern entspricht Dareios’ Behauptung, dass niemand versucht habe, den Magier zu stürzen, zwar nicht der Wahrheit, doch mag Dareios keine entsprechende Information gehabt haben, solange er in Ägypten weilte. – Die Nennung von nur fünf anstelle von acht Ahnen in § 2 der Bīsutūn-Inschrift wird als Folge einer Haplographie in einer den verschiedenen Versionen zugrundeliegenden Vorlage gedeutet. – Die für diese Erklärung maßgebliche Ahnenreihe des Xerxes aus Herodot VII 11 wird folglich versuchsweise auch zur Rekonstruktion der lückenhaften Ahnenreihe in Bīsutūn verwendet. Die Annahme, dass zwischen den beiden Vorfahren mit Namen Teispes tatsächlich ein Kambyses und ein Kyros figurierten und dass Kyros der Große folglich Kyros III. sei, hätte sich allerdings ausschließlich auf Herodot zu stützen. – Dass der älteste Kyros mit jenem Kuraš identisch ist, dem Assurbanipal 646 v. Chr. begegnete, ist möglich, aber nicht beweisbar.
Jacobs 2002, Die Galerien der Ahnen des Königs Antiochos I. von Kommagene auf dem Nemrud Dağı
J. M. Højte (ed.), Images of Ancestors, Aarhus Studies in Mediterranean Antiquity V (Aarhus 2002) 75-88
Die Ahnengalerien des Antiochos I. auf dem Nemrud Dağı illustrieren ausführlich eine Gegebenheit, die schon bei den meisten älteren Bauprojekten des Königs im Hintergrund stand, nämlich seine Abstammung aus griechischem und iranischem Geschlecht. Das religiöse Anliegen, die Ahnenverehrung, wird unter einem Aspekt vorgetragen, der deutlich auf die Interessen des Grabherrn zielt. So scheint der Ahnenkult in der religiösen Praxis auch nicht die überragende Bedeutung gehabt zu haben, die man nach dem Umfang vermuten könnte, den die Ahnenreliefs innerhalb des Ausstattungsprogramms des Heiligtums auf dem Nemrud Dağı einnehmen. Dafür, dass ihnen so breiter Raum gegeben wurde, scheint eine profane Zielsetzung verantwortlich gewesen zu sein. Im Verlaufe der Arbeiten am Heiligtum rückte der gleichsam biographische Charakter des Programms immer deutlicher in den Vordergrund. Das ursprüngliche Vorhaben, die Vorfahren abzubilden, wurde dahingehend abgewandelt, dass Antiochos auch verstorbene Verwandte und schließlich sogar lebende Familienangehörige abbilden ließ. Eine Deszendenz wie die des Antiochos war im kleinasiatischen Raum keineswegs einzigartig, und so stellt sich die Frage, warum sie an der Begräbnisstätte des Königs so ausführlich thematisiert wurde. Eine Erklärung mag sein, dass nur das eigene Grabheiligtum zwanglos Gelegenheit zu einer so umfangreichen Darstellung der persönlichen Verhältnisse bot. Antiochos präsentierte sich selbst in aller Ausführlichkeit als Verkörperung seiner synkretistischen Religionspolitik. Zudem spiegelte er sich im Ruhm der bedeutenden Vorfahren, denen tatsächlich eine Sonderstellung in der für seine Zeit überschaubaren Historie zukam. Hinter der aufwendigen Herstellung der zahlreichen Reliefplatten stand also weniger der Wunsch, die Ahnen durch ein Denkmal noch einmal in außerordentlicher Weise zu ehren, als der Selbstdarstellung eine besondere Note zu geben.
2012
Der fiktive Briefwechsel zwischen Alexander und dem Brahmanenkönig Dindimus Marc Steinmann Steinmann Alexander der Große und die "nackten Weisen" Indiens Die Collatio Alexandri et Dindimi ist ein anonymer, fiktiver spätantiker Briefwechsel aus dem Umfeld des Alexander romans. In dieser Auseinandersetzung um die rechte Lebensweise vertritt der Brahmanenkönig Dindimus einen rigorosasketischen Standpunkt, Alexander der Große dagegen plädiert für einen maßvollen Genuss der Gaben der Natur. Für die vorliegende Ausgabe wurden erstmals über 90% der heute mehr als 80 bekannten Handschriften ausgewertet und ein neuer kritischer Text erstellt, den die beigegebene deutsche Übersetzung auch für Forscher anderer Diszipli nen oder den interessierten Laien zugänglich macht. Ein breiter Similienapparat und ein ausführlicher Kommen tar erschließen Sprache und Inhalt der Collatio, deren Ent stehung im frühen 5. Jahrhundert als innerchristliche Kon troverse wahrscheinlich gemacht wird. Die Einleitung dient zugleich als Einführung und aktueller Überblick über den Alexanderroman und die Schriften in seinem Umfelde. Marc Steinmann, geboren in Rinteln an der Weser. Nach Abitur und Ausbildung Tätigkeit im Bankgewerbe. Anschlie ßend Studium der Latinistik und Germanistik. Erstes Staats examen 1999, Magister Artium 2000, zweites Staatsexamen 2002. Promotion mit der vorliegenden Arbeit an der Ruhr Universität Bochum im WS 2010/11. Der Autor unterrichtet die Fächer Latein und Deutsch an einem hessischen Gym nasium. Alexander der Große und die "nackten Weisen" Indiens Der fiktive Briefwechsel zwischen Alexander und dem Brahmanenkönig Dindimus Einleitung, lateinischer Text, Übersetzung und Kommentar