Quellenband: 3. Jahrhundert (original) (raw)

Ein silbernes Schwertortband mit Niellodekor und weitere Militärfunde des 3. Jahrhunderts aus Augst

1985

Eingetragen sind die Militärfunde Punkte) und Münzen ab 253 heller Stern: Prägungen des Gallienus und Postumus, dunkler Stern: Prägungen Claudius II, Victorinus und Tetricus). Die Zahlen beziehen sich auf die Katalognummern. Die Waffen aus den Insulae 29/34-Beschreibung und Kommentar zu den Funden von 1977-1979 1. Silbernes Ortband Abb. 3A) 78.21890 Schauseite); 78.21889 Rückseite) FK [ Fundkomplex] B 1107) Die auseinandergerissenen Ortbandhälften lagen im Strassengraben vor der Südporticus der Insula 29, unmittel-bar neben dem Schwert Nr. 2. A. Aus Silberblech geschnittene und gehämmerte, fast kreisrunde Scheibe von 85-89 mm Durchmesser und 1,0 bis 0,3 mm Stärke. Der 8 mm hoch aufgewölbte, dickere Mittelteil ist zentral durchlocht Durchmesser 2,5 mm). An der Aussenseite zeichnet sich rings um die Durchlochung ein etwa 5 mm breiter Nietkopf deutlich ab. Auf der Rückseite säumt ein schwärzliches Metallband den Rand, das als Lot identifiziert werden konnte; davon ausge-spart wird lediglich die Stelle des Scheidenausschnitts, der danach etwa 4,2 cm breit war, Die Scheibe ist leicht verbogen, der Rand wellig, stellenweise etwas gestaucht, doch zeigen die Lotreste auf der Rückseite, dass er nicht etwa umgebördelt, sondern glatt und flach war; auf der Oberfläche befinden sich längliche Kratzer und Riefen zumindest teilweise moder-nen Ursprungs. Laut einer qualitativen Röntgenfluoreszenzanalyse durch das Mineralogisch-petrographische Institut der Universität Basel Prof. Dr. W. B. Stern) besteht sie aus hochwertigem Silber etwa 94% Ag; Abb. 5) 7. Die Schauseite der Scheibe ist reich verziert mit eingravierten und gepunzten, ursprüng-lich fast überall mit Niello gefüllten Mustern, die teilweise von feinen Punktreihen konturiert sind. Die Oberseite wurde auf der Drehbank überdreht und dabei am äusseren Rand zwei Kehlen angebracht. Abnützungsspuren sind an den eingedrehten Rillen sowie allge-mein an den höchsten Wölbungen der Oberfläche erkennbar. Auf der Rückseite der Scheibe sind die Spuren des Treibens, des Hämmerns und Glättens in radialen Bahnen deutlich zu sehen; im dünneren Randteil zeichnen sich die Negative der ausgehobenen Muster ab. Die Dekoration der Augster Scheibe ist mit dem Zirkel konstruiert Abb. 4). Wahrschein-lich hat der Handwerker die Muster auf der flachen Scheibe vorgeritzt und diese dann in die gewölbte Form gebracht. Danach konnte er auf einer entsprechenden Unterlage die Muster ausheben und einpunzen. Auf der Rückseite zeichnen sich die kräftigen Konturlinien der Muster besonders an der dünneren Randpartie deutlich ab Abb. 4). Vom Niello fehlen heute etliche Teile; dadurch ergibt sich ein Einblick in die vom Silberschmied angewendete Technik. E. Foltz verdanke ich dazu folgende Beobachtungen: « Das Silberblech wurde wohl vor dem Einschneiden der Ornamente gewölbt. Linien und Gruben sind eingraviert. Die ver-tieften Flächen sind, um dem Niello einen besseren Halt zu geben, mit einem kommaförmigen Punzen durch Einschlagen zusätzlich aufgerauht. Die kleinen dreizackigen Vertiefun-gen, die den Sechseckstern bilden, sind offensichtlich mit demselben kommaförmigen Punzen eingeschlagen, mit dem die vertieften Flächen aufgerauht wurden. » 8 Serienmässige Untersuchungen an römischen Gegenständen mit Nielloeinlagenzeigen eine sehr ähnliche Herstellungstechnik: Der Untergrund wurde durch längliche oder runde Punzeinschläge aufgerauht. S. La Niece nimmt aufgrund verschiedener Indizien an, dass das Niello nicht bis zum Schmelzpunkt erhitzt, sondern als schneidbare Paste warm in die Vertiefungen eingepresst und anschliessend geglättet wurde9. Die Röntgenfluoreszenzana-lyse des Augster Niello Abb. 5) bestätigt die 1983 veröffentlichten Untersuchungen, wonach die Zusammensetzung des Niello zur Römerzeit dem Material des zu dekorierenden Gegen-standes entspricht10. Offensichtlich ergaben die nochmals zerkleinerten Abfallspäne aus der Bearbeitung des Werkstücks, mit Schwefel erhitzt, das Niello. Spuren von Vergoldung haben sich trotz sorgfältiger Suche keine gezeigt und waren wohl auch ursprünglich nicht vorhanden. Kehlen und Rillender Körnereinschlag im Zentrum ist deutlich zu sehen, da dieses Ort-band nicht gelocht istgliedern die Muster; auch sie waren vergoldet. An der Schmalseite reihen sich herzförmige Blättchen zwischen zwei wohl einst vergolde-ten Kehlen. Auf der flachen Rückseite bilden zwei ineinandergestellte Quadrate einen Achteckstern um einen zentralen, rosettenartigen Stern. Wie beim Augster Ortband bestehen die Linien aus hintereinandergereihten, gepunzten und niellierten kleinen Dreiecken. Die Felder des Sterns sind gefüllt mit gegenständigen niellierten Efeublättchen an einfachen Ranken sowie mit stilisierten tropfenförmigen und dreieckigen Blättchen, deren Innenflächen punziert und vergoldet sind. Die Spickel und teilweise auch die Blättchen sind mit feinen Punzlinien c Abb. 6 Grabfund von Köln. Das in seiner Scheide steckende Schwert mit Elfenbeingriff a); Vorderb), Schmalc) und Rückseite d) des silbernen, teilweise vergoldeten und nielloverzierten Ortbandes M. 1:1). Foto LM Bonn, Schwert und Schmalseite nach Lindenschmit Anm.14).

Magazin "Archäologie Weltweit" Ausgabe 3

Eine kleine Insel vor der marokkanischen Atlantikküste -in der Antike noch eine Landzunge -war der Treffpunkt der westphönizischen Seehandelsroute mit einer afrikanischen Karawanenstraße. Hier wurde gekauft und getauscht, man erzählte sich Geschichten und berichtete einander die neuesten Nachrichten aus allen Ecken der Welt. Die begehrten Güter waren Fisch in großen Mengen, Elfenbein, Metalle, exotische Tiere, das bernsteinähnliche Harz von Thuja berberiska/citrus und kostbare Spezereien. Unser Titelbild zeigt Essaouira, die Stadt auf dem Festland. Sie wurde bis in die sechziger Jahre hinein ‚Hafen von Timbuktu' genannt. Immer noch trafen hier die Karawanen aus dem afrikanischen Hinterland ein, und alle europäischen Handelsmächte unterhielten Konsulate in der Kleinstadt an der Küste. ARCHÄOLOGIE WELTWEIT _ 1 EDITORIAL Prof. Dr. Friederike Fless Präsidentin des Deutschen Archäologischen Instituts Foto: Lejeune Viel Vergnügen bei der weiteren Lektüre wünscht Ihnen Ihre Prof. Dr. Friederike Fless EDITORIAL ARCHÄOLOGIE WELTWEIT _ 3 2 _ ARCHÄOLOGIE WELTWEIT NACHRICHTEN REPORTAGE Los Castillejos de Alcorrín Ein phönizisch-iberisches Joint Venture CULTURAL HERITAGE El Señor de Palpa -Peruanische Grabanlagen, mit denen niemand gerechnet hatte STANDPUNKT Vernetzte Forschung -Vernetzte Welten

Die Krise des 3. Jahrhunderts [n. Chr.]

Unter unseren Füßen - Sous nos pieds. Archäologie in Luxemburg - Archéologie au Luxembourg, 1995-2010, 2011

Nach der Ermordung von Kaiser Severus Alexander in Mainz im Mai 235 begann für das römische Reich die Epoche der so genannten Soldatenkaiser. Das dynastische Nachfolgeprinzip ging verloren und die verschiedenen Herrscher wurden in der Regel aus den Reihen der Offiziere von ihren Soldaten auf den Thron gehoben. Dies hatte zur Folge, dass bis 284 rund fünfzig verschiedene Kaiser, Mitregenten und Usurpatoren auftraten. Die allermeisten von ihnen konnten sich aber nur kurze Zeit an der Macht halten oder wurden nur in einem bestimmten Reichsteil anerkannt. Nur einundzwanzig von Ihnen wurden überhaupt vom Senat in Rom als Herrscher bestätigt. Die Folge dieser Situation war eine tiefe innere Krise des Reiches, nicht nur im politischem, sondern vor allem auch im wirtschaftlichen Bereich. Die militärischen Auseinandersetzungen zwischen den diversen Thronprätendenten führten außerdem dazu, dass häufig größere Truppenverbände von den Reichsgrenzen abgezogen wurden. Dies bewirkte wiederum, dass mehrfach Volksgruppen von außerhalb des Imperiums ins Reichsgebiet eindrangen und Plünderungen und Verwüstungen anrichteten. Während im Treverergebiet zunächst kaum etwas von der Reichskrise zu spüren war, änderte sich dies schlagartig im Frühjahr 254, als ein erster Alamanneneinfall