Toxische Atmosphären. Michael Pinskys Pollution Pods und die Evidenz des Atmens (original) (raw)

Atmosozialität: Ökologien des Atmens nach COVID-19

Zusammenfassung: Die Kontroverse um die aerogene Übertragbarkeit von SARS-CoV-2 hat den Blick auf Atmosphären als Ökologien des Atmens gelenkt. Auf diese Weise ist die elementare Dimension des gesellschaftlichen Lebens hervorgetreten: der Umstand, dass sich das Soziale nicht einfach an der Luft, sondern in und durch Luft vollzieht. Der Artikel bringt diesen Sachverhalt auf den Begriff der Atmosozialität. Drei Aspekte werden herausgearbeitet: Erstens hat das Atmosoziale eine voluminöse Gestalt. Es übersteigt "Territorien des Selbst" (Goffman) und ruiniert deren Ordnungsversprechen. Zweitens verfügt das Atmosoziale über eine turbulente, spekulativ gesättigte Konstitution. In ihm verbindet sich die schwer kalkulierbare Flüssigkeitsdynamik des respiratorischen Lebens mit der affektiven Dynamik ungewisser atmosphärischer Begegnungen. Drittens besitzt das Atmosoziale eine wolkige Verfassung, die etablierte Modelle der Relationalität (Interaktion, Netzwerk) herausfordert. Es umschreibt die Ko-Habitation durchlässiger Körper in Milieus, in denen es ausreicht, nebeneinander zu leben, um Intimitäten des Atmens zu teilen. Um diese drei Aspekte des Atmosozialen zu entfalten, wird das Atmosphärenwissen der Umweltwissenschaften, der Physik und der Belüftungsingenieure auf seine sozialtheoretischen Implikationen hin gelesen. Im Zuge dieses Vorgehens revidiert der Artikel disziplinäre Vorannahmen darüber, was einen soziologischen Tatbestand ausmacht.

Kapitel "Luft" im Fünften Österreichischen Umweltkontrollbericht

Der vorliegende Fünfte Umweltkontrollbericht an den Nationalrat gibt abermals ein detailliertes Bild der Umweltsituation in Österreich. LUFT: Bei treibhauswirksamen Gasen zeigte die Emission von Kohlendioxid (CO2) in den letzten beiden Jahren einen deutlichen Anstieg (1994 bis 1996: +9 %), der Ausstoß von Methan (CH4) und Distickstoffoxid (N2O) blieb im selben Zeitraum fast unverändert. Bei der Reduktion der Emission von ozonabbauenden Substanzen, die die stratosphärische Ozonschicht zerstören, konnten weitere Fortschritte erzielt werden. Bei der Umsetzung von internationalen Regelungen wie dem Montreal-Protokoll hat Österreich eine führende Rolle. Bei den Ozonvorläufersubstanzen für bodennahes Ozon konnte trotz einer Abnahme der Emissionen von Stickstoffoxiden (NOx) um über 5 % (von 1994 bis 1996) die im Ozongesetz formulierte Zielvorgabe einer Reduktion um 40 % von 1985 bis 1996 nicht erreicht werden. Die Emission von flüchtigen organischen Verbindungen ohne Methan (NMVOC) zeigt e...

Antimon - ein globaler Schadstoff

Nachrichten aus der Chemie, 2000

Nachrichten aus der Chemie | 53 | September 2005 | www.gdch.de ÍMagazinU Antimon 884 Abb. 4 Eiskernbohrer aus hochreinem Titan, um Kontaminationen des Eiskerns mit anderen Spurenelementen auf ein Minimum zu reduzieren. Abb. 7. Vergleich von natürlichem und anthropogenem Antimon in arktischem Schnee für die Jahre 1994 bis 2004. Für die Berechnung ist es gleichgültig, welche Bezugsbasis (Erdkruste, Mineralstaub, Boden) gewählt wird. 0 20 40 60 80 100 relative Häufigkeit, % natürliches Sb anthropogenes Sb Abb. 6.

Ästhetik des Atmens

2018

While in the Western culture many contemporary philosophers focused their attention on perception, the experience of breathing has been developed in various traditions of Asia. The importance of these cultures of breathing has not been sufficiently studied, even if many practices such as judo, taijiquan, or yoga are quite popular. In this essay some aspects of traditional and contemporary arts are analyzed in order to shape an aesthetics of breathing in China and Japan.

„Gastfreundschaft des Thorax“. Pindars Ethos des Atmens

The ancient Greek poet Pindar (518–after 446 B.C.) was of great influence on western literature. His Victory Odes contain many elements of poetological reflection. I shall try to show that this conception of poetry is of a genuinely ethical nature: The fact that Pindar´s Odes are written in a lyrical meter is the consequence of a fundamentally ethical attitude – the ethics of measure. Pindar blends this ethics with the greek idea of breathing, which views breath as the fundamental act of living. Since metrical poetry is an act of measured breathing and speaking, poetry implies an “ethics" or "ethos of breathing”. The interpretation of this relation between ethics and breath will, among others, use concepts developed by the early and late Heidegger; but eventually it will lead to critical questions concerning Pindar´s poetological concepts and the phenomenological venture itself.

Uns stinkt's! Geruchsperlen und Ordnungsversuche aus dem imperialen Dunstkreis

Perlen geschichtswissenschaftlicher Reflexion, 2022

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis zum Zweiten Weltkrieg rang die Sanitärkommission der Stadt-unter russischer, habsburgischer sowie polnischer Verwaltung-mit den unliebsamen Ausdünstungen zweier Geflügelschlachtereien in unmittelbarer Nachbarschaft. Diese trotzten offenbarü ber Jahrzehnte sämtlichen imperialen und nationalen Disziplinierungsmaßnahmen. Die Befriedung städtischer Geruchslandschaften, vorallem der Kampf gegen organische Abfälle und ihren entsprechenden Gestank, warenein maßgebliches Anliegen europäischer Stadtverwaltungen seit dem 18. Jahrhundert.A nfangs noch der Bekämpfung gesundheitsschädlicher Miasmen gewidmet, waren mit dem 19. Jahrhundert urbane Sanitärmaßnahmen und Deodorisierungsprojekte fixer Bestandteil einer generellen Modernisierungsmission. In das Regulieren und Disziplinieren vonL ublins städtischem Atem mischten sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts imperiale wien ationale Interessen: Die vonw echselnden Obrigkeiten lancierten Sanitärkampagnen reichten vonH ygienemaßnahmen zur Seuchenbekämpfung bis zum Aufruf zur nationalen ›Volksge-sundheit‹.G eruchsspuren aus dem Archiv gewähren Einblick in diesen Kampf gegen schlechte Gerüche-und seine Erfolglosigkeit. Innerhalb weniger Jahre versuchten sich vomz arischen Landeshauptmann (Gubernator) über den k. u. k. Militärgouverneur bis zum Leiter der Lubliner Stadtverwaltung während der Zweiten Polnischen Republik am Gestanksfall Browarna-/Probostwo-Straße. Die erste vond er Autorin geortete Zuschrift wurde am 1. August 1911 vonden Hausbesitzer/innenund Hausbewohner/innen der Probostwo-Straße in russischerS prache abgefasst. 1 Adressiert an »Ihro Hochwohlgeboren, den Präsident der Stadt Lublin«, erheben sie Beschwerde über

Weiße Obszönität und verwischte Farblinien in Anta Helena Reckes „Mittelreich“

Vortrag an der ZHdK im Rahmen der [OBSCENE] Dramaturgie als Praxen des (Un)Sichtbarmachens (14.9.2019) Die wegweisende Inszenierung Mittelreich, die Anta Helena Recke 2017 in Form einer kulturellen Appropriation unter umgekehrten Vorzeichen und quer zu Homi K. Bhabhas Verständnis kolonialer Mimikry an den Münchner Kammerspielen produziert hat, indem sie die durchweg weiße Besetzung der Vorlage durch schwarze Schauspielerinnen und Schauspieler ersetzte, ist das minutiös nachgestellte Reenactment eines dem vorangegangenen Stücks von Anna-Sophie Mahler aus dem Jahre 2015, das wiederum auf den gleichnamigen Roman von Josef Bierbichler von 2011 rekurriert. Bierbichlers Roman ist eine mehrere Generationen umfassende tragikomische bayrische Saga über die Familie des sogenannten Seewirts, der uns eben erklärt hat, was es mit Privilegien auf sich hat. Die Erzählung erstreckt sich über den Zeitraum von 1914 bis 1984, reicht weit über Bayern hinaus und stellt eine geradezu ethnographische Studie über den europäischen Menschen nicht nur des 20. Jahrhunderts dar. Die Kolonialität der Mentalität, aus der dieser Mensch entspringt und die im Roman mitschwingt, bei Mahler implizit bleibt und die Recke explizit macht, fasst der Sohn des Seewirts zusammen, wenn er während einer Tierschlachtung laienhaft philosophiert: "Fressen und gefressen werden! Wer wagt es, darüber zu richten? Leben und leben lassen! Wer ist dumm genug, daran zu glauben? Wer leben will, muss töten. Wer es nicht tut, geht ein." 1 Indem Recke Mahlers Theateradaption von Bierbichlers Roman, in den Worten ihres Dramaturgen Julian Warner, ‚schwarz-kopiert' und hierfür auch dasselbe Bühnenbild und die dieselben Kostüme verwendet, eröffnet sie in mehrerlei Hinsicht neue Lesbarkeiten und Horizonte. An ‚poststrukturalistischer' Theorie geschult, beschreibt Bhabha koloniale Mimikry in ambivalenter Weise als Metonymie von Präsenz, die ich im Rahmen meines Vortrags als Selbstpräsenz der weißen Subjektform verstehen will, die deshalb obszön ist, weil sie andere Menschen von ihrem Schauplatz ausschließt und sie unter Umständen sogar wortwörtlich in den Schmutz zieht (ob scenum), anstatt sie als Mitmenschen anzuerkennen. Bhabha zufolge versuchen Kolonisatoren, sich auf obszöne Weise eine Alterität anzueignen, die sie selbst zuallererst den solcherart Kolonisierten zuschreiben, indem sie sie entsprechend markieren. Die Appropriation geanderter Menschen führt dazu, dass die scheinbar mit sich identische 1 Josef Bierbichler, Mittelreich, Berlin: Suhrkamp, 2016, S. 426.