Große Gesellschaft in kleiner Gruppe (original) (raw)

Familie und Kleingruppen

1988

Für uns Menschen ist es im allgemeinen eine Selbstverständlichkeit, in Familien zu leben. Wir verbinden in unserem Kulturkreis mit dem Begriff der Familie meistens eine spezielle Vorstellung, nämlich die von der Klein-oder Kernfamilie: Mutter und Vater (als Ehepaar) sowie ihre Kinder bilden-als eine zusammenlebende Kleingruppe-diese Einheit. Und als das Herzstück der Aufgaben einer Familie erscheint uns typisch die elterliche, vor allem die mütterliche Aufzucht und Sozialisation von Kleinkindern. Diese Form der Familienbildung ist nun aber keineswegs die universelle beim Menschen. Vor wenigen Generationen noch wäre, was das häusliche Zusammenleben angeht, auch in Europa viel häufiger an eine "Großfamilie" unter Einbeziehung der Großeltern (soweit sie noch lebten), weiterer Verwandter, aber auch Nichtverwandter ("Gesinde") gedacht worden; auch wäre hier die Kleinkindaufzucht keineswegs als die familiäre Hauptaufgabe schlechthin erschienen. Familienbildung bei Tieren Überblicken wir die weit über eine Million bekannter Tierarten, dann stellen wir fest, daß nur ein sehr kleiner Teil in irgendeiner Form von Sozialverband lebt. Ausnahmen von dieser Regel finden wir vor allem bei den Säugetieren, den Vögeln, einigen Insekten (z. B. den Ameisen, Bienen, Termiten) und bei kolonial lebenden Tieren (wie etwa den meisten Korallen, den Moostierchen und anderen, dem Nicht-Zoologen wenig vertrauten Organismengruppen). Wir betrachten in dieser Studieneinheit Familien und Kleingruppen. Die Großgruppen, die im Tierreich in augenfälligster Form von manchen Termiten-und Ameisenarten gebildet werden, können hier nur in sehr knapper Form behandelt werden. Familien und Kleingruppen: Die Organisationsformen Konzentrieren wir uns zunächst auf die Familien: Wann sprechen wir im Tierreich von "Familien"? Wenn Mütter und/oder Väter längerfristig mit ihren Nachkommen zusammenleben und dabei die Nachkommen zeitweilig von der Brutpflege ihrer Eltern so abhängig sind, daß sie ohne diese keine oder eine stark verminderte Überlebenschance hätten, bilden sie Familien. Bei den im weiteren zu nennenden Organisationsformen hat sich schon der Schritt zur Kleingruppe vollzogen: Bei einigen Tierarten sind kommunale Familien entstanden: Hier pflanzen sich gleichzeitig mehrere Weibchen (manchmal auch mehrere Männchen) fort, die dann ihre Jungen gemeinsam aufziehen. (Wir begegnen solchen Verhältnissen bei Löwen oder etwa einigen in der Neuen Welt lebenden Kuckucken.) Vor allem bei Vögeln, aber auch bei einer Reihe von Säugern finden wir ein Sozialgefüge , bei dem zwar nur die Jungen eines Weibchens bzw. eines Elternpaares aufgezogen werden, sich aber an dieser Aufzucht mehrere erwachsene Individuen beteiligen, die meist, aber nicht immer, miteinander verwandt sind. Wir sprechen hier von Familien mit Helfern. Diese Organisationsform ist bei einigen-vor allem in 711 712 20.1.2. Ausgangsphänomen VII. Soziale Organisation subtropischen und tropischen Regionen verbreiteten-Vogelgruppen nicht selten. Unter Säugern finden wir sie besonders ausgeprägt bei Hyänen, Wildhunden, Wölfen sowie einigen Schleichkatzen-und Krallenaffenarten. Den Weg zu Großfamilien mit besonderen, morphologisch und physiologisch von den Geschlechtstieren abweichenden, lebenslang auf den Helferstatus festgelegten Arbeiterkasten haben die Wirbeltiere nicht betreten, wohl aber alle "eusozialen Insekten" (Kap. 20.1.5). Die Brutpflege N ach diesem kurzen Überblick über die Organisationsformen von Familien und Kleingruppen wollen wir uns der Frage zuwenden, wie es im Lauf der Stammesgeschichte immer wieder zur Familienbildung kam. Welches waren die jeweils ersten Schritte, unter welchen Selektionsdrucken sind sie durchgeführt worden? Der erste Schritt dürfte immer zur Brutjürsorge geführt haben. Bestimmt nur der Zeitpunkt der physiologischen Reife seiner Eier bei einem Weibchen, wann und wo es diese ablegt, dann wird es unter den meisten ökologischen Bedingungen viele Eier dadurch verlieren, daß diese an ungünstige Stellen gelangen, wo sie sich nicht oder zu langsam entwickeln, Parasiten, Feinden oder Konkurrenten zum Opfer fallen, die ausschlüpfenden Larven keine geeignete Nahrung in erreichbarer Nähe finden usw.

Kleine Religionsgemeinschaften

2019

Zusammenbruch des Nationalsozialismus bedeutete auch für die kleinen Religionsgefü ei~ chaften Leipzigs eine Zäsur. Neben den gesellschaftlichen Umwälzungen änderte sich r Sie zusätzlich einiges in religiöser Hinsicht. Im Laufe des Bestehen der SBZ und der DDR :~n d clte sich die Religions-und Kirchenpolitik mehrfach-der Blick abseits der großen "-ltchen. .. zeigt sowohl Parallelen als auch bemerkenswerte Abwe,chungen. 62 So wurde m der so. . k WJet,schen Besatzungszone vorerst die Religionsfreiheit wiederhergestellt. In direkter Folge e~m es im gesamten Gebiet zu einem Aufleben religiösen Lebens. Gemeinden sammelten ihre M.~lll~ligen oder verstreuten Anhänger oder gewannen gerade unter den Flüchtlingen neue St ttgltcder (etwa die EUM-Gerneinde).63 In den darauffolgenden Jahren verhielt sich der entw ehe nd e Staat zunehmend repressiv, zumindest einem Teil der Gemeinschaften gegenüber. So CORE Metadata, citation and similar papers at core.ac.uk

Unterwegs zu einer Gesellschaft des Gemeinsamen

Die Welt der Commons

Katalonien war die Wiege verschiedener Bewegungen-etwa der Genossenschaftsund Unabhängigkeitsbewegung, des Anarchismus und des Naturismus. 1 Das prägte das Nachdenken über Gesellschaft in diesem Landstrich. Und es hat auch das Denken jener geprägt, die zur Integralen Katalanischen Kooperative (CIC) gehören, auch wenn diese keiner speziellen Denktradition verschrieben ist, vielmehr ihre eigenen Prinzipien diskutiert und danach handelt. Die Gründung der CIC zog auch aus anderen Ereignissen Kraft. Da war die Degrowth-Rundfahrt vom Frühjahr 2009, eine Radtour durch alle katalanischen Landkreise, um die Prinzipien eines Wirtschaftens jenseits des Wachstums bekannt zu machen. Oder die Flugschriften Crisis 2 , Podemos 3 und Queremos 4 , die einen starken Einfluss auf die öffentliche Diskussion zur Selbstverwaltung und-ermächtigung hatten. Und schließlich 1 | Der libertäre Naturismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts kritisiert die Entwicklungsideen des Industrialismus als unmoralisch, sie würden die Menschen entfremden und die Erde zerstören. Zentrales Element des Naturismus ist der Glaube an eine natürliche Ordnung und an die Notwendigkeit, in Harmonie mit der Natur zu leben. Wichtige praktische Elemente sind Vegetarismus und Freikörperkultur (Anm. der Hg.). 2 | Crisis: einmalig publiziert am 17.9.2008, erschien in einer Auflage von 200.000 Exemplaren durch die Aktion des »katalanischen Robin Hood« Enric Duran, der sich insgesamt 492.000 Euro bei 39 spanischen Banken lieh, ohne die Absicht, dieses Geld je zurückzuzahlen. Stattdessen investierte er es in verschiedene soziale Projekte und den Druck dieser Zeitung:

Gemeinschaft und Gesellschaft

Recherche D, 2022

Mit einem Artikel in der wirtschaftspolitischen Zeitschrift "Recherche D" (Ausgabe 15 | September 2022) war auf die Bedeutung klarer begrifflicher Unterscheidung zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft zu verweisen, wie sie zuerst Ferdinand Tönnies vorgenommen hat. Sein fundamentales Werk ist zunächst mißverstanden worden, „als ob nämlich Gemeinschaft als gut, Gesellschaft als böse dargestellt werden sollte". Von solch einer Interpretation distanzierte sich Tönnies ausdrücklich (F. Tönnies: Einführung in die Soziologie. Stuttgart 1931, S. VI) und Helmuth Plessner fahndete nach den "Grenzen der Gemeinschaft". Tönnies wurde vielfach mißinterpretiert bis dahin, daß René König meinte, man solle die Begriffe Gemeinschaft und Gesellschaft ganz aufgeben (R. König: Soziologie in Deutschland. Begründer, Verfechter, Verächter. München/Wien 1987, S. 189). Eine angemessene Interpretation des Begriffs der Gemeinschaft und des der Gesellschaft hat dagegen Peter Ruben geliefert (Gemeinschaft und Gesellschaft – erneut betrachtet. In Dittmar Schorkowitz (Hg.): Ethnohistorische Wege und Lehrjahre eines Philosophen. Festschrift für Lawrence Krader zum 75. Geburtstag. Frankfurt 1995; Grenzen der Gemeinschaft? In: Berliner Debatte Initial 13. Jg. (2002) Heft 1. Beide Aufsätze auch in P. Ruben: Gesammelte philosophische Schriften herausgegeben von U. Hedtke und C. Warnke in Verbindung mit K. Benne. Band 2 Zu philosophischen Fragen von Wirtschaft und Gesellschaft. Berlin 2022, S. 257-271 bzw. S. 535-560.) Aus Anlaß der Peter-Ruben-Werkausgabe ist im "Blättchen" ein Artikel von Erhard Crome erschienen, der ähnlich auf das Verhältnis von Gemeinschaft und Gesellschaft Bezug nimmt: https://das-blaettchen.de/2022/09/ruben-und-der-kommunismus-62950.html

Subjekt und Gesellschaft, ein großer Anderer

Fragen nach Gesellschaft, Autorität, Ordnung und Subjekt-Sein: ein kleines Potpourri an Betrachtungsweisen: Mit Žižek beginnend, zu Lacan, zurück ins Mittelalter zu Abaelard, weiter nach Fernost-Asien um schlussendlich die Begriffe Denken und Ordnung entlang von "Sein und Sexuierung" von Kacem abzurunden

Erfolgreiche Arbeit in Gruppen

Arbeit, 2001

Die Effekte von Gruppenarbeit wurden in einer schriftliche Umfragestudie mit dem Produktionspersonal (n = 754) in acht schwedischen Industrieunternehmen untersucht. Unterschiede in der Gruppengröße, der alters- und geschlechtermässigen Zusammensetzung der Gruppen als auch dem Motivationsbild der einzelnen Gruppenmitglieder wurden untersucht, um deren Bedeutung für Effekte von Gruppenarbeit auf Unternehmens-, Gruppen- und Individualebene zu zeigen. Gruppenmitglieder mit einem aktiven Motivationsbild gaben mehr positive Effekte an als solche, die über weniger solcher Möglichkeiten verfügten. Bei der Implementierung von Gruppenarbeit ist es wichtiger, solche beeinflussbaren Aspekte, wie der Möglichkeit zum Lernen in der Arbeit und zur Nutzung eigener Kompetenz, Autonomie und Arbeits(un)zufriedenheit der Gruppenmitglieder zu ermitteln, als sich auf einfache Daumenregeln zur Gruppengröße und Geschlechter- und Alterszusammensetzung zu stützen.

Die Große Versammlung und der kleine Kurfürst

In: Kulturgeschichte Preußens – Vorträge und Forschungen 2017, No. 3 (online), 2017

Die Studie untersucht die Folgen des politischen Regimewechsels in der Republik der Vereinigten Niederlande in den Jahren 1650/51 für den Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Anhand der diplomatischen Berichterstattung wird der Frage nachgegangen, wie man im Ausland die Veränderungen in Den Haag rezipierte, ob man sie verstand und wie man auf sie reagierte. Friedrich Wilhelm befand sich dabei in einer Sonderstellung: dank seiner Verwandtschaft mit der Statthalterfamilie genoss er vor 1650 eine privilegierte Behandlung durch die Republik. Nach dem Tod des Statthalters Wilhelm II. wirkte sich dagegen seine Anbindung an das Haus Oranien, vor allem seine Vormundschaft für Wilhelm (III.) von Oranien negativ aus, weil die Provinz Holland in ihm ein Risiko für den Staat sah, und deswegen seine Zugangsrechte zum politischen System der Republik beschnitten wurden.

Gelingende Gemeinschaft

In this Essay I try to figure out different forms of loving oneself as reflected by Rousseau (l'amour propre). My question was if a suucesful community is probable even with existing l'amour propre.