Nietzsche's Other Naturalism (original) (raw)
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Methodologischer Naturalismus, epistemische Tugenden und Normativität bei Nietzsche
Nietzsches Wissenschaftsphilosophie: Hintergründe, Wirkungen und Aktualität, 2011
Ziel meines Aufsatzes ist es, die Frage zu stellen, ob die Art und Weise, wie Nietzsche sich auf das Verhältnis zwischen Philosophie und Wissenschaft bezieht, mithilfe des zeitgenössischen methodologischen Naturalismus beschrieben werden kann. Leiter (2009) hat diese Frage mit einem entschiedenen Ja beantwortet, ohne jedoch die Spannungen, die eine solche Antwort mit sich bringen, ausführlich zu diskutieren. Zumindest aus zwei Gründen scheint die Philosophie Nietzsches sich mit der stärkeren Version des methodologischen Naturalismus nicht so leicht in Einklang bringen zu lassen: Erstens aufgrund des Prinzips des Willens zur Macht, das die These impliziert, dass das Intentionalitätsvokabular primitiver bzw. gründlicher als das physikalistische Vokabular sei, als einer Konsequenz aus der Verwendung des pragmatischen Prinzips der Sparsamkeit auf die ontologische Debatte (JGB 36, KSA 5, 54 f.); zweitens aufgrund Nietzsches Auffassung der spezifischen Aufgabe der Philosophie als einer normativen Aufgabe (JGB 211, KSA 5, 144 f.; GM I Anmerkung, KSA 5, 289). Gegen die starke Interpretation Leiters werden hier die folgenden Thesen vertreten: Nietzsche kann nur insofern als ein Vertreter des methodologischen Naturalismus betrachtet werden, als er der Auffassung ist, dass der Philosoph epistemische Tugenden erst dann gewinnt, wenn er sich mit einer wissenschaftlichen Methode vertraut macht (MA I 256, KSA 2, 212). Das bedeutet, dass er sich zumindest vorläufig den Regeln unterwirft, die innerhalb einer bestimmten wissenschaftlichen Gemeinschaft gelten (MA I 635, KSA 2, 360 f.; JGB 188, KSA 5, 108 ff.). Der Philosoph soll dies tun, um die epistemischen Tugenden zu erlangen, die für die normative Aufgabe der Philosophie unentbehrlich sind. Diese epistemischen Tugenden sind wesentlich skeptischer Natur. Sie zu kultivieren, bedeutet sicherlich, epistemische Werte zu fördern, nicht aber unbedingt für sie (AC 54, KSA 6, 236 f.), geschweige denn für ein kausales, bzw. monokausales Erklärungsmodell Exklusivität beanspruchen zu müssen (JGB 21, KSA 5, 35 f.).
Nietzsches Sprache „Aus Der Natur“
Nietzsche-Studien
Ansätze zu einer Sprachtheorie in den frühen Schriften und ihre metaphorische Einlösung in "Also sprach Zarathustra" L Einleitung Die Sprache als historisch gewachsene, emotional geformte und als zu verändernde steht im Zentrum von Nietzsches früher sprachtheoretischer Reflexion wie seiner späten, teils lyrischen Ausformung in "Also sprach Zarathustra". Nietzsche diskutiert das Problem der Doppelnatur der Sprache, die Sinnstiftung und Ausdruck intendiert bzw. verändert, aber gleichzeitig auch Ausdruck einengt, Sinn entleert, sowohl in seiner frühen Sprachtheorie 1 wie auch im Spätwerk, in den Liedern Zarathustras. Dort wird dieses Problem in metaphorischer Weise aufgeschlüsselt. Nietzsches z. T. emotional bestimmte Äußerungen zu seinem Werk können leicht dazu verführen, in der Sprache des "Za <c nur die Umsetzung der "inneren Wirklichkeit" des Autors im Sinne der Unmittelbarkeit von Empfindung und Ausdruck zu sehen und letztlich die Rätselhaftigkeit und das Pathos des Textes nicht zu fassen bzw. aufzulösen. 2 Die Frage, ob Nietzsches Text "Za" bewußt Irrationales, Unentzifferbares oder beliebig zu Interpretierendes stehen läßt, kann man nur konstruktiv wenden, wenn man die Untersuchung seiner Sicht der lyrischen Sprache und der Aufgabe des Lyrikers zur Grundlage der Interpretation besonders der späteren Texte macht. 3 Eine solche Unter-1 Vgl. dazu: Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik; Die dionysische Weltanschauung, KSA l, pp. 554ff.; Über Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne, KSA l, pp. 875-890; Sokrates und die griechische Tragödie, KSA l, pp. 601-640; 12[1], KSA 7, pp. 359-369. 2 S. Nietzsches Brief an Gersdorff vom 28. 6. 1883: "Laß dich durch die legendenhafte Art des Büchleins nicht täuschen: hinter all den schlichten und seltsamen Worten steht mein tiefster Ernst und meine ganze Philosophie." In: Briefe, Werke in 5 Bd., hrsg. von Karl Schlechta. Bd. 4, p. 799. Außerdem Nietzsches berühmten Kommentar in Ecce homo, KSA 6, pp. 304f. Dazu Fritz Martini: Das Wagnis der Sprache, Stuttgart 1954, p. 36 u. passim.. 3 Wenn hier vom "frühen" und "späteren" Nietzsche die Rede ist, wird damit nicht eine Betrachtung der Entwicklung von Nietzsches Philosophie und Sprachauffassung angestrebt. Vielmehr bezeichnet dies nur den chronologischen Ort der Quellen. Der entwicklungsge
Nietzscheforschung, Berlin / Boston: De Gruyter, 2019
Von der Unmöglichkeit, körperliche und mentale Zustände getrennt zu behandeln, zeigt sich Nietzsche derart überzeugt, dass er vielfach biologische Befunde und psychologische Analysen nebeneinanderstellt oder sogar in der pro- grammatischen Formel einer „Physio-Psychologie“ miteinander vereint. Und solange man ihm keine reduktionistische Verkürzung des Psychischen zugunsten des Physiologischen (oder umgekehrt) unterstellt, ist das physio-psycho- logische Programm ‚holistisch‘ und mittels einer ‚philosophischen Psychosomatik‘ zu begreifen. Unter einer philosophischen Psychosomatik verstehe ich in Abgrenzung zur bereits etablierten philosophy of mind eine Reflexion, welche die Untersuchungen und Ergebnisse der psychosomatischen Medizin und Psychotherapie berücksichtigt und hinsichtlich des mind-body problem verwertet. Aufgrund ihres selbstverständli- chen Verzichtes auf therapeutische Anwendungen handelt zudem die philosophische Psychosomatik nicht von der Pathologie als einem privilegierten Forschungsgegen- stand. Aus philosophischer Sicht gelten Phänomene psycho-somatischer Erkrankun- gen vielmehr als Zugänge zu einer weiter reichenden und sonst verborgenen Funk- tionsweise des physio-psychologischen Apparats, die sich erst in der Dysfunktion öffentlich zu erkennen gibt. Somatoforme Störungen und Psychosomatosen sind insofern empirische Belege für die Existenz einer Art unbewusster Interaktionen, die Nietzsche am Leitfaden der vielseitigen Verknüpfungen von menschlichen Trieben, Affekten und organischen Funktionen, mithin „[a]m Leitfaden des Leibes“ theoretisiert hat.
Nietzsches Syphilis – und die der Anderen
Die sogenannte Syphilisfrage ist von Beginn an ein Thema der Nietzscheforschung. Das vorliegende Buch versucht diese Frage zu beantworten, indem es sich auf eine aufwändige Spurensuche bis zurück zur Syphilis der Renaissance-Päpste begibt. Wie war in verschiedenen Zeiten der Umgang mit der Krankheit und der fortwährenden Furcht, infiziert zu sein? Mit welchen Subtexten bringen Dichter und Denker zur Zeit Nietzsches das Thema zur Sprache? Und wie gab Nietzsche selbst in seinen Werken und Briefen davon Kunde? Das Buch betrachtet Nietzsche im europäischen Kontext des 19. Jahrhunderts, in dem die Angst vor der Lustseuche allgegenwärtig war. Christian Niemeyers Nietzsche-Lektüre im Zeichen der Syphilis eröffnet überraschende Deutungsmöglichkeiten im Werk Friedrich Nietzsches.
Nietzsche Und Das Gesetzbuch Des Manu
Nietzsche-Studien, 1987
III 5, S. 324 ff. 3 Dharma ist ein Begriff, der sich in der Übersetzung nicht mit einem Worte wiedergeben läßt. Auf einen kurzen Nenner gebracht läßt < er sich am zutreffendsten etwa so definieren, wie dies Ludo Rocher (in: Einführung in die Indologie, hrsg. v. Heinz Bechert und Georg von Simson, Darmstadt 1979, S. 174) getan hat: "Dharma bedeutet in unserem Zusammenhang »Verhalten, Verhaltensweisen, Weisen, in denen man sich verhalten sollte*. Jedes Bestandstück der Welt trägt, indem es seinem eigenen, individuellen Dharma folgt, zur Aufrechterhaltung des kosmischen Dharma, sozusagen zum kosmischen Gleichgewicht bei."
Handbuch Nietzsche und die Wissenschaften. Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaftliche Kontexte
Chapters on Nietzsche's relation to The Age of Science (Heit); Helmholtz and the Rise of Modernity (Schiemann); Physiology and Epistemology (Reuter); Life-Sciences and Biology (Solies); Mechanism and Ernst Mach (Gori); Medicine (Dahlkvist); Astronomy (Treccani); Classical Philology (Benne and Santini); Historiography (Jensen); Logic (Loukidelis); Metaphysics (Riccardi); Linguistics (Zavatta); Religious Studies (Sommer); Economics (Brobjer); Politics (Fornari); Sociology (Piazzesi); and Psychology (Liebscher) B.D. Mtichel in Isis. Vol. 105/0 (2014): "Perhaps the collection's greatest strength is the way that it strikes a balance between deepening our understanding of many of the better-known influences on Nietzsche's thought and also opening up many other avenues of exploration, particularly in the human and social sciences. While several recent studies have attended to Nietzsche and science, no other volume brings together so many diverse essays from the leading figures in Nietzsche scholarship in English and German. This work will be invaluable to any scholar interested in Nietzsche, providing, as it does, a new panoramic view of his interactions with the natural and human sciences of the nineteenth century." http://www.journals.uchicago.edu/doi/full/10.1086/680289
Nietzsches Antike: Beiträge zur Altphilologie und Musik , 2020
Nietzsches Antike. Beiträge zur Altphilologie und Musik Neben seinen Vorlesungen über vorplatonische Philosophie behauptete Nietzsche in seiner „Theorie der quantitirenden Rhythmik“ die Aussprache des Altgriechischen aus dem ‚Geist der Musik' heraus ‚entdeckt‘ zu haben. Dieser Geist spiegelt sich in Nietzsches Auseinandersetzung mit der klassischen Musik wider, insbesondere in der mit Beethoven. Die Beiträge in diesem Buch stammen aus Aufsätzen und Vorträgen zu Nietzsches weniger bekannten Überlegungen zur klassischen Antike zwischen Aufstieg und Dekadenz. Zu den behandelten Themen gehören Lukian und Zarathustra, die Gartenphilosophie von Epikur sowie Wissenschaft und Religion. Über Literaturwissenschaft und Philosophie hinaus, stellt dieses Buch die Kunstgeschichte in den Vordergrund. Erscheint: 17. Dezember 2020 https://www.academia-shop.de/titel/nietzsches-antike-id-89185/