Liberales Judentum V: Das Verhältnis des Reformjudentums zum Zionismus am Ende des 19. und zu Beginn des 20 Jahrhunderts - Begründung des Diasporismus?, Egalitärer Minjan Frankfurt am Main, Juni 2014 (original) (raw)
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"Wie hältst du's mit Israel?" Zum historischen Verhältnis der radikalen Linken zum Zionismus, 2023
Der "Antizionismus" von links ist keine Folge des Sechs-Tage-Kriegs. Er ist also auch keine Folge dessen, was der israelische Staat oder einzelne seiner Institutionen oder Vertreter und Vertreterinnen getan oder unterlassen haben. Vielmehr waren die später verwendeten "antizionistischen" Argumentationsmuster bereits vor 1933 angelegt: Wenn der Staat Israel nach 1945 als unwirklich bezeichnet wurde bzw. nur in Anführungszeichen genannt wurde, dann finden sich Vorformen davon bereits Ende der 1920er-Jahre. Wenn Zionismus mit Imperialismus identifiziert wird, dann agitierten Linke in zumindest auf der Erscheinungsebene gleichen Denkformen, in denen bereits in den 1920er-Jahren gegen den Zionismus gehetzt wurde.
6. Ferienakademie der StipendiatInnen der RLS, 26. Sep. bis 1. Okt. am Werbellinsee bei Berlin, 2005
Mit dem Antiimperialismus und insbesondere mit dem "Antizionismus" wurde nicht nur eine Arbeiterklasse nationalisiert, sondern es wurden umgekehrt "nationale Bewegungen" und so genannte nationale Entitäten 'klassifiziert', als Ganzes einer Position im weltweiten "Klassenkampf" zugeordnet [...]. In ihrem eigenen Vokabular war das Ausblenden gesellschaftlicher Widersprüche innerhalb von "Nationen" "volksgemeinschaftlich", und im "antizionistischen" Antiimperialismus wurde der Abschied von der Kritik von innergesellschaftlichen Konflikten und Klassen unumkehrbar. So wurde gerade der "Internationalismus" der KPD nationalistisch und antisemitisch.
Das Buch, das hier besprochen werden soll, bedarf zunächst einmal einer editorischen Kritik. 2010 veröffentlichte die Historikerin Tamar Amar-Dahl im Schöningh-Verlag ihre an der Universität München entstandene Dissertation [1] -eine biographische Studie über Schimon Peres, den amtierenden Präsidenten Israels. Die Autorin zielte darauf, Weltsicht und Laufbahn des international als Friedenspolitiker gewürdigten Staatsmanns einer Neubewertung zu unterziehen. Sie zeichnete das Bild eines sicherheitspolitischen Hardliners, der voller Vorurteile auf die arabische Welt blicke, jahrzehntelang primär die Interessen des israelischen Verteidigungsapparates vertreten habe und maßgeblich für das Scheitern des Friedensprozesses mit den Palästinensern in den 1990er Jahren verantwortlich sei. Nun hat Amar-Dahl, die in Israel aufgewachsen ist und heute in Deutschland lebt, im selben Verlag ein weiteres Buch veröffentlicht. Auf den ersten Blick wirkt es wie eine eigenständige Neuerscheinung; tatsächlich aber hat man es hier mit schlichtem Text-Recycling zu tun. Bei der Darstellung handelt es sich im Kern um eine stark gekürzte Fassung der Peres-Biographie -wobei Titel und Einleitung suggerieren, man Das zeigt etwa ihre Lesart der "Bus-300-Affäre", die Israel Mitte der 1980er Jahre erschütterte. Palästinenser hatten einen israelischen Linienbus entführt, und Angehörige des Inlandsgeheimdienstes Shin Bet töteten zwei von ihnen, als sie bereits festgenommen waren. Richtig ist, dass der damalige Premier
Bei der Bewältigung des weitverbreiteten Antisemitismus in Deutschland in der Zeit zwischen 1900 bis 1939 gab es zwei Extreme des Reagierens seitens der Juden auf den „Judenhass“, wie der deutsch-jüdische Schriftsteller und Philosoph Constantin Brunner den Antisemitismus bevorzugt zu bezeichnen forderte: einmal die religiöse, kulturelle und gesellschaftliche Assimilation in die nicht-jüdische Mehrheitsgesellschaft und auf der anderen Seite die geordnete bis fluchtartige Emigration aus jenem Land, welches die Rechte, Leben und das Eigentum der Juden nicht ausreichend zu schützen vermochte. In dieser an der Grenze von Germanistik und Geschichtswissenschaft ausgerichteten BA-Arbeit werden der assimilatorisch-emanzipatorische Weg anhand der Person George Goetz und der zionistische durch Ernst Ludwig Pinner in Form ihrer Briefwechsel mit Constantin Brunner beleuchtet, dessen Anhänger sie sind. In dieser Arbeit: Constantin Brunner und seine Anhänger; Liberal-Religiöse und Reformorientierte; Zionisten und Orthodoxe; Die Person George Goetz; Briefwechsel mit Brunner; Goetz‘ vier Grundbegriffe liberalen Judentums; George Goetz – Bibliographie; Die Person Ernst Ludwig Pinner; Briefwechsel mit Brunner; Der späte Pinner – Aussöhnung Brunners mit dem Zionismus?
"Wie hältst du's mit Israel?" Zum historischen Verhältnis der radikalen Linken zum Zionismus, 2023
Die Frage nach dem Verhältnis zwischen der anarchistischen Tradition und dem Antisemitismus sowie allgemeiner das Verhältnis zum Zionismus und dem Staat Israel sind bisher kaum ausführlich behandelt worden. Erst jüngst wurde mit der zweibändigen Textsammlung "'Antisemit, das geht nicht unter Menschen'. Anarchistische Positionen zu Antisemitismus, Zionismus und Israel", herausgegeben von Jürgen Mümken und Siegbert Wolf, eine überfällige Diskussion innerhalb der anarchistischen Linken angestoßen. Dabei wird deutlich, dass der Anarchismus zwar einerseits durchaus – wie die gesamte linke Tradition – antisemitische Denkmuster zeigt, anderseits aber nicht wenige VertreterInnen aufweist, die früh den Antisemitismus kritisiert und sich dem Zionismus gegenüber offen gezeigt haben, was sie nicht unerheblich von den Positionen ihrer aktuellen Nachfahren abhebt. Einer der „frühesten Historiker des Judenhasses“ kam aus der französischen libertären Bewegung. Er ist heute weitgehend vergessen. Bernard Lazare (1865–1903) veröffentlichte 1894 seine 400 Seiten starke Untersuchung "L‘antisémitisme, son histoire et ses causes", dem weitere Werke folgen sollten. Als Anarchist beschäftigte sich Lazare nicht nur wissenschaftlich mit der Judenfeindschaft, sondern engagierte sich auch politisch. Er war einer der ersten, die sich in der Dreyfusaffäre für Alfred Dreyfus aussprachen.