The Image of the Turk (Zur Funktion des Türkenmotivs in der deutschen populären Volkskunst im19. Jahrhundert. Eine ethnologische Betrachtung) (original) (raw)

Historische Bilder von Türken in der deutschen Literatur

Turkish-german Relations In Literary History From The Fifteenth Through The Twenty-first Century

Das jahrhundertealte "Türkenbild" der europäischen Kulturgeschichte war insbesondere im deutschsprachigen Raum von negativen Stereotypen und Assoziationen mit Fremd-und Andersartigkeit geprägt, die zunächst mit der wilhelminischen Weltpolitik und dem Kriegsbündnis im Ersten Weltkrieg sowie der dauerhaften Präsenz türkischer Gastarbeiter nach 1961 hinterfragt und verworfen wurden. Das stereotypische Bild der Türken als Schrecken des Abendlandes dominierte bis weit ins 19. Jahrhundert auch das deutsche Bildungswesen. Nach der Reichsgründung 1871 pflegte jedoch das wilhelminische Kaiserreich zunehmende Beziehungen zum Osmanischen Reich auf den Ebenen des Militärwesens, der Wirtschaft und Kultur, welche im Ersten Weltkrieg in der "Waffenbruderschaft" kulmunierten. Die Rezeption des Türkeibildes in Deutschland erfuhr im ausgehenden 19. Jahrhundert durch Berichte deutscher Militärberater und der innerdeutschen Debatte um den deutsch-türkischen Wirtschafts-und Kulturraum eine erste Differenzierung. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts bestand ein deutsches Interesse für die antike Zivilisationen Kleinasiens. Im Zusammenhang mit der deutschen Weltmachtpolitik gegen Ende des Jahrhunderts entwickelte sich in den Kreisen der friedlichen Imperialisten (Paul Rohrbach, Friedrich Naumann) und Orientprotagonisten (Hugo Grothe und Freiherr von der Goltz) die Idee der deutschen Kolonisation in Kleinasien entlang der Bagdadbahn. Dieser Prozess wurde wissenschaftlich von der deutschen Orientalisten Martin Hartmann und Carl Heinrich Becker u.a. begleitet. Ehemalige deutsche Akteure im Osmanischen Reich und deutsche Exilanten unter NS Regime aus der Politik und Wissenschaft sorgten schließlich in der Zwischen-und Nachkriegszeit für ein positives Türkeibild in Deutschland. Anhand von renommierten Lehrbüchern im Fach Geschichte, pädagogischen Fachzeitschriften, konfessionellen Handbuch der Geografie, Darstellung zeitgenössischen Akteure sowie Biographien etc. wird versucht, die Stereotypisierung, die diskursanalytische Wandlungen und Rekonstruktion des Türkenbildes in der deutschen Literatur zu verfolgen. Der Beitrag widmet sich daher der Transformation dieses Türkei-und Türkenbildes in der deutschen Literatur und ihren Auswirkungen auf den Türkeidiskurs in der neueren Geschichte.

Das Bild der Türken im deutschen Humanismus am Beispiel der Werke Sebastian Brants (1456-1521)

2005

Das Bild der Türken im deutschen Humanismus am Beispiel der Werke Sebastian Brants (1456-1521) Antje Niederberger Aber ich hoff alle christenheyt Werd willig zu dem fryd bereyt Vor uß die tutsche nation Sich rusten mit der romsche kron Durch selen heyl und gottes ere Und mit den kunigen uber mere Ziehen, die yetz des willens sindt Wie durch geschrifft ist uß verkundt Das in brochmond in disem iar Zusamen kumbt ein grosse schar […] So wurt ungern und engellandt Von schotten und hyspanien Von polandt und germanien Der edlen tutschen keck und frumen Und so vil christen zusamen kumen Das man wol mag gots gnaden hoffen Der heylig babst wurt nit verschlossen All seine schatz thut er uff ßchliessen Darauß die geistlich gaben flyessen Mit aploß und der gnaden zeichen Jn zytlichem wurt er auch reychen Und an sich handt das creutz genommen Den sollt, den christen die do kummen Das thut er yetz offentlich verkunden Romsch aploß fur pein und fur sunden Was man wurt sammlen und uffheben Das wurt zu disem zugk als geben […] 1 . 1 Sebastian Brant, Zu eren romscher kuniglicher maiestat von der vereyn der kunigen und anschlag an die turchen. Sebastianus Brant [Straßburg, um 1502]. Zitiert nach Sebastian Brant, Kleine Texte, hg. von Thomas Wilhelmi, 3 Bände (Arbeiten und Editionen zur Mittleren Deutschen Literatur 3.1.1, 3.1.2 und 3.2, Stuttgart 1998) (im folgenden zitiert: Wilhelmi und laufende Nr.), hier 1.2, Nr. 386, Verse 94-103 und 119-135. Antje Niederberger Die Verse, deren Inhalt in die Hochzeit der Kreuzzüge zu versetzen scheint, stammen aus der Feder des oberrheinischen Humanisten Sebastian Brant. Die Ungläubigen, gegen die hier zu Feld gezogen werden soll, sind nicht die Araber, Sarazenen oder Mamluken, sondern die Türken (V. 136 und 138f.): Man wurt damit die turchen kriege | […] | So ist der anschlag recht und gut | Was man zuhilff des glaubens thut. Jerusalem, das eigentliche Ziel der hochmittelalterlichen bewaffneten Pilgerfahrten, scheint vergessen. Wie und wen können solche Verse am Ausgang des Mittelalters zum heiligen Krieg gegen die Osmanen überzeugen? Sebastian Brant hat sich weniger als Nostalgiker denn als Pragmatiker einen Namen gemacht. Zitterte ihm die Hand, liefen ihm beim Schreiben die Tränen des Entsetzens und Schreckens über die Türkengreuel herab, wie er an anderer Stelle kundtat? Oder sind hier Beispiele aus der rhetorischen Trickkiste eines bekannten Literaten überliefert, der vor allem im Sinn hatte, handfeste politische Ziele zu propagieren? Es fällt sogleich ins Auge, daß zwar der Papst großzügig in seine Schatulle greift, die Ungarn, Engländer, Schotten und Spanier mitmachen wollen und -beruhend auf hier nicht zitierten Textstellen -der König von Frankreich seinen Frieden mit den Habsburgern macht, Mailand und das Königreich Neapel an Burgund fallen und alle anderen, die sich noch nicht entschlossen haben, dem großen Friedensbündnis beizutreten -Venedig, Geldern und andere -sich wohl noch besinnen werden, aber daß unzweifelhaft Maximilian als römischer König und seine herausragende tutsche nation allen vorangehen und das Kommando geben. Es klingt also nach politischer Propaganda; in der Tat bezieht sich das Gedicht auf den zwischen Ludwig XII. und Maximilian I. geschlossenen Friedensvertrag vom 31. Oktober 1501 2 . Brant drückt darin erneut seine Hoffnung aus, es möge nun endlich die Voraussetzung für einen gemeinschaftlichen Kriegszug gegen die immer weiter nach Europa vorrückenden Osmanen geschaffen sein. Damit dieser Zug gelingen kann, ist seiner Auffassung nach nicht nur der Friede unter den europäischen Regenten, sondern auch die Oberhoheit Maximilians I. von Habsburg über das Reich und seine Nachbarn Voraussetzung. Glaubt man den Ausführungen Sebastian Brants, die mehr oder weniger sein ganzes Werk durchziehen, so bleibt die einzige Lösung des "Türkenproblems" ein organisierter Kreuzzug unter der Schirmherrschaft Maximilians I. von Habsburg. An Bemühungen seitens des Königs hat es während seiner Regentschaft nicht gemangelt, allein die politischen Querelen mit Frankreich, Ungarn, den Reichsständen und den Eidgenossen haben solche Pläne meist vereitelt. Ein Türkenkreuzzug war seit Jahrzehnten geplant und immer wieder in Angriff genommen worden -auch von den Päpsten -, so daß Sebastian Brant nicht als Erfinder dieser Pläne oder gar als rückständiger Träumer gelten kann. 2 Die Verse dürften wohl im November 1501 entstanden sein. In dem Gedicht wird der Friedensschluß zwischen den beiden Königen ausdrücklich genannt, außerdem ist von der geplanten Ehe zwischen Maximilians Enkel Karl V. und Ludwigs XII. Tochter (Claudia) die Rede, also einem Gegenstand des Vorvertrags von Trient. Die Ehe sollte das habsburgisch-spanische Heiratsbündnis ergänzen und die christlichen Mächte gegen die Türken einigen. Der Vertrag sollte von Maximilian auf dem Frankfurter Reichstag im Dezember 1501 ratifiziert werden (was nicht geschah), Ludwig XII. von Frankreich verkündete die Ratifikation am 12. Dezember desselben Jahres öffentlich. Die schon kurze Zeit danach beginnenden Nachverhandlungen und Verstimmungen werden von Brant nicht angesprochen, was für eine Abfassung der Verse noch im Jahr 1501 sprechen dürfte. Vgl. Hermann Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. Das Reich, Österreich und Europa an der Wende zur Neuzeit 3: Auf der Höhe des Lebens. 1500-1508. Der große Systemwechsel. Politischer Wiederaufstieg (München 1977) 77-97.

Türkenbilder in der Reysbeschreibung des Johann Wild (1613)

Diese Arbeit beschäftigt sich mit Fremdbildern im frühen 17. Jahrhundert. Un-tersucht werden diese anhand des 1613 veröffentlichten Reiseberichts des Sol-daten Johann Wild, der im Zuge des sogenannten Langen Türkenkrieges (1593-1606) in Gefangenschaft geriet und infolge dessen als Sklave das ihm fremde Osmanische Reich bereiste. Mittels eines weiten Kulturbegriffs wird analysiert, wovon und aus welchen Gründen sich Wild abzugrenzen versuch-te. Sein Bericht wird dabei stets im Kontext der zeitgenössischen Literatur zur "Türkengefahr" betrachtet.

Wandlungen des deutschen Türkeibildes in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Zeitschrift für Türkeistudien, 1991

Lohmann, Ingrid [Hrsg.]; Bottcher, Julika [Hrsg.]: Turken- und Turkeibilder im 19. und 20. Jahrhundert. Padagogik, Bildungspolitik, Kulturtransfer. Bad Heilbrunn : Verlag Julius Klinkhardt 2021, S. 23-42. - (Wie die Turken in unsere Kopfe kamen. Eine deutsche Bildungsgeschichte; 1) Padagogische Teildisziplin: Historische Bildungsforschung;

Türken- und Türkeibilder im 19. und 20. Jahrhundert / Pädagogik, Bildungspolitik, Kulturtransfer

2021

Der auf dem Buchumschlag abgebildete "Schachtürke" ist Teil der zeitgenössischen Rekonstruktion einer mechanischen Apparatur aus dem späten 18. Jahrhundert. Ein österreichisch-ungarischer Hofbeamter und Mechaniker baute sie zur Belustigung der Kaiserin Maria Theresia. Angeblich war der Schachtürke unschlagbar: Das Gerät bestand aus einer großen Kiste, die die Mechanik des Automaten barg, sowie einer türkisch gekleideten Puppe, die an die Kiste montiert war, um auf ihr das Schachbrett zu bespielen. Friedrich der Große, Benjamin Franklin, Napoleon Bonaparte und Edgar Allen Poe sollen sich als Spielgegner versucht und verloren haben-aber nicht durch Zauberhand, sondern durch einen raffinierten Trick: Im Inneren der Kiste versteckte sich ein kleingewachsener Schachmeister, der seine Figuren mittels Hebeln bewegte. Infolge der Entdeckung des Schwindels soll der Ausdruck ‚einen Türken bauen', ‚etwas türken', als Synonym für vortäuschen, fingieren, entstanden sein; letztlich ist die Etymologie ungeklärt. Jedenfalls sollte das exotische Gewand des Schachtürken die Betrachter von der eigentlichen Täuschung ablenken, die darin bestand, den Anschein einer denkfähigen Maschine zu wecken. Bis 1929 wurden Kopien der Konstruktion auf Veranstaltungen in diversen europäischen und US-amerikanischen Großstädten gezeigt. 1 Alle Stereotype sind von Vorurteilen durchzogen, auch die Bilder, die man sich in Deutschland seit jeher von Türken und der Türkei macht. Da sie oft aus längst vergessenen Zeiten und Entstehungszusammenhängen stammen, können sie im kollektiven Unbewussten umso hartnäckiger fortdauern. Mit dem vorliegenden Band verbinden wir die Absicht, die Narrative, also die Erzählformen kulturell verbreiteter, mit Sinn aufgeladener Bilder des Türken-und Türkeidiskurses zu rekonstruieren, die sich in der neueren deutschen Bildungsgeschichte angesammelt haben: Wie wandelten sie sich im Laufe der Zeit? Wirkten überkommene Stereo

Das Türkenbild in der kroatischen literarischen Kultur vom 15. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts

Osmanen und Islam in Südosteuropa. Hrsg. Reinhard Lauer, Hans Georg Majer. Berlin: De Gruyter. 2014. 157–191.

Die Bezeichnung „Türken“ bezieht sich in der kroatischen literarischen Kultur vom Ende des 15. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts auf alle Bewohner des Osmanischen Reiches, aber vor allem auf die Osmanen im engeren Sinne und auf die muslimische Bevölkerung Bosniens. Das Türkenbild ist der präsenteste Teil des Feindbildspektrums in der kroatischen vormodernen Kultur, zugleich aber auch eine sehr komplexe und dynamische Konstruktion verschiedener, manchmal auch widersprüchlicher Vorstellungen. In diesem Text wird versucht, diese Komplexität und Dynamik, die Europäizität und die regionale Spezifik des kroatischen Türkenbildes darzustellen. Im ersten Teil wird das Türkenbild der frühneuzeitlichen kroatischen literarischen Kultur besprochen. Es handelt sich dabei um die Zusammenfassung wichtiger Einsichten aus meinem Buch Sultanova djeca: Predodžbe Turaka u hrvatskoj književnosti ranog novovjekovlja (Zadar 2004). Im zweiten Teil werden die Vorstellungen von den Türken in der Zeit der Illyrischen Bewegung (1835–1843) problematisiert, und zwar in Form einer Fallstudie der illyrischen Publizistik und einer kurzen Darstellung des Türkenbildes in den wichtigsten Werken der kroatischen Literatur aus der Periode des Illyrismus. Da die Untersuchung des Materials aus dem 19. Jh. noch immer nicht abgeschlossen ist, hat der zweite Teil dieses Textes eher einen hypothetischen als zusammenfassenden Charakter.

Das Türkenbild in der kroatischen literarischen Kultur des 18. Jahrhunderts

Europa und die Türkei im 18. Jahrhundert / Europe and Turkey in the Eighteenth Century. Grenzüberschreitungen in kosmopolitischer Zeit. Ed. B. Schmidt-Haberkamp. Göttingen, Bonn: V & R Unipress, Bonn University Press. 2011. 109-120.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.