Zwischen politischem Kurs und pragmatischem Zwang (original) (raw)
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Zeitschrift für Politikwissenschaft
Zusammenfassung In Reaktion auf sinkende Beteiligungsraten bei Wahlen besteht in der internationalen politikwissenschaftlichen Forschung ein anhaltender Diskurs zu den Wirkungsweisen der Einführung einer Wahlpflicht. Neben der durch eine Wahlpflicht induzierten Steigerung der Wahlbeteiligung und dem Rückgang der sozial-selektiven Beteiligungszusammenhänge werden förderliche Eigenschaften für die politische Bildung und Involvierung der Bürger angenommen („spill-over-Effekt“). Es wird eine Auswertung der Literatur zur Wahlpflicht vorgenommen, welche in Anlehnung an die Hypothesen von Arend Lijphart, zentrale Forschungsbefunde zu den Wirkungseffekten zweiter Ordnung der Wahlpflicht zusammenfasst. Der Diskurs zur Wahlpflicht erscheint sehr stark von theoretischen Abhandlungen geprägt und weist Forschungslücken in der Untersuchung der Wirkungseffekte einer Wahlpflicht auf. In der Abhandlung wird erstmals auf Basis eines großen Datensatzes (N = 2047) mit einem experimentellen Forschungsde...
Zwischen pragmatischer und moralischer Ordnung
1999
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungenund die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Politische Kultur: Autoritäre Herrscher – pragmatische Loyalitäten
Für die Begriffsdefinition "Politische Kultur" gibt es eine Vielzahl miteinander in Konkurrenz stehender Theorieansätze, die jeweils empirisch oder/und normativ ausgerichtet sind, sich in der europäischen Politikwissenschaft jedoch vor allem der ethnologischen und anthropologischen Forschung entlehnen. Als anerkannter Allgemeinplatz gilt, dass im Mittelpunkt alle in Einstellungen und Werten verankerten Prädispositionen (Meinungen/beliefs, Einstellungen/attitudes, Werte/values) zu politischem Handeln stehen, egal ob sie gefühlsmäßig (affektiv), wissensmäßig (kognitiv) und/oder wertend (evaluativ), kurzzeitig oder langfristig verankert sind. Entsprechend werden im folgenden nicht politische Systeme beschrieben, eher wird der Versuch unternommen, unterschiedliche politische "Bewusstseinslagen", "Mentalitäten", "typische" (bestimmten Gruppen oder ganzen Gesellschaften) zugeschriebene Denk-und Verhaltensweisen in kaukasischen Gesellschaften zu erfassen, wobei vorhandene Unterschiede zwischen Nord-und Südkaukasien, einzelnen Republiken und innerhalb von Regionen weitgehend unberücksichtigt bleiben müssen. -Da politische Kultur in enger Beziehung zu konkreten kulturhistorischen Faktoren und historischen, aber auch zur Soziokultur (Sozialisation in Familie, Schule, sozialen 2 Vereinigungen) steht, konkreten ökonomischen Interessenlagen entspringt und oftmals abhängig ist von einer ‚Deutungskultur' (z.B. von religiösen Führern, Politikern, Wissenschaftlern), wäre für den Gesamtraum Kaukasien richtiger von "politischen Kulturen" zu sprechen. -Eine entsprechende Analyse für die gesamte Kaukasusregion vorzunehmen, würde nicht nur den Rahmen eines Lexikons sprengen, sondern muss vorläufig noch an der unzureichenden Forschungslage scheitern. Im Mittelpunkt stehen vor allem Überlegungen zu räumlichen und historischen Faktoren, welche die politischen Kulturen prägten und einesicher lücken-und thesenhafte -Darstellung charakteristischer Elemente heutiger politischer Kulturen, wie sie sich in Einstellungen insbesondere zur generellen Ordnung und Organisation des politischen Systems, zu seinen Werten, seinen Leistungen und den Beteiligungsmöglichkeiten des einzelnen widerspiegeln. Dabei sollen sowohl das politische
Zwischen Pragmatismus und Zukunftsschule: vom IZBB zum Konjunkturprogramm
2011
Berichtet wird vom 6. Ganztagsschulkongress der im Dezember 2009 in Berlin stattfand. Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Ganztagsschulen mit ihren Partnern aus kommunalen Einrichtungen, Schulverwaltungen und Verbanden sowie aus den regionalen Serviceagenturen „Ganztagig lernen“ prasentierten und diskutierten in diesem Rahmen ihre Erfahrungen: gelungene Praxisbeispiele, aber auch Beispiele beginnender Entwicklungen. Das Investitionsprogramm „Zukunft Bildung und Betreuung“, welches seit 2003 fast 7000 Schulen beim Auf- bzw. Ausbau des Ganztags unterstutzt hat […], zeigte auf, wie bauliche Masnahmen als „dritter Padagoge“ wirken konnen. (DIPF/Orig.)
Demokratie, Pragmatismus und das Gespenst des Populismus
Cultivated irrationality is a hateful thing, which easily gets out of control." John Dewey, The Cult of Irrationality (1918) 1. Einleitung John Dewey fragt in einem während des 1. Weltkriegs verfassten Text mit Bezug auf die grundsätzliche menschliche Tendenz sich in Krisensituationen irrational zu verhalten: "Is irrationality in the mass cultivated by a few in order that the attention of the many may be diverted from something which would otherwise arouse intelligent opposition?" (Dewey 1918, 108) Irrationalität allein, so Deweys Schlussfolgerung, ist nicht das eigentliche Problem, sondern die systematische Kultivierung derselben. Kollektive Anfälle von Irrationalität werden häufig durch die Mächtigen missbraucht, um andere als gemeinschaftliche oder demokratische Ziele zu erreichen (ebd. 109). Die gegenwärtige politische Situation offenbart augenscheinlich ein Wiedererstarken solcher Kräfte, die Irrationalität systematisch kultivieren um subjektive Machtziele zu erreichen. Die scheinbare Autorisierung dieser Kräfte durch das aufgebrachte Volk kann nicht über die eigentlich autoritären und undemokratischen Absichten der neuen Demagogen hinwegtäuschen. Entgegen der von Francis Fukuyama mittlerweile revidierten These vom Ende der Geschichte sind seit dem Ende des Kalten Krieges neue Gegensätze auf der Bildfläche der Geschichte erschienen. Aktuell drängen sich populistische Politik und autoritäres Herrschaftsgebaren als expliziteste Gegenbewegungen zu einer emanzipierten und intelligenten demokratischen Gesellschaft auf (vgl. Müller 2016; Mudde und Kaltwasser 2017; Arato and Cohen 2017). In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie zeitgenössische Populisten Irrationalität systematisch kultivieren und missbrauchen um ihre subjektiven Machtziele zu erreichen? Ziel aller Populisten ist politische Macht. Sie wollen Macht konsolidieren und zielen mit ihren Handlungen, Reformen und Politiken in der Regel darauf die eigene Macht aufrechtzuerhalten. Einige Populisten streben gesellschaftliche Veränderung an oder wollen politische Institutionen transformieren. Andere zielen darauf ab den Staat umzubauen, um institutionell ihre Machtprojekte langfristig verankern zu können. Die Strategien populistischer Politik unterscheiden sich nur in Nuancen. Populisten spüren gesellschaftliche Ängste auf und beuten diese aus. Sie externalisieren gesellschaftliche Probleme und weisen die Verantwortung "anderen" zu. Es sind die korrupten Eliten, die politischen Gegner, die Erscheint in: Brunkhorst, Petersen, Seeliger (Hrsg.), Pragmatistische Sozialwissenschaft
Das Politische am Populären - zwischen " kulturellem Radikalismus " und Alltagsbewusstsein
In: Johanna Rolshoven, Ingo Schneider (Hg.): Dimensionen des Politischen. Ansprüche und Herausforderungen der Empirischen Kulturwissenschaft. Berlin 2018, S. 181-190.
Was, wo und vor allem: wie ‚ist‘ eigentlich das Politische? Mit gutem Grund beschäftigt diese Frage auch den Populärkulturforscher. Er steht zwei Lesarten gegenüber. Eine befürchtet, kommerzielle Populärkultur liefere jede Menge Instrumente zur Entpolitisierung und Einübung systemkonformer Subjektivität, zur Naturalisierung ungleicher Lebenschancen und zur Festigung bestehender Hegemonie. Als Etikett für diese Sicht bietet sich ‚Kulturindustrie‘ an. Eine andere Tradition sucht in „Rock und Pop und Rumtata“ (Franz Josef Degenhardt) Rebellion, ordnungssprengende Abweichung und alltagsnahe Widerständigkeit. Hier passt das Etikett ‚Resistance‘ aus dem Werkzeugkasten der Cultural Studies. Im Folgenden soll es darum gehen, was diese Ansätze konkreter unter Populärkultur verstehen und welche Wandlungen im Verständnis des Politischen sich darin niedergeschlagen haben. Dahinter steht die These, dass a) in den 1970ern die kritische Intelligenz eine problematische Wende zu Kultur als entscheidendem Faktor gesellschaftlicher Macht vollzog; b) dass vor diesem Hintergrund ein weites und ein enges Verständnis von Populärkultur konkurrierten und dass c) das engere sich durchgesetzt hat. Abschließend wird gefragt, warum in der empirischen Kulturforschung das alltagspraktische Verständnis der Durchschnittsbürger*innen vom Politischen und seinen Funktionen so wenig Aufmerksamkeit findet.
Politische Bildung und Flucht - ein Paradigmenwechsel?!
2020
Die deutsche Migrationspolitik ist nach 2015/16 nicht mehr die gleiche wie zuvor. Auch in der politischen Bildung zeigt sich ein Paradigmenwechsel. Spielte zuvor politische Bildung im Kontext von Flucht ebenso kaum eine Rolle wie das Recht der Geflüchteten auf politische Teilhabe, entwickelten sich seit dem zahlreiche Ansätze einer politischen Bildung für und mit Geflüchteten, die die Perspektive der Rechte in den Mittelpunkt stellt. Die versammelten Fachbeiträge und Projektbeschreibungen widmen sich unter anderem dieser Entwicklung.
Der Zwang zur Tragödie. Zur Selbstdurchbrechung des Politischen bei Carl Schmitt
Deutsche Zeitschrift für Philosophie – Zweimonatsschrift der internationalen philosophischen Forschung 67), 952-973, 2019
https://doi.org/10.1515/dzph-2019-0070 Abstract in English (the article is written in German): The concept of the political in Carl Schmitt’s works is not only defined by the distinction between friend and enemy, but also by the criterion of breaching the rules in a normatively unbound act of decision. According to Schmitt, this decision is, however, not arbitrary, but provoked by the necessity of a historical situation. This aspect of necessity calls the freedom of the decision into question and leads to tensions within Schmitt’s theory of the political. More explicitly than in Schmitt’s political and legal writings, this conflict between freedom and necessity is exposed in his theory of tragedy. In a reading of his book "Hamlet or Hecuba", published in 1956, I will show, in a first step, how the act of breaching the rules is not external to normativity, but occurs from within normativity itself. It is the act of self-breaching – of breaking the rules of its own genre – by which, according to Schmitt, modern tragedy is defined. This breach, however, is compelled by the necessity of a real, i. e. extraliterary, event. In a second step, I will expound on how this idea of self-breaching, which also characterises Schmitt’s understanding of the political, leads to a loss of decision which not only questions his idea of sovereignty, but also topples his concept of the political.