Wie lässt sich der "Wahnsinn" verstehen? Bild- und kulturtheoretische Konsequenzen aus dem Faschismus im Werk Anselm Kiefers (original) (raw)
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Faszination und Schrecken. Wahrnehmungsvorgang und Entscheidungsprozess im Werk Anselm Kiefers
Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft, 51 (2006), Nr. 2. S. 183-210, Special commendation from the Hans-und-Lea-Grundig Prize by the Rosa-Luxemburg-Foundation 2015 , 2006
Fascination and shock are two key experiences that are present in the early work of Anselm Kiefer dealing with National Socialism. Thus it has prompted strong reactions in Germany but not abroad. Why is that so? The answer of the author bases on the analysis of the impact of pictures, their "Wirkkraft". She shows that processes of perception can be defined as the basis of decisions differing due to the cultural background of the recipient. - / - Faszination und Schrecken lassen sich als zwei zentrale Erfahrungen mit dem Frühwerk Anselm Kiefers, das den Nationalsozialismus thematisiert, herausstellen. Entsprechend hat es vor allem in Deutschland aber nicht im Ausland heftige Reaktionen ausgelöst. Warum ist das so? Die Antwort, die die Autorin gibt, basiert auf der Analyse der "Wirkkraft" der Bilder. Sie zeigt, dass Wahrnehmungsprozesse als Grundlage für Entscheidungsprozesse verstanden werden können. Wobei die Entscheidungen je nach dem kulturellen Hintergrund anders ausfallen.
Special commendation from the Hans-und-Lea-Grundig Prize by the Rosa-Luxemburg-Foundation 2015, arthistoricum: DOI: 10.11588/arthistoricum.344.471, 2018
How do we perceive the world and pictures? The book is based around the hypothesis that we initially perceive the world as well as pictures by feelings and that there is a direct connection between the two. By debating fascination and horror, such as can be triggered by Anselm Kiefer´s Deutschlandbilder, the author discusses their consequences and conclusions for our cultural self-perception. The author develops a comprehensive theory on image and culture which is new in this field of research and also includes the special status of the art. -/- Wie nehmen wir Welt wahr, wie Bilder? Auf der Annahme, dass wir Welt wie Bilder zunächst über unsere Empfindungen erschließen, mithin zwischen beidem ein unmittelbarer Zusammenhang besteht, baut das Buch auf. In der Diskussion von Faszination und Schrecken, wie sie die Deutschlandbilder Anselm Kiefers auslösen können, diskutiert die Autorin die Konsequenzen und Schlussfolgerungen daraus für unser kulturelles Selbstverständnis. Für die Forschung neu entwickelt die Autorin darauf aufbauend eine Bild- und Kulturtheorie, die den Sonderstatus der Kunst mit erläutert.
Special commendation from the Hans-und-Lea-Grundig Prize by the Rosa-Luxemburg-Foundation 2015, ART-Dok 2012: http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/1851/arthistoricum: DOI: 10.11588/arthistoricum.344.471, , 2012
Feelings play an important part in general perception and in particular perception of pictures. Their relevance to the construction of meaning and actions that are cultural processes will be shown. By referring to traditions of philosophy and history of art as well as to more recent research in neuroscience and developmental psychology this assumption will be analyzed and examined in respect of its perceptional and artistic prerequisites. Based on Anselm Kiefers "Deutschlandbilder" (1969-1983) consequences and conclusions can be drawn as far as these pictures can be determined as "places forming cultural values". - / - Gefühle spielen bei der Wahrnehmung im Allgemeinen und der Bildwahrnehmung im Besonderen eine bedeutende Rolle. Deren Relevanz für Sinnbildungs-, Handlungs- und damit Kulturprozesse aufzuzeigen, dient die Untersuchung. In Auseinandersetzung mit philosophischen und kunsthistorischen Traditionen und jüngeren neurowissenschaftlichen und entwicklungspsychologischen Forschungen gilt es, diese Annahme hinsichtlich ihrer wahrnehmungs- und bildtheoretischen Voraussetzungen zu prüfen. Anhand Anselm Kiefers "Deutschlandbilder" (1969-1983) lassen sich daraus weitreichende Konsequenzen und Schlussfolgerungen ziehen, insofern sich diese als "Orte kultureller Wertebildung" bestimmen lassen. Forscher (lt. Inhaltsverzeichnis) Hartmut Böhme, Ernst Cassirer, Ernesto Grassi, Max Imdahl, Immanuel Kant, Platon, Aby M. Warburg, Harald Welzer.
Hilarys Hand. Zur politischen Ikonographie der Gegenwart, 2014
Der Aufsatz analysiert ein Pressefoto zunächst mit Hilfe der zeichenphilosophischen und der wahrnehmungsphilosophischen Methode und betrachtet es dann aus der kultur- und sozialphilosophischen Perspektive der kritischen Theorie. Letztere im bildphilosophischen Diskurs stärker zum Zuge kommen zu lassen, ist ein Anliegen des Aufsatzes. Es soll deutlich werden, dass semiotische und phänomenologische Ansätze, die einander nicht selten auszuschließen scheinen, im Licht der kritischen Theorie verbunden werden können.
Der Sinn des Wahnsinns: Georg Büchners Erzählfragment "Lenz"
Zeitschrift für analytische Psychologie, 2014
Dr. Gerhard Oberlin Der Sinn des Wahnsinns. Georg Büchners Novellenfragment Lenz Büchner liefert uns mit seinem Lenz-Fragment ein Leidensmodell, das weit über das psychiatrische Konzept der "Melancholie" hinausging, wie es Esquirol noch 1819 als "Monomanie" mit den Elementen Traurigkeit, Lebenskummer, fixe Ideen, allgemeine Wahnvorstellungen beschrieben hatte. Er greift energisch in den philosophischen Subjektdiskurs ein, den er für kulturanthropologische Fragestellungen öffnet. Indem er die Einsamkeit des Individuums im Prozess seiner Selbstfindung und kosmologischen Neuorientierung erlebbar macht, liefert er das Narrativ zu Rousseaus Ich-Widersprüchen. Das Leiden an der cartesischen Anthropozentrik, die das "erschöpfte Selbst", die "fatigue d'être soi" (Ehrenberg, 2008) und damit die "Krankheit der Freiheit" (Ey, 1971) erst hervorbringt, ist auch heute erfahrbar. Wenn wir über die Melancholien unserer Zeit, die Depressionen, lesen, sie seien "ein Laboratorium für die Ambivalenzen einer Gesellschaft, in der der Massenmensch sein eigener Souverän sein soll" (Ehrenberg, 2008, S. 20), dann finden wir dies in Büchners Erzählfragment präludiert. Stichwörter Georg Büchner, "Lenz", Aufklärung, Melancholie, Genie und Wahnsinn Dr. Gerhard Oberlin The meaning of madness. The narrative fragment "Lenz" by Georg Büchner With his fragment "Lenz", Büchner created a highly differentiated model of mental suffering which exeeded by far the psychiatric concept of "melancholy" as defined by Esquirol in 1819 by its elements sadness, anxiety, fixed ideas, general hallucinations. He vehemently joined the philosophic discourse about subjectivity opening it to the questions of cultural anthropology. By depicting the individual as lost in self-dependance while being in the process of finding his identity and meaning in his life, he provides the narrative equivalent of Rousseau's contradictory self-concept. It is the burden of Cartesian anthropocentricism which produces the "over-burdened self" or "la fatigue d'être soi" (Ehrenberg) and, as a consequence, the "malady of freedom" (Ey). Reading about nowaday's depressions, which are the 'melancholies' of our time said to be "laboratories for our society's ambiguous concept of humans being mass individuals and a sovereigns at the same time" (Ehrenberg), we find that all this was preluded in Büchners fragment.