Die Praxis der Kreativität (original) (raw)
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Kulturen der Gesellschaft
Es ist angesichts der Konjunktur des Wortes ‚Kreativität' vielfach kaum bewusst, dass seine Einführung und sein Gebrauch im Deutschen historisch nicht sehr weit zurückgehen. Bevor dies und die internationale Diffusion dieses Wortes und entsprechender sprachlicher Äquivalente hier verdeutlicht werden, erscheint es naheliegend, ein paar Definitionen bzw. relevante Unterscheidungen in Zusammenhang mit diesem Konzept einzuführen, da sich der Begriff der Kreativität durch ein erhebliches Maß an semantischer Konfusion auszeichnet (vgl. Runco 2004; Cropley 2011; Sarsani 2011; Wuggenig 2016). So wird Kreativität heute nicht selten einfach mit Neuerung und Innovation in Verbindung gebracht. Dafür steht im Englischen, aus dem das Wort im Sinne eines Imports in eingedeutschter Form übernommen wurde, etwa folgende Definition aus dem Cambridge Academic Content Dictionary 2017 sowohl in britischem als auch in US-amerikanischem Englisch: "[T]he ability to produce original and unusual ideas, or to make something new or imaginative". Und dies ist, um ein Beispiel aus dem rezenten kulturwissenschaftlichen Diskurs zu zitieren, etwa auch der Fall in einer Monografie von John Hartley und Jason Potts (2014), in der nicht weniger versucht wird, als die britischen Cultural Studies und das, wofür dieses neogramscianische Paradigma steht, durch den Begriff der Cultural Science abzulösen. Bei dieser manifestartigen Schrift handelt es sich um eine Hybridisierung von Ideen insbesondere von Raymond Williams (1989 [1958]) ("Culture is ordinary") mit Juri Lotmans Semiotik und der Evolutionsökonomik, die sich an Joseph Schumpeter orientiert, dem "Propheten der Innovation" (McCraw 2007). Hintergrund ist nicht zuletzt das Konzept der Creative Industries und die ökonomische Bedeutung, welche das auf diese Weise bezeichnete Wirtschaftssegment in der, wie es in jün
4.2 Die Fabrikation von Kreativität
Die Praxis der Kreativität, 2014
Diese Form des organisatorischen Abgleichs innerhalb der Kreation findet sich nur in der größeren Agentur. In der kleineren wird diese Zuordnung beim wöchentlichen »Jour Fixe« für alle Abteilungen gleichzeitig vollzogen.
Heidelberger Jahrbücher, 2000
Ein kleiner Streifzug durch die psychologische Kreativitätsforschung befasst sich mit den Möglichkeiten der Erfassung kreativer Prozesse, ihrer Manifestation, den Determinanten, der Frage nach der Notwendigkeit zu kreativem Denken und schließlich Erkenntnissen darüber, wie kreatives Denken gefördert werden kann. Einleitung Kreatives Denken -wirft nicht bereits der kurze Titel eine Reihe von Fragen auf? Muß nicht Denken immer etwas Neues hervorbringen, kann Denken überhaupt ohne Kreativität gedacht werden? Aber auch: ist ein kreativer Prozess überhaupt der Ratio, dem Denken zugänglich, oder spielen hier nicht vielmehr irrationale Elemente eine viel wichtigere Rolle? Sind diese Prozesse überhaupt mit den wissenschaftlichen Methoden der Psychologie erfassbar? Besitzt jeder Mensch ein kreatives Potenzial? Mit dem vorliegenden Beitrag soll diesen Fragen nachgegangen werden, indem wir zunächst einmal anstelle einer Antwort weitere Fragen stellen: Joachim Funke Abb. 1. Der Denker von Rodin [1] Für wertvolle Hinweise zu einer Vorfassung dieses Beitrags danke ich Frau Dr. Marlene Endepohls, Handschuhsheim.
Zur Psychologie der Kreativität
Ein kleiner Streifzug durch die psychologische Kreativitätsforschung befasst sich mit den Möglichkeiten der Erfassung kreativer Prozesse, ihrer Manifestation, den Determinanten, der Frage nach der Notwendigkeit zu kreativem Denken und schließlich Erkenntnissen darüber, wie kreatives Denken gefördert werden kann. Einleitung Kreatives Denken -wirft nicht bereits der kurze Titel eine Reihe von Fragen auf? Muß nicht Denken immer etwas Neues hervorbringen, kann Denken überhaupt ohne Kreativität gedacht werden? Aber auch: ist ein kreativer Prozess überhaupt der Ratio, dem Denken zugänglich, oder spielen hier nicht vielmehr irrationale Elemente eine viel wichtigere Rolle? Sind diese Prozesse überhaupt mit den wissenschaftlichen Methoden der Psychologie erfassbar? Besitzt jeder Mensch ein kreatives Potenzial? Mit dem vorliegenden Beitrag soll diesen Fragen nachgegangen werden, indem wir zunächst einmal anstelle einer Antwort weitere Fragen stellen: Joachim Funke Abb. 1. Der Denker von Rodin [1] Für wertvolle Hinweise zu einer Vorfassung dieses Beitrags danke ich Frau Dr. Marlene Endepohls, Handschuhsheim.
Kreativität und Kreativitätsförderung
Zu Beginn der modernen Ära wurde Kreativität (K, engl. "creativity") von Guilford als eine "neue" Dimension der Begabung eingeführt, die die bisherige Überbetonung von in IQ-Werten darstellbarer Intelligenz ausgleichen sollte. Als Folge wurde schließlich K in erster Linie als ein kognitiver Faktor konzipiert, dessen Förderung notwendig sei, um die gesellschaftliche Leistungsfähigkeit zu steigern. Aus der Sicht der heutigen Pädagogischen Psychologie leitet sich jedoch die Notwendigkeit der Kreativitätsförderung (Kf) aus der Idealvorstellung ab, daß alle Kinder das Recht haben, sich optimal zu entfalten, wobei das Bildungswesen die Pflicht habe, ihnen angemessene Entfaltungschancen zu bieten. K ist jedoch nicht als Mittel zum Zweck der Selbstverherrlichung oder der Dominierung anderer Menschen zu verstehen, sondern als ein Faktor, der im Dienste der Allgemeinheit einzusetzen wäre dabei muß die Diskussion über K um ethische Dimensionen bereichert werden (s. auch .
Imago, Zeitschrift für Kunstpädadogik, Vol. 13, special issue: Kreativität, 2020
(German abstract below) The text presents a structural analysis and a logical theory of creativity. It argues that creativity emerges from the translation between two forms of precision, thus from the ubiquitous transformation between incompatible forms of thought and articulation. This transformation allows for unexpected surpluses and innovations, in conjunction with fallacies, waste and noise. Common myths and misconceptions – i.e. about creativity as a force in dire supply - are debunked, as are mistaken strategies for creativity-enhancement. Instead, suggestions are offered as to how educational institutions can channel and enable ubiquitous energies – instead of investing considerable effort and resources in suppressing them. Der Text präsentiert eine strukturelle Analyse und eine logische Theorie der Kreativität. Er argumentiert, dass Kreativität aus der Übersetzung zwischen zwei Formen der Präzision hervorgeht, aus der allgegenwärtigen Transformation zwischen unvereinbaren Formen des Denkens und der Artikulation, was zu Überschuß und produktiven Abweichungen wie auch Abfall und Fehlschlüssen führt. Verbreitete Mythen und Missverständnisse – etwa zu Kreativität als Mangelware – werden diskutiert sowie Strategien zur Kreativitätsförderung. Es geht um Vorschläge, wie pädagogische Institutionen die stets vorhandenen kreativen Energien kanalisieren und ermöglichen können, anstatt sie mit viel Aufwand zu unterdrücken.
Kreativität gibt es nur im Plural
2002
Die klassische Kreativitätsforschung hat sich auf der Suche nach den Quellen von Kreativität vor allem mit der Analyse der Lebensläufe herausragender Persönlichkeiten beschäftigt. So hat der amerikanische Erziehungswissenschaftler Howard Gardner zum Beispiel die Lebenswege von Freud, Einstein, Picasso, Strawinsky, Graham und Gandhi untersucht. Jede dieser Personen verfügte über eine frühe Begabung, die zu einer frühreifen Meisterschaft auf einem Gebiet wurde; in der Umgebung dieser Persönlichkeiten gab es stets jemanden, der diese Begabung erkannte und förderte; all diesen Persönlichkeiten war gemeinsam, dass sie über die Fähigkeit verfügten, Asynchronien auszuhalten, das heißt sich in einen Gegensatz zu den herrschenden Auffassungen ihrer Zeit zu setzen; weiterhin benötigten sie mindestens zehn Jahre harter Arbeit, um einen Durchbruch zu erreichen.
Kreativität. Eine Rückrufaktion
2008
Es scheint in der Natur der Sache zu liegen, dass die kulturwissenschaftliche Beschäftigung mit Kreativität immer auch mit dem Verlauf einer Grenze befasst ist: der Grenze zwischen dem, was als »schöpferisch«, »kreativ« oder »produktiv« gilt, und dem, was zum Beispiel als repetitiv, fremdbestimmt oder bereits Vorhandenes bloß reproduzierend bezeichnet wird. Die Empfi ndung einer Notwendigkeit, kreative von nicht-kreativen Formen des Zeitvertreibs zu unterscheiden, haben die Sozialanthropologinnen Penny Harvey und Marilyn Strathern im Themenheft »Time or Creativity« der Cambridge Anthropology (2005) auf »euro-amerikanische« Vorstellungen von Zeit und menschlicher Handlungsfähigkeit zurückgeführt (Harvey/ Strathern 2005: 109). In diesem Denken, so die Autorinnen, stellt die Zukunft eine existenzielle Frage dar, weshalb die Kreativität des handelnden Subjekts gefordert ist, um einen zeitlichen Verlauf zu gestalten. Der Verlauf von Zeit sei demnach aufs engste mit der Vorstellung verbunden, dass in ihm ein bestimmtes kreatives Potenzial zur Entfaltung gebracht werden muss: »The concept of creativity […] augments the scope of human agency, a potential that Euro-Americans see as lying in the passage of time. What is so distinctive about these Euro-American values is that they divide people that use time in this productive sense, from those who do not.« (Ebd.) Meist wird dabei zugleich unterstellt, dass das Prädikat »kreativ« die so bezeichnete Praxis, die jeweilige Person oder Personengruppe in irgendeiner Form adelt, sein Fehlen hingegen als eine Herabwürdigung zu verstehen ist.
De Gruyter eBooks, 2011
Vgl. hierzu etwa Mathias Wallner, "American Creativity Research in a Bipolar World: A Look at One Chapter in World History and History of Science" sowie Fußnote 3. Der Diskurs der "ecology" löste das kybernetische Denkmodell von seiner historisch bedingten Fixierung auf die Maschine; vgl. hierzu unten Kap. 6 sowie Kap. 8 (Schlußwort).