Massenkultur - Herausforderungen an die Linke (original) (raw)
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Wolfgang Fritz Haug/Frigga Haug/Peter Jehle/Wolfgang Küttler (Hg.): Historisch-Kritisches Wörterbuch des Marxismus, Bd. 9 / I: Maschinerie bis Mitbestimmung. Hamburg 2018, Sp. 66-79.
Im Zentrum des Artikels steht die historisch sich wandelnde und durchaus vielfältige Thematisierung der modernen kommerziellen Populärkultur durch Arbeiterbewegung, Sozialismus, kritische Linke. Deren Positionen werden eingebettet in die Entwicklung der wissenschaftlichen Analyse und gesellschaftlichen Bewertung des Phänomens wie in die Realgeschichte westlicher Massengesellschaften und ihrer Formen von Arbeit und Genuss.
Ausstieg aus der »Konsumgesellschaft«? Die radikale Linke in der Bundesrepublik
2020
Alex a nder Sedlm aier Ausstieg aus der »Konsumgesellschaft«? Die radikale Linke in der Bundesrepublik Die Gegenwart des Bestehenden zu akzeptieren, fällt schwer, wenn eine kritische Gesellschaftsanalyse ein fortschrittliches Veränderungspotential aufzeigt, das sich aber nicht ohne größere Hindernisse und Konflikte lebenspraktisch umsetzen lässt. Es stellt sich die Handlungsalternative, diesen Konflikten und Hindernissen entweder mehr oder weniger konfrontativ zu begegnen oder sie zu umgehen und anderswo nach neuen Wegen zu suchen. Mit dem Schwinden revolutionärer Utopien in der Folge von ›1968‹, dem Einzug einer zumindest rhetorisch reformbereiten sozial-liberalen Koalition in die Bonner Machtzentralen und der zunehmenden Diskreditierung der radikalen Linken durch den Terrorismusdiskurs, aber auch im Zuge der Ernüchterung einer einsetzenden sozioökonomischen Krise war diese Frage in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre in linken Kreisen wesentlich offener als am Ende der vorangegangenen Dekade. Die radikale Linke blickte Mitte der siebziger Jahre auf eine etablierte Tradition der tatkräftigen Skepsis gegenüber der ›Konsumgesellschaft‹ 1 zurück, die als wichtiges Integrationsmoment des herrschenden Systems gesehen wurde, wie auch auf einen Erfahrungsschatz an konkreten Konflikten mit der Staatsgewalt, die aus Versuchen entstanden waren, alternative Lebensformen und ›Versorgungsregime‹ zu verwirklichen. Viele Kritiker gingen davon aus, dass dem Konsum eine integral stabilisierende Funktion für die bundesrepublikanische Gesellschaft zukomme, die sich in einem permanenten Bedarf an Konsumgütern und-handlungen manifestierte. Von dieser Perspektive ausgehend, versuchten viele, das Funktionieren der vermeintlich entpolitisierten bundesrepublikanischen Konsumgesellschaft zu stören oder sich ihr zumindest demonstrativ zu entziehen. 2
Einleitung. Produktionswelten der Massenkultur
Geschichte und Gesellschaft, 2020
Introduction. Producing Mass Culture This thematic issue offers an historical perspective on the cultural economy and creative work by focusing on the production of mass culture from the late 19th century to the 1930s. The contributions bring together approaches from cultural sociology as well as social and cultural history to analyze the spheres of production, producers and mediators, working conditions, labor relations and distribution structures in different cultural industries. They investigate the social and spatial organization of the cultural economy within and beyond Germany's borders to critically assess national perspectives on cultural production and to offer new insights into the social and economic history of German society. * Das Themenheft geht auf den Workshop "(Transnationale) Produktionswelten der Massenkultur: Akteure, Formate und Genres" zurück, der 2018 am Sonderforschungsbereich 1199 "Verräumlichungsprozesse unter Globalisierungsbedingungen" der Universität Leipzig stattfand. Wir danken allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die anregenden Diskussionen und den anonymen Gutachterinnen und Gutachtern des Themenheftes für ihre wertvollen Hinweise.
Kunst und Massenkultur im Anschluss an die Frankfurter Schule und Hannah Arendt
Kultur ist ein verwirrend mehrdeutiger Begriif, der in verschiedenen Diszipli-nen mit stark abweichenden Bedeutungen verwendet wird. Die verschiedenen Verwendungsweisen sollen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Kultur im Sinne der geistigen Gebilde seit alters her ein ausgezeichnetes Thema der Philosophie bildet. Der vorliegende Beitrag legt den Fokus auf eine philoso-phische Analyse der Kunst und der Kultur unter der Bedingung der Massenge-sellschaft, wie sie in der Frankfurter Schule und bei Hannah Arendt entwickelt wurde. Thematisch geht es in diesem Zusammenhang darum, im Ausgang von der Kritik der Kulturindustrie bei Horkheimer und Adorno und mit Hilfe Han-nah Arendts Typologie menschlicher Tätigkeiten und ihrer Unterscheidung von Kunst und Unterhaltung die Frankfurter Kritik an der Massenkultur zu mildern, aber gleichzeitig in ihren wesentlichen Aspekten zu bewahren. Die Annahme, die im Laufe meiner Überlegungen plausibel gemacht werden soll, sagt im Anschluss an Arendt, dass die Vielfältigkeit dessen, was Massenkultur oder Populärkultur genannt wird, sich angemessener verstehen lässt, wenn sie auf ein Bedürfnis der Unterhaltung bezogen wird, das grundsätzlich von der Kunst als geistiger Orientierung unterschieden wird. Damit lässt sich auch der kritische Impuls von Horkheimer und Adorno, der in der Formel, Kultur-industrie sei Auuulärung als Massenbetrug, berühmt und berüchtigt wurde, in angemessener Form vertreten. Diskutiert werden soll im Folgenden, anders gesagt, die These, dass es aufgrund der erwähnten Unterscheidung von Han-nah Arendt möglich und fruchtbar ist, zwischen hoher und populärer Kunst zu unterscheiden, und zwar nicht im Sinne der graduellen Verschiedenheit, sondern der Diiferenz von verschiedenen Gattungen. Nach einem Blick auf den Sprachgebrauch soll also zunächst das Konzept der Kulturindustrie, und danach die Auufassung von Hannah Arendt behandelt werden. Der Ausgangspunkt meiner Überlegungen ist eine Beobachtung von sol-chen Denkern in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts wie Walter Benjamin, Theodor W. Adorno und Hannah Arendt. Gemeinsamer Nenner die-ser Autoren ist der Versuch, die Phänomene von Kunst und Kultur unter den speziiisch neuen Bedingungen der Massengesellschaft neu zu beschreiben.
Linke" Kunstgeschichte ist ... an die Schule zu gehen
Kritische Berichte Zeitschrift Fur Kunst Und Kulturwissenschaften, 2013
Philipp Zitzlsperger Kunstgeschichte ist... an die Schule zu gehen «Es gibt keine Krise. Die Geisteswissenschaften sind stark in der Forschung und set zen international auf vielen Feldern Maßstäbe. Der wissenschaftliche Nachwuchs ist so gut ausgebildet, dass er an den besten Universitäten der Welt unterkommt. Und auch unsere S tudenten haben langfristig gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Kurzum, diese larmoyante, kulturpessimistische Untergangsrhetorik geht an der