» Umkämpfte Deutungen–: Gesellschaftstheorie und die Kritik szientifischer Bestimmungen menschlicher Existenz in der biotechnologischen Medizin « (2005) (original) (raw)

Umkämpfte Deutungen: zur Kritik szientifischer Bestimmungen menschlicher Existenz in der biotechnologischen Medizin

2005

Empfohlene Zitierung / Suggested Citation: Manzei, Alexandra: Umkämpfte Deutungen: zur Kritik szientifischer Bestimmungen menschlicher Existenz in der biotechnologischen Medizin. In: Gamm, Gerhard (Ed.) ; Gutmann, Mathias (Ed.) ; Manzei, Alexandra(Ed.): Zwischen Anthropologie und Gesellschaftstheorie: Zur Renaissance Helmuth Plessners im Kontext der modernen Lebenswissenschaften. Bielefeld : transcript Verl., 2005 (Edition panta rei). ISBN 978-3-89942-319-8, 53-80.. https:// nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-311250

Bioethik als Kampf der Rationalitäten. Rez: Häyry (2010)

2013

Matti Häyrys Studie "Rationality and the Genetic Challenge" deutet die bioethische Debatte um neuartige Herausforderungen der Humangenetik als Aufeinandertreffen unversöhnlicher Rationalitäten. Während sein Versuch der Verteidigungen eines bioethischen Pluralismus dabei unterbestimmt bleibt, schafft er eine solide und methodenbewusste Einführung in die gegenwärtige Bioethik.

"Der Tod in technowissenschaftlichen Gesellschaften", in Andreas Beinsteiner, Tanja Kohn (Hg.) Körperphantasien Technisierung – Optimierung – Transhumanismus, Innsbruck University Press, 2016

Verschiedene AutorInnen sind der Ansicht, die technowissenschaftliche Gesellschaft sei unfähig, den Tod zu akzeptieren. In dieser Sichtweise neigt die zeitgenössische Gesellschaft zur Verheim- lichung und/oder zur Negation des Todes. Zygmunt Bauman argumentiert etwa, dass die moderne Gesellschaft die menschliche Sterblichkeit dekonstruiert. In diesem Beitrag werden die Gründe erklärt, die Bauman und andere AutorInnen anführen, um diese Idee zu stützen, sowie die wich- tigsten Gegenargumente erläutert. Die ärztliche Behandlung des Todes impliziert keine Dekon- struktion der Mortalität, sondern ihre Rekonstruktion. Die Technowissenschaft reagiert auf die Mortalität mit ärztlichen Mitteln. Trotzdem hat uns die Medikalisierung des Todes vor neue Her- ausforderungen gestellt: Der Tod hat heute seine eigene Sprache, Räume, ExpertInnen und Mittel. Welche Machtbeziehungen werden durch diese Situation erzeugt? Welche Konsequenzen ergeben sich dadurch für die Entscheidungsprozesse der Menschen, die nicht ExpertInnen sind, am Ende ihres Lebens? Welche Erwartungen und Enttäuschungen bringt dies mit sich?

Da kann doch kein Mensch gesund bleiben". Gesundheitsbezogene Verschwörungstheorien in subjektiven Theorien über Gesundheit und Krankheit – eine Untersuchung mit der Heidelberger Struktur-Lege-Technik

2021

Verschworungstheorien konnen als subjektive Theorien betrachtet werden, die von Menschen entwickelt werden, um weitreichende negative Ereignisse erklaren zu konnen. Entsprechend konnen Methoden zur Erforschung subjektiver Theorien auch in der Erforschung (subjektiver) Verschworungstheorien von Nutzen sein. In der hier vorgestellten Studie sollte untersucht werden, welche psychologische Rolle Verschworungstheorien in subjektiven Krankheitstheorien von Menschen spielen, welche sich von der wissenschaftlich orientierten Medizin ("Schulmedizin") abgewendet haben. Mithilfe der Heidelberger Struktur-Lege-Technik wurden die subjektiven Theorien von sechs Anhanger_innen alternativer Medizin erfasst. Es ergaben sich erste Hinweise darauf, dass gesundheitsbezogene Verschworungstheorien inharenter Bestandteil alternativmedizinischer Narrative sein und der Abgrenzung von der Schulmedizin dienen konnen. Durch eine wahrend der ersten Welle der SARS-CoV-2-Pandemie im April 2020 durchgefu...

Der gesellschatstheoretische Teil meiner wissenschaftlichen Laufbahn (Autobiografisches Interview)

Jogelméleti Szemle

Auszüge aus einem biografischen Interview für Oral History, Januar 2015; von Endre Babus. Der direkte und persönliche Ton ist auf unsere Beziehung zurückzuführen, die bis in unsere gemeinsame Zeit an der juristischen Fakultät zurückreicht, was das Gespräch zu einer langen, freundschaftlichen Unterhaltung machte. Das vollständige Interview wird im Januar 2025 veröffentlicht, und dieser Auszug wird mit Genehmigung von Oral History veröffentlicht. In den Jahren nach meinem juristischen Examen im Jahr 1977 lagen meine akademischen Aktivitäten in den Bereichen Rechtstheorie, soziologische Theorie und politische Theorie, aber bis Mitte der 1990er Jahre dominierte die soziologische Theorie meine Lektüre und Forschung. Dies änderte sich Ende der 1990er Jahre, und meine Forschung verlagerte sich zunehmend in Richtung Rechtstheorie und Rechtsgeschichte. Politikwissenschaftliche Themen spielten nur eine untergeordnete Rolle, wenn es darum ging, den verfassungsrechtlichen Kontext besser zu verstehen. Dieses Karriere-Interview wurde 2015 geführt, und so konnte ich noch nicht auf die Forschung zur künstlichen Intelligenz eingehen, die das Funktionieren der Gesellschaften zunehmend verändert, da ich mich erst in den folgenden Monaten damit befasste. Es ist seit 2015 mein Hauptforschungsthema, und ich habe bereits ein kleines Buch und mehrere Aufsätze dazu geschrieben und plane, dies in naher Zukunft fortzusetzen.

Die Unterscheidung zwischen Menschen und Personen. Zur Debatte in der Medizinethik, in: Jahrbuch für Wissenschaft und Ethik 8 (2003), 95-115.

Innerhalb der Medizinethik der Gegenwart ist die Auffassung weit verbreitet, dass es moralisch nicht darauf ankomme, ob jemand "Mensch" ist. 2 Die Zugehörigkeit zur Spezies Mensch bezeichne letztlich einen biologischen Sachverhalt, der für sich genommen keine moralische Relevanz habe. Worauf es ankomme, sei vielmehr, ob ein Mensch bestimmte moralisch bedeutsame Kompetenzen besitzt, etwa Selbstbewusstsein und Rationalität oder Handlungsfähigkeit. Allein diese Kompetenzen vermöchten einen herausragenden oder gar unüberbietbaren moralischen Status ihres Trägers zu begründen. Wenn wir nun beispielsweise ein handlungsfähiges Wesen "Person" nennen, dann sind nicht alle Menschen "Personen", denn einige sind noch nicht handlungsfähig, einige sind unter Umständen etwa aufgrund hochgradiger Altersdemenz nicht mehr handlungsfähig und einige können etwa aufgrund schwerster geistiger Behinderungen niemals im Vollsinn handlungsfähig werden. Diese Menschen scheinen daher keinen herausragenden oder unüberbietbaren moralischen Status zu besitzen. Ersichtlich ist die Frage, ob die angesprochene Unterscheidung zwischen Menschen und "Personen" berechtigt ist, von großer Bedeutung für die vielfältigen ethischen Probleme am Beginn oder am Ende menschlichen Lebens. So behaupten prominente Vertreter der Unterscheidung zwischen Menschen und "Personen", dass Schwangerschaftsabbrüche oder eine "verbrauchende" Forschung an menschlichen Embryonen kein ernst-1 Überarbeitete Fassung eines Vortrags im Rahmen der Ringvorlesung "Forum Wissenschaft und Ethik" am 23. Januar 2003 an der Universität Bonn. Für Verbesserungsvorschläge danke ich den beiden anonymen Gutachtern und Herrn Dr. Dietmar Hübner. 2 Beispiele für die hier skizzierte Position sind etwa: WARREN, M. A. (1973): On the Moral and Legal Status of Abortion, in: The Monist 57, 43-61, um ein Postskript erweitert auch in: FEINBERG, 2 haftes moralisches Problem darstellen. 3 Die Sonderauszeichnung des Menschen qua Menschen stehe in der Tradition des Christentums, etwa des christlichen Schöpfungsglaubens. 4 Einer säkularen Ethik komme die Aufgabe zu, die entsprechenden Vorurteile sichtbar zu machen und klarzustellen, dass sie nicht mit dem Anspruch auf Allgemeinverbindlichkeit vertreten werden können. Selbstverständlich ist eine solche Herausforderung nicht unerwidert geblieben. Eine Reihe von Autoren, die der Auffassung sind, dass die direkte Tötung eines menschlichen Embryos oder Fetus (sie würden lieber sagen "eines ungeborenen Kindes") absolut verboten ist, hat die Unterscheidung zwischen Menschen und "Personen" angegriffen und klarzustellen versucht, dass alle Menschen Personen sind. 5

Vom ‘Sitz des Bewußtseins’. Die ethischen Folgen einer anatomischen Metapher

Ethik & Unterricht 3 (1995), 17-24

den Geist des Menschen anatomisch zu lokalisieren, ist so alt wie die Geschichte der Medizin. Schon von Hippokrates ist die Vorstellung überliefert, das Denken und Empfinden habe seinen Sitz im Gehirn 1 -eine Theorie, die von Piaton zum Teil übernommen wurde. 2 Dem widersprach Aristoteles: weil er die Seele als das Lebensprinzip des Organismus bestimmte, das in der vitalen Körperwärme eines Lebewesens seinen elementarsten Ausdruck findet, lehrte er das Herz als Sitz der Seele. 3 Erst seit dem 19. Jahrhundert versucht man diese Frage unter Einklammerung von metaphysischen Fragestellungen auf der alleinigen Grundlage der anatomischen und physiologischen Erforschung des Gehirns zu beantworten.'* Doch auch diese, vordergründig betrachtet rein methodologische Vorentscheidung stützt sich auf ein metaphysisches Vorurteil: den Glauben, daß man die Existenz des Bewußtseins an bewußtseinsspezifische Verhaltens-und Reaktionsmuster binden könne, die der empirischen Analyse zugänglich sind. Unter dieser in gewisser Weise antiaristotelischen Prämisse ist es naheliegend, das Bewußtsein mit dem Gehirn in Beziehung zu setzen; deutet doch alles daraufhin, daß das Gehirn für unser äußerliches Verhalten den Status einer sensomotorischen »Koordinationszentrale« hat. 5 Konsequenterweise müßten wir dann aber auch anthropoiden Automaten »mentale Qualitäten« zugestehen -prinzipiell sind auch Maschinen dazu fähig, bewußtseinsspezifische Verhaltens-und Reaktionsmuster zu exekutieren.