Naturrecht und christliche Ethik (original) (raw)

Ethik des Werdens – Mensch und Naturreiche

Elemente der Naturwissenschaft 2011, Nr. 95, S. 39–79, 2011

Zusammenfassung Evolutions- und Entwicklungsbiologie zeigen in reichem Masse, dass alles Lebendige sich entwickelt und wie es sich entwickelt. Das wirft ein neues Licht auf die alte Frage nach einer Unterscheidung von Naturreichen. Die Frage, was sind Pflanzen (inklusive Pilze und Mikroorganismen), Tiere und Menschen muss spätestens seit Darwin abgelöst werden durch die Frage, wie werden Pflanzen, Tiere und Menschen? Aus der Wissenschaft des Seins ist eine Wissenschaft des Werdens geworden. Dabei hat sich gezeigt, dass der Mensch nicht nur Objekt, sondern auch Subjekt der Evolution ist: Er kann sie auf biologischer, psychischer und kultureller Ebene weitergestalten, er ist sowohl Teilnehmer als auch Mitverursacher derselben. Die entsprechende Neuorientierung der Ethik und insbesondere der Verantwortung des Menschen für die weitere Evolution hat noch nicht stattgefunden. Die klassische Ethik des Seins fragt nach Kriterien und Folgen des Umgangs von Menschen mit anderen Menschen und mit Naturobjekten. Eine moderne Ethik muss auch fragen: Auf welche Weise beteiligt sich der Mensch an der Evolution der Pflanzen, der Tiere und des Menschen selbst, wie nimmt er Einfluss auf deren gegenwärtige Evolution, was ist seine Verantwortung für die weitere Evolution? Oder: Wie und in welcher Richtung möchten und können wir uns als Menschen an der Evolution von Pflanzen, Tieren und Menschen beteiligen? Abstract: Ethics of Evolution – Man and Kingdoms of Nature Evolutionary and developmental biology show abundantly that and how all living beings develop. This throws a new light on the old question of how the kingdoms of nature may be differentiated. Since Darwin the issue: what are plants (including fungi and microorganism), animals and human beings has to be replaced by the question: how evolve plants, animals and humans? The science of being has become a science of evolution. It turned out that man is not only object but also subject of the evolution: He may frame evolution on biological, psychological and cultural grounds, he is a participant as well as a co-creator of evolution. The corresponding new orientation of ethics, particularly concerning the responsibility of humans for the ongoing evolution has not yet been spelled out. Classical ethics is concerned with criteria and consequences for the exposure of humans to other humans and natural beings. Modern ethics may also ponder the question: How can humans interact with the evolution of plants, animals and humans themselves, how does man influence current evolution, and what is his responsibility for future evolution? Or: How and in what direction are we inclined or able to participate in the evolution of plants, animals and humans?

Was ist christliche Ethik?

Jede theologische Ethik muss sich zunächst die Frage stellen, in welchem Verhältnis sie Glaube und Moral grundsätzlich sehen will. Schon Platons Dialog Euthyphron handelt hiervon: Euthyphron, ein frommer Athener wird von Sokrates, seinerseits des Atheismus verdächtig, in ein Gespräch über das Wesen der Frömmigkeit verwickelt. Auf halber Strecke dieses Gesprächs, das übrigens mit der kompletten Ratlosigkeit des frommen Euthyphron endet, finden sich diese Dialogzeilen:

Naturschutzethik

2019

Warum sollen Menschen die Natur schützen? Soll die Natur in einem bestimmten Zustand erhalten werden oder ist ihrer Entwicklung freier Lauf zu lassen? Bedarf es heute einer neuen Ethik, um die Natur in den Mittelpunkt menschlicher Schutzbemühungen zu rücken oder reichen herkömmliche Begründungen aus? Wie hängen moralische Argumente für den Naturschutz und konkrete Schutzstrategien zusammen? Die bislang vorliegende philosophische Literatur ist wenig hilfreich für die Praxis: wegen ihrer großen Abstraktheit fehlen konkrete Bezüge weitgehend. Wer sich für das Thema Naturschutz und Ethik interessiert, kann sich nun mit der Arbeit von Eser/Potthast einen allgemeinverständlichen Überblick verschaffen. Wissenschaftstheoretische Grundlagen der Ökologie und moralphilosophische Voraussetzungen des Naturschutzes werden hier praxisorientiert dargestellt und an konkreten Beispielen veranschaulicht; zentrale Begriffe und Fragestellungen werden in übersichtlichen Schaubildern erläutert. Der Band r...

Naturrecht, Heilige Schrift und Offenbarung

Christian Müller / Elmar Nass / Johannes Zabel (Hg.), Naturrecht und Moral in pluralistischer Gesellschaft (Veröffentlichungen der Joseph-Höffner-Gesellschaft, Bd 6), Paderborn, 2017

Physik und Ethik

Physik und Poetik, 2015

Zeh: Das ist schwierig zu sagen, weil es keinen griffigen Auslöser gab, aber es gab doch mein jahrelanges Interesse an diesem gesamten Themenkreis, angestoßen vor allem durch meinen Bruder, der schon immer ein Hobby-Physiker war. Er hatte Physik als Leistungskurs in der Schule und wollte das studieren, hat das Studium aber nach zwei Semestern wieder abgebrochen, weil es ihm dann doch zu anstrengend wurde und weil er-so ähnlich wie ich auch-sich im Grunde eher für die Philosophie der Physik interessierte und nicht so sehr für das echte, naturwissenschaftliche Physikalische. Wir haben gern an rotweinseligen Abenden unsere Gedanken schweifen lassen und auf mich hat der Gedanke eine starke Faszination ausgeübt, dass die Physik vielleicht in Wahrheit die Wissenschaft ist, die im zwanzigsten Jahrhundert auf unbemerkte Weise angefangen hat, die Aufgabe der Philosophie zu übernehmen. Die letzten Fragen werden heute eigentlich gar nicht mehr von der Philosophie gestellt, die Philosophie ist so pragmatisch und kleinteilig geworden. Sie sieht ihre Aufgabe immer noch darin, zu schreiben, was Immanuel Kant gesagt hat oder was Martin Heidegger geschrieben hat, aber eben nicht mehr darin, selbst tatsächlich aktiv zu versuchen, das Terrain zu beackern. Und das ist vielleicht heute eher die Physik, die das macht.

Naturrecht, Künstlichkeit und die Sozialontologie moralischer Grundnormen

It is widely presumed or asserted that if basic moral norms are artificial, then they must be conventional and so must be arbitrary; and conversely, that strictly objective, universally valid basic moral norms require some form of moral realism, whether metaphysical or theological. Kant's Critical moral philosophy demonstrates that this presumption is mistaken: Even if basic moral norms are artificial, they can be universally necessary for our form of finite, semi-rational embodied agency here on Earth. That is, Kant's Critical moral philosophy provides a cogent form of moral construc-tivism which avoids problems of moral relativism or scepticism by appeal to what Kant calls 'practi-cal anthropology', an inventory of our basic physiological and cognitive capacities and vulnerabilities. Kant thus avoids the forms of moral conventionalism and relativism found in contemporary forms of moral constructivism which appeal to one or another form of subjective responses or states of awareness. Kant's Critical moral philosophy thus succeeds in identifying and justifying basic moral norms without appeal to considerations of 'values', not even to the purported incommensurable value of human dignity. Therefore, the social ontology of broad and basic features of our moral lives can be acknowledged without rescinding the objectivity or universal validity of basic moral norms.

Natur, Normativität und Gott

2019

The aim of this paper is to clarify how the terms 'nature', 'normativity', and 'God' are to be understood and related, to give you a sense of some familiar positions in the literature, and to introduce you to the rather less familiar position that I have sought to defend in my book God, Value, and Nature. The concepts and distinctions at issue here are unclear and porous, and not so readily amenable to the dissecting tools of the analytic philosopher. There are knife edges where one wouldn't expect them, and one of the themes of my book is that there is a very significant knife edge between the secular moral realist and a certain kind of theist. I begin with the position of John Cottingham (a theistic moral realist) and engage with the question of what the difference is between our two positions. My position is a form of naturalism, albeit a form of naturalism which is theistic.