Stolpersteine als Erinnerungszeichen (original) (raw)
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Stolpersteine als "Steine des Anstosses"
Jakob Tanner, Stolpersteine als «Steine des Anstosses», in: infoclio.ch-Blog, 11.11.2024 (im Rahmen der infoclio.ch-Tagung 2024 «Zweiter Weltkrieg. Erinnerung im Wandel»)
Stolpersteine sind Erinnerungszeichen für die Opfer des Nationalsozialismus, die im öffentlichen Raum auf Trottoirs gelegt werden. Entstanden ist dieses Kunstprojekt in den 1990er Jahren in Deutschland. Inzwischen gibt es über 100'000 solche Steine in über 30 Ländern. Die Schweiz war auf bestem Weg, zu einer stolpersteinfreien Insel zu werden. Doch 2020 wendete eine Initiativgruppe das Blatt. Der Beitrag schildert diesen Beitrag zu einer Erinnerungskultur von unten und zeichnet die Entwicklung eines unabgeschlossenen transnationalen Projekts nach. Stolpersteine (literally “stumbling blocks”) are memorials for the victims of Nazism, placed in public spaces on the pavement. This art project originated in Germany in the 1990s. Today, there are over 100,000 such stones in over 30 countries. Switzerland was well on its way to becoming a stumbling block-free island. But in 2020, a group of initiators turned the tide. This article describes this contribution to a culture of remembrance from below and traces the development of an ongoing transnational project.
Stolpersteine, 2004
Stolpersteine im Medium Stichworte zum Mäandrieren zwischen Theorie und Praxis auf der Grundlage einer alten Mind Map zum ehemals freien Sprechen vor gemischtem Publikum r Seit rund fünf Jahren platziert der Kölner Künstler Gunter Demnig seine Stolpersteine auf deutschen Gehwegen: kleine, in Messing getriebene Bodenstücke von rund 5 x 5 cm mit passendem Unterbau. In
Die Stolpersteine und das Projekt zum Gedenken an die Chicago race riots 1 von 1919
Steine des Anstoßes. Die Stolpersteine zwischen Akzeptanz, Transformation und Adaption (Stumbling Stones: A Review), 2021
Der 27. Juli 1919 war ein glühend heißer Sonntag in Chicago, wo Spannungen zwischen der schwarzen und der weißen Bevölkerung brodelten. Wie unzählige andere an diesem Tag gingen fünf afroamerikanische Teenager im kühlen Wasser des Lake Michigan schwimmen. Zwar herrschte in der Stadt im Norden des Landes sowie auch im Bundesstaat Illinois keine legalisierte, rassistisch motivierte Diskriminierung per se, aber de facto war die rassistische Segregation regelrecht zu greifen und weit verbreitet. So waren beispielsweise die Strände der Stadt ausschließlich für Weiße reserviert, mit Ausnahme des Strands an der 25th Street im südlichen Teil der Stadt. Als die Jungen mit ihrem Floß in einen "weißen" Teil des Sees vor den Strand der 29th Street trieben, bewarf ein weißer Mann die schwarzen Jugendlichen mit Steinen. Tragischerweise führten seine Kontrolle dieser unsichtbaren Grenze und sein Einsatz gegen das, was man heute "swimming while Black" 2 nennen würde, zum Tod des 17-jährigen Eugene W illiams. Nach
Pädagogik, 2024
Der Stolperstein-Unterricht soll zweierlei Verhärtungen aufweichen: starre Curricula und erstarrte Gedenkrituale. »Der Geschichtsunterricht erreicht, nach allem, was man empirisch weiß, vor allem eines«, so der Geschichtsdidaktiker Meik Zülsdorf-Kersting: »Er übt ein sozial erwünschtes Sprechen über die Epoche des Nationalsozialismus ein.« Die Podcasts sollen beides beleben: den Unterricht und die Erinnerungskultur. Die Pathosformeln des »Gedenkwesens« wollen Geschichtsdidaktiker wie Volkhard Knigge schon lange durch »Reflektiertes Geschichtsbewusstsein« ersetzen. Sind die neuen Unterrichtsformate dazu geeignet? Ist es zum Beispiel angemessen, zum Thema Verfolgung einen Erinnerungsparcours mit Spielemechanik anzulegen, trägt eine solche »Gamification« zur Banalisierung bei? Die Erinnerungsforscherin Aleida Assmann rät in derlei Fällen dazu, offen für neue Erzählformate zu sein und diese nicht unter Generalverdacht zu stellen. Denn die Zeitzeugen sterben, und um die Erinnerung wachzuhalten, brauche es eine neue Generation von »Zweitzeugen«, die natürlich eigene Erzählformate finden (der Artikel wird durch ein Interview mit ihr abgerundet).
Errungene Erinnerungen. Gedenkstätten als Kontaktzonen
Erinnerungsorte in Bewegung Zur Neugestaltung des Gedenkens an Orten nationalsozialistischer Verbrechen
Der erste Teil dieses Textes widmet sich der Erinnerung als Ergebnis von Machtverhältnissen und stellt sie im Kontext der Geschichtsvermittlung als umstritten und dennoch nicht beliebig vor. Im zweiten Teil nehme ich die Frage nach der Transnationalisierung des Holocaust-Erinnerns in den Blick und sehe mir zwei Perspektiven an, die einen Konflikt der Sichtweisen markieren: Michael Rothbergs Konzept der »Multidirectional Memories« und Dan Diners Ansatz der »Gegenläufigen Gedächtnisse«. Beide denken darüber nach, wie das Aufeinandertreffen unterschiedlicher historischer Narrative in einer postkolonialen Welt ausgehandelt werden kann und beide machen dies auf sehr unterschiedliche Weise. Während Rothberg aus US-amerikanischer Perspektive zu einer Multiperspektivität einlädt, schlägt Diner aus kritischer deutscher Sicht eine Geschichtsarbeit als konkrete Auseinandersetzung mit historischen Fakten vor. Inmitten dieses unauflösbar scheinenden Widerspruchs zwischen Universalisierung (also der Möglichkeit, die Erinnerung an den Holocaust zu verallgemeinern und zu übertragen) und Singularität (verbunden mit dem Imperativ, auf die Unvergleichbarkeit der nazistischen Verbrechen zu bestehen) plädiere ich für die Anerkennung der Umkämpftheit von Erinnerung, um einen ebenso reflexiven wie aktiven Ansatz zu finden, bei dem Gedenkstätten als Kontaktzonen verstanden werden, in denen unterschiedliche, durchaus widersprüchliche Erinnerungen aufeinandertreffen.
Triangelzeichen der Erinnerung
"In letzter Zeit beobachte ich, wie Autoren der jüngeren Generationen ihre Figuren mit angelsächsischen Namen benennen und alles meiden, was den bulgarischen Hintergrund erinnern ließe. Der Glücksfall ist auch in unserem Beruf etwas sehr Wichtiges, und ich gönne ihn ihnen gerne, auch würde ich keinem empfehlen, sich im Regionalen einzukapseln, aber zu glauben, dass solch formelle Handgriffe jemandem den Weg zu Broadway und Westend bahnen würden, ist hinreißend naiv." 1 Wer diese Aussage tätigt, ist keineswegs unbeleckt geblieben von europäischen Kulturnormen und Grundsätzen. Konstantin Iliev, Absolvent des Fremdsprachengymnasiums in Lovetsch/Bulgarien, der sich schon während seines Germanistikstudiums in Sofia vom legendären Schauspieler Konstantin Kissimov über die ersten dramatischen Versuche beraten lässt, wird sich als Doktorand der Humboldt-Universität zu Berlin ein theoretisches Wissen über modernes Theater angeeignet haben, das ihn nicht nur zur Promotion über Friedrich Dürrenmatt befähigte, sondern auch während seiner künftigen Karriere als Dramatiker trug, bis hin zum angesehenen wie anstrengenden Amt des Direktors des bulgarischen Nationaltheaters in Sofia. Das Bulgarische ist in Ilievs Texten ein bewusst eingesetztes Moment der Charaktere und der Handlungsführung, eine unumgängliche topografische Grundlage für die dargestellte Lebensart und ein wichtiges Instrument, am Besonderen die gemeinschaftlichen Probleme zu behandeln. Man könnte Ilievs Texte fast als Heimatliteratur bezeichnen, wäre nicht dieses Heimatliche immerzu nur die Abstoßfläche für grundsätzliche, weltanschauliche Fragestellungen, denen die Szenerie des anscheinend geschlossenen sozialen Raumes nur eine menschliche, allzu menschliche Erscheinungsform bietet. So zeichnet sich zwar die eigene Lebensbeschreibung im vorliegenden Roman als der Leitfaden der Erzählung ab, doch ist zugleich jeder, auch der anscheinend privateste Lebensumstand im Kontext des Weltgeschehens eingebettet. Nehmen wir als Beispiel zwei kleine Erinnerungsbilder aus der jüngsten Kindheit: In seinem vierten Lebensjahr habe der Knirps einer blonden Frau auf dem Schoß gesessen, von der er später erfuhr, es sei eine Deutsche gewesen: "Sie hatte mich im Wirtshaus aufgelesen, wo sich ihre Militäreinheit gerade aufhielt, und mir eine Tafel Schokolade angeboten, die ich mit der Schamlosigkeit eines Kollaborateurs mitnahm." Mit sieben Jahren sitzt der Junge wieder einem ausländischen Besucher auf dem Schoßder hält aber ein Foto mit den eigenen Kindern in der einen Hand und ein Schnapsglas in der anderen und ist, wie der Stereotyp nahelegt, ein Soldat der sowjetischen Armee. Bulgarien in den 1 Константин Илием, Непатетично за нихилизма. -http://www.konstantiniliev.com/\_bg/articles/nihilism.html [28.07.2013]
Guy Stern: Erinnerungen aus hundert Jahren
https://minlittera.hypotheses.org/, 2022
Zu Guy Stern: Wir sind nur noch wenige. Erinnerungen eines hundertjährigen Ritchie Boys. Aus dem Amerikanischen von Susanna Piontek. Berlin: Aufbau 2022.
Das Gedächtnis der Gegenstände. Spolien im Essener Schatz als Zeichen von Rang und Herkunft
Positing the precious Ottoninan gold crosses in the treasury of Essen cathedral in a wider context, the paper is a case study of informed and iconographically specified use and placement of especially valuable intaglios integrated into the overall message of crucifixion and redemption/hope of resurrection. Moreover, the intaglios refelct the erudition and the consciousness of status and imperial relations of the Essen Abesses between 982 and 1059.