Mit einem konzilianten Sowohl-als-Auch ist es nicht getan (original) (raw)
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Es ist immer falsch, ein Absolutes zu setzen
Das Absolute kann der Mensch je nicht fassen. Das Absolute muß sich differenzieren, es muß in sich ein/sein Anderes tragen. Die Differenz zum Absoluten muß in der Idee des Absoluten erscheinen. Das Absolute an sich kann der Mensch, kann der Geist des Menschen nicht fassen. Der Mensch faßt zwar die Idee des Absoluten, aber darin faßt er immer auch die Differenz im Absoluten, und im wesentlichen sogar nur die Differenz im Absoluten. Das Absolute an sich kann der Mensch nicht fassen. Es ist richtig, von der Nation zu reden und die Nation in Ehren zu halten. Aber in einer jeden Nation liegt, daß sie auch immer ein/ihr Anderes kennt: eine jede Nation kennt ihr Nicht-Identisches, ihr Anderes. Alles Identische nährt sich am Nicht-Identischen. Das Identische selber ist immer eine dialektische Figur. So kann der Mensch zwar die Idee Gottes denken, aber er faßt diese Idee Gottes nicht absolut, sondern nur in ihrer Differenz. Er faßt ein jedes Absolute immer nur diskret, immer nur vermittelt in einem/seinem Anderen. Eine total-absolute Identität gibt es nicht, und wo sie es gibt, kann der Mensch sie nicht fassen. Will der Mensch dieses Absolute absolut fassen, muß er sich liquidieren darin: in seinem eigenen Denken muß der Mensch sich dann liquidieren. Aller Nationalismus ist immer eine Liquidation des Anderen und im gleichen Sinne immer eine hybride Selbst-Liquidation. Wenn der Mensch die Natur absolut faßt, löscht er nicht nur die Natur selber aus, sondern gleichzeitig und wesentlich sich selbst auch! Wenn der Mensch die Idee des Guten absolut faßt, faßt er gar nichts, sondern er faßt nur die formale Seite der Sterne, aber nicht deren Inhalt. Eine jede Idee, ein jedes Absolute ist gebunden an einen/seinen Inhalt. Der Inhalt aber ist immer different. Einen absoluten Inhalt gibt es nicht. So ist in der Idee der Schönheit immer das Nicht-Schöne präsent und auch präsentiert, aber nicht das absolute Schöne an sich, nicht das "Ding an sich." Das Absolut Schöne als Ding an sich ist keine Idee mehr, sondern eine reine Form ohne Inhalt. Den Inhalt erhält diese Idee, wie eine jede andere Idee auch, immer erst durch seine Differenz und immer erst in seiner Differenz. Also besteht ein jedes Absolute immer auch aus der Differenz. Wird diese Differenz liquidiert, wird auch die Idee selber liquidiert. Andererseits erblicken wir in der Idee des Absoluten, die wir ja durchaus als Idee bilden und bilden können, immer sogleich die Differenz mit. Es gibt im Grunde für den Menschen keine Möglichkeit, die Wahrheit absolut zu fassen, sondern es gibt für den Menschen immer nur die Möglichkeit, sich dieser absoluten Wahrheit anzunähern: aber erreichen wird der Mensch dieses Absolute darin wohl nie. Der Mensch braucht andererseits aber immer diese Idee des Absoluten, will er überhaupt etwas erkennen. Alle Erkenntnis des Menschen basiert immer auf/in dem Lichte des Absoluten. Rein Faktisch erkennt der Mensch rein gar nichts. Alles Faktische ist für den Menschen immer schon ein Geistiges. Reine Fakten, reine Tatsachen gibt es gar nicht. Die Gravitation ist für uns keine reine Tatsache, sondern Moment unseres umfassenden Welt-Geistes, unseres umfassenden Welt-Erkennens und unseres umfassenden Welt-Interpretierens. Alles Sinnlich-Konkrete verwandelt der Mensch schon im Augenblick der sinnlichen Wahrnehmung in ein Geistiges. So ist alles Sinnliche für uns bereits ein Geistiges. Der Computer vor mir ist kein "Ding an sich", kein pures, reines Fakt, sondern präsentiert ein komplexes Weltwesen, das aus ihm spricht. Dieses komplexe Weltwesen denkt der Mensch immer mit, wenn er einen Computer, einen Stern, einen Baum sieht. In seiner Sinnlichkeit also liegt bereits seine Geistigkeit. So daß der Sensualismus des Seins dialektisch mit dem Logos des Seins zusammenfallen. Materialismus und Idealismus sind niemals zweit total getrennte Welten, sondern walten je immer dialektisch ineinander. Und so, wie es keinen Computer an sich gibt, gibt es auch keinen Stern an sich, und kein Universum an sich, und kein Ding an sich. Sondern in allem liegt eine/seine Differenz, die ein jedes Wesen/Element erst konnotiert und spezifiziert. Das Spezifische dann herauszufinden ist Sinn und Zweck allen Geistes. Darin aber liegt eben dann nicht mehr die Gewalt des Du-Sollst!
Glanz und Elend des ›Ja, aber-Konservatismus‹
Der Text beleuchtet verschiedene Aspekte eines veränderten Konservatismus in den Unionsparteien. CDU und CSU erscheinen ›weichgespült‹ nicht nur gegenüber konservativen Parteien in anderen Ländern, sondern auch im Lichte lange tradierter Grundsatzpositionen. Einerseits sind Tendenzen der Liberalisierung und Emanzipation in der Gesellschaft nicht an den Unionsparteien vorbeigegangen. Andererseits hat der christdemokratische Konservatismus seine Schärfe, Angriffs- und Begeisterungsfähigkeit verloren, weil er diese Qualitäten mangels starker Gegnerinnen nicht mehr nötig hatte.
Das Identische und das Nicht-Identische
Ein Absolut-Identisches gibt es gar nicht. Ein Absolut-Identisches ist ein Ding an sich, das aber der Mensch nicht denken kann. Die Negative Dialektik-(Adorno)-wenn sie sich absolut nimmt, ist selber eine Philosophie der Identität, und zwar der Negativen Identität. Sie fällt in ihre eigene Falle, weil sie ihr eigenes Prinzip, das Prinzip der Negativität absolut nimmt, also als ein Identisches nimmt.
Kontext ist nicht immer der Gewinner
Bei der Gesichtserkennung handelt es sich um einen einzigartigen kognitiven Mechanismus, der es uns erlaubt, einzelne Menschen mit hoher Trefferquote erfolgreich zu identifizieren. Es existieren konkurrierende Modelle, die die Verarbeitung und Repräsentation von Gesichtern zu erklären suchen: Das holistische Modell (Tanaka & Farah, 1993, QJEP) geht davon aus, dass Gesichter in Ihrem Ganzen verarbeitet werden und die konstituierenden Elemente nicht explizit repräsentiert werden. Alternative Modelle postulieren, dass lokale oder konfigurale Merkmale repräsentiert werden. In der vorliegenden Experimentenreihe wurden als Lernmaterialien einerseits isolierte Gesichtsmerkmale verwendet, andererseits die selben Gesichtsmerkmale, jedoch diesmal jeweils eingebettet in ein vollständiges Gesicht. Einer strengen holistischen Theorie zufolge müsste durch die Kontext-Lernbedingung ein deutlich besseres Enkodieren und damit ein besseres Wiedererinnern ermöglicht werden. In Experiment 1 war der Kontext in allen Gesichtern gleich: In diesem Fall wurden die vollständigen Gesichter besser als die isolierten Merkmale erinnert, wenn man jene gelernt hatte. Hatte man isolierte Merkmale gelernt, war man bei jenen -entgegen der holistischen Vorhersage -deutlich besser. Variierten die Kontexte wie bei realen Gesichtern dann zeigte sich ebenfalls kein Vorteil des Kontextes bei der Wiedererkennung isolierter Merkmale. Wurde der Kontext in allen Kontext-Bedingungen gleich gehalten in Form eines Standard-Kontextes, so konnte überhaupt kein positiver Kontexteffekt ausgemacht werden. Die Ergebnisse sprechen daher gegen eine strenge holistische Hypothese und verweisen auf die wichtige Rolle von Lern-Test Kompatibilitäten.
Mitteilungen aus dem Brenner-Archiv 36/2016, S. 43-72, 2016
Ursprünglich wollten wir den Plagiatsvorwurf gegen Karl Schönherr von 1911 prüfen und eine Darstellung der literaturwissenschaftlichen Argumente in ihrem historischen Kontext vorlegen. Doch stellte sich heraus, dass es in der damaligen Debatte so wenig um literaturwissenschaftliche Kriterien ging, dass sich die Frage anders stellte. Wer hat was mit dem Erheben eines Plagiatsvorwurfs beabsichtigt? Denn: Der Plagiatsvorwurf, so unsere These, war vor allem ‚Kampfmittel‘ in kulturideologischen Debatten. Im innerkatholischen Rahmen war das der Konflikt zwischen Modernismus und Integralismus. Die Debatten rund um Schönherrs Stück Glaube und Heimat betrafen jedoch etliche Felder darüber hinaus. Sie wurden geführt zwischen städtischer und (vermeintlich) ländlicher Kultur, auf internationaler Ebene zwischen dem traditionell protestantischen Preußen und dem traditionell katholischen Österreich, auf nationaler Ebene zwischen Preußen und dem traditionell katholischen Bayern, innenpolitisch zwischen Liberalismus und Katholizismus; genderpolitisch zwischen Kunst und „Frauenkunst“. Und nicht zuletzt ging es um Kapital, auch symbolisches.
Ist Übersetzen als Verhandeln konzipierbar? Zu Umberto Ecos Quasi dasselbe mit anderen Worten
Lebende Sprachen, 2012
It is not only his profound experience and knowledge of translation that comes across in Umberto Eco's book Dire quasi la stessa cosa. By defining translation as an act of negotiation, he also raises an issue that is of particular interest to teachers of the subject. The article begins by presenting Eco's basic approach to translation, which includes concepts such as fidelity and reversibility along with the aforementioned negotiation, and correlates these with his semiotic theory of text interpretation. It then goes on to propose a didactic model that allows the process of negotiating the best possible translation to be used effectively in the classroom.
SÜDSUDAN: Mit Entwicklungshilfe ist es nicht getan
Der verarmte Südsudan braucht einen Entwicklungsplan zusammen mit seinen Anrainern. Doch unter den Ländern der Region herrscht dafür zu viel Misstrauen. Ein Gastbeitrag VON Frank Vollmer;Mark Furness | 11. Juli 2011 -17:48 Uhr © Spencer Platt/Getty Images Straßenszene in Juba, der Hauptstadt des Südsudans Mit dem feierlichen Hissen der Flagge, einer Unabhängigkeitserklärung und einer Parade wurde am 9. Juli 2011 die Geburt des 193. Mitglieds der Vereinten Nationen gefeiert. Aus dem Sudan sind zwei getrennte Nationalstaaten geworden. Auch wenn es erst seit Januar beschlossene Sache war: Die Unabhängigkeit besiegelt eine Teilung, die rückblickend zu erwarten war, seit der Bürgerkrieg im Sudan 2005 mit dem umfassenden Friedensabkommen sein Ende fand. Doch trotz dieses Zeithorizontes und zahlreicher Warnungen hat sich die internationale Gemeinschaft auf ihr jüngstes Mitglied nur unzureichend vorbereitet. Vor allem der regionalen Dimension südsudanesischer Unabhängigkeit wurde nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt. Die Abspaltung des Südsudan bietet die Gelegenheit, eine Vision für das Horn von Afrika zu formulieren, auf die die Staatengemeinschaft und die Regierungen der Region in den nächsten 20 Jahren hinarbeiten können.