Wirtschaftsethik des Christentums (original) (raw)
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Artikel 'Christliche Ökonomik'
in: Handbuch Literatur und Ökonomie, hrsg. v. Joseph Vogl, Burkhardt Wolf u. Alexander Mionskowski, Berlin: de Gruyter 2019, S. 371–388.
Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik, 2015
; einer befasst sich mit Jürgen Habermas, der als Quasi-Theologe präsentiert wird, ein weiterer will aufzeigen, dass die Religionskritik der Aufklärung weiterhin aktuell ist, und schließlich folgt ein zusammenfassender Beitrag, der den Kritischen Rationalismus mit dem christlichen Glauben konfrontiert. Gegenüber dem Mittelalter und der beginnenden Neuzeit ist die Versuchsanordnung bei Hans Albert drastisch verändert: War es im theologischen Diskurs lange Zeit durchaus üblich, bei Konflikten zwischen (natur)wissenschaftlicher Erkenntnis und religiöser Überlieferung vom Gläubigen ein sacrificium mentis, ein Opfer des Verstandes, im Dienste des Glaubens einzufordern-so noch Gregorius de Valentia (1603: 1414)-, so legt Hans Albert in seinen oft apodiktischen Ausführungen der Leserschaft umgekehrt ein sacrificium fidei, eine Aufgabe des Glaubens nahe. Denn was ihm offenbar widerstrebt, ist die heute vorherrschende Koexistenz von Wissenschaft und christlichem Glauben, selbst die von Wissenschaft und Agnostizismus erscheint ihm unzureichend. Er bekennt für sich selbst und vermisst bei anderen, so etwa bei Habermas, einen "Atheismus pur", weil dies aus seiner Sicht wohl die einzig konsequente Art ist, mit den Defiziten der Theologie umzugehen. Das dem frühchristlichen Theologen Tertullian zugeschriebene Bekenntnis "credo quia absurdum" (ich glaube, weil es widersprüchlich ist) kehrt sich so um in die Empfehlung, den Widerspruch durch Aufgabe des Glaubens aufzuheben: "non credo quia absurdum" (weil es widersprüchlich ist, glaube ich nicht). Während der Glaube heute weniger auf die kognitive Erfassung der Welt ausgerichtet ist als früher 1 werden für viele Menschen ihre existenziellen Fragen, wie die Erfahrung von und der Umgang mit Gewalt, Leid, Schicksalsschlägen, Angst und Tod allein durch wissenschaftliche Erklärung von Ursachenzusammenhängen nicht beantwortet. Das Bedürfnis der * Prof. (em.
Theologische Wirtschaftsethik als Ideologiekritik
Evangelische Wirtschaftsethik - wohin?, 2018
0. Einstimmung: Eine Predigt zum Dekalog 1. Theologie als Ideologiekritik 2. Theologische Ethik als Ideologiekritik 3. Theologische Wirtschaftsethik als Ideologiekritik
Vergötzung der Ökonomie in der Kirche? (2006)
A. Einleitung 1. Die Kirchen, die i.d.R. gemeinnützig und als K.d.ö.R. verfasst sind, gelten traditionell nicht als "Wirtschaftsunternehmen". Sie sind also nicht gewinnorientiert und sind daher eigentlich unverdächtig, dem Gott Mammon zu dienen. Wenn man in die Kirchengeschichte zurückblickt, fällt einem dazu ein, dass es früher relativ oft üblich war, sein Vermögen der Kirche zu vererben, so daß die Kirchen zu Land-und Immobilienbesitz und damit zu einem gewissen Reichtum kamen. Für die Kirchenbauten gab es immer wieder kleinere und größere Spendensammlungen. Besonders auffällig war der Ablaßhandel kurz vor der Reformation, der den Bau des Pertersdoms finanzieren sollte und der wegen seiner fragwürdigen Theologie einer der Auslöser der Reformation war. In der heutigen Zeit führt der Reichtum an Kirchenbauten allerdings auch eher dazu, dass viel Geld benötigt wird für die Instandhaltung der alten Gebäude. Im 20. Jahrhundert ging es den großen Kirchen durch das Kirchensteuersystem viele Jahre lang wirtschaftlich relativ gut, so dass man die Anzahl der Pfarrstellen in den 70er und 80er Jahren vergrößert hatte, um alle Gemeinden gut zu versorgen. Trotzdem gab es durch die Säkularisierung der Gesellschaft besonders in den 80er und 90er Jahren einen starken Mitgliederschwund durch sehr viele Kirchenaustritte und durch geringere Geburtenraten als früher. Dieser Mitgliederschwund führte zu stagnierenden oder teilweise sogar zurückgehenden Einnahmen in den Kirchen, und damit zu der seit über zehn Jahren andauernden Finanznot in den Kirchen, die sich zu einem massiven Stellenabbau "gezwungen" sahen. Während man vor 1990 im wesentlichen nur die theologischen Probleme des Gemeindeaufbaus diskutiert hatte, ist seitdem eine große Diskussion entstanden, wie man den Gemeindeaufbau und die Kirchenverwaltung effizienter gestalten könne, um mehr Geld zu sparen. Die verschiedensten Managementmethoden wurden diskutiert und ausprobiert, um die kirchlichen Haushalte zu sanieren. Die Ökonomisierung der Kirchen ist voll im Gange, aber sie ist bei den Kirchenvertretern auch ziemlich umstritten. Die Kirchenleitungen argumentieren, es bliebe ihnen nichts anderes übrig als zu sparen bei höheren Kosten und real sinkenden Einnahmen. Zugleich klagen viele Mitarbeiter, dass in (fast) allen Sitzungen nur noch darüber geredet werde, wie man noch mehr einsparen könne. Von einigen Theologen wird das ganze Programm pauschal verurteilt, weil der Glauben an Gott bzw. an Jesus eben nicht durch Management-Methoden vermittelbar sei. Man dürfe die Kirche daher nicht als "Unternehmen" 1 missverstehen, das "Kunden" eine "Dienstleistung" bringt. Glaube ließe sich nicht vermarkten wie ein Waschmittel, heißt es in dieser typischen Kritik weiter. Es gab aber nicht nur Kritik aus der konservativ-theologischen Ecke. Als im März 1997 in Hamburg ein Kongress zum Thema "Unternehmen Kirche" 2 veranstaltet wurde, kritisierte auch Uwe Birnstein in der Zeitschrift Junge Kirche (4/1997), dass der Kongress "das in Jahren mühsamer Aufklärung erreichte kritische Bewusstsein kapitalistischen Heilslehren gegenüber verwässert, sollte zumindest den Linken ein Dorn im Auge sein. Daß er die Gebote Gottes den Gesetzen des Marktes unterordnen könnte, sollte alle Christen beunruhigen." 1 Vgl. E. Gräb-Schmidt, Die Kirche ist kein Unternehmen!, in: Kirche in der Marktgesellschaft, hg. von J. Fetzer, Gütersloh 1999, 65-80. 2 Vgl. Wolfgang Nethöfel, Gebet und Controlling. Die Chancen des Unternehmens Kirche, in: Arnd Brummer u. Wolfgang Nethöfel (Hrsg.), Vom Klingelbeutel zum Profitcenter? Strategien und Modelle für das Unternehmen Kirche, Hamburg 1997, 15-24.
Politik aus dem Glauben und christliche Gesellschaftsethik
Jahrbuch Fur Christliche Sozialwissenschaften, 2012
Die »katholische Soziallehre«l entstand und entfaltete sich vor allem in Deutschland als gesellschafts ethische Denkform des »politischen Katholizismus«. Ende des 19. Jahrhunderts hatten dort gesellschaftliche und kulturelle Modernisierungsprozesse die politischen Kompetenzen von Kirche und Theologie zerrieben, die diesen in religiös integrierten Gesellschaften vormals zugekommen waren. Um Glauben und Politik dennoch gesellschaftlich weiterhin aufeinander beziehen zu können, wurde den Christen und ihrer Kirche nun eine spezifisch ethische Reflexion der politischen Praxis aus dem Glauben abverlangt. Innerhalb der kirchlichen Verkündigung bildete sich dazu die Sozialverkündigung und innerhalb der Theologie das Fach christliche Gesellschaftsethik aus. In weitgehend defensiver Auseinandersetzung mit den »rebus novis« und nach dem orientierenden Vorbild einer idealisierten Vergangenheit der christentümlichen Gesellschaft entstand dabei die »katholische Soziallehre« als dominante und kirchenamtlich autorisierte »Einheitslinie«. Thematisch konzentriert auf die sozialen Verwerfungen der kapitalistischen Produktionsweise (»soziale Frage«) sollte die »katholische Soziallehre« die Politik katholischer Christen anleiten, kirchenamtliche Zielvorgaben in der» Welt« zu realisieren, um durch politische Mobilisierung der Katholiken den epochalen Politikverlust der Kirche zu kompensieren. Jedoch wurde mit einem derart »politischen Katholizismus« und seiner Denkform »katholische Soziallehre« zugleich manifest, daß zwischen
Gegenwärtige Ökonomien der Zeit aus Sicht der Religionswissenschaft
In: Wolfgang Kautek, Reinhard Neck, Heinrich Schmidinger (Hg.), Zeit in den Wissenschaften (Wissenschaft – Bildung – Politik 19) Wien: Böhlau , 2016
Religionen sind nach wie vor für unsere heutigen Zeitvorstellungen hoch bedeutsam. Sei es, dass sie als religiöse Tradition und Kulturbestand ihre Wirkung entfalten, sei es, dass bestimmte heutige religiöse Organisationen markante Beiträge einbringen. Dabei ist einerseits in der ausdifferenzierten Spezialisierung postindustrieller Gesellschaften auf den gesellschaftlichen Teilbereich Religion mit seinen Kirchen, Religionsgemeinschaften und pluralen Gruppierungen zu achten. Sie pflegen einen gewissen Zeitumgang, bewerten Zeit und entfalten von hier her ihre Wirkkraft in die Gesamtgesellschaft hinein. Andererseits ist zu untersuchen, welche religiösen Traditionen aus dem Teilsystem Religion in andere Teilbereiche der Gesellschaft ausgewandert sind (oder auch "einwandern"). Solche ehemals religiösen Praktiken und Anschauungen verändern sich in dem neuen Kontext und lassen sich ihre Herkunft oftmals nicht mehr anmerken. Diese Prozesse "vagabundierender Praktiken" prägen ebenfalls Vorstellungen von Zeit. Ausschnitte der apokalyptischen biblischen Erzählung zum Beispiel über das Ende der Zeit tauchen im Kulturbereich auf und werden als ästhetische Bilder in Film oder Theater umgesetzt. Es sind allgemeine ästhetische Figuren geworden, die häufig keine religiösen Implikationen mehr in sich tragen. Oder die Versenkung in die Gegenwart, wie sie in christlicher Gebetspraxis vorkommt, 1 wird attraktiver als ostasiatisch-religiöse Achtsamkeit und von Angestellten und gestressten Führungskräften geübt. Soll also die Bedeutung von Zeit aus Sicht der Religionswissenschaft eruiert werden, so ist über den Teilbereich Religion hinauszuschauen auf weitere Orte der Gesellschaft. In dieser Perspektive scheinen dann Ökonomien der Zeit auf.
Wirtschaft-Politik-Religion: Über die Grenzen der Wirtschaftswissenschaften
überall fehlt es an Mitteln; die Aussichten auf Besserung sind ungewiss: Grundlegende Reformen tun not. In einer solchen Lage fühlen sich die Ökonomen in besonderer Weise herausgefordert. Denn von ihnen will man hören, wie die Wirtschaft langfristig gedeihen kann. Der Anstoß für das Thema dieses Vortrags ist ein Gedanke, der uns in den letzten Jahren häufig beschäftigt hat: Wenngleich Lösungen nicht ohne ökonomische Kompetenz zu finden sind, glauben wir, dass das Wesentliche an unseren Problemen nicht in den wirtschaftlichen Kategorien von Wettbewerb, Wachstum und Effizienz erfasst werden kann. Andererseits sind diejenigen Begriffe, die wir als grundlegend für das Verständnis unserer gegenwärtigen Probleme ansehen, in unserer