Ästhetische Erfahrung [Open Access] (original) (raw)
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Erkenntnis der Literatur. Theorien, Konzepte, Methoden der Literaturwissenschaft, hrsg. v. Dietrich Harth und Peter Gebhardt, Stuttgart 1982, S.33-55, 1982
Ästhetische Erfahrung (1982) 1. Vorbemerkung Ästhetische Erfahrung -Illusionen, verlorene und andere, knüpfen sich an diesen Terminus. Ästhetik, Kunstwissenschaft, Psychologie, Soziologie, Hermeneutik und Kommunikationswissenschaft teilen sich in das vergebliche Bemühen, das unter ihm Begriffene zu kodifizieren. Die Theorie ästhetischer Erfahrung ist eine (Teil-)Diszi plin zwischen den Disziplinen oder wäre es, wenn ihr dazu nicht das Notwendige ab ginge: einheitliche Grundzüge in Aufbau und Methodik, die untrüglichen Kennzei chen stabilisierter Gegenstandsorientierung in den Wissenschaften. Ihr verfügbares Wissen -dieser Eindruck stellt sich allzu leicht ein -kann sich der Nachbarschaft der communis opinio, mithin des Trivialen, kaum anders als durch terminologische Ein schüchterung erwehren. Das kommt nicht von ungefähr. Eine Theorie ästhetischer Erfahrung thematisiert nicht allein Gegenstände der Erfahrung, sondern diese selbst in einer besonderen Va riante, kein Erfahrungssegment, sondern einen Erfahrungstypus. Welche Fallgruben auf diesem Forschungsgebiet zu gewärtigen sind, erhellt die Tatsache, daß jene sich scheinbar mühelos zusammenfügenden Teile des Kompositums, die Termini »Erfah rung« und »ästhetisch«, zu den schillerndsten der philosophischen Tradition gehören. Das selbstverständliche Vorrecht von jedermann, Erfahrungen zu machen, ästheti sche zumal, sein unumgängliches Gewärtigen von Erfahrungen verwandelt sich für die Theorie in eine Hydra, der sie, aller jemals gewonnenen Scheinklarheit zum Trotz, allenfalls standzuhalten vermag, die zu bewältigen wohl Illusion ist. Als aisthetike episteme, »die Sinne betreffende Wissenschaft«, ist die Ästhetik in ei nem bestimmten Stadium der Entwicklung des philosophischen Gedankens hervor getreten. Heute wirkt die Erinnerung an die mit dieser Herkunft verbundenen Frage stellungen wie ein Rauchschleier, der den Beflissenen die tatsächlichen Probleme der Ästhetik und der durch sie thematisierten Erfahrungsstrukturen eher verbirgt als er läutert. Sicher ist die ästhetische Erfahrung nicht jene cognitio inferior, als die sie der »offizielle« Begründer der Ästhetik, der Rationalist A. G. Baumgarten (1714-1762) be schrieb: niedere, nämlich sinnliche Erkenntnisart. Was sie sei, ob überhaupt etwas Theoriewürdiges an ihr sei, -diese Frage steht, allen vorschnellen Antworten zum Trotz, noch immer offen. Ulrich Schödlbauer: Ästhetische Erfahrung 2 2. Die Möglichkeit einer Theorie ästhetischer Erfahrung (a) Ästhetische Erfahrungen versus Ästhetik Wer heute Ästhetik betreibt, seziert einen Leichnam. Plausibilitätsverlust stigmati siert ihre traditionellen Fragestellungen. Desavouiert werden sie durch die Kunst und Literaturgeschichte der letzten Jahrzehnte, die nicht allein das Schöne und das Tragische, diese kostbaren Reliquien, sondern ausnahmslos jede der überkommenen Kategorien der Ästhetik programmatisch außer Kraft gesetzt hat. Ein Blick auf die wissenschaftliche Diskussion stabilisiert den Eindruck. Die zeitgenössische Ästhetik ist in ein Bündel heterogener Problembildungen zerfallen, die von den verschiedenen Nachbardisziplinen übernommen werden (vgl. S. ähnlich wie sie im 18. Jahrhundert als jüngster Sproß der Philosophie entstand, auf verschiedenartige Fragen antwortend, die sie erstmals systematisch verband, die sich nur auf ihrem Boden zusammenhängend formieren ließen (H. Cohen, 1889; A. Baeumler, [1923] 1974; H. G. Gadamer, 31972; J. Ritter, 1971). Geblieben ist die landläufige Rede von ästhetischen Erfahrungen. Ob gotische Ka thedrale oder Concept Art, Neue Sensibilität oder Mörike: auf jene, als auf die jeweils eigenen Erfahrungen im Umgang mit Kunst und Literatur, Landschaften, histori schen Schmökern, dysfunktional erlebter Technik mit Ästhetischem eben (dessen Realität sie so affirmieren), berufen sich Liebhaber und Kenner, wie sie in dem betuli cheren Zeitalter genannt wurden, das die Ästhetik erfand. Zweifellos hat die Wand lung des Liebhabers zum Konsumenten, des Kenners zum berufsmäßigen Kritiker, zum Literatur-und Kunstwissenschaftler das institutionalisierte Verhalten gegenüber dem sogenannten Ästhetischen gründlich verändert. Doch vor der konstant gebliebenen Berufung auf individuelle ästhetische Erfahrung werden die Wandlungen ästheti schen Verhaltens, ästhetischer Inhalte zu zweitrangigen Vorgängen. Endlich läßt kein Künstler die Möglichkeit aus, sich irgendwann dem Zugriff von Kritik und Theorie zu entwinden, indem er auf seine -doch wohl ebenfalls ästhetische -Erfahrung im Um gang mit Kunstwerken, nicht zuletzt den eigenen, pocht. Die aktuelle Spielart der Berufung auf eigene ästhetische Erfahrungen -die es ge stattet, Präferenzen zu verkünden, Werturteile zu fällen, dieses oder jenes Kunstpro gramm gutzuheißen oder zu verwerfen, einen Roman so oder so anzulegen, mit ei nem Wort: Kompetenz in ästhetischen Dingen zu demonstrieren -hat eine abschirmen de Funktion: Theorie -in Fragen des Ästhetischen seit jeher besonders grau -, so wird Ulrich Schödlbauer: Ästhetische Erfahrung 3
Ästhetische Erfahrung als Perspektivenwechsel
Allgemeine Zeitschrift für Philosophie, 2019
The aim of this paper is to explore the potential of aesthetic experience for perspective-changing. According to the thesis presented here, it is the aesthetic experience, which as "aesthetic" implies the change of perspective, the reversal or alteration of accustomed, possibly false viewpoints and the pointing out of new ways of seeing tithe world. A decisive difference to our other practices, in which we (must) also engage with other perspectives, is that the aesthetic experience plays with perspectives, in which we as recipients and, in a certain sense, participants are epistemically and morally released. The medium film is discussed as a paradigmatic medium of such aesthetic change of perspective. Keywords: aesthetic experience, perspectivity, change of perspective, film aesthetics, John Dewey
Ästhetische Lust und die Erfahrung des Schönen
in: Emotionen. Ein interdisziplinäres Handbuch, 2020
Als ›ästhetische Lust‹ wird das Gefühl bzw. die affektive Dimension einer Erfahrung bezeichnet, die charakteristisch ist für die Wahrnehmung bzw. Rezeption von ästhetisch ansprechenden oder artistisch gelungenen Gegenständen, paradigmatisch von ›Schönem‹. Die Erfahrung ästhetischer Lust wird dabei häufig als der Grund angenommen, weshalb wir ein Interesse an ästhetischen und artistisch gelungenen Gegenständen haben und die Auseinandersetzung mit ihnen suchen. Gleichbedeutend oder eng verwandt sind die Begriffe ›ästhetisches Wohlgefallen‹, ›ästhetisches Erlebnis‹ und ›ästhetische Emotion‹.
Die Erfahrung ästhetischer Eigenschaften
Die Erfahrung ästhetischer Eigenschaften, 2012
Noël Carroll beginnt einen seiner Aufsätze zur ästhetischen Erfahrung mit der folgenden strategischen Entscheidung: »Da wir annehmen dürfen, dass wir eine Ahnung davon haben, was eine Erfahrung ausmacht, ist die drängende Frage, was unter ›dem Ästhetischen‹ zu verstehen ist.« 1 Ein Blick in die jüngere Literatur zeigt, dass Carroll hier nur ausspricht, was viele stillschweigend zugrunde legen. Nun ist die Annahme sicherlich korrekt: Wir haben eine Ahnung davon, was eine Erfahrung ausmacht. Aber die Entscheidung könnte dennoch ein wenig voreilig sein, da diese Ahnung, wie mir scheint, bei genauerem Hinsehen keinen einheitlichen Begriff der Erfahrung beinhaltet, sondern mehrere verschiedene Vorstellungen davon, worin das Haben oder Machen einer Erfahrung besteht. 2 Alltagssprachlich bezeichnen wir als Erfahrungen zum einen Akte des Wissenserwerbs, wie sie paradigmatisch in der sinnlichen Wahrnehmung vorliegen (ich werde hier im Folgenden von einem »epistemischen Begriff der Erfahrung« sprechen), zum anderen aber auch Ereignisse in unserem Leben, die zwar solche Akte beinhalten, aber nicht darin aufgehen, sondern letztlich in einer umfassenden Veränderung unserer theoretischen und 1 Noël Carroll, »Aesthetic Experience: A Question of Content«, in: Matthew Kieran, Contemporary Debates in Aesthetics and the Philosophy of Art, London 2005, S. 69-97, hier S. 70 (»Assuming that we have some inkling of what comprises an experience, the pressing issue for us is what to make of ›the aesthetic‹.«). 2 Vgl. zum Folgenden ausführlicher die Einleitung zu diesem Band. erschienen in: Kunst und Erfahrung. Beiträge zu einer philosophischen Kontroverse, hg. v. S. Deines, J. Liptow und M. Seel, Berlin: Suhrkamp 2013, 142-159 2 praktischen Einstellung gegenüber Dingen, Personen oder lebensweltlichen Situationen bestehen (»existenzieller Begriff der Erfahrung«). Schließlich beinhaltet unsere Ahnung auch noch ein Verständnis von »Erfahrung«, dem zufolge alle Episoden sinnlichen oder, allgemeiner, phänomenalen Bewusstseins als solche bereits Erfahrungen sind (»phänomenologischer Begriff der Erfahrung«). 3 Ich werde im Folgenden davon ausgehen, dass es sich hier tatsächlich um drei verschiedene Begriffe der Erfahrung handelt, denen drei verschiedene Arten von Erfahrungen korrespondieren. Es stellt sich dann die Frage, welcher oderda eine einzelne mentale Episode wie etwa eine sinnliche Wahrnehmung, dass etwas der Fall ist, unter mehrere dieser Begriffe fallen kannwelche dieser Erfahrungsbegriffe es sind, die wir zur Anwendung bringen, wenn wir von ästhetischen Erfahrungen reden. Die Frage, um die es mir in diesem Aufsatz primär geht, ist also folgende: Welches Verständnis von Erfahrung liegt unserer Rede von ästhetischer Erfahrung zugrunde? Oder: Was kennzeichnet ästhetische Erfahrungen als Erfahrungen? Allerdings werde ich nicht versuchen, diese Frage in ihrer ganzen Breite zu beantworten. In einem ersten Schritt werde ich im ersten Abschnitt das, was ich im Weiteren unter einer ästhetischen Erfahrung verstehe, auf eine handhabbare Größe zurechtstutzen und unter ästhetischen Erfahrungen ausschließlich Erfahrungen ästhetischer Eigenschaften begreifen. Meine Ausgangsfrage lässt sich dann also präzisier so stellen: Welchen Begriff oder welche Begriffe der Erfahrung sollten wir zugrunde legen, wenn wir verstehen wollen, was es heißt, Erfahrungen zu machen, in deren Gehalt ästhetische Eigenschaften auftauchen. Im zweiten Abschnitt werde ich im erschienen in: Kunst und Erfahrung. Beiträge zu einer philosophischen Kontroverse, hg. v. S. Deines, J. Liptow und M. Seel, Berlin: Suhrkamp 2013, 142-159 3 Anschluss an Frank Sibley eine möglichst unstrittige minimale Konzeption ästhetischer Eigenschaften skizzieren. Im dritten Abschnitt untersuche ich dann, was wir unter ästhetischer Erfahrung als der Erfahrung von ästhetischen Eigenschaften in diesem Sinn verstehen sollten. Die zentrale These lautet, dass die Erfahrung ästhetischer Eigenschaften so verstanden werden muss, dass sie auf die Erscheinung von Gegenständen Bezug nimmt und insofern Episoden sinnlichen Bewusstseins, also Erfahrungen im »phänomenologischen Sinn« mit einschließt. Ästhetische Erfahrung und die Erfahrung ästhetischer Eigenschaften Wer der Frage nachgeht, was eigentlich ästhetische Erfahrung ist, wird bald feststellen, dass die verschiedenen Bestimmungen, die die Philosophie als Antwort auf diese Frage bereithält, sich nicht zwanglos als Bestimmungen ein und desselben Phänomens verstehen lassen. Bereits phänomenologisch haben die Wahrnehmung der Schönheit des Meeres, die Empfindung der Erhabenheit beim Betreten des Petersdoms oder die Anerkennung des Werts eines Film noir wenig miteinander zu tun. Theorien der ästhetischen Erfahrung variieren hinsichtlich der Fälle, die sie als paradigmatisch ansehen, hinsichtlich der theoretischen Begriffe, die sie zur Erklärung verwenden, hinsichtlich der theoretischen Perspektiven, die sie einnehmen, der Erkenntnisinteressen, die sie verfolgen, und auch noch in beinahe jeder anderen erdenklichen Hinsicht. Ich werde daher versuchen, die Frage nach der ästhetischen Erfahrung dadurch beherrschbar zu machen, dass ich die so vieldeutige und unklare Rede von ästhetischer Erfahrung durch die sehr viel einfachere und erschienen in: Kunst und Erfahrung. Beiträge zu einer philosophischen Kontroverse, hg. v. S. Deines, J. Liptow und M. Seel, Berlin: Suhrkamp 2013, 142-159 4 schärfer konturierte Rede von der Erfahrung ästhetischer Eigenschaften ersetze. Meine Frage lautet dann: Welches Verständnis von Erfahrung müssen wir zugrunde legen, wenn wir die Erfahrung ästhetischer Eigenschaften verstehen wollen. Doch ergibt die Rede von der »Erfahrung ästhetischer Eigenschaften« überhaupt einen Sinn? Kann man überhaupt davon reden, dass »eine Eigenschaft erfahren« wird? Verstößt diese Wendung nicht bereits gegen die Grammatik der Ausdrücke »Erfahrung« und »erfahren«? Wenn wir diesen Anfangsverdacht ausräumen wollen, muss gezeigt werden, dass es verständliche und grammatisch korrekte Wendungen gibt, als deren etwas laxe Abkürzung sich die Redeweise von der Erfahrung von Eigenschaften verstehen lässt. Und solche Wendungen gibt es. Die Rede von der Erfahrung ästhetischer Eigenschaften kann so verstanden werden, dass man eine Erfahrung einer ästhetischen Eigenschaft genau dann macht, wenn man eine Erfahrung macht, die einen bestimmten Gehalt besitzt, und zwar einen Gehalt, der sich vollständig oder teilweise dadurch spezifizieren lässt, dass man sagt, dass ein Gegenstand die fragliche ästhetische Eigenschaft besitzt. Zuschreibungen von hg. v. S. Deines, J. Liptow und M. Seel, Berlin: Suhrkamp 2013, 142-159 13 ein Gedicht soundso eine Verkettung von Wörtern enthält […], nicht vorstellbar wäre, dass sie sagen oder erklären kann, dass die Linie anmutig oder das Gedicht bewegend ist […]. Die beiden Tatsachen müssen zusammen-wahrnehmbar oder zusammenentdeckbar sein. 18
"Shared Space" - Öffentlichkeit und Ästhetische Erfahrung
2018 Artikel von Anne Gräfe in: Shared Spaces, 2018
in: Ellen Wagner (Kuratorin und Herausgeberin), SHARED SPACES , 2018 Offenbach am Main Katalog zur Ausstellung SHARED SPACES im Kunstverein Aschaffenburg sowie zur Gruppenausstellung "shared spaces / wrong places" im Satelit Berlin / Aufbauhaus Berlin Bookrelease war am 21.04.2018; ab 18 Uhr im Satellit Berlin im Collaboratorium im Aufbau Haus, Prinzenstraße 84.2 / Eingang: Oranienstraße 142, 10969 Berlin auf der Vernissage der Ausstellung "shared spaces / wrong places".
Ästhetische Erfahrung und Corona - ein persönliches Update
BDK Mitteilungen, 2022
Kunstunterricht in Zeiten von Corona Ein persönliches Update zum Verhältnis von digitalen Formaten und analoger ‚Ästhetischer Erfahrung' Die ‚Ästhetische Erfahrung' ist eine wichtige Bezugsgröße des schulischen Kunstunterrichts (Peez 2018, S. 25 ff.). Andrea Sabisch behauptet sogar, dass das Konzept der Ästhetischen Erfahrung vielleicht den einzigen wirklichen Fachkonsens bildet (Sabisch 2009, S. 6). Allerdings wird die Bedeutung dieses Konzepts für ästhetische Vermittlungsprozesse aktuell erneut massiv infrage gestellt. Bereits mit der Orientierung der Schulcurricula am Kompetenzbegriff wurde es zunehmend durch die verstärkte Ergebnis-bzw. Zielorientierung marginalisiert. Doch durch die Corona-Pandemie erleben wir aktuell einen Digitalisierungsschub, der auf ganz andere Weise die legitimierenden Koordinaten des Kunstunterrichts verschiebt.
Ästhetisch Erleben - ein Kontinuum
Dieses Kapitel erörtert Dimensionen und Formen ästhetischen Erlebens. Es setzt sich mit etablierten Konzepten ästhetischer Interaktion auseinander, um mikrodeskriptiv die Zusammenhänge zwischen Wahrnehmen, Erleben und Reflektieren zu entfalten. Es argumentiert für ei- ne gleichrangige Betrachtung aller Elemente von ästhetischen Begegnungen. Deren offene Kombinierbarkeit ist empirisch anzuerkennen und ihr Gehalt an Fühlen, Wissen, Reflexion stärker induktiv, ohne normative Einschränkung zu untersuchen. Werden nicht Reflexion und sprachliche Vergegenwärtigung ästhetischen Erlebens überbetont? Kann man ästhetische Begegnungen als Kontinuum mit fluiden Mischungen und Übergängen der Elemente verstehen? Grundlage der Überlegungen ist ein von der Akteur-Netzwerk-Theorie inspiriertes Verständnis von ästhetischer Interaktion als Ko-laboration unterschiedlicher Beteiligter.
Ästhetische Erfahrung und Quasi-Gefühle
Raspa, Venanzio (ed.). Meinong Studien IV / Meinong Studies IV. The Aesthetics of the Graz School. Heusenstamm: Ontos , 2010
Vor etwa einem Jahrhundert entwickelte sich im deutschsprachigen Raum im Rahmen einer allgemeinen Charakterisierung unserer ästhetischen Erfahrung von Kunst eine umfassende Debatte über die Natur und die Möglichkeit von Gefühlen über fiktionale Charaktere und Situationen. Die damalige Debatte weist große Ähnlichkeit zur heutigen analytischen Debatte über das Paradoxon der Fiktion auf. Trotz des unterschiedlichen jeweiligen historischen Kontextes findet sich in der analytischen Debatte und in der Philosophie zu Beginn des 20. Jahrhunderts fast der gleiche Lösungsansatz. Gefühle über Fiktionen seien Quasi-Gefühle, d.h. ein gefühlsartiges Phänomen mit einer Realität sui generis, dem im Unterschied zu den wirklichen Gefühlen kein Urteil über die Existenz des Objektes zugrunde liegt und dem die Verbindung zur Motivation fehlt. Ziel dieses Aufsatzes ist es, eine Untersuchung der These der Quasi-Gefühle Anfang des 20. Jahrhunderts zu unternehmen sowie die Analogien zur heutigen Debatte zu zeigen. Der Aufsatz baut sich um drei thematische Achsen herum auf. Zunächst wird eine historische Darstellung der These der Gefühle über Fiktionen bei Groos, Lipps, Lange, Geiger und Külpe unternommen. Diese bildet den Rahmen für die Debatte über die Quasi-Gefühle in der Grazer Schule. Anschließend wird die Aufmerksamkeit auf die Diskussion über Quasi-Gefühle bei Meinong, Witasek, Saxinger und Schwarz gerichtet. Zuletzt werden die Berührungspunkte zur heutigen analytischen Debatte im Ausgang von systematischen Fragen aufgezeigt.
Das Potenzial des Ästhetischen
2021
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