Mixed-Methods-Research im Kontext von Gesundheitsförderung und Prävention (original) (raw)

Methodenvielfalt in der Gesundheitsforschung

2009

Dem von einem an Experimenten und Statistik orientierten, akademischen Methodenverständnis wird eine praxisorientierte Methodenvielfalt in der Gesundheitspsychologie kritisch gegenübergestellt. Auf die Notwendigkeit experimenteller Ursachen-Wirkungs-Forschung und epidemiologischer Forschung wird als unverzichtbaren Bestandteil der Gesundheitsforschung hingewiesen, jedoch wird betont, daß die akademische Einengung wissenschaftlicher Forschung auf diese Methoden verhängnisvoll sei. Verschiedene qualitative Forschungsansätze werden vorgestellt: Grounded Theory, Aktionsforschung, Organisationsentwicklung, Qualitätsmanagement, Evaluationsforschung, Technikfolgeabschätzung und Policyforschung.The experiment and statistics oriented academic methodological comprehension is critically contrasted with a practice-oriented methodological variety in public health research. The necessity of experimental stimulus-response-research and epidemiological research in public health research is pointed o...

Mixed Methods – Stand der Debatte und aktuelle Problemlagen

KZfSS Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 2017

Zusammenfassung: Die Diskussion um Mixed-Methods-Ansätze im deutschsprachigen Raum hinkt immer noch dem Stand der internationalen Debatte hinterher, welche ihren Ausdruck in einer Reihe von Lehrbüchern, Handbüchern und einem eigenen Journal findet. In diesem einleitenden Beitrag stellen wir zunächst die Entwicklung und Kernpunkte von Mixed-Methods-Ansätzen sowie den aktuellen Stand der internationalen Debatte dar. Im Anschluss stellen wir die Zielsetzung, das Konzept und die inhaltlichen Beiträge dieses Sonderheftes der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie vor, die sich in folgende vier Diskussionsstränge unterteilen lassen: philosophische, methodologische und methodische Grundlagen von Mixed-Methods-Forschung; Mixed-Methods-Designs und Mixed-Methods-Sampling; Formen der Datenkombination und Fragen der Validität; sowie Prozesse, Längsschnittanalyse und Evaluation. Den Abschluss dieses Beitrags bilden Überlegungen zur Perspektive von Mixed-Methods-Ansätzen angesichts der Globalisierung sowohl der sozialwissenschaftlichen Forschungsgemeinschaft als auch der gesellschaftlichen Problemlagen einerseits und andererseits der sich rasch verändernden Welt empirischer Sozialforschung, in der insbesondere Social Media und Big Data eine stetig zunehmende Bedeutung gewinnen.

Mixed Methods im Zeitalter der Digitalisierung

Mixed Methods im Zeitalter der Digitali sie rung: Das Potenzial einer Lebenslauf perspek tive für die Markt-und Konsumforschung Nicht zuletzt aufgrund der Digitalisierung der Lebenswelt sieht sich die qualitative Forschung vor neue Herausforderungen gestellt. Neben der technologi-schen Erweiterung des Methodenportfolios in Richtung mobile und online Methoden, gewinnt die enge Verzahnung von qualitativen und quantitativen Methoden zunehmend an Bedeutung. Schlagworte: � Lebenslaufforschung � Mixed Methods � problemzentrierten Interviews 1 Neue Herausforderungen Qualitative Marktforschung wird immer noch häufig als " Vorstudie " angesehen, welche die eigentliche oder zumin­ dest im Vordergrund stehende quantitative Hauptstudie vor­ bereitet und einleitet. Es gibt dann in der Regel einen zwei­ stufigen Forschungsprozess: In der ersten Phase setzt die qualitative Forschung an. Hier geht es noch nicht darum, valide Endergebnisse zu produzieren, sondern Vorarbeit zu leisten, damit die anschließende quantitativ ausgerichtete Studie möglichst optimal durchgeführt werden kann. Diese Vorarbeit kann darin bestehen, ein bislang recht unbekann­ tes Terrain explorativ als Ideenlieferant zu erschließen und damit die Aufstellung von Hypothesen und die Entwicklung von Items für die quantitative Fragebogenerhebung über­ haupt erst zu ermöglichen. Wenn bereits auf der Grundlage umfangreichen Marktwissens konkrete Vorstellungen über die in der Fragebogenerhebung einzuschließenden Gesichts­ Abstract Due to the digitalization, qualitative research is exposed new challenges. In addition to the expansion of the technological methods towards mobile and online, the close integration of qualitative and quantitative methods is becoming increasingly important. punkte bestehen, dann soll mittels einer qualitativen Vor­ studie geprüft werden, ob das Wissen tatsächlich dem aktu­ ellen Stand der sozialen Wirklichkeit entspricht. Bei einem solchen zweistufigen Design sind die von der quali­ tativen Marktforschung erbrachten Leistungen für die Vorbe­ reitung der quantitativen Befragung von Bedeutung, stellen aber häufig keinen Teil der Endergebnisse dar, die dem Auftraggeber am Ende des Projekts präsentiert werden und die als Basis für daran anschließende strategische Entschei­ dungen fungieren. Denn diese gründen auf quantitativen Methoden und größeren Fallzahlen. Erste qualitativ erarbeitete Ergebnisse verlieren bei diesem Design ihr Gewicht und gel­ ten allenfalls als vorläufig, bis die quantitative Forschung zu methodisch fundierten Resultaten gelangt. Dieses Forschungs­ modell hat gleichzeitig zur Folge, dass der Einsatz qualitativer Forscher lediglich in der ersten Forschungsphase notwendig ist. Die Interpretation der im Rahmen einer standardisierten Erhebung gewonnenen Daten und die Entscheidung über da­ mit verbundene strategische Handlungsempfehlungen oblie­ gen dagegen dem quantitativen Marktforscher. Wenn man den Marktforschungsprozess mit der Metapher ei­ ner Reise beschreibt, lässt sich ein derartiges Vorgehen fol­ gendermaßen auf den Punkt bringen: Der qualitativ arbeiten­ de Marktforscher macht auf halbem Wege kehrt und gibt die Verantwortung für die Reisebegleitung an seinen quantitativ orientierten Kollegen ab, der auf halbem Weg auf die Reise­ gruppe wartet, um quasi eine Staffelübergabe zu vollziehen. Wie die Reise am Ankunftsort beendet wird – etwa mit einBLICK | einBLICK | einBLICK | einBLICK | einBLICK | einBLICK | einBLICK | einBLICK | einBLICK | einBLICK | einBLIC transfer Werbeforschung & Praxis, 61 (4), 58-61

Gesundheitspolitische Umsetzung von Prävention und Gesundheitsförderung: analytische Grundlagen und normative Orientierungen gesellschaftlicher Mehrfachsteuerung

Springer Reference Pflege - Therapie - Gesundheit, 2019

Prävention und Gesundheitsförderung spielt in Deutschland seit dem Präventionsgesetz 2015 eine besondere Rolle. Mit diesem wurde nicht nur die Leistungen der verschiedenen Trägerinstitutionen neu strukturiert, sondern auch eine übergreifende Koordinations- und Kooperationsstruktur vom Bund bis zur kommunalen Ebene etabliert. Dieser Beitrag stellt sich die Frage, unter welchen Bedingungen die politische Steuerung dieses neuen Politikfeldes theoretisch zu konzipieren und empirisch zu begreifen ist. Neben staatstheoretischen Überlegungen werden auch die neuartigen Handlungsfelder der Prävention und Gesundeitsförderung aus einer staatstheoretischen Perspektive interpretiert, die sich von der analytischen Idee leiten lässt, dass Gesundheitspolitik mehr ist als die Verbesserung der Gesundheit von Gruppen und Invidiuen, obwohl normativ betrachtet genau dies im Mittelpunkt stehen sollte. Um dies zu erreichen, muss Gesundheitspolitik jedoch zum Thema auf allen staatlichen Handlungsfeldern gemacht werden. Dabei ist zu die beobachtende zunehmende Wettbewerbsorientierung im deutschen Gesundheitssystem durchaus als problematisch für die Zieletzungen einer zielgruppensensiblen Präventions- und Gesundheitsförderungspolitik zu bezeichnen.

Im Gleichgewicht für ein gesundes Leben“ — Präventionsstrategien für eine riskante Zukunft

Die Katastrophe scheint unmittelbar bevor zu stehen: Wir werden überrollt von einer Welle dicker Kinder und Erwachsener, die in ihrer Gefräßigkeit Milliarden verschlingen und deren Gewicht die sozialen Systeme fast erdrückt. Darüber, dass es dies mit vereinten Kräften einzudämmen gilt, herrscht Einigkeit; ebenso darüber, wie dies zu geschehen hat: „Angesichts der zunehmenden Probleme mit Übergewicht benötigen wir eine Verhaltens- und Bewusstseinsveränderung bei Verbrauchern. Dazu müssen alle Akteure an einem Strang ziehen.“2

2016 Evaluation und Komplexität. Wirkungskonstruktion in der Evaluation von Gesundheitsförderung und Prävention

Projects and programs of health promotion and prevention are increasingly called upon to prove their effectiveness. Recent literature attests to a lively, ongoing debate about evidence and finding the “right” way of evaluating effectiveness in this field. Randomized controlled trials, considered the “gold standard” for assessing efficacy in evidence-based medicine, have been largely deemed insufficient for evaluating interventions of health promotion and prevention, since they fail to adequately account for the complexity of these interventions. The search for alternatives has prompted calls for approach-es informed by sociology and systems theory. This thesis comprehensively addresses the complexity of social systems and reflects on how to evalu-ate interventions’ effectiveness in light of such complexity, drawing on complexity- and sociological systems theory. In an empirical study rooted in Grounded Theory, nine evaluation reports of health promotion and prevention projects were subjected to in-depth content analysis, enabling identification of different strategies for handling complexity. Proofs of effectiveness are revealed to be social constructions of evaluators, tasked with balancing the needs of mandating agencies, science, and practice. Concerning the construction of effectiveness, evaluators have significant room for maneuver. Ongoing decisions are made about how to frame, cap-ture, and measure complexity as well as assess effectiveness. These decisions influence the con-struction of effectiveness and thus any resulting proven impacts. Impact assessments are continually caught between demands for simplicity, risking neglect of key points, and for complexity, which cannot be fully captured. The present thesis offers a detailed analysis of the spectrum of approaches and illustrates the strategies employed by evaluators to broadly capture complexity, on the one hand, and to strongly reduce it, on the other. When conducting evaluations, evidence of effectiveness is still frequently derived from randomized controlled trials, but not exclusively. In addition to counterfactual comparisons, statements about effec-tiveness are tested by means of detailed reconstruction of possible causal relationships. Well-implemented (quasi-) experimental studies can generate valuable knowledge about the potential im-pact of interventions. However, they are of limited usefulness in decision-making and action on behalf of health promotion and prevention, since they seldom enable conclusions about the possible effects of target group-, context-, or intervention-specific variables, and fail to identify differentiated mecha-nisms of change or possible side effects. Complexity-sensitive evaluations can offer support in identi-fying distinct mechanisms of change, enabling sound statements about interventions’ effectiveness and differentiated management-related knowledge. Based on theoretical and empirical insights, the present paper recommends adopting a middle way between positions that maintain experimental stud-ies as the “gold standard” and those that deem such studies unsuitable for assessing the effectiveness of health promotion and prevention. To enable robust and plausible impact assessments, counterfac-tual comparisons and detailed reconstructions of cause–effect relationships should be combined. It-erative processes of expanding and reducing complexity show promise in identifying impact-relevant structural and process-related features, capturing intermediate influences, estimating interventions’ contribution to observed changes, and ultimately generating plausible overarching conclusions about the effectiveness of a given program.

Prävention: wissenschaftliche und politische Desiderate

2013

Prävention hat Konjunktur in Sozialpolitik und Sozial- und Gesundheitswissenschaften und ist dabei, traditionelle Interventionskonzepte des Sozialstaates abzulösen. Eine Analyse der gängigen Präventionskonzepte, ihrer Praxis und ihrer Resultate verweist auf zwei zentrale Defizite: einen Mangel an gesellschaftstheoretischer Fundierung und ein Fehlen demokratischer Legitimation. (DIPF/Orig.)