Konstantin Pratelidis, Tafelrunde und Gral. Die Artuswelt und ihr Verhältnis zur Gralswelt im „Parzival” Wolframs von Eschenbach (original) (raw)

Askese und weltliche Minne in Wolframs von Eschenbach ‚Parzival‘

2018

Der Aufsatz untersucht die Darstellung der Sigune-Figur aus Wolframs von Eschenbach ›Parzival‹ unter Ruckgriff auf Foucaults Bestimmung des Askese­begriffs als »Technologie des Selbst«. Dieser performative Askesebegriff hebt neben dem sub­ver­siven Potential den Aspekt der Buse hervor. Mit dieser Les­art wird die Narra­tivierung der Subjekt- und Korperkonstitution der Figur im Kontext der drei Begeg­nun­gen mit Parzival untersucht. So wird die Entwicklung der Trauer Sigunes um Schio­natu­lander, der in ihrem Minnedienst starb, von hofisch-weltlicher Toten­klage zum asketischen Leben und Tod als Inkluse nach­gezeichnet. Die Klause ist dem­­nach als verkehrte Minnegrotte zu interpretieren, in der Konzepte von Ehe und sinnlicher minne transzendiert werden. Das proble­matische Moment dieses asketi­schen Lebens­­entwurfs demonstriert der Vergleich mit Trevrizent, der ebenfalls eine Verfehlung in der weltlichen minne mit einer reli­giosen Busleistung zu kom­pensieren versucht.

Chrétiens ‚Roman de Perceval ou le Conte du Graal’ und Wolframs ‚Parzival’ – ihre Überlieferung und textkritische Erschließung

WOLFRAM-STUDIEN XXIII Book, 2014

This article discusses the manuscript transmission of Chrétien’s Roman de Perceval ou le Conte du Graal and Wolfram’s Parzival in terms of their textual tradition and editorial criticism. It shows that the most recent edition of the Old French Perceval (K. Busby 1993) can be viewed as a landmark of the art of conventional editing that appeared at the peak of the discussion of ‘New Philology’ and took its own position in this context. At the same time, the Perceval was subject of critical studies based on the principle of ‘unrooted trees’ that questioned the genealogical concept of traditional ‘Lachmannian’ stemmatology. Conversely, a new edition of Wolfram’s Parzival, based on all known manuscripts, remained a desideratum for decades in German studies. Specific research on the textual tradition played a rather marginal role for a long time, but has been reinforced in the recent years in the context of a new critical edition presenting the totality of manuscripts as well as different textual versions in electronic form. The concept of ‘unrooted trees’ visualizing relationships of manuscript readings can be integrated in this concept. The article gives an overview of these methods, presents examples of editorial techniques, and develops ideas on how to combine the research on the manuscript tradition of both the German text and its French counterpart.

König Artus und die Tafelrunde

2008

Verfasser von klein-und großepischen Werken sowie von gesungener Lieddichtung. Führte die Gattung des höfischen Artusromans nach dem Vorbild Chrétiens de Troyes in die deutschsprachige Literatur ein.

König Artus, die Tafelrunde und der Kampf gegen den Krieg. In: Zeitschrift für Fantastikforschung 2/2016, 42-54.

King Arthur, the Round Table and the Fight against War: At first sight it may seem like a contradiction to understand Arthurian epic as a medium against war. But this tendency manifests itself in some 20th century Arthuriana. The article's main focus lies on T.H. White's "The Once and Future King" (1958). In this novel young King Arthur learns to use chivalry and the round table as means of building a peaceful society and prevent war. But in the end, he must realize that his golden age of cuivalric values is doomed. Reflections of White's theme of prevention of war can also be found in Donald Barthelme's "The King" (1990).

Inhaltszusammenfassung. Wolfram von Eschenbach: Parzival

Der Prolog ist einer der umstrittensten und in der Froschung meist diskutierten Textstellen des "Parzival". Allein für den Handlungsgang besitzt er keinerlei Evidenz: Der Prolog vereinigt in sich eher "zentrale Ideen des Werks, in ethischer wie poetologischer Hinsicht".Dabei ist vor allem die "Elsternfarbigkeit" ein starkes Bild, das sich eben nicht nur auf die äußere farbliche Geschecktheit bezieht (vgl. Feirefiz' Hautfarbe), sondern auf die Lauterkeit und Integrität des Charakters der literarischen Figur im Gesamten. Die Vorgeschichte: Gahmurets Ritterfahrten (I+II) Gahmuret zieht auf Abenteuerfahrt ins Morgenland, weil er als jüngerer Sohn des König Gandins von Anschouwe nicht erbberechtigt ist. Dort angekommen begibt er sich in den Dienst des heidnischen Baruc von Baldac (Kalif von Bagdad) und wird zu einem angesehen Ritter. Auf seinen Aventiurefahrten im Orient gelangt er unter anderem nach Zazamanc, wo er die schwarze Königin Belacane trifft, die sich von einer Übermacht des Feindes umzingelt sieht. Gahmuret besiegt die Anführer der Belagerer, kehrt in die Stadt zurück und heiratet Belacane. Gahmuret wird zum anerkannten König von Zazamanc, doch die Ruhe währt nur kurz: Er verlässt die Königin-getrieben von Abenteuerlust-in einer Nacht-und Nebelaktion und hinterlässt lediglich einen Abschiedsbrief. Wenige Monate später gebiert Belacane Gahmuret einen Sohn: Feirefiz; Gahmuret gelangt nach längerer Seefahrt nach Spanien.. Wieder im Abendland gelandet, gewinnt er in einem Tunier Hand und Land von Herzeloyde, verlässt allerdings auch diese relativ bald und findet-diesmal wieder im Dienst des Baruc-auf einer Abenteuerfahrt den Tod. Herzeloyde ist bereits mit Parzival schwanger, bringt ihn aber erst nach dem Ableben Gahmurets zur Welt. Parzival I-Jugend, Erziehung, erste Gralsbegegnung und Aufnahme in die Artusrunde (III-VI) Herzeloyde hat sich mit Parzival in die Einöde von Soltane zurückgezogen. Sie erzieht ihn fernab jeglicher Zivilisation, um ihn vor den negativen Seiten des Ritterlebens zu schützen-der Grund für den Tod ihres Mannes Gahmuret. Bei seiner liebsten Beschäftigung-der Jagd-trifft der jugendliche Parzival auf drei Ritter, die er aufgrund seiner defizitären Erziehung und ihrer glänzenden Rüstung für himmlische Wesen hält. Zutiefst beeindruckt vom strahlenden Glanz der drei Personen kehrt er zur Mutter zurück, verlangt nach einem Pferd und will-dem Hinweis der Ritter folgend-zum Artushof aufbrechen, um selbst Ritter zu werden. Seine Mutter, die ihn gerade davor hatte bewahren wollen, unternimmt einen letzten Versuch der Abwehr, indem sie ihn in ein Narrengewand kleidet; sein Auftreten soll lächerlich wirken und deswegen erfolglos sein. Sie gibt ihrem Sohn dennoch vier Lehren mit auf den Weg: Er solle Wasserläufe nur an hellen Stellen überqueren, freundlich zu jedermann sein, die Lehren erfahrener Männer wertschätzen und Kuss und Ring schöner Damen gewinnen. Als Parzival jedoch endgültig aufbricht, sinkt Herzeloyde-von Parzival unbemerkt-tot zu Boden. Auf seinem Weg zum Artushof kommt es zum ersten Zwischenfall, weil Parzival die Lehren seiner Mutter zu wörtlich auslegt: Er raubt Orilus' Frau Jeschute gewaltsam Ring und Spange. Später hört er im Wald die Schreie einer um ihren toten Mann klagenden Frau. Es ist Parzivals Cousine Sigune, von der er seinen Namen (zuvor wurde er stets bloß "bon fils, cher fils, beau fils" genannt) und seine königliche Abstammung erfährt. Schließlich gelangt er zum

Garten und Villenlandschaft in der römischen Literatur. Sozialer und ästhetischer Diskurs bei Vergil und Plinius dem Jüngeren

Über den Garten wolle er sich nicht näher äußern, betont Vergil im vierten Buch seines Lehrgedichts Georgicø, als er auf die Pflanzen zu sprechen kommt, die besonders aromatischen Honig spenden. Sein Gegenstand, der Landbau, und damit verbunden das Konzept seines didaktischen Poems, lassen für dieses Thema keinen Platz.l Andere sollen den Garten besingen.2 -Dieser Aufforderung sind spätere Autoren in der Tat gefolgt. So wurde der Garten, gleichsam als Antwort auf Vergils Einladung, zum Thema der Literatur. Bereits Ovid ,ergänzte'Vergil, indem er in den Mearnorpbo.sez Pomona und ihren Garten schilderte,3 und der Fachschriftsteller L. Iunius Moderatus Columella (1. Jh. n.Chr.) widmete in seiner Fachschrift De re Rustica ("Úb"r die Landwirtschaft") dem Garten ein ganzes Buch.a Die Traditionslinie reicht weit über die Antike hinaus. So ist der Garten selbst noch bei Erasmus von Rotterdam anzutreffen. In seiner Schrift Laas stahitiae (,Lob der Torheit") wird ein Garten beschrieben, den die personifizierte Torheit als ihren Geburtsort reklamiert.5 Das Erzähler-Ich in Vergils Georþca machr geltend, dass er vom Thema ,Garten'ausgeschlossen sei (exclu.søs) und dass der Raum, darüber zu dichten, ihm nicht in ausreichendem Masse zur Verfügung stehe. Seine Erklärung, die einer Abwahl des Themas nahekommt (recusatio), ist von beabsichtigter Mehrdeutigkeit. Sie kann sowohl auf den Platz bezogen werden, den die Erörterung des Gartens im Gedicht beanspruchen würde, als auch auf den Garten an und für sich, der in den Kontext des Gedichts nicht passe. Geor$ca 4,176-1,18.1 47f . Georgica 4,147f.: verum baec ipse equidern Eatiis exclusus inþøis / praetereo dtque alüs post rne rnemorandn relinquo -,,Doch dies will ich freilich übergehen; ich bin ausgeschlossen aufgrund des ungenügenden Raums und will es Anderen nach mir überlassen, davon zu erzãhlen." Metamorpho sen I 4,622-497.7 65-77 L Buch zehn, das vom Garten handelt, ist als einziges der zv¡ölf Bücher umfassenden Schrifr in Versen (Hexametern) abgefasst. Die Sonderstellung des Gartens in der Landv¡irtschaft u¡ird dadurch auch formal gekennzeichnet. Dazu Henderson 2002, ll}-133. Finen expliziten Verweis darauf, dass er Vergil ergânzen werde, gibt Columella 'tn De re rustica lO,praefatio 3. Erasmus Laus swhitiae 8 (Den Hinweis verdanke ich dem Beitrag von Dr. Beatrice !7yss im Rahmen des lØorkshops "Iandscapes", Oktober 2008, Basel).