Um nicht blind einen wilden „Hunger nach neuen Ideologien zu stillen” (original) (raw)
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Wege zur Emanzipation von der „Ideologie der Gegenwart“
Sozioökonomische Bildung und Wissenschaft, 2018
Sozioökonomische Bildung und Wissenschaft "Verstärkt durch die Wirtschafts-, Finanz-und Eurokrise sammeln sich unter dem Dach sozioökonomischer Bildung und Wissenschaft zunehmend innovative theoretische und didaktische Ansätze, die sich kritisch mit der orthodoxen Ökonomik sowie der weltweit standardisierten Lehrbuchökonomie auseinandersetzen, alternative Zugänge zu ökonomischen Phänomenen, Problemen und Politiken bieten und sozialwissenschaftlich eingebettete Erklärungsansätze entwickeln. Bei aller Pluralität und Heterogenität gehen diese Ansätze gemeinsam davon aus, dass es problemorientierter, interdisziplinärer und pluraler Herangehensweisen an gesellschaftliche Problemlagen und politische Herausforderungen bedarf, um ökonomische Fragestellungen in ihren sozialen, ökologischen, politischen, historischen und kulturellen Zusammenhängen analysieren zu können. Sie erarbeiten hierfür-meist in interdisziplinärer Perspektive-neue Ansätze in Lehre und Forschung. Dabei sehen sie sich stets den Prinzipien der Interdisziplinarität, Pluralität und Kontroversität ebenso wie der permanenten ethischen Reflexion verpflichtet. Die Reihe Sozioökonomische Bildung und Wissenschaft wird in Kooperation mit der gleichnamigen Gesellschaft herausgegeben und versammelt Publikationen, die sich der verantwortlichen Erneuerung der Ökonomie (im doppelten Sinne der Wirtschaft und der Wirtschaftswissenschaften) verpflichtet sehen. Gefragt sind dabei gerade auch hochschul-und fachdidaktische Konzeptionen, die die Perspektiven und Befunde der zentralen Bezugsdisziplinen sozialwissenschaftlicher Wirtschaftsforschung, vor allem Volkswirtschaftslehre, Soziologie und Politikwissenschaft, in Bezug zueinander setzen und so ein vernetztes und sinnstiftendes Lernen und Studieren ermöglichen."
Die Geburt der Ideologie aus dem Wesen des Leidens
Die Funzel (3), pp. 22-27, 2019
Ideologies are attempts to deal with the topic of human suffering. I think of of "ideologies" as "thinking patterns" or "worldviews." I present a provisional taxonomy of three fundamental types of ideology: "critical" mentality, "liberal" mentality and "religious" mentality. I offer a distinction between structure-bound suffering and suffering as an anthropological constant.
Humboldt-Universität zu Berlin eBooks, 2019
Die Gestaltung der Dinge erhielt in der planwirtschaftlich organisierten DDR den Rang einer Staatsaufgabe und folgte der Prämisse, das sozialistische Lebensgefühl widerzuspiegeln und zu beeinflussen. Ökonomisches Zweckdenken in ideologischer Auslegung und kulturelle Legitimation durch traditionelle ästhetische Normensysteme charakterisierten die Produktkultur. Praxis und Theorie des Gestaltens waren dabei oftmals von Ambivalenzen geprägt, unterlagen einem Bewertungswandel und gerieten zum Politikum. Alltägliche Gegenstände wie das Kaffeekännchen der Gastronomieserie "rationell" wurden zur umkämpften Bastion der unterschiedlichen Gestaltungsgrundsätze. Das "rationell"-Kännchen wurde 1969/70 von Margarete Jahny und Erich Müller entworfen. Innerhalb der Produktkultur der DDR nahm es eine originäre Stellung ein und ist sicherlich in jeder Sammlung, die sich der Alltags-und Kulturgeschichte Ostdeutschlands widmet, zu finden. Als Teil des am meisten verbreiteten Porzellangeschirrs in öffentlichen Einrichtungen der DDR ist es ein Repräsentant der industriellen Alltagskultur der 1970er und 1980er Jahre. Im folgenden Beitrag wird die Objektgeschichte des Kännchens, von der Genese der Form und des Dekors über die Produktion und Distribution bis hin zur Musealisierung, dargelegt. Widersprüche zwischen Anspruch und Wirklichkeit der Produktgestaltung der DDR werden offenkundig. Dabei handelt es sich nicht um eine bloße "Trivialanthropologie" des "rationell"-Kännchens. Im Ergebnis steht vielmehr eine Schärfung des reflexiven Blicks auf die Ästhetik des Alltäglichen und deren weiterreichende Bedeutung, der sich die Autorin im Rahmen eines Dissertationsprojektes widmet.
Kein Ende in Sicht. Zur Rolle der Ideologie in der Politik – aus Sicht der Politischen Theorie
Zeitschrift für Politikwissenschaft, 2014
Am Ende triumphiert die Vernunft in Form der liberalen Demokratie. Diese populäre Deutung, vorgelegt von Francis Fukuyama (1992), hat mittlerweile an Überzeugungskraft eingebüßt. Die Sicherheit, an der Schwelle einer "New Global Order" (George Bush Sen.) zu stehen, in der nach dem Untergang der Sowjetunion die (liberale) Freiheit in Form von Menschenrechten und demokratischer Selbstbestimmung zum Allgemeingut wird, ist gewichen. Geblieben ist allenfalls das Unverständnis, warum sich die vermeintlich überlegene, nicht auch als alternativlose Ordnungsform in den verschiedenen Regionen der Welt durchsetzt. Führt womöglich nicht die Politik, sondern die Ökonomie ans Ende der Geschichte? Genauer betrachtet stand hinter Fukuyamas Posthistoire-These weniger Hegel, sondern mehr Kojève (2005) und dessen einflussreiche, marxistisch inspirierte Lesart der Hegelischen Phänomenologie des Geistes: Die "Aufhebung" der Anerkennungskämpfe läutet die letzte Runde der Weltgeschichte ein, wobei Alexandre Kojève dem Kapitalismus-anders als Marx-nicht nur die Fähigkeit zusprach, als Produzent von Wohlstand aufzutreten, sondern auch als dessen Verteiler. Die Folge davon: Die sozialen Härten des Marktes bleiben aus, und ebenso die des Klassenkampfes. Die Befreiung von allem Bedrängenden realisiert sich ohne Revolution; und doch offenbart sich diese Entwicklung auch als ein Verfallsprozess: Mit erfolgreicher Emanzipation degeneriere zugleich die "Negativität" des Menschen und damit sein Wille, sich selbst zu überwinden, seine Fähigkeit, die eigene Natur transzendieren zu können, so Kojève in einer unverkennbaren nietzscheanischen Wendung. Nietzsche (1955: 284) selbst hatte seinerseits im Vorgriff auf das Ende der Geschichte den "letzten Menschen" als korrumpierte Existenz beschrieben, der nur noch "blinzelnd" sein "Lüstchen" vor Augen hat. Solche Endzeitimaginationen, auch in ihrer ambivalenten Version, sind Großaufnahmen einer ideologiefreien Welt. Posthistoire setzt Postideologie voraus. Der Kampf der Ideen schwächt sich ab, Ruhe tritt ein-und mag es auch die "Ruhe des Friedhofs" (Don Carlos) sein. In einem etwas kleineren Format findet sich eine solche Position in der "End of Ideology"-These wieder, die in prominenter Form vor allem von Raymond Aron (1955), Daniel Bell (1962) und Edward Shils (1955) 1.
Ideologiekritik jenseits vom Paternalismus
Mein Anliegen in diesem Vortrag ist zu zeigen, warum wir gerade vor dem Hintergrund der neuen Konzeptualisierungsversuche Luc Boltanskis und Axel Honneths der Kritischen Gesellschaftstheorie eine Re-Aktualisierung des Programms der Ideologiekritik brauchen. Diese Re-Aktualisierung sollte einerseits an dem Ideologieverständnis der älteren Frankfurter Schule anknüpfen können, wonach Ideologie falsches Bewusstsein ist, das partikulare Machtansprüche sowie Unterdrückung und Exklusion von sozialen Akteuren und Gruppen legitimiert. Die Identifikation von und die Kritik an sozialen Pathologien der Unterdrückung, der Marginalisierung und der Verdinglichung von Menschen ist letztlich nur dann möglich, wenn Rechtfertigungsordnungen als falsch zurückgewiesen werden können, die diese Pathologien kaschieren oder normalisieren.
In modern political science, ideologies are nearly always viewed partly as means to political power employed by social classes or other groups, rather than as mere representations of actual goals. No Weltanschauung is accepted at face value, because it is seen as tainted with its espousers' desire to gain power. / However, in our model, political parties are not agents of specific social groups or classes; rather they are autonomous teams seeking office per se and using group support to attain that end." : 96f) Die Ideologie hat mehr als ein Imageproblem. Politiker wollen nicht mehr mit ihr in Verbindung gebracht werden. Der Begriff ist spätestens mit dem Fall des Eisernen Vorhanges und dessen fernöstlichem Pendant, dem Bambus-Vorhang, weitest gehend negativ besetzt. Ideologien galten einmal als kraftvolle Ideensysteme, die so gut wie alle verbindlichen Elemente menschlichen Zusammenlebens als Mittel zur Verwirklichung eines übergeordneten Zieles, einer Idealvorstellung von Gesellschaft ansehen.
„Dann wird der Irrsinn zur Vernunft.” Brochs Okkultismus
Diskurse über das Übersinnliche Schatten, Schimären, Unsichtbares, in dunklen Ecken Verborgenes oder am Rande des Gesichtsfeldes, nichts Greifbares, doch zuweilen laut polternd, zerstörerisch eiskalte Gegenwart -ein kalter Hauch der Toten. Was wir nicht sehen, zählt für uns nicht? Weil nicht sein kann, was nicht sein darf? Die Geisterwelt ist nicht verschlossen, und es gibt mehr zwischen Himmel und Erde? Die thematische Verknüpfung von Okkultismus und Kunst und besonders die Verschränkung von Okkultismus und Literatur wurden erst in rezenter Zeit vereinzelt wahrgenommen. Themenkomplexe wie Esoterik und Okkultismus rücken mit ihrer populären Inflationierung endlich auch in den Blickpunkt kulturwissenschaftlicher Forschung.