Policey, Biopolitik und Liberalismus. Vom Zugriff der Macht auf das Leben (Bios) (original) (raw)

Biopolitik / Biomacht

2017

In den gender studies verweist der Begriff Biopolitik zumeist auf die Arbeiten von Michel Foucault, in denen er untersucht, wie in der Moderne die Organisation von und die Sorge um Leben sowie der menschliche Individualkörper ins Zentrum der Politik rücken. Ergänzend bestimmt er Biomacht als im Gegensatz zu früherer, repressiver Macht, produktiv und auf Lebenssteigerung ausgelegt. Entsprechend impliziert Biopolitik eine ambivalente, ebenso fürsorgliche wie kontrollierende Form der Machtausübung

Biopolitik und Technologien des Selbst: zur Subjektivierung von Macht und Herrschaft

2008

Empfohlene Zitierung / Suggested Citation: Hirseland, A., & Schneider, W. (2008). Biopolitik und Technologien des Selbst: zur Subjektivierung von Macht und Herrschaft. In K.-S. Rehberg (Hrsg.), Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2 (S. 5640-5648). Frankfurt am Main: Campus Verl. https://nbnresolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-153887

Bioethik und Biopolitik. Auf dem Weg zur "Ethisierung" der Politik? (Aus: Z-Pol)

Unter dem Begriff der „Ethik“ wird in medialen und politischen Debatten meist das geführt, was vornehmlich im Bereich der Bioethik an biomedizinischen Anwendungsmöglichkeiten und den daraus resultierenden moralischen Fragen behandelt und reflektiert wird. Die moralischen Fragen der Bioethik führen zu einer besonderen Form des politischen Prozesses: (1) der Institutionalisierung bioethischer Fragen, in Deutschland etwa durch die Einsetzung des Deutschen Ethikrates, und (2) einer verstärkten Emanzipation der Abgeordneten des Deutschen Bundestages. Der Fraktionszwang weicht hier dem freien Abgeordnetenmandat. Die prozessualen Besonderheiten der „Biopolitik“, so die in diesem Beitrag vertretene These, werden verstärkt auf andere Problem- und Themenfelder übertragen. Die Folgen dieser „Ethisierung“ sind noch nicht absehbar, gleichwohl aus politikwissenschaftlicher Perspektive bedenkenswert. in: Ezazi, Gordian (2014): Bioethik und Biopolitik. Auf dem Weg zur „Ethisierung“ der Politik, in: Bieber, Christoph/Grundmann, Sven (Hrsg.) (2014): Ethik und Politikmanagement, Zeitschrift für Politikwissenschaft (ZPol), Sonderband 2013, S. 139-152.

Sexualität und Biomacht. Vom Sicherheitsdispositiv zur Politik der Sorge

Ausgehend von vergangenen und aktuellen Konflikten um Sexualität unternimmt Mike Laufenberg eine Neulektüre von Foucaults Analyse der Biomacht. Er konzipiert Sexualität als Transaktionsfeld der Biopolitik, das in einer Gesellschaft zentrifugale Kräfte entfaltet – ein Problem, auf das die Sicherheitsdispositive der Biomacht mit Schutz und Immunisierung antworten. Inspiriert von Foucaults Idee einer homosexuellen Mikropolitik spürt er den Prozessen politischer Subjektivierung nach, die aus den Kämpfen um Sexualität hervorgehen und auf neue Lebensmöglichkeiten drängen. Gegen die biopolitische Prekarisierung von Lebensformen wird ein neues Verhältnis von Politik und Leben gesetzt, das von einer Logik der gemeinsamen Sorge getragen wird.

Biokapital - Beiträge zur Kritik der politischen Ökonomie des Lebens

2022

Durch die Nutzung von Gen- und Reproduktionstechnologien und den systematischen Einsatz biowissenschaftlichen Wissens sind in den vergangenen Jahrzehnten neue Formen menschlicher und nicht-menschlicher Arbeit entstanden. Gleichzeitig wird Natur zunehmend als Dienstleisterin oder »Kapital« begriffen. Diese Verbindung biologischer Prozesse und kapitalistischer Inwertsetzung wirft zahlreiche drängende gesellschaftliche, politische und ethische Fragen auf. »Biokapital« versammelt erstmals zentrale Beiträge zu diesem Themenkomplex in deutscher Sprache, stellt die wichtigsten Positionen und Problemfelder vor und liefert einen breiten Überblick über die internationale Debatte zum Verhältnis von Leben und Ökonomie sowie Biopolitik und Kapitalismus.

Art brut oder die Überwindung der Biomacht

Ethics in Progress, 2014

In this comprehensive paper, I present the thesis that the clinical biopower—which means biopouvoir according to Michel Foucault—can be countered with the help of artistic ability. In this sense, the psychiatric clinic may turn into a space of inclusion, respect, and true self-unfolding. Following Jean Dubuffet, I give a definition of art brut and analyze some works of German and Austrian outsiders of the 20th century, who succeeded in overcoming life-crises, such as childhood poverty, experiences of war, psychical illness, or social ostracism. I match the biopolitical character of psychiatry clinics against the most recent ideas of art therapy. The remainder of the article is organized in four parts: (1) Introduction: Raw Art, (2) Alterity: Beyond of Normality and Pathology, (3) Talent for Sovereignty, (4) Conclusion: The Between.

Biopolitik als Theorie der Gesellschaft

2019, in: Kathrin Braun/Helene Gerhards (Hrsg.): Biopolitiken. Regierungen des Lebens heute. Wiesbaden: Springer VS, 43–66., 2019

Theorien der Biopolitik im Anschluss an Michel Foucault beanspruchen einerseits eine Bestimmung gesellschaftlicher Realität, basieren aber andererseits auf der programmatischen Zurückweisung einer Theorie gesellschaftlicher Totalität. Dieses Spannungsverhältnis der Negation gesellschaftlicher Totalität erzeugt für die kritische Sozialwissenschaft ein gesellschaftstheoretisches Defizit, wie etwa in marxistischen Kritiken an Foucault herausgestellt wird. Der Artikel zeigt diese Spannung an der Rezeptionslinie des Konzepts der Biopolitik anhand des Werks Foucaults auf und weist einfache Überbrückungs- und Auflösungsversuche zurück. Weder eine marxistische Kapitalismuskritik und Totalitätsperspektive noch undogmatische Vermittlungsversuche zwischen Marxismus und Kritik im Anschluss an Foucault lösen das Problem, sondern reproduzieren nur einen Dualismus, der die verschiedenen Seiten gegeneinander ausspielt. Der Artikel schlägt hingegen vor, diese Spannung als theorieleitend zu rekonstruieren und die Theorie der Biopolitik auf ihre theoriepolitische Grundlage zu beziehen, nämlich die historisch berechtigte Abgrenzung Foucaults vom Marxismus. Diese theoriegeschichtliche Rekonstruktion ermöglicht eine Neuverhandlung des Anspruchs einer kritischen Gesellschaftstheorie, der in der Foucaultschen Analyse wie im Marxismus erhoben wird.