Bayerns Landesregierung bekennt sich zum Konzerthaus in München (original) (raw)
So sollte es mal aussehen, aber weiß, was daraus wird? Computerdarstellung des Münchner Konzerthauses von Cukrowicz Nachbaur Architekten
Es gehe um „eine Pause zum Denken, nicht vom Denken“. So hatte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder am 26. März 2022 in einem Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“ die Nachricht verpackt. Die als „Denkpause“ geläufig gewordene Ansage versetzte die Zukunft des geplanten Konzerthauses in einen Schwebezustand. Begründung: Wir lebten „in einer Zeit mit vielen Sorgen“. Söder nannte den Ukrainekrieg, Energie- und Klimafragen, Corona. Heute ist noch ein Krieg dazugekommen, Energie- und Klimafragen sind anhängig, Corona dito. Woraus man ableiten könnte, Kulturpolitik müsse stets gegen Widerstände gemacht werden, als Verpflichtung auf eine Zukunft, die wir nicht kennen.
„Eine etwas rätselhafte Situation“
Ist der Ruf der Musikstadt München gefährdet, wenn nicht bald ein Saal kommt, in dem Neue Musik adäquat gespielt werden kann? Oder baut man Überkapazitäten für einen schrumpfenden Klassikmarkt? Alles Gemurre von Interessengruppen und Opposition perlte an der Söder-Regierung ab. Das mittlerweile auf eine Milliarde Euro taxierte Bauprojekt wurde auf die Zeit nach der Landtagswahl verschoben. Nun steht es als „Bekenntnis“ im Koalitionsvertrag.
Das hätte er sich schwieriger vorgestellt, gab Söder zu. Vielleicht hat Sir Simon Rattle, Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, das als Hauptnutzer ins Konzerthaus einziehen soll, doch Druck aufgebaut, als er unlängst mit feinem Understatement von einer „etwas rätselhaften Situation“ sprach. So kenne man München gar nicht, befand Rattle. Woran man ablesen kann, dass er das Münchner Image besser kennt als die Lage, denn die ist längst geprägt von einem Sanierungsstau der Kulturtanker.
Während die Landeshauptstadt um eine Lösung für den Gasteig ringt, muss der Freistaat – allein in München – die Sanierung von Staatsoper, Residenztheater, Neuer Pinakothek, Hochschule für Musik und Theater sowie der Antikensammlung angehen. Und das neue Konzerthaus soll schließlich eine Digitaleier legende Wollmilchsau werden, eine Musik- und Bürgervernetzungsmaschine, neue Hörerlebnisse inklusive.
Die Denkpause hat keinen Planungsstopp bedeutet, zwei Ministerien und diverse Firmen haben Kosten in Millionenhöhe produziert. Nach Auskunft von Kunstminister Markus Blume muss diese Planung überarbeitet, das Projekt „redimensioniert“ werden. Man darf gespannt sein, wo die „abgespeckte Version“ (M. Blume) finanziell landen wird. Um im Bild zu bleiben – jetzt ist zwar die Kuh vom Eis, und die Kultur hat Schwein gehabt, aber sie muss nun mit weniger Speck kleinere Mäuse fangen.