Nike Wagner über Festspiel-Nachfolge: „Ein Spiel der gegenseitigen Erpressungen“ (original) (raw)
Nike Wagner, Leiterin des Kunstfestes Weimar, sieht in der jetzt bekannt gewordenen Nachfolgelösung der Bayreuther Festspiele ein „Spiel der gegenseitigen Erpressungen“. Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Montagsausgabe) erklärt die Urenkelin des Komponisten Richard Wagner, der gegenwärtige Festspielleiter, ihr Onkel Wolfgang Wagner, sei zunächst über das finanzielle Defizit der Festspiele unter Druck gesetzt worden. Deshalb habe er der Lösung zugestimmt, seinen beiden Töchtern Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier durch Verzicht auf sein lebenslanges Leitungsrecht den Weg an die Spitze des Festspielbetriebs zu ermöglichen.
„Es ist wie in den Scheindemokratien à la Russland und China: die Entscheidung liegt schon fest, weil sie politisch bequem ist, der Rest ist 'Wahl'-Inszenierung. Mit künstlerischer Verantwortung für die Bayreuther Festspiele hat das nichts zu tun“, sagt Nike Wagner der F.A.Z.
„Kalkül, überschmiert mit familiärer Sentimentalität“
Lange Zeit waren Wolfgang und Katharina Wagner mit Eva Wagner-Pasquier zerstritten. An eine familiäre Aussöhnung mag Nike Wagner nicht glauben: „Die Bayreuther Machterhaltungsinstinkte funktionieren da wohl auf breiter Basis“, sagt die Kulturmanagerin, die mit ihrer Cousine Eva Wagner-Pasquier erst Ende März ebenfalls ein Konzept zur Fortführung der Bayreuther Festspiele vorgelegt hatte. „An alles glaube ich, nur nicht an die familiäre Versöhnungsgeste. Kalkül regiert. Und wird mit neu entdeckter familiärer Sentimentalität überschmiert.“
Die wachende Dritte: Nike Wagner, Leiterin des Kunstfests Weimar_dpa_
Einer Doppelspitze von Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier gibt Nike Wagner allerdings keine große Zukunft: „Eines aber wird mit ziemlicher Sicherheit eintreffen“, prophezeit sie: „Nach zwei bis drei Jahren scheidet Eva aus – und dann haben wir Katharina forever. Mit der Lizenz, nach Herzenslust zu inszenieren – wie ihr Vater...“