Flick-Sammlung: Die Kunst der Zwangsarbeit (original) (raw)
Wer hat Angst vor Rot, Gelb und Blau? Die Stadt Zürich jedenfalls hatte vor zwei Jahren abgewunken, als ihr Friedrich Christian Flick, einer der Enkel des Industriellen Friedrich Flick, seine Sammlung moderner Kunst anbot. Die Staatlichen Museen zu Berlin haben jetzt keine Scheu, die Sammlung als Leihgabe anzunehmen.
Die Sammlung umfasst etwa 2.500 Objekte moderner Kunst, darunter bedeutende Werke von Piet Mondrian, Kurt Schwitters, Bruce Nauman, Sigmar Polke und Nam June Paik. Peter-Klaus Schuster, der Generaldirektor der Staatlichen Museen, will sie ab 2004 in der Rieck-Halle neben dem einstigen Hamburger Bahnhof für zunächst sieben Jahre unterbringen.
Seit 1997 plant Flick eine Stiftung, um den Familiennamen auf eine neue, dauerhaft positive Ebene zu stellen. Doch als Flick plante, in Zürich ein Museum für seine Sammlung zu stiften, stieß er bei den vornehmen Schweizern auf moralische Bedenken - eben weil der Name Flick in Verbindung gebracht wird mit Sklavenarbeit im Dritten Reich, an der sich sein Großvater bereichert hat, oder dem Parteispendenskandal von 1981, dem sein Onkel Friedrich Karl Flick den Namen gab.
Vor allem jedoch verweigerte sich Friedrich Christian Flick dem Ansinnen der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft, der die Flicks gebeten hatte, in den Fond zur Entschädigung der Zwangsarbeiter einzuzahlen. Zum einen hätten frühere Flick-Firmen bereits überproportional eingezahlt. Zum anderen konnte er auf seine Stiftung gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in den neuen Bundesländern verweisen, die er mit 10 Millionen Mark ausgestattet hatte. Er wollte mit der Stiftung zeigen, dass er sich nicht schuldig sieht an den Verbrechen des Nationalsozialismus, mit denen Teile seines Vermögens in Verbindung stehen, sondern dass er sich nur persönlich dafür mitverantwortlich fühle, dass derartiges Unrecht nicht wieder geschehe.
Am Donnerstag will Flick auf einer Pressekonferenz in Berlin gemeinsam mit Kulturstaatsministerin Christina Weiss und dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit die Einzelheiten seiner Vereinbarung mit dem Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, Peter-Klaus Schuster, bekannt geben. Dann wird sich zeigen, ob die Öffentlichkeit reif ist für den nicht von Schuld- sondern Verantwortungsgefühl geprägten Umgang mit der Last eines prominenten Namens.