Nach weiteren Engagements unter anderem in Heidelberg, Köln, Aachen und Basel (1889) erarbeitete sich Bassermann sein handwerkliches Können dann weiter ab 1891 für vier Spielzeiten am berühmten "Hoftheater"1) in Meiningen, gestaltete dort viele klassische Charakterrollen, zu nennen ist vor allem der Mephisto in Goethes "Faust"1). Als Lessing-Interpret gab er den den Patriarchen "Nathan der Weise"1) und den Riccaut de la Marlini�re in "Minna von Barnhelm"1), stellte den Hofmarschall von Kalb in Schillers "Kabale und Liebe"1) ebenso glänzend dar wie den Mortimer in Schillers "Maria Stuart"1). Dass er auch im heiteren Fach zu überzeugen wusste, bewies er beispielsweise als Gutsbesitzer Philipp Klapproth in dem unverwüstlichen Schwank "Pension Schöller"1) oder als Rittergutsbesitzer Christian Wieberg in dem Lustspiel "Die beiden Leonoren" von Paul Lindau.1) "Vier schöne, unvergeßliche Winter! Fach der guten Rollen!", schrieb er später über diese Zeit." Dann wechselte Bassermann 1895 nach Berlin an das "Deutsche Theater"1) sowie ab 1904 an das "Lessingtheater"1), wo er unter Otto Brahm1) (1856 – 1912) vorwiegend in Ibsen-Dramen auftrat. Ab 1909 gehörte er dann unter der Regie von Max Reinhardt1) (1873 – 1943), neben Paul Wegener (1874 – 1948) undAlexander Moissi (1879 – 1935), zu den bedeutendsten Charakter-Schauspielern des angehenden 20. Jahrhunderts. Zu seinen Glanzrollen zählten neben dem Faust'schen "Mephisto" zudem die großen Shakespeare-Figuren wie der "Richard III."1), der "Hamlet"1), der "Heinrich IV."1) oder der Shylock in "Der Kaufmann von Venedig"1). Ab 1915 schloss er sich keinem Ensemble mehr an, er ging auf Tourneen und gab Gastspiele → mehr zum Wirken am Theater bei tls.theaterwissenschaft.ch. Albert Bassermann als Shylock in dem Shakespeare-Drama "Der Kaufmann von Venedig", aufgenommen im Berliner Fotoatelier von Hans Ludwig Böhm (1890 – 1950) → Info zu Hans Ludwig Böhm bei biographien.ac.at Bildrechte/-herkunft: Meininger Museen: Theatermuseum "Zauberwelt der Kulisse" Originalfoto sowie weitere Infos bei "Museum digital Thüringen" → www.museum-digital.de
Als Botaniker, Chemiker und katholischer Geistlicher Father Nieuwland1) zeigte er sich in der Filmbiografie "Knute Rockne, All American"1) (1940) über den von Pat O'Brien1) dargestellten US-amerikanischen, legendären Football-Trainer Knute Rockne1) mit unter anderem Ronald Reagan als American-Football-Spieler George Gipp1), erneut an der Seite von Edward G. Robinson als deutscher Unternehmer Paul Julius Reuter1) spielte er dessen Mitarbeiter Franz Geller in der ebenfalls von Wilhelm Dieterle in Szene gesetzten Biografie "Ein Mann mit Phantasie"1) (1940, "A Dispatch from Reuters"). Mit Norma Shearer, Robert Taylor und Conrad Veidt stand er für die Großproduktion "Escape"1) (1940) nach dem Bestseller von Grace Zaring Stone alias Ethel Vance (1891 – 1991) vor der Kamera, gehörte zur Besetzung des von Josef von Sternberg1) gedrehten Dramas "Abrechnung in Shanghai"1) (1941, "The Shanghai Gesture"). In George Cukors1) Krimi-/Liebesgeschichte "Die Frau mit der Narbe"1) (1941, "A Woman's Face") sah man Bassermann neben Joan Crawford als Konsul Magnus Barring, in "Die Unvollendete"1) (1941, "The Great Awakening ") von Reinhold Schünzel mit Alan Curtis als Komponist Franz Schubert1) als dessen Förderer Ludwig van Beethoven1). Unter dem Titel "I Was A Criminal"1) drehte Richard Oswald 1941, zehn Jahre nach seiner gefeierten Inszenierung "Der Hauptmann von Köpenick"1) (1931) nach dem gleichnamigen Theaterstück1) von Carl Zuckmayer1), eine neuerliche Version mit Bassermann als Wilhelm Volck (= Schuster Wilhelm Voigt1)) auf die Leinwand, die jedoch weitgehend unbekannt geblieben ist und erst am 1. Januar 1945 in die Lichtspielhäuser gelangte. Bassermann gestaltete die Titelfigur "als widerspenstigen, sich der allgegenwärtigen, autoritären Staatsmacht widersetzenden Querkopf – eine Interpretation, die sicherlich auch seine eigene Überzeugung als Emigrant und Flüchtling vor dem NS-Regime widerspiegelte." wie Kay Weniger in dem Buch "Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben –" notiert.2)Mit Joan Crawford und John Wayne in den Hauptrollen entstand unter der Regie von Jules Dassin1) der Streifen "Reunion in France"1) (1942), in dem Bassermann als General Hugo Schroeder auftauchte, den Bestatter Dr. Schmidt mimte er in der amüsanten Spionagegeschichte "Der unsichtbare Agent" (1942, "Invisible Agent) an der Seite von Protagonist Jon Hall1), den General Borelski in "Es waren einmal Flitterwochen"1) (1942, "Once Upon A Honeymoon") mit Cary Grant, Ginger Rogers und Walter Slezak. Eine prägnante Rolle war die des Professors Jean-Baptiste Alfred P�rot1) in Mervyn LeRoys1) Film "Madame Curie"1) (1943) mit Greer Garson1) als die zweifach mit dem "Nobelpreis" ausgezeichnete PhysikerinMarie Curie1) und Walter Pidgeon1) als Ehemann Pierre Curie1), realisiert nach der gleichnamigen Biografie der Tochter �ve Curie1). Ein weiteres Biopic war "Rhapsodie in Blau"1) (1944, "Rhapsody in Blue") über den vonRobert Alda1) gespielten Komponisten George Gershwin1) nach Aufzeichnungen von Sonya Levien1), in der Bassermann als Gershwins Musiklehrer Professor Frank in Erscheinung trat.Nach Ende des Krieges folgten nur noch vier Arbeiten für den Film. Unter andrem besetze ihn Albert Lewin1) als den reichen Journalisten Jacques Rival in "Die Privataffären des Bel Ami"3) (1947, "The Private Affairs of Bel Ami") nach dem Roman "Bel-Ami"1) von Guy de Maupassant1) mit George Sanders1) als Protagonist Georges Duroy, mit einer letzten Leinwandrolle zeigte sich Bassermann als eigenwilliger Bühnenbildner Sergei Ratov unter der Regie von Michael Powell1) und Emeric Pressburger1) in dem britischen Ballettfilm "Die roten Schuhe"1) (1948, "The Red Shoes") → ÜbersichtTonfilme.Neben seiner Arbeit für den Film trat Bassermann in den USA am "Broadway"1) an einem deutschsprachigen Theater auf.In Europa sah man den Schauspieler erst nach Beendigung des 2. Weltkrieges wieder auf der Theaterbühne. Im November 1945 war der Schauspieler von der neuen Leitung des "Deutschen Theaters" in Berlin zur Rückkehr gebeten worden und Bassermann folgte diesem Wunsch umgehend. Im Herbst 1946 stand er am "Schauspielhaus Zürich"1) mit seinen Ibsen1)-Glanzrollen gemeinsam mit seiner Ehefrau erstmals wieder auf einer europäischen Bühne und gestaltete die Titelrolle in "Baumeister Solness"1) (Regie: Werner Kraut5), Premiere: 12.09.1946) und den Pastor Manders in "Gespenster"1) (Regie: Walter Firner, Premiere: 19.09.1946). Ab 16. Januar 1947 folgte die Figur des Großvaters Julian Northrup in Firners Inszenierung des Stücks "Der Tod im Apfelbaum"4) vonPaul Osborns1).Wikipedia notiert: "Bei einem Gastspiel am "Wiener Volkstheater"1) spielte er in Paul Osborns "Der Himmel wartet" ("Der Tod im Apfelbaum") sowie in "Baumeister Solness" von Henrik Ibsen und – "zugunsten der politischen Opfer des Naziterrors" – in Ibsens "Gespenster" (…). Der Premiere wohnten BundespräsidentKarl Renner1), Bundeskanzler Leopold Figl1), Wiens Bürgermeister Theodor Körner1) sowie Vertreter der vier alliierten Besatzungsmächte bei. Allerdings war Bassermann angeblich, wie Fritz Kortner es formulierte, als "gebrochener Greis (…) zurückgekehrt. Das Publikum konnte sich für den schon Sterbenden nicht mehr erwärmen"."
Der Theaterwissenschaftler Hans Knudsen1) schreibt in "Neue Deutsche Biographie": "Bassermann war ein am Naturalismus geschulter Schauspieler, dessen große Aufgaben zunächst auf dem Gebiete des naturalistischen Dramas lagen (Ibsen, Hauptmann1),Tolstoi1)). Das Psychologische war in seiner Kunst vorherrschend, die Charaktere wurden zergliedert, Milieuwirkung war alles. Später gelangte er zu reifer Gestaltung auch klassischer Rollen (Mephisto, Gessler, Hamlet, Othello, Wallenstein). Berühmt war sein Schmierendirektor Striese im "Raub der Sabinerinnen"1)."7)
Albert Bassermann, seit 1911 als Nachfolger von Friedrich Haase1) Träger des "Iffland-Ringes"1), starb am 15. Mai 1952 an den Folgen eines Herzanfalles während eines Fluges von New York, kurz vor der Landung in Zürich. Er hinterließ seine Ehefrau, die Schauspielerin Else Bassermann, sowie die geistig behinderte Tochter Carmen. Als Ehrenbürger1) seiner Geburtsstadt Mannheim (seit 1929) fand er die letzte Ruhe auf dem "Hauptfriedhof Mannheim"1) , die tonnengewölbte Grabplatte aus Muschelkalk trägt die Inschrift: "Denn wer den Besten seiner Zeit genug getan, der hat gelebt für alle Zeiten,"→ Foto der Grabstätte bei Wikimedia Commons sowie knerger.de. Seine Tochter Carmen verunglückte 1970 bei einem Verkehrsunfall tödlich. Gedenktafel für Albert Bassermann, Joachim-Friedrich-Str. 54, Berlin-Halensee1), enthüllt am 19. Oktober 1993 Quelle Wikimedia; Urheber des Fotos: Axel Mauruszat, Berlin Lizenz zur Nutzung bzw. Veröffentlichung siehe hier