Gervasius - Ökumenisches Heiligenlexikon (original) (raw)
Gedenktag katholisch: 19. Juni
Fest im Erzbistum Mailand
gebotener Gedenktag im Ambrosianischen Die Ambrosianische Liturgie entstand im 8. Jahrhundert unter orientalischem Einfluss, sie wird auf Ambrosius von Mailand zurückgeführt, von dem wohl die meisten Texte auch stammen. Sie wird v. a. in der Kirchenprovinz Mailand und im Bistum Lugano benutzt. Karl Borromäus förderte diese Sonderform, im Mittelalter wurde aus ihr auch die Gleichwertigkeit des Mailänder Erzbistums gegenüber Rom abgeleitet.Teil des Bistums Lugano und im mozarabischen Der mozarabische Ritus, auch „westgotisch” oder „altspanisch” genannt, ist eine Liturgie in der römisch-katholischen Kirche, die sich im 4./5. Jahrhundert auf der Iberischen Halbinsel entwickelt hat und heute noch an einigen Orten in Spanien praktiziert wird. Der Name entstand nach dem Einfall der Mauren im Jahr 711, als die unter maurischer Herrschaft lebenden Christen – die „Mozaraber” – weiter ihren Glauben ausüben durften und damit auch diese Liturgie feierten.Ritus Gedächtnis IV. Klasse Im alten Messbuch entspricht die IV. Klasse einem nichtgebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird. Trifft ein Fest IV. Klasse auf den selben Tag wie ein Fest III. Klasse, dann kann das Fest IV. Klasse nie gefeiert, sondern immer nur kommemoriert werden. Um ein solches „nichtfeierbares” Fest IV. Klasse zu kennzeichnen, bezeichnen wir es nicht als „Gedenktag”, sondern als „Gedächtnis” IV. Klasse.
in Soissons: Auffindung der Gebeine: 25. März, 27. März
Auffindung der Gebeine: 19. Juli
Todestag: 28. Juli
in Le Mans und Séez: Übertragung der Gebeine: 13. Dezember
in Köln: Übertragung der Gebeine: 4. August
bedacht im AmbrosianischenDie Ambrosianische Liturgie entstand im 8. Jahrhundert unter orientalischem Einfluss, sie wird auf Ambrosius von Mailand zurückgeführt, von dem wohl die meisten Texte auch stammen. Sie wird v. a. in der Kirchenprovinz Mailand und im Bistum Lugano benutzt. Karl Borromäus förderte diese Sonderform, im Mittelalter wurde aus ihr auch die Gleichwertigkeit des Mailänder Erzbistums gegenüber Rom abgeleitet.Hochgebet I
Gedenktag orthodox: 14. Oktober
Gedenktag armenisch: 7. Oktober
Name bedeutet: der Speerknecht (althochdt. - latein.)
Märtyrer
† um 300 in Mailandin Italien (?)
Statue in der Kathedrale in Soissons
Il Perugino (Pietro Vannucci): Maria mit (von links) Gervasius,Petrus, Paulus undProtasius, 1514, in derKathedrale in Città della Pieve
Gervasius und Protasius werden als die ersten MärtyrerMailands verehrt. Sie starben wohl in derDiokletianischen Verfolgung, aber über ihr Leben und Sterben ist nichts Gesichertes bekannt.
Nach der Legende waren Gervasius und Protasius die Zwillingssöhne desVitalis und der Valeria, wurden unter=> Nero inRom gefangen genommen und nachMailand gebracht. Hier wollte sie demnach Graf Astasius zwingen, seine Götter um einen Sieg anzurufen und ihnen zu opfern. Als sie sich weigerten und ihn aufChristus als ihren größeren Herrn hinwiesen, ließ der Graf Gervasius mit Bleigeißeln zu Tode peitschen und Protasius enthaupten. Nach der Legende wurden sie von einem Anhänger bestattet, der ihre Geschichte in ihr Grab legte.
Gervasius' und Protasius' Martyrium, Fresko, um 1600, in der KircheSan Stefano Rotondo in Rom
Ein Traum ließ Bischof Ambrosius die Überreste finden und 386 unter dem Altar der von ihm gegründeten Basilika der Märtyrer beisetzen; bei der Übertragung der Gebeine soll ein blinder Mann sein Augenlicht zurück erhalten haben; dies war die erste Übertragung von Reliquien in der Westkirche. Nach Bischof Ambrosius' Tod wurde der an der Seite der beiden Märtyrer begraben. In der später BasilikaSant'Ambrogio genannten Kirche wurden 1864 tatsächlich Überreste festgestellt, die dort heute in der Krypta aufbewahrt werden. Um 390 kamen Relquien auch nach Pavia in die damals neue Kirche Santi Gervasio e Protasio.
Angebliche Reliquien kamen vonMailand aus schon bald durchVictricius von Rouen undMartin von Tours nach Gallien - darunter wohl auch die in derKathedrale von Soissons, die Gervasius undProtasius geweiht ist -, durchPaulinus von Nola nach Süditalien, durchAugustinus nach Nordafrika, durchSeverin nach Noricum und durch Gaudentius von Brescia und Vigilius von Trient nach Norditalien. 1129 kamen Reliquien insKloster Petershausen nach Konstanz, 1172 insKloster Weißenau bei Ravensburg, 1179 insKloster Salem.
Reliquienschrein mit Gervasius und Protasiusim Münster St. Stephan in Breisach
Die Reliquien ausMailand wurden 1164 durch Rainald von Dassel, den Kanzler von Kaiser Friedrich I. Barbarossa, nachBreisach am Rhein überführt. Die Verehrung in Breisach erreichte Anfang des 15. Jahrhunderts ihren Höhepunkt, seitdem gelten sie dort auch als Stadtpatrone. 1864 entdeckte man in Mailand den Sarkophag von Gervasius und Protasius und stellte fest, dass dieser noch nie geöffnet worden war; die Echtheit der Reliquien in Breisach stand damit in Frage; PapstPius IX. entschied den entstandenen Streit 1873 und urteilte, dass die echten Reliquien in Mailand liegen; gleichwohl werden die Gebeine in Breisach bis heute verehrt. 1939 erhielt Breisach aus Mailand Teile der echten Reliquien. In derKathedrale in Città della Pieve werden seit 1714 Rippen der beiden Brüder aufbewahrt und seit 1739 auch etwas flüssiges Blut von Gervasius.
Mosaik, 6. Jahrhundert, in der Kirche San Vitalein Ravenna
Die schnell einsetzende Verehrung dokumentieren auch Darstellungen inNeapel und in der KircheSan Vitale in Ravenna. Die erste Legende gibt als Verfasser - fälschlich - Ambrosius an, die späte mittelalterliche Legende setzt die beiden ins frühe Christentum.
**Attribute:**Geißel, Keule
Patronvon Mailand,Città della Pieve bei Perugia undBreisach; der Kinder und Heuarbeiter; gegen Diebstahl, Harn- und Blutfluss; für eine gute Heuernte; 2. Patrone des Bistums Lugano im ambrosianischen Ritus
Bauernregel: Wenn's regnet auf Gervasius / es vierzig Tage regnen muss.
Gervasius und Protasius: Historischer Kern
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Die KircheSant'Ambrogio in Mailand ist werktäglich von 7.30 Uhr bis 12.30 Uhr und von 14.30 Uhr bis 19 Uhr, sonntags von 8 Uhr bis 13 Uhr und von 15 Uhr bis 20 Uhr geöffnet. Die Schatzkammer ist täglich von 9.30 Uhr bis 11.45 Uhr und von 14.30 Uhr bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 2 €. (2021)
Das Münster St. Stephan in Breisach ist täglich von 9 Uhr bis 18 Uhr geöffnet, im Winter nur bis 17 Uhr. (2014)
Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 15.07.2023
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• P. Ezechiel Britschgi: Name verpflichtet. Christiana, Stein am Rhein, 1985
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 4. Herder, Freiburg im Breisgau 1995
• Uwe Fahrer und Erwin Grom: Die Gerschichte der Breisacher Stadtpatrone St. Gervasius und St. Protasius
• Gebhard Klein: Das Breisacher Sankt Stephansmünster. 3. Aufl. Breisach 2002
• http://www.badische-zeitung.de/breisach/zwei-heilige-verbinden-staedte-und-zeiten--123243556.html - abgerufen am 01.05.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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