Maria von Betanien - Ökumenisches Heiligenlexikon (original) (raw)

1Gedenktag katholisch: 29. Juli
Fest bei den Herz-Jesu-Priestern (SCJ)
gebotener Gedenktag im Benediktiner-, Trappisten- und Zisterzienserorden

1Gedenktag evangelisch: 29. Juli (ELCA, LCMS)

1Gedenktag anglikanisch: 29. Juli

1Gedenktag orthodox: 12. April, dritter Sonntag der Osterzeit, 4. Juni

1Gedenktag armenisch: 9. April, 16. April, 22. Oktober
liturgische Feier am 2. Dienstag nach dem Assumptionssonntag und am sechsten Montag nach dem Kreuzerhöhungssonntag

1Gedenktag koptisch: 13. Januar, 24. Juni

1Gedenktag äthiopisch-orthodox: 13. Januar, 28. September

1Gedenktag syrisch-orthodox: 13. Januar

Name bedeutet: die Beleibte / die Schöne / die Bittere / die von Gott Geliebte (aramäisch)

Jüngerin Jesu
* um 1(?) in Betanien, heute al-Eizariyain Palästina
† 80im 1. Jahrhundert (?)

Johannes Vermeer: Jesus bei Maria (links) und Martha, 1654 - 55 (?), National Gallery of Scotland in Edinburgh

Johannes Vermeer: Jesus bei Maria (links) undMartha, 1654 - 55 (?), National Gallery of Scotland inEdinburgh

Maria war die Schwester der Martha (Lukasevangelium 10, 38) und desLazarus (Johannesevangelium 11, 20)1, der von Jesusnach drei Tagen aus dem Tod wiedererweckt wurde. Die drei Geschwister waren mit Jesus freundschaftlich verbunden. Die Geschichte, in der die Schwestern Jesus in ihrem Haus aufnehmen, macht deutlich, dass Maria verstand, dass Jesu Lehre wichtiger als alles andere ist: während Martha als praktische, aktive Frau gezeichnet wird, gilt Maria als besinnlich, meditativ und nachdenklich. Jesus stellte sich hinter Maria: sie habe den Blick für das Wesentliche; das sei die Liebe und das Heil (Lukasevangelium 10, 38 - 42). Indem sie die Anforderungen des Alltags hintanstellt, um sich ganz dem Evangelium zu widmen, erweist Maria sich als wahre Jüngerin; Lukas betont damit offenbar die Bedeutung der Frauen in der Nachfolge Jesu.

Maria hörte nach dem Bericht des Johannesevangeliums von Jesus, der im Haus Simons des Aussätzigen speiste, wagte aber nicht, sich unter die Gerechten zu setzen, und fiel Jesus zu seinen Füßen, die sie mit ihren Tränen wusch, salbte und mit ihren Haaren trocknete (Johannesevangelium 12, 3). Damit brachte sie Jesus kurz vor seiner Kreuzigung große Ehrerbietung entgegen und nahm die Salbung seines Leichnams prophetisch vorweg. Auch das Markusevangelium (14, 3 - 9) und das Matthäusevangelium (26, 6 - 13) berichten, dass eine Frau Jesus salbte, was Proteste der Jünger, aber Anerkennung durch Jesus erfuhr - hier aber bleibt die Frau namenlos, für ihre Identifizierung mit Maria von Betanien spricht nichts.

Hugo van der Goes: Maria (rechts mit dem Salbgefäß) und Martha sowie Maria Portinari, die Frau des Auftraggebers Tommasso Portinari; Teil des Portinari-Triptychons, 1476 - 79, in der Galleria degli Uffizi in Florenz

Hugo van der Goes: Maria (rechts mit dem Salbgefäß) und Marthasowie Maria Portinari, die Frau des Auftraggebers Tommasso Portinari; Teil des Portinari-Triptychons, 1476 - 79, in der Galleria degli Uffizi in Florenz

Auch bei Johannes ist es wohl durch Verwechslungen begründet, dass er Maria von Betanien zusammenbringt mit der namenlosen Sünderin, die Jesus die Füße salbte (Lukasevangelium 7, 37 - 38), und dann auch mit Maria Magdalena. Die Verknüpfung der drei Frauen zu einer Person wurde schon 373 im Kommentar von Ephraim dem Syrer vollzogen. Origenes trennte die Figuren, aber Papst Gregor der Große hat die Zusammenschau in seinen Auslegungen wieder bestätigt; sie ging von da in die Legenden und Vorstellung ein und verhinderte eine eigenständige Tradition der Verehrung der Maria von Betanien.

Zu den Legenden über das weitere Schicksal der Maria von Betanien und ihre Verehrung siehe deshalb beiMaria Magdalena.

Origenes interpretierte Maria als Urbild kontemplativen Lebens und stellt sie Martha als dem Vorbild des aktiven Lebens entgegen; diese Deutung hatte langanhaltenden Einfluss. Erst (Meister) Eckarthob diese Interpretation auf.

Caravaggio: Martha und Maria Magdalena, um 1598, Institute of Arts in Detroit

Caravaggio: Martha und Maria Magdalena, um 1598, Institute of Arts in Detroit

1 Zweifel an ihrer Verwandtschaft mit Lazarus leiten sich her aus Johannesevangelium 11, 1. 3. 5)

Susanne Ruschmann legte mit (Link mit Vergütung) Marta und Maria. Gegensätze. Vorbilder. Jüngerinnen, hrsg. 2005 vom Katholischen Bibelwerk in Stuttgart, eine Auslegung der biblischen Darstellung und ihrer Wirkungsgeschichte sowie Anregungen für Bibelarbeiten vor.

Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet bietet in seinem Artikel über Maria und Marthaumfassende und fundierte Informationen.

Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 07.01.2025

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Fritz Rienecker (Hg.): Lexikon zur Bibel, 19. Aufl., R. Brockhaus, Wuppertal 1990
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 6., Herder, Freiburg im Breisgau 1997

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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