Ulrich von Zell - Ökumenisches Heiligenlexikon (original) (raw)
Gedenktag katholisch: 14. Juli
nicht gebotener Gedenktag im Erzbistum Freiburg i.Br. und im Bistum Lausanne-Genf-Fribourg
Name bedeutet: der an Erbgut Reiche (althochdt.)
Priester, Klostergründer, Prior in Grüningen, Payerne und Zell
* Anfang 1029 in Regensburgin Bayern
† 14. Juli 1093 in Zell, heute St. Ulrichim Möhlintal in Baden-Württemberg
Simon Göser: Ulrich heilt, über ihm in den Wolken Benedikt von Nursia, um 1772, am Seitenalter in der Kirche in St. Ulrich
Ulrich stammte aus einer angesehenen Patrizierfamilie ausRegensburg; sein Vater Bernald stammte aus Bayern, seine Mutter Bucca aus Schwaben; sie war mit Bischof Ulrich von Augsburg verwandt; König Heinrich III. war Ulrichs Patenonkel. Weil die Eltern lange kinderlos waren, hatten sie eine Wallfahrt zuMagnus von Füssen unternommen und gelobt, einen Sohn dem gesitlichen Stand zu widmen. Ulrich wurde zusammen mit Wilhelm von Hirsau in derAbtei St. Emmeram derBenediktiner in seiner Heimatstadt ausgebildet und 1044 Mitglied der Hofkapelle bei seinem Patenonkel, der inzwischen als Heinrich III. Kaiser geworden war. 1045 wurde Ulrich Archidiakon und Propst inFreising bei München bei seinem Onkel, Bischof Nitger; die Hofkapelle hatte er verlassen müssen, weil sein Vater der Kollaboration mit den Feinden aus Ungarn bezichtigt und hingerichtet worden war. Überliefert ist, wie der Archidiakon eine zu Unrecht beschuldigte Frau durch kluge Verhandlungsführung vom Tod bewahrte; der neue Daniel habe die neueSusanna gerettet, schrieb Ulrichs Biograf.
Kirche St. Magn des ehemaligenAugustinerchorherren-Klosters in Stadtamhof
1051 begleitete Ulrich Kaiser Heinrich III. auf dessenRomreise und begab sich dann auf eine Pilgerfahrt ins Heilige Land. Nach seiner Rückkehr wollte er auf seinem Besitz in Stadtamhof - heute ein Stadtteil von Regensburg - ein Kloster gründen, was am Widerstand des Ortsbischofs scheiterte; offenbar war Ulrich schon damals Anhänger derReformen von ClunyDie Reformen von Cluny gingen im 10. Jahrhundert aus vom Benediktinerkloster Cluny in Burgund. Ziel war die strenge Beachtung der Benediktinerregel und Vertiefung der Frömmigkeit des einzelnen Mönches sowie eine neue Gewissenhaftigkeit bei der Feier des täglichen Gottesdienstes. Die Klosterwirtschaft sollte selbständig zum Erhalt des Klosters dienen können und die Klöster aus dem Herrschaftsanspruch der weltlichen Herren aber auch der Bischöfe herausgenommen und direkt dem Schutz des Papstes unterstellt werden., was dem Bischof missfiel; Paul von Bernried und Gebhard gründeten in Regensburg dann ab 1121 auf dem von Ulrich geschenkten Land dasAugustinerchorherrenstiftSt. Mang. Aufgrund der Konflikte mit dem Bischof musste Ulrich Regensburg verlassen; zusammen mit dem Domschulmeister Gerald unternahm er eineWallfahrt zu den sieben Pilgerkirchen in Rom. 1061 kamen sie ins Kloster nach Cluny, Ulrich trat dort in den Benediktinerorden ein, empfing dann die Priesterweihe und wurde bald schon persönlicher Sekretär von Abt Hugo sowie Beichtvater der Mitbrüder.
Reste des Klosters auf dem Rüeggisberg, 1938 - 1947 von Professor Hans Rudolf Hahnloser von der Universitätin Bern in ihrer Bedeutung entdeckt und erschlossen
Rekonstruktion des Klosters auf dem Rüeggisberg
Abt Hugo von Cluny beauftragte Ulrich um 1072, dieReformen von ClunyDie Reformen von Cluny gingen im 10. Jahrhundert aus vom Benediktinerkloster Cluny in Burgund. Ziel war die strenge Beachtung der Benediktinerregel und Vertiefung der Frömmigkeit des einzelnen Mönches sowie eine neue Gewissenhaftigkeit bei der Feier des täglichen Gottesdienstes. Die Klosterwirtschaft sollte selbständig zum Erhalt des Klosters dienen können und die Klöster aus dem Herrschaftsanspruch der weltlichen Herren aber auch der Bischöfe herausgenommen und direkt dem Schutz des Papstes unterstellt werden.zu verbreiten; zunächst wurde er Prior im zum Klosterverband vonCluny gehörenden FrauenklostersSainte-Trinité in Marcigny bei Charolles in Burgund. 1075 gründete Ulrich auf dem Rüeggisberg bei Bern das erste zum Klosterverband von Cluny gehörende Priorat im deutschen Raum; während der Bauzeit lebte er in einer Höhle, demPfaffenloch. Dann ging er nach Augsburg zur Reform des damaligenKlosters an St. Ulrich und St. Afra; das Vorhaben scheiterte, weil die Bevölkerung Ulrich aus der Stadt vertrieb. Durch die Wahl vonGregor VII. zum Papst erhielten die Reformideen aber weithin entscheidende Unterstützung. 1078 wurde Ulrich Prior der Cluniazenserniederlassung inGrüningen - ein heute abgegangener Ort nahe Oberrimsingen bei Freiburg im Breisgau. 1079 besuchte er im Auftrag von Abt Hugo Wilhelm von Hirsau, der in seinem Kloster mit Reformen begonnen hatte, um bei diesem Unterstützung für die Reform der Klöster im deutschsprachigen Raum zu finden.
Aus der Klosterordnung in Rüeggisberg:
• Dem Herbergsuchenden werden die Füße gewaschen.
• Der Mönch sollte sich in Liebe und Sorgfalt der Armen und Reisenden annehmen, sie speisen und ihnen die Herberge anweisen.
• Als Wegzehrung erhalten die Pilger noch einen Dinar (ca. 2 €).
Franz Ludwig Herrmann: Ulrich empfängt im KlosterRüeggisberg gastfreundlich einen gegnerischenWeltpriesterWeltpriester - oder auch Diözesanpriester - sind in der römisch-katholischen Kirche alle Priester, die keinem Orden angehören., Wandfresko, 1767, in der Kirche des Klosters St. Ulrich
1082 wurde Ulrich Prior im Kloster inPayerne. Nachdem in Folge desInvestiturstreites 1080 der kaisertreue Bischof Otto vonKonstanz durch den Papst abgesetzt worden war, nahm Ulrich 1084 teil an der SynodeSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet., die den papsttreuen Gebhard III. wählte. 1085 musste er nach Auseinandersetzungen mit Bischof Burchard vonLausanne, dem er den Bruch desZölibats vorgehalten hatte, vor dessen Nachstellungen fliehen und kehrte nachCluny zurück.
Kloster und Kirche in Payerne
Zwischen 1082 und 1085 verfasste Ulrich die in drei Bänden die Antiquiores consuetudines Cluniacensis monasterii, die hergebrachten Gebräuche des Klosters Cluny, die Vorbild wurden für die Consuetudines Hirsaugienses, die Gebräuche von Hirsau seines Schulkameraden und Freundes Wilhelm von Hirsau, der Grundlage derReformen von HirsauDie Reformen von Hirsau gingen im 11./12. Jahrhundert aus vom Benediktinerkloster Hirsau im Schwarzwald. Sie nahmen die Reformen von Cluny auf, ohne aber deren Orientierung auf das zentrale Mutterkloster zu übernehmen. Das Ziel der von Abt Wilhelm verfassten „Consuetudines Hirsaugienses” war die strenge Lebensweise der Mönche wie in Cluny im Hinlick auf Tagesablauf und Liturgie sowie die Organisation der Klostergemeinschaft. Die Rechte der Bischöfe und Vögte wurden - entgegen den ursprünglichen Zielen - nicht eingeschränkt.nach den Ideen der cluniazensischen Reform für das deutsche Reichsgebiet. 1087 verlegte Ulrich sein Kloster ausGrüningen ins nahe, aber von den unruhigen Handelsstraßen entfernte Zell im Schwarzwald - in den heute nach ihmSt. Ulrich benannten Ort. Nach 1087 gründete er auch das Frauenkloster im benachbarten Bollschweilund war wohl dem Bischof von Basel behilflich bei der Reform des KlostersSt. Alban.
Ulrich mit dem Buch der Consuetudines Hirsaugienses, Statue in derKirche in St. Ulrich
Um 1090 erblindete Ulrich, legte sein Amt als Prior inSt. Ulrich nieder, lehnte aber das Angebot ab, um einer besseren Versorgung willen nach Clunyzurückzukehren.
Matthias Faller: Liegefigur im Volksalter, 18. Jahrhundert, in derKirche in St. Ulrich
Ulrich hatte überragende Bedeutung für die Klosterreformen und die geistige Erneuerung im Abendland. Kurz nach seinem Tod wurde er auf Bitten von Abt Hugo durch Bischof Gebhard III. vonKonstanz in derKirche des Kloster St. Ulrich bestattet; am Grab ereigneten sich zahlreiche Wunder, eine lebhafte Verehrung setzte ein. Paul vonBernried verfasste 1093 seine Biografie, die nur in Auszügen in der von dem Mönch Gabriel Bucelin aus demKloster in Weingarten um 1650 verfassten Biografie erhalten ist.
Franz Ludwig Herrmann: Ulrich weiht sein Leben der Gottesmutter, Wandfresko, 1767, in der Kirche des Klosters St. Ulrich
Franz Ludwig Herrmann: Ulrich predigt vor seiner Höhle Pfaffenloch auf demRüeggisberg, 1767, Deckenfresko in derKirche des Klosters St. Ulrich
Um 1300 wurde der Ort Zell dem Klostergründer zu Ehren inSt. Ulrich umbenannt. 1546 verließen die letzten Mönche das Kloster, 1560 wurde es von St. Peterübernommen, 1638 im Dreißigjährigen Krieg von Franzosen in Brand gesetzt und geplündert. 1740/41 wurden Kirche und Kloster neu errichtet, 1806 in der Säkularisation aufgehoben, die Kirche wurde Pfarrkirche, das Kloster wurde nach dem Zweiten Weltkrieg Bildungshaus der Erzdiözese Freiburg. Ulrichs Andenken wird beim alljährliche dreitätigen Fest in St. Ulrich mit einem vielfältigen Programm gepflegt.
Franz Ludwig Herrmann: Ulrich erscheint nach seinem Tod dem Mitbruder Kuno, Wandfresko, 1767, in der Kirche des Klosters St. Ulrich
Das ehemalige Kloster Grüningen ist heute abgegangen, an seiner Stelle steht der Friedhof von Oberrimsingen mit einer 1759 errichteten,Jakobus geweihten Kapelle, in der noch bis 1862 ein Einsiedler lebte. Die ehemalige Abtei Cluny wurde 910 gegründet, 1088 bis 1130 wurde die dritte Kirche gebaut - bis zur Fertigstellung desPetersdomes in Rom die größte Kirche der Welt. In der Französischen Revolution wurde das Kloster 1789 aufgelöst, die Gebäude wurden verkauft und bis auf einen kleinen Rest mit zwei Kapellen und einem Turm abgerissen, 1928 wurden Fundamente ausgegraben, 1891 dort eine Hochschule für Ingenieurwissenschaften errichtet.
Franz Ludwig Herrmann: Ulrich geht in die himmlische Herrlichkeit ein, 1767, Deckenfresko in derKirche des Klosters St. Ulrich
Das Frauenkloster Bollschweil wurde schon 1115 ins benachbarte Sölden verlegt. 1468 wurde es
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
DieKlosterkirche von St. Emmeram in Regensburg ist montags bis donnerstags ab 10 Uhr, freitags und sonntags ab 12 Uhr und samstags ab 9 Uhr, jeweils bis 16 Uhr, im Sommer bis 18 Uhr, geöffnet. (2021)
Die - spärlichen - Reste des Klosters in Cluny sind täglich von 9.30 Uhr bis 18 Uhr - im Winter nur bis 17 Uhr, im Juli und August bis 19 Uhr - geöffnet, der Eintritt beträgt 11 €. (2024)
Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 06.07.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• P. Ezechiel Britschgi: Name verpflichtet. Christiana, Stein am Rhein, 1985
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 10. Herder, Freiburg im Breisgau 2001
• Helmut Maurer: Das Bistum Konstanz = Germania Sacra, Neue Folge, Band 42, 1, Walter de Gruyter, Berlin - New Xork 2003
• http://www.geschichtsquellen.de/repPers\_10095717X.html
• Dieter Heck: Ulrich von Zell. Schnell & Steiner München / Zürich 1992
• Kath. Pfarrgemeinde St. Peter und Paul St. Ulrich: Kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul St. Ulrich / Schwarzwald. 8. neu bearb. Aufl., Schnell & Steiner Regensburg 2014
• http://www.badische-zeitung.de/bollschweil/drei-tage-lang-feiert-st-ulrich-seinen-heiligen--107632406.html
• https://www.hdbg.eu/kloster/index.php/detail/geschichte?id=KS0343
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