Pfingsten - Ökumenisches Heiligenlexikon (original) (raw)
Gothische Miniatur aus dem Ingeborg Psalter: Christus sendet den Geist in Form einer Taube aus über Maria und die zwölf Apostel, vor 1210, Musée Condé in Chantilly
Das Pfingstfest ist 50 Tage nach dem Osterfest. Diese Zeitspanne wurde aus der jüdischen Tradition übernommen, das Fest war dort zunächst das Fest der Darbringung der Erstlingsfrüchte im Tempel (2. Mose 23, 16); später als Wochenfest bezeichnet (2. Mose 34, 22): immer stärker trat als Inhalt das Danksagen für die Gesetzgebung am Sinai (2. Mose 19 - 24) in den Mittelpunkt. Das Passahfest war in der Erinnerung an den Auszug aus Ägypten die Feier der Unabhänigkeit des Volkes Israel, das Wochenfest wurde immer mehr das Dankfest für die Verkündung der Thora, der Verfassung des Volkes vor Gott. Wohl erst im Jahrhundert vor Christi Geburt wurde es 50 Tage (daher der Name: griechisch Pentekoste, der 50. Tag) nach dem Passah-Fest angeordnet.
Giovanni Maria Morandi: Die Herabkunft des Heiligen Geistes, im Zentrum Maria, 1689, in der Kirche Santa Maria in Vallicella in Rom
Pfingsten in der Kirche ist das Fest des Heiligen Geistes, der auf die Apostel herabkam, als diese inJerusalem versammelt waren (Apostelgeschichte 2).Lukas gebrauchte die Erzählelemente der Ereignisse amSinai für seine Schilderung des Geschehens am Pfingsttage und wollte so deutlich machen: was am Sinai für das jüdische Volk geschah, das wiederholte sich Pfingsten für alle Völker: eine neue Gesetzgebung, das Gesetz der Liebe für das neue Israel, die Kirche. Auch die Sprachverwirrung, die beim Turmbau zu Babel erfolgt war (1. Mose 11, 1 - 9), wurde nun durch die eine Sprache des Geistes überwunden, Verständigung wurde neu möglich unter Menschen und zwischen Mensch und Gott (Apostelgeschichte 2, 6).
Buchmalerei aus der Devotionale Abbatis Ulrici Rösch: das Pfingtereignis, um 1472 (?), in der Bibliothek imKloster in St. Gallen
Heftige theologische Auseinandersetzungen gab es zwischen der Kirche im Westen und denOrthodoxen Kirchen um die Frage, ob der Pfingstgeist nur von Gott, dem Vater, oder auch von seinem Sohn - Filioque - ausgeht; bis heute unterscheiden sich die Auffassungen; im Westen wird die Ausgießung des Heiligen Geistes auch als WerkChristi verstanden und gilt Pfingsten deshalb auch als Herrenfest. Pfingsten bildet im Kirchenjahr den Abschluss des Osterfestkreises.
Die Orthodoxe Kirche feiert am Pfingstsonntag die Dreifaltigkeit, lediglich der Pfingstmontag ist mehr dem Heiligen Geist gewidmet. Die Koptische Kirche feiert neben dem vom Ostertermin abhängigen Pfingstfest die Herabkunft des Heiligen Geistes jedes Jahr auch am 13. Mai.
Meinrad Guggenbichler: Der Heilige Geist kommt auf Maria und die Apostel herab, Altarbild, um 1680, in der Kirche des ehemaligen Klosters Mondsee in Oberösterreich
Im 6. Jahrhundert wurde eine Taube zum Symbol des Heiligen Geistes und damit auch für Pfingsten. Schon in der Antike war die Taube Sinnbild von Sanftmut, Einfalt und Unschuld, denn man nahm damals an, dass die Taube keine Galle besitze und so frei sei von allem Bösen und Bitteren. Im alten Indien und bei einigen germanischen Stämmen galt sie alsSeelenvogel. Im Mittelalter wurde der Heilige Geist auch in menschlicher Gestalt dargestellt, Papst Urban VIII. untersagte im 17. Jahrhundert solche Darstellungen.
Flämisches Stundenbuch der Maria von Medici: Pfingsten, um 1520, in der Bodleian Library inOxford
Von den alten Pfingstbräuchen haben sich lediglich noch Flur-Umritte und Wettersegen erhalten, gelegentlich werden Pfingstfeuer entzündet. In Vergessenheit geraten ist der mittelalterliche Brauch des Heiligen Geist Schwingens: dabei wurde eine hölzerene Taube durch eine Öffnung der Kirchendecke herabgelassen und in Schwingung versetzt. Verbreitet war auch das Freilassen lebendiger Tauben, die während des Pfingstgottesdienstes den Kirchenraum durchflogen.
Die katholische Kirche gewährt demjenigen Gläubigen Teilablass, der an einer öffentlich abgehaltenen Gebetsnovene zur Vorbereitung auf das Pfingstfest teilnimmt. Dem, der den Hymnus Veni, Creator Spiritus andächtig betet, wird ebenfalls Teilablass gewährt; wird dieser Hymnus an Pfingsten oder am Neujahrstag öffentlich (gemeinsam) gebetet, wird ein vollkommener Ablass gewährt.
Die Woche nach der Pfingstwoche beginnt mit dem Festtag Trinitatis.
Veni, Creator Spiritus,mentes tuorum visita,imple superna gratia,quae tu creasti, pectora.Qui diceris Paraclitus,altissimi donum Dei,fons vivus, ignis, caritaset spiritalis unctio.Tu, septiformis munere,dig[i]tus paternae dexterae,Tu rite promissum Patris,sermone ditans guttura.Accende lumen sensibus;infund[e] amorem cordibus;infirma nostri corporisvirtute firmans perpeti.Hostem repellas longius,pacemque dones protinus:ductore sic te praeviovitemus omne noxium.Per Te sciamus da Patrem,noscamus atque Filium;Tequ[e] utriusque Spiritumcredamus omni tempore.Deo Patri sit gloriaet Filio, qu[i] a mortuissurrexit, ac Paraclitoin saeculorum saecula. | Komm, Schöpfer Geist,die Gesinnungen der Deinen besuche;erfülle mit oberer Gnadedie Herzen, die Du geschaffen hast!Der Du der Beistand genannt wirst,des höchsten Gottes Geschenk,lebendige Quelle, Feuer, Liebeund geistliche Salbung.Du Siebengestaltiger im Amt,Finger der väterlichen Rechten,Du nach heiligem Brauch Versprochenes des Vaters,mit Rede bereichernd die Kehlen.Zünd' an das Licht den Sinnen,gieß' ein die Liebe den Herzen,das Schwache unseres Leibesstärkend durch ununterbrochene Tugend!Mögest den Feind weiter zurückstoßenund den Frieden sofort schenken!Mit Dir so als vorausgehendem Lotsenmögen wir alles Schädliche meiden!Gib, dass wir durch Dich den Vater verstehenund auch den Sohn erkennenund an Dich, beider Geist,zu jeder Zeit glauben!Gott, dem Vater, sei Ehreund dem Sohn, der von den Totenauferstanden ist, und auch dem Beistandin die Zeitalter der Zeitalter! |
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Übersetzt von Martin Bachmaier.Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Pfingsthymnus - abgerufen am 20.07.2023 |
Bauernregeln: Wenn es zu Pfingsten regnet, regnet es sieben Sonntage hintereinander.
Nasse Pfingsten, fette Weihnachten.
Pfingstregen / gibt Weinsegen.
Reife Erdbeeren um Pfingsten bringen ein gutes Weinjahr.
Zu Pfingsten / gilt das Korn am mindsten.
Martyrologium Romanum Flori-Legium
Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 02.05.2021
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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Quellen:
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• http://www.bauernregeln.net/feiertage.html - abgerufen am 18.07.2023
• Handbuch der Ablässe, Normen und Bewilligungen. Deutsche Ausgabe des Enchiridion Indulgentiarum, Rosenkranz-Verlag, München 1971
• Newsletter von Radio Vatikan – 23. Mai 2010