Die Synagoge in Bingen (Landkreis Mainz-Bingen) (original) (raw)
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Bingen am Rhein (Landkreis Mainz-Bingen) J�dische Geschichte / Synagoge
Zur j�dischen Geschichte in Bingen und aktuellen Aktivit�ten vgl. auch die Website des "Arbeitskreises J�disches Bingen" sowie die Website des "F�rdervereins f�r j�disches Leben in Bingen heute"
�bersicht
vgl. weitere Seite mit Texten zur j�dischen Geschichte in Bingen (interner Link) Zur Geschichte der j�dischen Gemeinde (english version)
In Bingen bestand eine bedeutende j�dische Gemeinde bereits imMittelalter. Schon im 10. Jahrhundert sollen hier Juden ans�ssig gewesen sein. Um 1160 erw�hnt Benjamin von Tudela eine j�dische Gemeinde in der Stadt. Am Neujahrsfest 1198 oder 1199 wurden die Binger Juden beraubt und verjagt. Seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts erf�hrt man wieder von Juden in der Stadt. Als Geldgeber hatten sie f�r die Mainzer Erzbisch�fe gro�e Bedeutung. In religi�sen und j�disch-rechtlichen Angelegenheiten unterstanden die Binger Juden im 14. Jahrhundert dem rabbinischen Gericht in Mainz. Ein Teil der j�dischen Familien lebte Anfang des 14. Jahrhunderts in der so genannten "Judengasse". Diese lag im Stadtzentrum zwischen der "Judenpforte" im Norden (auf der H�he der heutigen Rheinstra�e) und dem westlichen Marktbereich im S�den (seit 1933: Rathausstra�e). W�hrend der Judenpogrome 1348/49 wurde die Gemeinde zerst�rt.
Seit 1354 werden wieder j�dische Familien genannt. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte lebten mindestens sechs bis neun j�dische Familien in der Stadt. Seit 1388 war Kussel, Sohn des Salman, in Bingen wohnhaft. Er wurde 1418 als das "Haupt" der Juden des Erzstifts Mainz bezeichnet. Bei den Stadtbr�nden von 1403 und 1409 wurde auch das Judenviertel zerst�rt. Im 15. Jahrhundert war von besonderer Bedeutung der in der weiten Umgebung von Bingen anerkannte Rabbiner, Lehrer und Richter Seligmann Bing (gest. 1469). Sein �berragendes Wissen und seine tiefe Fr�mmigkeit wurden allgemein bewundert und anerkannt. Seit 1469 drohte den Juden der Stadt die Ausweisung, die jedoch immer wieder verschoben wurde (1507 teilweise durchgef�hrt).
Auch vom 16.-18. Jahrhundertlebten Juden in Bingen: 1689 wurden 21 j�dische Familien in der Stadt gez�hlt. In diesem Jahr wurde Bingen von den Franzosen einge�schert, wobei auch die Synagoge zerst�rt wurde. Bis 1765 stieg die Zahl der j�dischen Familien wieder auf 51 mit insgesamt 343 Personen (12 % von insgesamt 2.812 Einwohnern).
W�hrend der franz�sischen Herrschaft (ab 1793) erlangten die j�dischen Einwohner um 1800 die rechtliche Gleichstellung mit den christlichen Einwohnern. Im Revolutionsjahr 1848 kam es zu schweren Ausschreitungen gegen j�dische Einwohner. Erst der Einsatz von hessischem Milit�r und die Verhaftung einiger an dem Pogrom beteiligter Personen beruhigte die Situation.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der j�dischen Einwohnerwie folgt: 1807 297 j�dische Einwohner, 1828 409 (10,2 % von insgesamt etwa 4.000 Einwohnern), 1861 507 (8,6 % von 5.916), 1880 542 (7,7 % von 7.062), 1900 713 (7,4 % von 9.600). Nach 1900 ging die Zahl der j�dischen Einwohner durch Aus- und Abwanderung zur�ck (1910 601 j�dische Einwohner = 6,0 % von insgesamt 9.952 Einwohnern). Zur j�dischen Gemeinde Bingen geh�rten (1924) auch die in
Kempten, Gaulsheim(9*) sowie die in Bingerbr�ck, M�nster undWeiler (35) lebenden j�dischen Personen.
*Anm.: in Gaulsheim lebten bereits im 18. Jahrhundert j�dische Familien, vgl. den Stammbaum Seligmann https://brotmanblog.com/descendants-of-moritz-seligman-and-seligman-family-tree/
Bis in die Jahre nach 1933 spielten zahlreiche j�dische Einwohner eine bedeutende Rolle im wirtschaftlichen und kommunalen Leben Bingens.
An Einrichtungen hatte die j�dische Gemeinde insbesondere eine Synagoge (s.u.), eine Schule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Bei der Schule handelte es sich zun�chst um eine Religionsschule. 1825 wurde eine Israelitische Elementarschule (die einzige in Rheinhessen) gegr�ndet und als Elementarlehrer Anton Bachrach angestellt; 1834 wurde die Elementarschule durch eine Religionsschule erg�nzt. Nach der Erkrankung und dem fr�hem Tod von Lehrer Bachrach wurde die Elementarschule wieder geschlossen - die Sch�ler besuchten fortan die allgemeinen Schulen der Stadt.
Bingen war Sitz eines Kreisrabbinates, zu dem bis in die NS-Zeit die j�dischen Gemeinden in Dromersheim, F�rfeld, Gau-Algesheim, Gensingen, Ingelheim, Ockenheim, Schwabenheim, Sprendlingen, Steinbockenheim und W�llstein geh�rten. Unter den Rabbinern des 19./20. Jahrhunderts sind zu nennen:
- Nathan-Neta Josef Ellinger (geb. 1772 in Mainz als Sohn von Rabbiner Juspo/Josef Ellinger, Bruder des Mainzer Rabbiners L�b Ellinger gen L�b Schnadig): 1789 bis 1794 Privatgelehrter und Klaus-Rabbiner in Mannheim, 1809 bis 1821 Rabbiner und Leiter der Talmud-Tora-Schule in Hamburg, 1821 bis zu seinem Tod 1839 Rabbiner in Bingen.
- Dr. Isaak Rafael Sobernheim (geb. 1807 in Bingen, gest. 1869 in Bingen): nach Studien in Bonn und Gie�en von 1839 bis 1869 Rabbiner in Bingen. - Moses Meier Lebrecht (geb. 1810, gest. 1897 in N�rnberg): studierte in Adelsdorf, F�rth und W�rzburg; war zun�chst Religionslehrer in Birkenfeld, seit 1840 Religionslehrer in Bingen; ab 1862 vertrat er den erkrankten Rabbiner Dr. Sobernheim; 1869 wurde er von Rabbiner Formstecher in Offenbach ordiniert; ab 1875 war er Rabbiner in Bingen, bis er im M�rz 1898 in den Ruhestand trat und nach N�rnberg verzog.
- Dr. Richard Gr�nfeld: (geb. 1863, gest. 1931 in Augsburg): von 1889 bis 1910 Rabbiner in Bingen, von 1910 bis 1929 in Augsburg.
- Dr. Ernst Appel (geb. 1884, gest. 1973): studierte an der Hochschule f�r die Wissenschaft des Judentums in Berlin, Rabbinatspr�fung 1910/11, danach als Rabbiner nach Bingen berufen, wo er bis 1926 blieb (verheiratet seit 1918 mit Marta geb. Insel, zwei T�chter); danach Rabbiner in Dortmund (Herbst 1935 Feier des 25-j�hrigen Amtsjubil�ums); 1937 �ber Holland in die USA emigriert; amtierte bis 1969 als Rabbiner in Jackson (Tennessee). Seine Frau starb 1980 in Kalifornien.
- Dr. Ignaz Maybaum (geb. 1897 in Wien, gest. 1976 in London): studierte an der Hochschule f�r die Wissenschaft des Judentums in Berlin, Rabbinatspr�fung 1926, Sch�ler von Franz Rosenzweig, war von 1926 bis 1928 Rabbiner in Bingen, dann bis 1936 in Frankfurt (Oder), zuletzt in Berlin, emigrierte 1939 nach England, 1949 Rabbiner an der Edgware and District Reform Synagogue, Dozent am Leo Baeck-Institut London. Zahlreiche theologische Publikationen, war einer der f�hrenden j�dischen Theologen des 20. Jahrhunderts; siehe Wikipedia-Artikel.
- Dr. Heinrich Guttmann (geb. 1905 Csnograd, Ungarn, gest. 1995 USA): Studium in Gie�en, 1928 Rabbiner in Bingen, anschlie�end bis 1933 in Landsberg/Warthe, nach 1933 Prof. am J�disch-theologischen Seminar in Budapest; 1948-1949 Landesrabbiner von W�rttemberg-Baden in Stuttgart, danach in die USA.
In der j�dischen Gemeinde gab es ein reges Vereinsleben: Zentralkasse f�r j�dische Wohlfahrtspflege (zu der 1924/32 geh�rten:Armenverein, M�nnerkrankenverein, Frauenkrankenverein, Humanit�tsverein, M�dchenausstattungsverein, 1924 unter Leitung von Rabbiner Dr. Apppel, Max Ro� und 10 Vorstandsmitglieder, 110 Mitglieder), J�discher Jugendverein (1924 Leitung Dr. Robert Stein, 1932 Paul Schirling), M�nnerkippe (1924 Leitung Salomon Pfifferling, 18 Mitglieder), Frauenkippe (1924 Leitung Frau Werthauer), Synagogenchorverein (1924 Leitung Ernst Gro�), Minjanverein(1924 Leitung Julius Simon), Ortsgruppe des Centralvereins(1924 156 Mitglieder) und einen Reichsbund j�discher Frontsoldaten (1932 Vors. Rechtsanwalt Stern).
Neben der liberalen Gemeinde bestand seit 1876 die Israelitische Religionsgesellschaft mit einer eigenen Synagoge (s.u.), einem eigenen Rabbiner, einem Friedhofsanteil und einer Schule. 1924 waren die Vorsteher der Religionsgesellschaft: Julius Kann, Fritz Rosenthal und Hermann Wolf. Damals war das Rabbinat gerade unbesetzt. Den Religionsunterricht der Religionsgesellschaft besuchten damals 14 Kinder. 1932 war Vorsteher weiterhin Julius Kann, Schriftf�hrer Martin Wolf. Als Lehrer, Kantor und Schochet fungierte Gustav Anger. Die Wohlfahrtspflege wurde gemeinsam von beiden Gemeinden ausge�bt (Zentralkasse s.o.).
Rabbiner der Israelitischen Religionsgesellschaft waren:
- Dr. Hirsch Naphtali Zwi S�nger (geb. 1843 in Buttenwiesen, gest. 1909): seit 1875/76 Predigt und Religionslehrer, dann bis 1893 Rabbiner in Bingen, von 1893 bis 1909 inMergentheim.
- Dr. Salomon Bamberger (geb. 1869 in Frankfurt als Sohn des Frankfurter Dajan Dr. Seckel Bamberger, Enkel des Seligmann Baer Bamberger in W�rzburg): Rabbiner in Bingen von 1893 bis 1896, danach Distriktsrabbiner und Leiter der Pr�parandenschule in Burgpreppach, 1901 bis zu seinem Tod 1920 Provinzialrabbiner in Hanau ("Hanauer Raw").
- Dr. Moses Schlesinger (geb. 1865 in Hamburg, gest. 1946 in Kfar Ata, Israel): studierte in Berlin; 1891 bis 1896 Rabbiner in Pinne (Pniewy, Posten); 1896 bis 1901 Rabbiner in Bingen; um 1911 Leiter des Sch�lerinternates in Marburg; 1917 bis 1938/39 Klausrabbiner in Halberstadt; 1939 nach Pal�stina emigriert.
- Dr. Samuel (Samo) Neuwirth (geb. 1867 in Sebeskellemes [�ari�sk� L�ky], Ungarn, gest. M�rz 1941 in Stuttgart): studierte in W�rzburg und Berlin; Lehrer an der Pr�parandenschule Schwabach, um 1898 in Frankfurt; Rabbiner in Bingen von 1901 bis 1924, danach bis 1934 Rabbiner in Ichenhausen; wohnte anschlie�end bis zu seinem Tod in Stuttgart.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der j�dischen Gemeinde: Friedrich Fritz Borg, Max Feist, Otto Hallgarten, Siegfried Salomon Hallgarten, Siegmund Helfer, Otto Loeb, Ferdinand L�bmann, Manfried Marx, Kurt Mattes, Josef M�nzner, Fritz Friedrich Meyer, Sally Rosenthal, Siegfried Rosenthal, Berthold Salomon, Ernst Simon, Berthold Sommer, Hugo Sommer, Maximilian Wolf, Sigismund Wolff.
Um 1924,
als etwa 500 j�dische Einwohner gez�hlt wurden, waren die Vorsteher der j�dischen Religionsgemeinde Julius Simon, Isidor Gro�, Dr. Otto Marx, Bernhard Loeb und Oskar Meyer. Als Lehrer und Kantor war Alfred L�wy t�tig, als Gemeindesekret�r Sigmund Seligmann, als Rechner Sigmund Strau�, als Synagogendiener Max Wolf, als Friedhofsaufseher Leopold Eis, als Hausmeisterin Fr. Schleider und als Chordirektor Josef Knethel t�tig. Die Religionsschule der Gemeinde besuchten 42 Kinder. 1932 waren die Gemeindevorsteher: Dr. Otto Marx (1. Vors.), Isidor Gro� (2. Vors.) und Nathan Loeb (3. Vors.). Als Kantor war Isi Bayer t�tig.
1933 wurden 465 j�dische Einwohner gez�hlt (3,3 % von insgesamt 14.098 Einwohnern). Am 1. April 1933 begann mit dem Boykottaufruf der Nationalsozialisten auch in Bingen die seitdem st�ndig zunehmende Unterdr�ckung und Entrechtung der j�dischen Einwohner.
Beim Novemberpogrom 1938 wurden au�er den Synagogen auch zahlreiche j�dische Gesch�fte demoliert und gepl�ndert. Heimische und ortsfremde SA-Angeh�rige beteiligten sich insbesondere an den Aktionen. J�dische Einwohner wurden festgenommen und auf LKWs durch die Stadt zum "Hessischen Hof" in der Mainzer Stra�e gefahren; von dort vermutlich in ein Konzentrationslager verschleppt.
1942
wurden 152 Juden, weitere 17 Personen in den beiden folgenden Jahren aus der Stadt deportiert. Fast alle von ihnen wurden in Vernichtungslagern des Ostens ermordet.
Von den in Bingen geborenen und/oder l�ngere Zeit am Ort wohnhaften j�dischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Sibilla B�hr (1869), Ida B�r (1876), Mathilde B�r geb. Seligmann (1884), Walter B�r (1911), Simon Berg (1869), Amalie Bermann geb. Feist (1853), Delphina Bermann geb. Wendel (1884), Felix Bermann (1884), Otto Bloch (1906), Johanette Bohl geb. Wolf (1883), Theodor Boll (1880), Lili Br�ck geb. Natt (1892), Lotte Bruck (1922), Hedwig Eis geb. Stern (1879), Leopold Eis (1879), Alice Epstein (1896), Bertha Epstein geb. Hallgarten (1865), Charlotte Feist (1923), Ellen B. Feist (1925), Klara Feist (1875), Mathilde Feist (1881), Paul Eugen Feist (1863), Paula (Rula, Eula) Feist geb. Obermayer (1871), Siegfried Feist (1870), Thekla Feist geb. Kahn (1897), Julius Franck (1880), Hedwig Frank geb. Marx (1881), Carola Freundlich geb. Meyer (1891), Siegfried Freundlich (1883), David Friedmann (1880), Jenny Friedmann geb. Sommer (1888), Rosa Gans gab. Kaufmann (1899), David Goldschmidt (1862), Setchen Goldschmidt geb. Sternberg (1863), Agnes Gro� geb. Neuberger (1883), Ella Gross geb. Cahn (1883), Ernst Gross (1880), Karl Gro� (1876), Selma Gross geb. Simon (1890), Julius Josef Haas (1878), Alfred Hallgarten (1895), Julius Hallgarten (1868), Klara Hausmann (1890), Johanna Heimann geb. Wohlgemuth (1888), Ludwig Heimann (1921), Moritz Max Heli (1865), Hermann Herz (1888), Selma Herz geb. L�wenstein (1897), Berta Hirschberger geb. Moos (1871), Sigmund Hirschberger (1865), Elisabeth (Else) Kahn geb. Mayer (1889), Friedrich Kahn (1926), Julius Kahn (1905), Mathilde Kahn geb. Westheimer (1871), Max Kahn (1872), Max Kahn (1878), Moritz Kahn (1877), Rosa Kahn (1897), Samuel Kahn (1879), Selma Kahn geb. Speier (1875), Johanette Kaufmann geb. Feist (1874), Eva Keller geb. Salomon (1891), Karl Keller (1889), Ruth Mirjam Keller (1924), Walter Keller (1921), Emilie Kleeblatt geb. Seligmann (1880), Hertha Koppel geb. Wolf (1889), Karl Koppel (1891), Kurt Koppel (1921), Henny (Henriette) Kunkel geb. Schiff (1876), August Lazarus (1867), Emma Lazarus (1862), Emma Levi geb. Ackermann (1889), Willi Levi (1885), Helene Levy geb. Klee (1861), Julie Levy (1892), Bernhard L�b (1880), Helene L�b geb. Ebstein (1880), Rosa L�wenstein geb. Eis (1912, vgl. https://www.youtube.com/watch?v=NvZXt5VrPrE), Paula L�wenthal (1894), Barbara Lypstadt geb. Eis (1879), Adele Marcus (1878), Emma Marcus (1876), Henny Marcus (1882), Hugo Marcus (1874), Artur Marks (1921), Rosa Markus (1870), Arthur Marx (1922), Artur Marx (1898), Gisela Therese Marx (1930), Irma Marx geb. Koppel (1898), Josefine Marx geb. Mayer (1879), Toni (Antoni) Marx geb. Wei� (1876), Waltraud Doris Grete Edith Marx (1932), Lili Fanny Mayer geb. Hallgarten (1896), Max Mayer (1886), Rudolf (Rudi) Mayer (1925), Moritz Moos (1875), Rosa Moos (1876), Clara Flora M�ller geb. Willst�dter (1897), Friedrich Julius M�ller (1925), Ludwig M�ller (1887), Ruth M�ller (1929), Ludwig M�nzner (1911), Sabine (Sophie) M�nzner geb. Albert (1871), Eugenie Nathan (1867), Hugo Nathan (1866), Klara Nathan (1872), Louise Nathan (1875), Moritz Nathan (1861), Rosalie Nathan geb. Lazarus (1868), Juliane Rosam (1874), Clara Rosenbaum (1867), Kathie (Kartharina) Rosenbaum (1869), Adolf Rosenstock (1883), Herbert Rosenstock (1928), Selma Rosenstock geb. Fink (1894), Alice Rosenthal geb. Kohlmann (1893), Emanuel Rosenthal (1888), Gerd Schildhaus (1924), Hilde Schildhaus (1923), Simon Schildhaus (1872), Sofie Schildhaus geb. Meyer (1887), Rosa Schmalz geb. Kahn (1876), �nne (�nni, Lina) Seligmann (1920), Elisabeth (Ella) Seligmann geb. Simon (1879), Isidor Seligmann (1874), Ludwig Seligmann (1875), Rosa Seligmann (1886), Bertha Simon geb. Levy (1873), Eduard Edmund Simon (1877), Ferdinand Simon (1868), Meta Simon geb. Goldstein (1886), Paula (Pauline) Simon geb. Hirsch (1866), Ida Sommer geb. Blumenthal (1893), Sally Sommer (1881), Paula Steinberg geb. Marx (1887), August Adolf Stern (1877), Fritz Stern (1914), Julius Stern (1883), Paula Stern geb. Oppenheimer (1883), Selma Stern geb. Meyer (1888), Walter Stern (1907), Elise Strauss (1909, Lea Strauss (1921), Richard Strauss (1872), Sigmund Strau� (1869), Rosa Viskoper geb. Eis (1885), Cecilie Waller geb. Kahn (1912), Martha Weinthal (1933), Frieda Wei� (1900), Blondine Willst�dter geb. Haas (1871), Jakob Willst�dter (1865), Juli (Julie) Winkelstein geb. Meyer (1878), Adolf Wolf (1874), Ella Wolf (1896), Ernst Wolf (1895), Eugen Wolf (1892), Fanny Wolf geb. Rosenbaum (1871), Gertrud Wolf geb. Levy (1903), Ida Wolf geb. Gard� (1872), Isidor Wolf (1869), Klara Wolf geb. Kahn (1885), Leonhard Wolf (1872), Marianna Wolf geb. Schwalbe (1904), Marie Eleonore Wolf (1928), Marion Wolf (1928), Martin Wolf (1895), Selma Wolf geb. Hecht (1884), Sofie Wolf geb. Hess (1874).
Hinweis: obige Liste wurde erstellt durch Abruf von "WohnortBingen" �ber die Suchfunktion der Liste des Bundesarchivs. Eine zus�tzliche Eingabe von "Geburtsort" w�rde weitere Namen ergeben.
Zur Geschichte der Synagogen in Bingen
Mittelalterliche Synagoge(n)
Eine "Judenschule" (Synagoge) wird erstmals 1396genannt, war jedoch sicher schon einige Jahrzehnte vorher vorhanden. Die Synagoge lag am n�rdlichen Ende der Judengasse, etwa dort, wo die neuere, bis 1905 benutzte Synagoge stand (Rheinstra�e 2-4). Mit einer Seite stie� sie offenbar an ein Haus in der M�nchsgasse. Diese erste Synagoge d�rfte bei den Stadtbr�nden 1403/09 zerst�rt wurden sein.
1502
ist wieder eine "Judenschule" genannt, die Ende des 16. Jahrhunderts erweitert wurde. Sie befand sich nach einem Plan von 1570 neben der St. Urbans-Kapelle. Bis 1905: Synagoge in der Judengasse (Rathausstra�e)/Rheinstra�e (Rheinstra�e 2-4) Die auf dem Grundst�ck in der Judengasse stehende Synagoge (noch aus dem Mittelalter?) wurde 1689 bei der Zerst�rung der Stadt niedergebrannt. Erst 1698 wurde an derselben Stelle u.a. mit Hilfe von Spenden aus Worms und Mainz ein Neubau erstellt, die Einweihung war 1700. Nachdem 1789 ein Brand den Dachstuhl zerst�rte, wurde der Betsaal anl�sslich der Reparatur vergr��ert. Von diesem Bau sind noch einzelne Teile erhalten (Hochzeitsstein, heute im Israel-Museum Jerusalem; T�rfl�gel mit Stifterinschrift; roter Sandsteinpfeiler aus dem Bereich des Toraschreines).
1831 befand sich die Synagoge in einem bauf�lligen Zustand. Man entschloss sich zu einem Umbau. Der Eingang wurde von der Judengasse im S�den zur Rheinstra�e auf die Nordseite verlegt. Durch den Einbau einer Frauenempore konnte der bisherige Frauenbereich dem M�nnerbereich hinzugef�gt werden. Die Einweihung war am 14./15. Dezember 1838. Bereits 1841 danach war eine erneute Erweiterung n�tig (siehe Bericht von 1841 unten).
1853 und 1871 (Einbau von Orgel- und Chorempore) sowie letztmals 1891 wurde die Synagoge renoviert. Wenige Jahre sp�ter beschloss die Gemeinde jedoch einen Neubau der Synagoge, zumal es bautechnische Probleme mit der Orgelempore gab. Die Ritualien der alten Synagoge einschlie�lich des wertvollen Toraschreines wurden in die neue Synagoge in der Rochusstra�e gebracht.
Nach der Einweihung der neuen Synagoge 1905 wurde das alte Synagogengeb�ude verkauft und in den kommenden Jahren unterschiedlich genutzt (als Gastst�tte und Hotelbetrieb "Rolandseck", siehe Foto unten, sp�ter als "Casino Royal", ebenfalls Gastst�ttenbetrieb. 1975 ist das Geb�ude abgebrannt und wurde durch einen Neubau ersetzt. 1985 erfolgt durch die Stadt Bingen der Ankauf des Neubaus. Auf dem Grundst�ck wurde ein Haus der Jugend errichtet.
Aus der Geschichte der alten Synagoge
Die Erweiterung der Synagoge 1841
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. November 1841: "Bingen, 13. Oktober (1841). In No. 42 dieser Zeitung findet sich ein Korrespondenzartikel, den Bau der neuen Synagoge zu Ober-Ingelheim betreffend. Dieses ist nun das zweite neue Gotteshaus, das wir seit einigen Jahren in unserem Kreise erstehen sehen. Es ist wirklich ein sehr erfreulicher Beweis der Fortschritte der Kultur unter den Juden, wenn kleinere Gemeinden, mit beschr�nkteren Mitteln, bedeutende Opfer nicht scheuen, um einen regelm��igen, dem Zeitgeiste angemessenen Gottesdienst abzuhalten. Die T�tigkeit unseres Gemeindevorstandes (d.h. in Bingen) hat seit Kurzem bedeutende Verbesserungen ins Leben gerufen, die unser w�rdiger Herr Kreisrat Wieger aufs kr�ftigste f�rdert und unterst�tzt. Dankbare Anerkennung verdient auch die Humanit�t unseres st�dtischen Vorstandes, der zum Bau der Synagoge sowohl, als auch zu sonstigen Anschaffungen aus den st�dtischen Fonds Beitr�ge bewilligte. � W�hrend die ziemlich gro�e Gemeinde unseres benachbarten Mainz noch sehr an den alten Missbr�uchen festh�lt, und erst jetzt durch Anstellung des Herrn Dr. Frensheimer die Bahn zu brechen beginnt, erfreuen wir uns schon seit mehreren Jahren eines sch�nen Gottesdienstes mit deutschen Vortr�gen und Chor�len. Seit einem Jahre werden an Sabbaten des Nachmittags abwechselnd von unserem kenntnisreichen Rabbinen Herrn Dr. Sobernheim und Herrn Lehrer Lebrecht Andachtsstunden in deutscher Sprache abgehalten, die sich stets eines sehr zahlreichen Auditoriums erfreuen. Durch den Abbruch einiger der Synagoge zun�chst gelegener alter H�user wurde an Raum gewonnen, und das etwas zu kleine Gotteshaus wird nun vergr��ert. In wenigen Wochen wir der bereits begonnene Bau vollendet da stehen. Nach dem Muster einiger anderer Gemeinden wird nun f�r Anschaffung einer Orgel gesorgt werden, wozu die erforderliche Summe durch freiwillige Beitr�ge zusammengebracht werden soll. Wir sind von der Freigebigkeit unserer Gemeindeglieder, die uns im verflossenen harten Winter bewiesen, wie gerne sie ihre Hand �ffnen, wenn es n�tzlichen und wohlt�tigen Zwecken gilt, �berzeugt, dass sie recht gerne zur Anschaffung dieses Gem�t erhebenden Instruments beisteuern werden, sowie wir auch von unserem gebildeten Rabbinen mit Zuverl�ssigkeit darauf rechnen k�nnen, dass er, der zeitgem��e Verbesserungen gerne f�rdert, bereitwilligst dem allgemeinen Wunsche beistimmen werde."
Einweihung einer neuen Torarolle (1862)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Dezember 1862: "Bingen am Rhein, im Dezember (1862). Vergangenen Sabbat, Paraschat Wajischlach ward hier eine Sefer Tora (Torarolle), die zweite binnen Jahresfrist, festlich eingeweiht. Das erste Sefer lie� die Beerdigungsbr�derschaft, das zweite ein Verein j�nger Leute, die allsabbatlich zusammenkommen, um sich aus dem Worte Gottes belehren zu lassen, schreiben. Es ist dies ein sprechender Beweis, dass wie �berall, so auch hier, wo Neologie und Indifferentismus bisher besonders heimisch waren, ein besserer Geist sich Bahn zu brechen beginnt, und wollen wir hoffen, dass der wahrhafte religi�se Sinn, wodurch sich in fr�heren Zeiten Bingen auszeichnete, daselbst immer mehr und mehr vorherrschend wird. Die Feier selbst war eine sehr w�rdige und fand die Predigt, die Herr Lehrer Lebrecht � da der Rabbiner Herr Dr. Sobernheim* von seinem Unwohlsein, wenn auch bedeutend besser � leider noch immer nicht ganz hergestellt � hielt, allgemeinen Beifall, indem sowohl Form als Inhalt nichts zu w�nschen �brig lie�en. M�chte es mir verg�nnt sein, Ihnen recht bald fernere g�nstige Nachrichten �ber die hiesigen religi�sen Verh�ltnisse zu geben. Schebach.
*Anmerkung: Der Herr Rabbiner ward am zweiten Neujahrstage w�hrend einer Predigt, worin er sich wegen der durch einige eklatante Beispiel besonders hervorgetretenen Religionslosigkeit ungemein ereiferte, von einem sehr bedenklichen Unwohlsein betroffen, wovon sich derselbe, wie oben erw�hnt, ziemliche erholt hat, aber noch immer nicht v�llig hergestellt ist."
Kritischer Bericht in der orthodoxen Zeitschrift "Der Israelit" 1876
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. April 1876: "Bingen. (Curiosa). Die Leser dieses Blattes, die in letzterer Zeit auch �ber die Binger j�dischen Verh�ltnisse gelesen und durch das eigent�mliche Vorgehen eines reforms�chtigen Vorstandes in Erstaunen gesetzt worden sind, werden dennoch �berrascht sein, wenn sie h�ren, wie man hier �in Reform macht�. Vergangenen Freitagabend vollzog sich ein seltener religi�ser Weiheakt in der Orgelsynagoge allhier. Unter Musikbegleitung und erhebender Festrede wurde ein prachtvoller Becher dem Herrn Kantor �berreicht, welchen der dankbare Vorstand den Chors�ngern zum Geschenke machte. Da dieser Becher, wie verlautet, in der Synagoge als Jomtofkidusch-Becher (Kidduschbecher zum Feiertag) benutzt werden soll, die feierliche Anrede an den Kantor gerichtet war, sodass alle Anwesenden der irrigen Meinung waren, derselbe erhielte damit ein Zeichen der Anerkennung f�r seine gesanglichen Leistungen, aber, wie es schlie�lich hei�t, dem Chorpersonal gewidmet worden sei, so k�nnen wir zu unserem tiefsten Bedauern unserer Berichterstatterpflicht nicht getreu nachkommen und den endg�ltigen Beschenkten nicht genau angeben. Auf bescheidene Anfragen wird aber der verehrliche Vorstand wohl Auskunft erteilen. Genug, das Publikum war durch die erhebende, gewiss in ihrer Art einzigen religi�sen Feier sichtlich tief ger�hrt und gehoben, und wir m�ssen es gewiss als boshaft bezeichnen, wenn sich Einzelne, die der Feier beiwohnten, dar�ber lustig machten und erkl�rten, dass ihnen das Ganze wie ein Faschingsscherz vorkam, Wie aber bekanntlich das Publikum immer undankbar ist, so zeigte sich das schon zwei Tage darauf. Es war der letzte Tag Pessach, und da konnte selbstverst�ndlich der Organist, welcher in der Kirche sehr in Anspruch genommen war, nicht zugleich in der Synagoge die Orgel spielen. Wer will es nun einer Gemeinde verargen, die sich zwar schon mehrmals aus demselben Grunde still ergeben darein gefunden, statt um 9 um 10 Uhr ihren Gottesdienst abzuhalten, wenn sie heute, wo sie ein und eine halbe Stunde auf ihren Organisten warten musste, ungeduldig wurde und sich nicht mehr erinnerte des herrlichen Festgenusses, den ihr erfindungsreicher und f�r ihre Unterhaltung stets sorgender Vorstand erst zwei Abend vorher bereitet hatte! Wie wir h�ren, hat auch am ersten Pessachabend eine Dame durch Solovortr�ge aus Haydns �Sch�pfung� die and�chtigen Besucher des Gotteshauses entz�ckt. � Ja die Binger j�dische Gemeinde kann sich gl�cklich sch�tzen, einen so kunst- und musikliebenden Vorstand zu besitzen!!!"
Der Toraschrein der alten Synagoge wird zur neuen Synagoge gebracht (1905)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. August 1905: "Bingen. Vorigen Samstag wurde in der 800 Jahre alten Synagoge der hiesigen israelitischen Gemeinde der letzte Gottesdienst abgehalten. Ber�hmt war in der Synagoge der Oraun hakaudesch (Toraschrein) als ein altes Kunstwerk von hohem Werte; derselbe wird in die mit einem Kostenaufwand von einer Viertel Million Mark erbaute neue Synagoge �bergef�hrt werden."
Kritischer Artikel zum Verkauf der alten Synagoge (1911) Anmerkung: Die orthodox eingestellte Zeitschrift "Der Israelit" stand in kritischer Distanz zu der liberal gepr�gten Israelitischen Religionsgemeinde in Mainz mit ihrer "Orgelsynagoge". Dass nun auch noch die alte Synagoge in der beschriebenen Weise weiterverwendet wurde, war Anlass f�r diesen kritisch geschriebenen Artikel:
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1911: "Die j�dische Gemeinde in G�rlitz ist aber schon lange vorher von der j�dischen Synagogengemeinde in Bingen am Rhein �berfl�gelt worden. Vor, allerdings schon sehr langer Zeit, war die j�dische Gemeinde Bingen der Sitz einer Jeschiwa, an der hervorragende M�nner und Leuchten des Judentums gelehrt hatten. Sehr h�ufig teilte die alte Gemeinde im Mittelalter das Schicksal ihrer benachbarten Schwestergemeinden Mainz, Worms, Oppenheim, Kreuznach, Bacharach und Boppard. Man sollte nun meinen, dass in einer solchen alten Gemeinde, der Geist der Piet�t und W�rde auf lange Zeit hinaus nachwirke. Wie aber dieser Geist der Piet�t in der heutigen Generation lebt, das kann nicht besser illustriert werden, als durch die Tatsache, dass die fr�here Synagoge in der Rheingasse, die �ber 70 Jahre gottesdienstlichen Zwecken diente, samt den nicht unbetr�chtlichen Nebenbauten, als Mikwe, Beamtenwohnungen und Schullokal f�r 30 oder 35 Mark an einen christlichen Unternehmer verkauft wurde, der alsbald ein Vergn�gungsetablissement daraus machte. Und gerade die alte Synagoge ist es, wo heute ein Tanzlokal, ein Konzertsaal, eine Bierhalle, ein Kinematographentheater, nicht weniger als wie Tingeltangel und Kabarett den Zusammenkunftsort f�r Publikum zweiten, dritten und weiteren Ranges bildet. Sonnt�glich soll es da etwas weniger als vornehm hergehen.
Es ist an sich gleichg�ltig, von welchem Gesichtspunkt aus man den jetzigen Verkehr in der ehemaligen Synagoge nach �sthetischen oder moralischen Gesichtspunkten einsch�tzt, ob es da etwas wild und st�rmisch oder etwas ruhiger und gesetzter hergeht und ob die jungen Techniker, die in Bingen studieren, dort nur Bier trinken und nur tanzen, oder was sonst noch. Es ist und bleibt eine Schande und Schmach, dass eine Gemeinde, die mit zu den wohlhabendsten am Rhein geh�rt, eine Synagoge auf derartige Weise entweihen l�sst. Ob eine der dortigen christlichen Kirchen jemals bedingungslos f�r derartige oder �hnliche Zwecke verkauft w�rde? Es ist ganz �berfl�ssig, solche Fragen zu diskutieren.
Wenn aber Gemeinden wie G�rlitz und Bingen hunderttausende f�r eine neue Synagoge auszugeben imstande sind, so m�ssen sie auch in der Lage sein, ihre alten Gottesh�user so lange in eigener Hand behalten zu k�nnen, bis sich eine Gelegenheit findet, sie w�rdig zu verwenden. Warum konnten die Vorsteher dieser Gemeinde nicht etwa ein Altersheim f�r j�dische Beamten oder ein Refugium f�r erwerbsunf�hige Beamtenwitwen errichten? In Bingen, wo die geographische Lage dazu ebenso geeignet gewesen w�re, wie auch der ganze Geb�udekomplex an sich schon, w�ren sicherlich von au�er zu solchen Zwecken Gelder aufzubringen gewesen und das altehrw�rdige Geb�ude w�re nicht in so unerh�rter Weise entweiht worden.
Da man nur allzu sehr berechtigten Grund hat, dass das von G�rlitz und Bingen gegebene unr�hmliche Beispiel Nachahmung finden k�nnte, sollte man an die j�dischen Gemeinde Deutschlands die dringende Warnung richten, einen solchen Chillul nicht weiterzuverbreiten. Sonst gibt man dem nie m�den Antisemitismus nur weiter neue Handhaben das Gesamtjudentum f�r die Missgriffe einzelner Gemeindevorsteher verantwortlich zu machen und zu befehden. Und das muss unter allen Umst�nden verh�tet werden."
1905 - 1938: Synagoge in der Rochusstra�e (Rochusstra�e 10-12)
Der Bau einer gro�en neuen Synagoge wurde von 1903 bis 1905 durchgef�hrt. Sie wurde nach den Pl�nen von Professor Ludwig Levy aus Karlsruhe erstellt. Er hatte einen an romanischen Kirchenbauten orientierten Geb�udekomplex mit einer monumentalen Fassade entworfen. Im Betsaal befanden sich 218 M�nner- und 171 Frauen-Sitze. Zur Ausstattung der Synagogen geh�rten u.a. �ber 60 Torarollen, darunter eine aus dem Jahr 1700. Berichte zur Geschichte der neuen Synagoge Entw�rfe zum Neubau der Synagoge (1903)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Januar 1903: "Bingen am Rhein, 4. Januar (1903). Bei den zu dem Neubau einer Synagoge dahier von vier Bewerbern eingelaufenen Entw�rfen ging derjenige des Herrn Baurat Professor Ludwig Levy in Karlsruhe als Sieger hervor. Ein Entwurf des Architekten Herrn Gartner in Wien wurde als zweibester von dem Preisrichterkollegium zum Ankauf empfohlen. Dieses Kollegium bildeten die Herren k�niglicher Baurat Stadtbaumeister Genzmer � Wiesbaden, Prof. K. Henrici � Aachen und Geheimer Oberbaurat Professor Hofmann � Darmstadt."
Verdienste des Bankiers/Kommerzienrates Julius Landau um den Bau der Synagoge (R�ckblick von 1911)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Dezember 1911: "Anl�sslich des gro�herzoglichen Geburtstages ist Herr Bankier Julius Landau in Bingen am Rhein zum Kommerzienrat ernannt worden. Bingen verdankt ihm vor allem die neue Synagoge. Er ist erster Vorstand der j�dischen Religionsgemeinde."
Die Einweihung der neuen Synagoge am 21. August 1905
Zuschuss der Stadt Bingen f�r die Orgel in der neuen Synagoge - kritische Kurzmeldung im (orthodoxen) Frankfurter Israelitischen Familienblatt (Oktober 1905)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. Oktober 1905: "�Die Stadtgemeinde Bingen hat der Israelitischen Religionsgemeinde daselbst, anl�sslich der vor kurzem stattgehabten Einweihung ihrer neu erbauten Synagoge ein Festgeschenk von Mark 6.000 bewilligt und zwar mit der Bestimmung, mit dieser Summe die Kosten der � Orgel zu bestreiten�"
R�ckblick auf die Einweihung und die Berichtserstattung (November 1905)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. November 1905: "Bingen, 19. November (1905). Hier wurde, wie ich Ihnen seinerzeit gemeldet, vor kurzem die neue Synagoge eingeweiht. Die �Rhein- und Nahe-Zeitung�, das amtliche Kreisblatt in Bingen, richtete bei diesem Anlass an die Einwohnerschaft die folgende Aufforderung: �Zur Einweihung der neuen Synagoge ist vom Herrn Rabbiner Dr. Gr�nfeld eine Festschrift verfasst worden: �Die Geschichte der Juden in Bingen�. Das Werkchen ist auch f�r Nichtisraeliten sehr anregend und in den hiesigen Buchhandlungen zu haben. � Sehr w�nschenswert w�rde es sein, wenn zu der Feier, die von so hoher Bedeutung f�r unsere israelitischen Mitb�rger ist, auch die Angeh�rigen der anderen Konfessionen durch eine allgemein Beflaggung der H�user das ihrige beitragen.� � Diese Zumutung findet die �Staatsb�rger-Zeitung�, die auch unter ihrem neuen Verleger nicht viel vornehmer geworden ist, �unerh�rt�. Wer die Verh�ltnisse am Rheine kennt, der muss �ber diese sittliche Entr�stung lachen. Im Rheinland wird keine christliche Kirche gebaut, zu der nicht die Juden durch Geldsammlungen beisteuern. Bei Prozessionen und Kircheneinweihungen schm�cken die Juden ebenso ihre H�user wie die Christen und ebenso erweisen die christlichen Nachbarn bei Synagogeneinweihungen durch �u�eren Schmuck ihre Verehrung. Diese Leute werden das nie begreifen, dass die Liebe und nicht der Hass der Grundton aller Religionen ist."
Die neue Synagoge war (nur) 33 Jahre lang Mittelpunkt des j�dischen Gemeindelebens der israelitischen Religionsgemeinde in Bingen.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge von SA-M�nnern und Nazianh�ngern zerst�rt. Nachdem am Morgen der Brand durch den Synagogendiener hatte gel�scht werden k�nnen, wurde das Geb�ude gegen 17 Uhr noch einmal angez�ndet. Davor wurde die gesamt Einrichtung demoliert, die Orgel zerst�rt und die Tr�mmer mit Teer �bergossen. Durch Zwangsverkauf kamen die Geb�udereste und das Grundst�ck in die H�nde des Binger Winzervereins, der den erhaltenen rechten Teil des Bethauses eine Zeitlang als "Weinlokal mit Musik und Tanz" nutzte.
1962 kamen die Geb�udereste und das Grundst�ck in den Besitz der Stadt Bingen. Diese lie� 1970 die Ruine mit der erhaltenen architektonisch wichtigen Ostfassade abbrechen. Seit 1983 erinnert eine Gedenktafel an die ehemalige Synagoge, von der nur noch der Fl�gel mit dem Treppenturm und der zum Wohnhaus umgebaute, dreiachsige Geb�udeteil erhalten blieb. Reste einer S�ule befinden sich auf dem j�dischen Friedhof.
Gedenkfeiern zur Erinnerung an die Zerst�rung der Synagoge werden regelm��ig vom "Arbeitskreis J�disches Bingen" durchgef�hrt.
Die Orthodoxe Synagoge in der Amtsgasse (Amtsgasse 13) und die Privatsynagoge in der Martinstra�e (Martinstra�e 1-3; Martinsg�sschen) Der Einbau einer Orgel in der Synagoge 1871 war auch in Bingen Anlass f�r die Orthodoxen, eine eigene Gemeinde zu bildet. Zun�chst traf man sich in einem provisorischen Betsaal. Seit der Einweihung eines neuen Betsaales in der Amtsgasse im August 1876 wurden die Gottesdienst hier abgehalten.
Einweihung des neuen Betsaales im August 1876
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1876: "Bingen, 18. August. Wir sind abermals in der angenehmen Lage, Ihnen Erfreuliches von unserer jungen Gemeinde mitteilen zu k�nnen. Wenn auch die Entwicklung derselben eine langsam ist, so verspricht sie doch eine umso gedeihlichere zu werden. Die am verflossenen Freitagabend begangene feierliche Einweihung unseres neuen Betsaales scheint uns B�rge hierf�r zu sein. Schon um 5 � Uhr versammelten sich s�mtliche Mitglieder unserer Religionsgesellschaft, festlich gekleidet, in dem alten Betsaale, um den Einzug in den erw�hnten neuen Betsaal zu halten. Nach beendetem Mincha-Gebet wurden die Torarollen von den �ltesten Mitgliedern unserer Religionsgesellschaft in das neue Lokal in feierlichem Zug, dem sich unsere s�mtlichen Gemeindemitglieder anschlossen, �bertragen. Als der Pr�ses, Herr Joseph Meyer, die Synagoge �ffnete, die Gemeinde unter Vorantritt der Torarollen den Einzug hielt, �berraschte uns, unser jugendliches Mitglied, Herr Arthur Cahn, mit seinem erhebenden Gesang. Nachdem unser ehrw�rdiger Rabbiner Herr Dr. S�nger zwei Segensspr�che und das Gebet f�r den Landesf�rsten gesprochen und die �blichen Hakefot mit den Torarollen beendet waren beendet waren, hielt Herr Rabbiner Dr. S�nger, eine der Feier angemessene Predigt, die uns im wahrsten Sinne des Wortes begeisterte. Die hinrei�ende Redeweise unseres ehrw�rdigen Rabbiners, die von tiefster Gottesfurcht �berzeugende Wahrheit seiner Worte, konnten ihre Wirkung nicht verfehlen und so verlie�en wir in begeisterter und gehobener Stimmung nach beendetem Abendgottesdienst, die festlich geschm�ckten R�ume unseres Gotteshauses.
Befanden wir uns schon an diesem Abend in freudiger, gehobener Stimmung, so wurde diese bei dem darauf folgenden Morgen Gottesdienst in noch erh�htem Grade hervorgerufen, durch die wiederholt trefflichen Gesangsleistungen unseres Mitgliedes Herrn A. Kahn und durch die entz�ckende Rede unseres allverehrten Rabbiners.
Wir sagen nicht zu viel, wenn wir hiermit �ffentlich aussprechen, dass ein Mann, wie Herr Rabbiner Dr. S�nger, beseelt von wahrer Gottesfurcht, getragen von den reinsten, erhabensten Ideen, auf seine Gemeindemitglieder, sowie auf seine ganze Umgebung veredelnd wirkt. Wir f�hlen uns daher gl�cklich, einen solchen Mann an unserer Spitze zu haben, insbesondere sch�tzen wir uns gl�cklich, ihn als Religionslehrer unserer Kinder zu wissen.
M�ge es uns verg�nnt sein, diesen trefflichen Mann recht lange in unserem Kreise wirken zu sehen. Zum Schluss statten wir unserem Vorstande f�r seine M�he und T�tigkeit im Allgemeinen und insbesondere f�r dessen T�tigkeit bei dem Bau unseres Betsaales den innigsten Dank ab mit dem Wunsche, er m�ge es sich auch fernerhin zur Aufgabe machen, sich um die �ffentlichen Bed�rfnisse in Wahrheit zu k�mmern."
Gedenkgottesdienst f�r Samson Raphael Hirsch (1889)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Januar 1889: "Bingen, 6. Januar 1889. In der Synagoge der israelitischen Religionsgesellschaft hier hielt heute Herr Rabbiner Dr. S�nger eine tief ergreifende Trauerrede aus Anlass des vor wenigen Tagen dahingeschiedenen Rabbi Samson Raphael Hirsch in Frankfurt am Main und schilderte in beredten Worten die gro�e Bedeutung des Dahingeschiedenen f�r das Judentum. Seine Worte hinterlie�en einen tiefen Eindruck auf die Trauerversammlung; wir m�ssen es uns indes versagen, n�her darauf zu zugeben, da, wie wir h�ren, auf Wunsch vieler Gemeindemitglieder die Rede durch Dr�ck vervielf�ltigt werden."
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung des orthodoxen Betsaales demoliert.
Privatsynagoge in der Martinstra�e
Neben den gro�en Synagogen gab es um 1900 auch eine Privatsynagoge. Das heutige Geb�ude Hotel Martinskeller (Martinstra�e 1-3) war nach 1884 zun�chst Weinhandlungshof der Firma Augstein (der Jurist Dr. Josef Augstein [geb. 1909 in Bingen, gest. 1984 in Hannover] und sein Bruder, der langj�hrige Spiegelherausgeber Rudolf Augstein [geb. 1923 in Hannover, gest. 2002 in Hamburg], sind direkte Nachfahren dieser Familie).
Im Laufe der folgenden Jahre diente das Anwesen den verschiedensten Zwecken: um 1900 war eine private Synagoge von Dr. Faist als Synagoge eingerichtet). Nach 1936 war in dem Geb�ude ein Weingutsbetrieb, seit 1984 das Hotel Martinskeller.
Fotos:
Synagoge in der Rheinstra�e (Fotos wurden bereits mehrfach ver�ffentlicht, u.a. im Gedenkbuch der Synagogen; Karte oben rechts aus Sammlung Hahn) | ||
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Die Synagoge in der Rheinstra�e um 1905 - Au�en- und Innenansicht | Die ehemalige Synagoge nach Umbau zur Gastst�tte "Zum Rolandseck" | |
Eingangst�r von 1789, �bernommen in die Synagoge Rochusstra�e mit Stifterinschrift ("gestiftet durch den Gemeindevorsteher Chajmi, den Sohn von Aron Friedburg...") | Der Hochzeitsstein der Synagoge Bingen (heute Israelmuseum Jerusalem) | Die neugotische Ma�werkrose der alten Synagoge (Aufnahme von 1992) |
Die Synagoge in der Rochusstra�e | ||
Historische Postkarte mit der Au�enansicht | Innenansicht | |
Zum Eingangsbereich vgl. das Foto aus der Sammlung von Ludwig Simon (bis 1938 Bingen): http://objekte.jmberlin.de/view/objectimage.seam?uuid=jmb-obj-203730&cid=2128635 | ||
Die beim Novemberpogrom 1938 zerst�rte Synagoge | ||
Die erhaltenen Reste der ehemaligen Synagoge in der Rochusstra�e (Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 29.3.2005) | ||
Blick von der Rochusstra�e auf den erhaltenen rechten Fl�gel der ehemaligen Synagoge | ||
Ansicht des rechten Fl�gels vom Hinterhof | Gedenktafel von 1983 | |
Geb�ude Martinstra�e 1-3, worin sich um 1900 eine Privatsynagoge befand |
Erinnerungsarbeit vor Ort sowie erste Ans�tze zu neuem j�dischem Leben in der Stadt
Mai 2008:Der "Arbeitskreis J�disches Bingen" will die Erinnerung an die j�dische Geschichte wach halten |
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Link: "Arbeitskreis "J�disches Bingen" |
November 2008: Erste Ans�tze f�r neues j�disches Leben in Bingen sto�en auf Schwierigkeiten |
Artikel im Main-Rheiner (direkt zum Artikel) vom 1. November 2008: Auf der Suche nach Raum f�r j�disches Leben - Wohnung in ehemaliger Synagoge an Feuerwehr vergeben / Private Iniative stellt Anspr�che lef. BINGEN Die Erinnerung an die einst bedeutende j�dische Gemeinde h�lt der Arbeitskreis J�disches Bingen mit gro�em Engagement aufrecht. Nun hat sich in Bingen eine Initiative um Dorothea D�rsch zusammengetan, die, unabh�ngig vom Arbeitskreis J�disches Bingen, eine j�dische Gemeinschaft entstehen lassen will..." |
Artikel von Christine Tscherner im Main-Rheiner (direkt zum Artikel) am 5. Januar 2009: "Wunsch nach R�umen mit Symbolwert. J�dische Gemeinde m�chte ehemaligen Synagogen-Fl�gel in der Rochusstra�e nutzen. BINGEN. Der im Dezember gegr�ndete "F�rderverein f�r j�disches Leben in Bingen heute" k�mpft f�r die Nutzung der ehemaligen Synagoge. Die 100 Mitglieder z�hlende j�dische Gemeinde will eine Mietwohnung im ersten Stock der Rochusstra�e 10 als Versammlungsort nutzen..." |
Februar 2009: Stand der Verlegung der "Stolpersteine" in Bingen |
Artikel von Christine Tscherner im Main-Rheiner (direkt zum Artikel) vom 24. Februar 2009: "Ein Fingerzeig auf Wunde der Geschichte - Der K�nstler Gunter Demnig verlegt weitere "Stolpersteine" zum Gedenken an Binger Opfer des Holocaust. BINGEN. Seit dem Start vor vier Jahren sind insgesamt 56 Steine verlegt. Gestern kamen 24 neue "Stolpersteine" hinzu. Sie erinnern als "Denkmal von unten" an die Opfer des Holocaust. Der Arbeitskreis J�disches Bingen hat die ehemaligen Wohnh�user j�discher Mitb�rger recherchiert und pflegt den Kontakt zu Nachfahren..." |
Mai 2011:Zahlreiche Besucher in der Erinnerungs- und Begegnungsst�tte in der ehemaligen Synagoge |
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" vom 28. Mai 2011 (Artikel): "Modell ehemaliger Synagoge ein Magnet BINGEN. BEGEGNUNGSST�TTE Gro�es Besucherinteresse (red). Mit einem solch gro�en Interesse hatten die Mitglieder des Arbeitskreises J�disches Bingen (AKJB) nicht gerechnet. Vier Stunden �ffnete der AKJB die Erinnerungs- und Begegnungsst�tte in der ehemaligen Synagoge in der Binger Rochusstra�e. Etwa 60 B�rgerinnen und B�rger aus Bingen und Umgebung, darunter Beigeordneter Hans-J�rgen Kl�ckner f�r die Stadt Bingen, waren der Einladung des AKJB gefolgt..." |
August 2011: Verlegung von "Stolpersteinen" in Bingen am 31. August 2011 Dazu erschien ein Artikel von Beate Goetz in der "Allgemeinen Zeitung" vom 5. August 2011. Link zu diesem Artikel. |
Ein weiterer Artikel zur Verlegung der "Stolpersteine" von "cts" erschien in der "Allgemeinen Zeitung" am 1. September 2011: "Erinnerung an Schicksale. Stolpersteine. Metallplatten machen j�dische Spuren sichtbar" (Link zu diesem Artikel) |
Weiterer Artikel von Beate Goetz in der "Allgemeinen Zeitung" vom 6. September 2011: "* Nach 1938 durften wir nirgendwo mehr hingehen. Bingen. J�dische Schicksale. Ellen Mayer Fine denkt noch heute an Spazierg�nge am Rhein mit hrem Gro�vater Ferdinand Simon zur�ck" (Link zu diesem Artikel). |
Januar 2012:�ber den Internetauftritt des Arbeitskreises "J�disches Bingen": Professionelle Pr�senz im Netz (Allgemeine Zeitung, 06.01.2012). |
Januar 2016:Unterrichtsprojekt f�r Grundsch�ler |
Kinder erfahren Geschichte der ehemaligen Synagoge (Allgemeine Zeitung, 16.01.2016) |
November 2017: Weitere Verlegung von "Stolpersteinen" - In Bingen liegen nun 117 "Stolpersteine" |
Pressemitteilung der Stadt Bingen vom 8. November 2017 (mit Foto - Quelle: Stadtverwaltung Bingen): "Bingen: In Bingen sind inzwischen 115 'Stolpersteine' verlegt Bingen � Inzwischen sind es 115 'Stolpersteine', die seit 2005 in der Innenstadt, in B�desheim, Bingerbr�ck und Gaulsheim an das Schicksal j�dische Mitb�rger, die dem Holocaust zum Opfer fielen, erinnern. Der Arbeitskreis J�disches Bingen (AKJB) hat den K�lner K�nstler Gunter Demnig nun bereits zum achten Mal eingeladen, um f�r Arthur Hecht und seine Frau Maya (geborene Pfifferling) in der Schlossbergstra�e 26, f�r David Friedmann und seine Frau Jenni (geborene Sommer) in der Salzstra�e 7-9, f�r Amelie Durlacher in der Kapuzinerstra�e, f�r Simon Berg in der Hospitalstra�e (MVB), f�r Eugen und Paula Mandel (geborene Br�ck in der Mainzer Stra�e 31 sowie f�r die Geschwister Fritz und Lilli Hohmann in der Mainzer Stra�e 47-51 die Erinnerungssteine verlegen zu lassen. W�hrend Demnig arbeitet, berichtet Beate Goetz von der jeweiligen Lebensgeschichte, sodass immer ein sehr eindrucksvoller Moment entsteht. 'Es ist eine gute Tradition, dass wir hier in Bingen die Verlegung der ,Stolpersteine� pflegen. So werden auch die nachfolgenden Generationen aufgefordert, daran zu denken, was einmal passiert ist und k�nnen daf�r sorgen, dass sich solche unglaublichen Grausamkeiten niemals mehr wiederholen', so Oberb�rgermeister Thomas Feser." Link zum Artikel |
Dezember 2018: Informationen zur j�dischen Geschichte an Kommunalpolitiker |
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" vom 5. Dezember 2018: "Zu Gast in ehemaliger Synagoge BINGEN. Die Geschichte der Juden in Bingen reicht zur�ck ins 12. Jahrhundert. Mit der Zerst�rung der Synagoge in der Pogromnacht vom 10. auf den 11. November 1938 und der Deportation aller in Bingen verbliebenen 152 Juden in den Jahren 1942/43 l�schte die nationalsozialistische Schreckensherrschaft die j�dische Gemeinde in Bingen g�nzlich aus. Bereits 115 Stolpersteine in Bingen verlegt. 'Das Erinnern an die grausamen Taten und das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus steht daher im Mittelpunkt unserer Arbeit', erkl�rt der Vorsitzende des Arbeitskreises J�disches Bingen Hermann-Josef Gundlach. Er stellte den Binger Sozialdemokraten in den R�umlichkeiten der ehemaligen Synagoge das Wirken des Arbeitskreises vor. Dazu geh�ren die Forschung und Dokumentation der Geschichte der Binger Juden sowie die Pflege von Briefkontakten weltweit. 'Die am weitesten entfernt wohnenden Mitglieder leben in Korea und Mexiko', berichtete Gundlach. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist die Verlegung von Stolpersteinen. Seit 2006 wurden 115 Stolpersteine zum Gedenken an die Opfer des Holocaust vor ihren ehemaligen H�usern und Wohnungen in Bingen verlegt. Besonders am Herzen liegt Gundlach die Arbeit mit Sch�lern: Projektwochen in den Schulen, F�hrungen auf dem Judenfriedhof und ein neues Heft im Comic-Stil f�r den Unterricht. 'Das hinterl�sst tiefe Eindr�cke bei den Sch�lern', so Gundlach. 'Insbesondere die Ansprache von Kindern und Jugendlichen ist absolut zu unterst�tzen', bedankt sich der SPD-Fraktionsvorsitzende Michael H�ttner f�r das gro�e Engagement. Den Wunsch nach mehr Ausstellungsfl�che und die Unterbringung der Bibliothek, die derzeit in einer Garage gelagert ist, nehmen die Sozialdemokraten mit." Link zum Artikel |
November 2019: Die ehemalige Synagoge soll wieder erkennbar werden |
Artikel von Ernst Michael Lang in der "Allgemeinen Zeitung" vom 13. November 2019: "Ehemalige Binger Synagoge soll erkennbar werden Wer es nicht wei�, l�uft einfach dran vorbei. Der Geb�udeteil in der Rochusstra�e, der einmal zur Synagoge z�hlte, ist als solcher nicht erkennbar. Das soll sich jetzt �ndern. BINGEN - Wer es nicht wei�, wird es auch nur schwerlich erkennen. Besucher, die entlang der Rochusstra�e flanieren, laufen einfach vorbei; vorbei an der ehemaligen Synagoge, genauer gesagt: an dem verbliebenen rechten Trakt, dem Gemeindeteil, denn die eigentliche Synagoge mit dem imposanten Eingangsportal ist ein- f�r allemal verschwunden. Das haben �brigens nicht, wie man meinen k�nnte, die Nazis besorgt. Vielmehr wurden die baulichen Reste der Synagoge, unter anderem auch Teile jenes Portals, 1970 f�r Wohnbebauung wegger�umt. Diesen ungeheuerlichen und auch heute noch unfassbaren Vorgang hat Kulturamtsleiter Dr. Matthias Schmandt in seiner Vorlage f�r den j�ngsten Kulturausschuss mit Bitterkeit so zusammengefasst: 'Nachdem bis 1945 alle Bem�hungen um die Tilgung j�discher Symbolik aus dem Stra�enbild erfolglos geblieben waren, entsprach das damals � 25 Jahre nach der 'Stunde null' und der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus � erzielte und im Wesentlichen bis heute g�ltige Ergebnis also 'endlich' den Intentionen der NS-Amtstr�ger in Stadt und Kreis: Das ehemalige Gotteshaus ist seither nicht ohne Weiteres mehr als Synagoge zu identifizieren.' Ortsunkundige Besucher laufen also vorbei und k�nnen gar nicht ahnen, welches imposante Ensemble hier Anfang des 20. Jahrhunderts einmal auch Ausdruck einer bewegenden Aufbruchstimmung und liberalen Stadtkultur war. Der Sakralbau der Synagoge f�gte sich stolz und erhaben ein in die Prachtstra�e des neuen Bingens, der Rochusstra�e und -allee. Das nahe Technikum, das �mterhaus, aber auch die Hafenanlage am Rhein: alles Ausdruck gr�nderzeitlicher Aufbruchstimmung und zugleich einer liberalen Stadtgesellschaft, in der buchst�blich und sozusagen auch baulich die j�dischen Mitb�rger mitten unter allen waren. Von da aus l�sst sich das ganze Ausma� der nationalsozialistischen Barbarei ermessen, der Bruch mit allem, was einst in der deutschen Wertegemeinschaft G�ltigkeit besa�. Die Synagoge ging im Pogrom von 1938 in Flammen auf, die Binger Juden wurden vertrieben und ermordet. Am vergangenen Samstag wurde wieder dieser ersch�tternden Ereignisse gedacht. Der verbliebene Teil der Synagoge k�nnte nun nicht nur ein Ort der Erinnerung und des Gedenkens sein. Indem �berhaupt erst wieder kenntlich gemacht wird, dass hier einst eine Synagoge stand und welches Schicksal das Geb�ude und die Menschen j�dischen Glaubens erlitten, w�rde auch dem Vergessen ein Ende gesetzt. Dem Vergessen, auf das es die Nazis abgesehen hatten, die mit aller Gewalt und Brutalit�t alle Spuren j�discher Kultur in Deutschland ausl�schen wollten. Kulturamtsleiter Schmandt sagte im Ausschuss, Bingen sei eine Stadt mit einer langen j�dischen Geschichte. Gerade den aktuellen Vorf�llen von Antisemitismus in Deutschland m�sse entschlossen begegnet werden, indem j�dische Kultur sichtbar gemacht und die Verbrechen der Nationalsozialisten dargestellt werden. 'Noch vor wenigen Jahren haben wir in Bingen eigentlich mehr �ber das Mittelalter gewusst als �ber die Zeit des Nationalsozialismus', sagte Schmandt. Dies habe sich inzwischen durch intensive Forschungsarbeit ge�ndert, die im kommenden Jahr auch in einem eigenen Band zur Stadtgeschichte zusammengefasst wird. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse sei es beispielsweise auch m�glich, die Ereignisse im Zusammenhang mit der Pogromnacht in Bingen nachzuzeichnen. Beschlossen ist bereits, einen Geschichtsprojektor in der Rochusstra�e aufzustellen, durch den die Synagoge in ihrem urspr�nglichen Zustand zu sehen ist, �hnlich wie am Naheufer das Kloster Rupertsberg. Informationstafeln sollen Erl�uterungen geben. Ein besonderes Denkmal sind drei Steinfragmente aus dem Rundbogen, dem Tympanon der Synagoge, die bislang auf dem j�dischen Friedhof lagen. Sie sind einerseits Zeugen j�dischen Glaubens, anderseits bezeugen sie durch ihre Besch�digungen auch das W�ten der Nazis in der Pogromnacht. Der Ausschuss will in seiner Dezembersitzung erneut beraten, wie die Steine im Bereich der Synagoge aufgestellt und ebenfalls mit Erl�uterungen versehen werden k�nnen. Ein erster Vorschlag, der ein Aufbringen auf die Nordwand des verbliebenen Geb�udeteils vorsah, fand mehrheitlich keinen Anklang." Link zum Artikel |
November 2019: Sch�ler gedenken an die Pogromnacht 1938 |
Artikel (und Fotos) aus der Website der Rochus Realschule plus vom 2. Dezember 2019: "Sch�ler gedenken der Opfer der Reichspogromnacht im Jahr 1938 Am 10. November 1938 gaben die Nationalsozialisten deutschlandweit und auch im bereits wieder 'angeschlossenen' �sterreich den Geheimbefehl zu Ausschreitungen gegen�ber j�dischen Mitb�rgern. Anlass zu dieser Aktion bot das Attentat des erst 18-j�hrigen Herschel Gr�nspan auf den deutschen Legationssekret�r Ernst vom Rath in Paris... Auch in Bingen kamen die Befehle an. Dort wurden Ingelheimer SA-M�nner eingesetzt, um die �bergriffe durchzuf�hren. Man vertraute beim Vorgehen mit Absicht auf �rtlich nicht bekannte Personen, um das Bild einer spontanen Volkserhebung zu unterstreichen. Jedoch zeigen Berichte der Geheimpolizei der SS, des SD (Sicherheitsdienst), dass die Mehrheit der B�rger wusste wer f�r die Ausschreitungen verantwortlich war. Im Rahmen der Gedenkveranstaltung an der ehemaligen j�dischen Synagoge in der Rochusstra�e, nahmen Sch�ler der Geschichts-AG teil, indem sie folgenden kurzen Text, der die damaligen Geschehnisse nachzeichnete, vorlasen: Der AKJB (Arbeitskreis j�disches Bingen) hatte bereits 2010 gefordert, die Binger Nazizeit zu erforschen. Mit dem Buch Bingen im Nationalsozialismus wurde im vorigen Jahr damit begonnen. In diesem Buch untersuchte die Historikerin, Frau Dr. Bernard, auch die Vorg�nge um die Zerst�rung der Binger Synagoge im Rahmen der sogenannten 'Judenaktion' im November 1938. Danach war der Ablauf wie folgt: � In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 drangen Unbekannte in die Synagoge ein und steckten B�nke mit einer brennbaren Fl�ssigkeit in Brand. Die Hausmeisterin Elisabeth Dun�r und Karl Koppel l�schten den Brand mit einem Schauml�schger�t. � Nathan Loeb erstatte deshalb zwischen 5.30 und 6.00 Uhr Anzeige bei der Polizei, worauf die Kripobeamten Rust und Mehren verst�ndigt wurden, die den Tatbestand - Brandspuren an einigen B�nken und in der Sakristei - an Ort und Stelle aufnahmen. � Um 8.00 Uhr verst�ndigte Herr Loeb wieder die Polizei. Einige Unbekannte drangen erneut in die Synagoge ein. � 9.00 Uhr erneute Brandstiftung an der Synagoge in der Rochusstra�e. Tor und brennende Gegenst�nde liegen auf der Stra�e. Beginn der Demolierung der Synagoge in der Rochusstra�e. � Die Zerst�rung der Synagoge wird von der Binger SA-F�hrung im Zusammenwirken mit der B�rgermeisterei der Stadt Bingen sowie mit Unterst�tzung von Angeh�rigen des Gaswerks Bingen und der Firma Richtberg durchgef�hrt. Die Feuerwehr wird verst�ndigt." Link zum Artikel |
Januar 2020: Gedenkfeier zum Holocaust-Gedenktag |
Artikel von S�ren Heim in der "Allgemeinen Zeitung" vom 28. Januar 2020: "Auschwitz-Gedenktag in der Binger Synagoge Gertrud Kolmar steht im Mittelpunkt der vom 'F�rderverein f�r j�disches Leben in Bingen heute' initiierten Gedenkfeier f�r die Opfer des Nationalsozialismus. BINGEN - Mit Gedichten von Gertrud Kolmar beging 'Tiftuf', der 'F�rderverein f�r j�disches Leben in Bingen heute', den Gedenktag f�r die Opfer des Nationalsozialismus in den R�umlichkeiten der ehemaligen Binger Synagoge. �ber die Dichterin Kolmar sagte der Vortragende, Volkmar D�ring, sie habe ihn schon in der Schule ber�hrt und dann aufs Neue, als er in einem Antiquariat einige ihrer Gedichtb�nde entdeckt habe. Lange habe er allerdings nicht gewusst, dass Kolmar 1943 in Auschwitz ermordet worden sei. Die Tatsache, dass sie heute zu den bedeutendsten Dichterinnen des 20. Jahrhunderts z�hlende Kolmar weiter schrieb, w�hrend sie bereits von den Nationalsozialisten verfolgt worden sei, verleihe den formal von der deutschen Klassik beeinflussten Werken, die sich einer sehr ausdrucksstarken Bildsprache bedienen, noch einmal zus�tzliche Bedeutung. Kolmar stehe an diesem Abend auch f�r all die anderen Verfolgten und Ermordeten, erg�nzte die Vorsitzende von 'Tiftuf', Natalia Piskunova. Das Gedenken wachzuhalten an die Gr�ueltaten des Nationalsozialismus, so Piskunova weiter, sei derzeit wichtiger denn je. Der Anschlag in Halle habe die kleine Gemeinde in Bingen sehr ersch�ttert, und mit der Erinnerung an den Tag, als die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz befreite, verbinde sich auch die Forderung, dass sich die Verbrechen der Nationalsozialisten niemals wiederholen d�rfen. Zum Erinnern allerdings geh�re es auch, nach vorne zu schauen, weshalb der Verein 'Tiftuf' explizit das j�dische Leben in Bingen heute in den Mittelpunkt stelle, wobei man aus einer mehr als 3000-j�hrigen Geschichte und Tradition sch�pfe. Dass in Bingen wieder regelm��ig j�disch gepr�gte kulturelle Veranstaltungen stattfinden und j�dische Feste gefeiert werden und noch dazu in den R�umlichkeiten der w�hrend der Reichspogromnacht ausgebrannten, dann jahrzehntelang kaum beachteten und in den 70ern teils abgerissenen ehemaligen Synagoge, das sei ein besonderes Zeichen. Veranstaltungen, wie eben nun auch die Lesung D�rings mit Gedichten von Gertrud Kolmar: Ergreifende Texte, die von Hoffnung und Liebe sprechen, aber auch von Sorgen und einem Gef�hl der Unbehaustheit. Auf besonderen Zuspruch beim Publikum sto�en drei Vertonungen D�rings, die in ruhigem, manchmal fast plauderndem Gesang zur Gitarre zeigen, wie gut sich diese Gedichte mit ihrer regul�ren Rhythmik auch als Lieder eignen. So etwa 'Die Fahrende', deren Visionen von Reise und Heimkehr dem traurigen Thema des Gedenktags eine hoffnungsvolle Bilderwelt entgegenstellt: 'Nackte, k�mpfende Arme pfl�g ich durch tiefe Seen, In mein leuchtendes Auge zieh ich den Himmel ein. Irgendwann wird es Zeit, still am Weiser zu stehen, Schmalen Vorrat zu sichten, z�gernd heimzugehen, Nichts als Sand in den Schuhen, Kommender zu sein.' Er f�hle sich sehr wohl bei 'Tiftuf', erz�hlt D�ring sp�ter. Der Kontakt sei entstanden, als D�ring sich angeboten hatte, ein Gem�lde der Synagoge zu erstellen, wie es vor einiger Zeit f�r die Au�enwand des heutigen Feuerwehrgeb�udes diskutiert wurde. Dann sei aber vor allem seine Musik im Verein mit offenen Armen empfangen worden. Mittlerweile ist D�ring selbst Mitglied. Die Synagoge, wie sie aussah, bevor Binger Nationalsozialisten das Geb�ude 1938 in Brand steckten, konnten die Gedenkenden an diesem Abend einmal mehr als Projektion an der Au�enwand des noch bestehenden Geb�udes bewundern." Link zum Artikel |
Januar 2020: Die Stolpersteine werden von Sch�lern gereinigt |
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" vom 31. Januar 2020: "Binger Sch�ler reinigen Stolpersteine. Geschichts-AG der Rochus Realschule plus setzt sich mit den Schicksalen deportierter Binger Juden auseinander. BINGEN. Am 27. Januar 1945 wurde das Lager Auschwitz-Birkenau, dessen Name wohl mehr als alles andere f�r die Grauen und Verbrechen der Nationalsozialisten steht, von der Roten Armee befreit. Um die Geschehnisse von damals nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und ein aktives Zeichen gegen neuerlichen Rassismus und Antisemitismus zu setzen, begaben sich einige Sch�ler der Geschichts-AG an der Rochus Realschule plus an die ehemaligen Wohnh�user j�discher Binger B�rger, um die dort zu deren Gedenken verlegten Stolpersteine zu reinigen. Die Stolpersteine wurden dabei bewusst gew�hlt, da sich die Sch�ler in den vergangenen Monaten mit einigen Schicksalen ehemaliger j�discher B�rger Bingens auseinandergesetzt hatten, um ihnen im Rahmen einer schuleigenen Ausstellung ein Gedenken zu setzen. Dabei wurde f�r 15 Personen ein 'Erinnerungskasten' gestaltet, wobei f�r jedes Lebensjahr ein farbiger Holzw�rfel gestaltet wurde. Die Farben sind den jeweiligen Lebensphasen der Person zugeordnet. So steht die Farbe wei� f�r die ersten sieben Lebensjahre, in denen man noch ein 'unbeschriebenes Blatt' ist und sich vollkommen frei entwickelt. Daran schlie�t sich die Farbe rosa an, die f�r die Pubert�t und st�rkere Entwicklungen steht. Weitere Farben sind dann rot, blau, grau und schwarz. Die Ausstellung, die unter dem Namen 'Gelebtes Leben � geraubtes Leben' l�uft, wird im Rahmen der Feierlichkeiten zur Ernennung zur 'Schule ohne Rassismus � Schule mit Courage' er�ffnet. Bei den Ideen f�r die Ausstellung hatten sich die Sch�ler gemeinsam mit ihrem begleitenden Lehrer Marcel Griesang von der Hunsr�cker K�nstlerin Jutta Christ inspirieren lassen. Einer der gereinigten Steine erinnert an Ida Dehmel, die am 14. Januar 1870 geboren wurde. Sie stammte aus einer alteingesessenen Binger Winzerfamilie. Sie setzte sich aktiv f�r Frauenrechte ein. Nachdem ihr Sohn 1917 im Ersten Weltkrieg gefallen war und sie der n�chste Schicksalsschlag mit dem fr�hen Tod ihres Mannes im Jahr 1920 ereilt hatte, intensivierte sie ihren Kampf f�r Frauenrechte noch. Mit der Macht�bernahme der Nationalsozialisten sah sie sich dann auch massiven Einschr�nkungen ausgesetzt. Dies f�hrte dazu, dass sie im Jahr 1942, als die Deportationen in den Osten einsetzten, keinen anderen Ausweg mehr f�r sich sah als den Freitod. Nachdem die Sch�ler auch die Stolpersteine des Ehepaares Paul und Paula Steinberg gereinigt hatten, begaben sie sich zum letzten an diesem Tag zu reinigenden Erinnerungsstein. Simon Berg wurde im Jahr 1869 in Weiler geboren und hatte vier Kinder. W�hrend sein Sohn Walter es schaffte, nach Amerika zu emigrieren, kamen zwei seiner drei T�chter in den Todeslagern im Osten ums Leben. Er selbst wurde 1942 in einem der sogenannten Judenh�user in Bingen untergebracht. Dort pferchten die Nationalsozialisten die noch verbliebenen j�dischen B�rger ein, um dann ihre urspr�nglichen Wohnungen und Habseligkeiten zu pl�ndern und weiterzuverkaufen. Au�erdem konnten sie sie so besser f�r die bald anstehenden Deportationen �berwachen. Simon Berg wurde schlie�lich am 27. September 1942 nach Theresienstadt deportiert. Dieses Lager versuchten die Nationalsozialisten der Welt als j�dische Mustersiedlung zu verkaufen. Heinrich Himmler, der Chef der SS, hatte hier sogar das internationale Rote Kreuz einbestellt, um ihnen dieses 'vorbildlich' gef�hrte Lager zu pr�sentieren. Nat�rlich hatte man f�r diesen Tag das Lager herausgeputzt und den 'Besuchern' nur wohl gen�hrte Menschen und sogar einen Kinderspielplatz gezeigt. Wie schlimm die Umst�nde im Lager jedoch in Wirklichkeit waren, zeigt der Umstand, dass Simon Berg am 27. April 1944 dort als verstorben gemeldet wurde. Die Sch�ler �bernahmen die Reinigungsarbeiten voller Elan und befanden im Anschluss einstimmig, dass die Pflege der in Bingen verlegten Stolpersteine regelm��ig stattfinden sollen. Ihrer Meinung nach ist die Erinnerung an die damaligen Geschehnisse nicht mit der Verlegung der Stolpersteine getan, sondern muss, zum Beispiel durch die Reinigung der Steine und die Thematisierung der Schicksale, aktiv gelebt werden, um wirklichen Nutzen zu haben." Link zum Artikel |
Links und Literatur
Website der Stadt Bingen am Rhein | |
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Zur j�dischen Geschichte in Bingen siehe auch die Seiten des Arbeitskreises "J�disches Bingen" | |
Aktuelles j�disches Leben in Bingen siehe die Website von "TIFTUF", "F�rderverein f�r j�disches Leben in Bingen heute" | |
Zur Seite �ber den j�dischen Friedhof in Bingen (interner Link) | |
Seiten zur Familiengeschichte von Julius Lachmann (1897 - 1941 deportiert), langj�hriger Kantor der Israelitischen Gemeinde. | |
Seiten �ber das Lebenswerk und den Nachlass des in Bingen geborenen Architekten Fritz Nathan (1891 - 1960) | |
Liste der in den Central Archives in Jerusalem aufbewahrten Dokumente der j�dischen Gemeinde Bingen (pdf-Datei) | |
"H�rstolpersteine" zu Bingen in der Website von SWR 2 |
Literatur:
Germania Judaica I S. 26-27; II,1 S. 82-85; III,1 S. 116-128. | |
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Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebr�isch) S. 101-106. | |
Beate Goetz: J�disches Bingen. Von der Einweihung der Synagoge in der Rochusstra�e bis zur brutalen Zerst�rung. In: SACHOR. Beitr�ge zur J�dischen Geschichte und zur Gedenkst�ttenarbeit in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale f�r politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad Kreuznach. 8. Jahrgang Ausgabe 2-1998 Heft Nr. 16. S. 15-22. Online zug�nglich (als pdf-Datei eingestellt). | |
Hans-Peter Schwarz (Hg.): Die Architektur der Synagoge. Frankfurt a.M./Stuttgart 1988 S. 149 (Aufnahme Eingangst�r von 1789). | |
Art. "Bingen" in: "und dies ist die Pforte des Himmel". Synagogen Rheinland-Pfalz - Saarland. Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland Bd. 2. 2005 S. 108-115 (mit weiteren Literaturangaben bis 2005). | |
Ofer Ashkenazi: Exile at Home: Jewish Amateur Photography under National Socialism, 1933-1939. In: Leo Baeck Institute Year Book 2019. Oxford University Press. S. 115-140. Anmerkung: betr. Ludwig Simon und seine Familie in Bingen (1880-1938 Gaustra�e 6). Ausgewertet werden die im J�dischen Museum Berlin vorhandenen Fotografien. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust".
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright � 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.
Bingen. From the 11th century, Jewish moneylenders were permitted to settle there as protected Jews (Schutzjuden), the archbishops levying taxes on their wealth. The community later suffered expulsion (1198) and the Black Death persecutions of 1348-49. R. Seligmann Bing convened an assembly there in 1456, hoping the bring all the Rhinleland communities under his jurisdiction, but the attempt failed. In 1490 a fire destroyed the Jewish quarter (Judengasse) and in 1507 Jews were banished from the city. Following its reestablishment, the community made slow progress until the French occupation (1793-1813), when it numbered 297 and a delegate from Bingen attended the Paris Sanhedrin (1807). Many Jews welcomed the 1848 revolution and enlisted in the National Guard. When an organ and other reforms were introduced in 1871, Orthodox members left the community and established a separate Jewish community (Austrittsgemeinde). At a meeting held in Bingen (prior the the First Zionist Congress) on 11 July 1897, the establishment of a German Zionist Organization was approved. By 1900, the community had grown to 713 (7,4 % of the total). Jews played a major role in civic affairs and commerce, wine production being one of their specialties. Under the Weimar Republic, branches of the Central Union (C.V.), Jewish War Veterans Association, Zionist Organization, and other national bodies were active. On 1 April 1933, stormtroopers inaugurated the boycott of Jews and Jewish-owned stores. Nazi legislation (1933-38) resulted in the dismissal of Jewish professionals and the "Arynization" of Jewish businesses enterprises. On Kristallnacht (9-10 November 1938), Jewish department stores on the city were vandalized, the imposing Liberal synagogue was ransacked and the burned to the ground, and the Orthodox's synagogue's interior was destroyed. Of the 465 Jews (3,3 %) living there in 1933, 243 had left or emigrated by 1939; the 169 who still remained were deported in 1942.