Simone M Bogner | Fachhochschule Potsdam University of Applied Sciences (original) (raw)
Papers by Simone M Bogner
Eva von Engelberg-Dočkal, Svenja Hönig, Stephanie Herold (Hg.): Alltägliches Erben, 2023
The following essay is not intended to provide a conceptual history of the vernacular, but to hig... more The following essay is not intended to provide a conceptual history of the vernacular, but to highlight certain developments in the discipline of modern architecture after the end of the Second World War: developments which reveal differing notions of the everyday as well as different modes of appropriation in design and approach. The framework for these observations is provided by the designs and statements of four architects – Giancarlo de Carlo, Alison Smithson and Peter Smithson, and Aldo van Eyck – who presented them at the final meetings of the Congrès Internationaux d’Architecture Moderne (CIAM).
Praktiken des Erbens. Metaphern, Materialisierungen, Machtkonstellationen, 2022
Ausgehend von der Bemerkung des Philosophen Jacques Derrida, dass Erbe immer auch eine Aufgabe se... more Ausgehend von der Bemerkung des Philosophen Jacques Derrida, dass Erbe immer auch eine Aufgabe sei, widmet sich der dritte Band der Schriftenreihe des Graduiertenkollegs „Identität und Erbe“ den sozialen und kulturellen Praktiken der Bezugnahme auf Vergangenheit(en) und Identität(en). Mit einem (kulturellen) Erbe soll und muss etwas getan werden, um es überhaupt hervorzubringen. Es konstituiert sich erst im Akt des (Nicht-)Erbens, das heißt im Wechselverhältnis mit den mit und an ihm ausgeführten Praktiken. Gleichwohl ermöglicht erst deren Verbindung mit den materiellen Überresten und Überlieferungen des Erbes eine Aneignung oder Ablehnung der Vergangenheit sowie die Fort- und Umschreibung eines bereits bestehenden Erbes. Diese Vorgänge sind nicht willkürlicher Natur: Die Möglichkeiten zur Interpretation und Deutung werden durch die sozialen, politischen, kulturellen, ökonomischen und technischen Bedingungen der Gegenwart sowie durch die Geschichte und Materialität des Erbes beschränkt, erweitert und gelenkt. Erbe und Erbeprozesse müssen deshalb notwendigerweise miteinander in Beziehung gesetzt werden.
Einführung in den Sammelband "Praktiken des Erbens. Metaphern, Materialisierungen, Machtkonstellationen", Schriftenreihe des DFG-Graduiertenkollegs 2227 »Identität und Erbe«, Band 3, 2022.
Hrsg. von Simone Bogner, Michael Karpf, Hans-Rudolf Meier, Bauhaus-Universitäts-Verlag, Ilmtal-Weinstraße 2022.
Mit Beiträgen von Simone Bogner und Michael Karpf, Stefan Willer, Giorgia Aquilar, Jörg Springer, Bernd Euler-Rolle, Elizabeth Sikiaridi und Frans Vogelaar, Verena von Beckerath, Alexandra Klei, Oluwafunminiyi Raheem, Ronny Grundig, Özge Sezer, Anna Kutkina, Inge Manka, Karolina Hettchen und Monique Jüttner sowie Julian Blunk.
in: Instabile Konstruktionen. Interdisziplinäre Forschungen zu »Identität und Erbe«, Schriftenreihe des DFG-Graduiertenkollegs 2227 »Identität und Erbe«, Band 2, hrsg. von Simone Bogner, Gabi Dolff-Bonekämper, Hans-Rudolf Meier, Bauhaus-Universitätsverlag, Ilmtal-Weinstraße, 2022
Dieser Artikel befasst sich mit den Congrès Internationaux d’Architecture Moderne (CIAM) in den 1... more Dieser Artikel befasst sich mit den Congrès Internationaux d’Architecture Moderne (CIAM) in den 1950er Jahren. Anhand von drei Beispielen stelle ich einige Überlegungen dazu an, ob es Vorteile es mit sich bringt, Architektur als Erbepraxis aufzufassen und falls ja, welche. Die Frage ist also: Welche Motive – Vorstellungen von Gemeinschaft, Selbstverständnisse und Traditionskonzepte – und welche Diskurse – national und international – stehen hinter den jeweiligen Konstruktionen von Identität und Erbe?
Denkmal – Erbe – Heritage. Begriffshorizonte am Beispiel der Industriekultur, 2018
Einführung in den Tagungsteil des Graduiertenkollegs „Identität und Erbe“ / Introduction to the ... more Einführung in den Tagungsteil des Graduiertenkollegs „Identität und Erbe“ / Introduction to the Conference Component of the Research Training Group “Identity and Heritage”
Hans-Rudolf Meier/Daniela Spiegel (Hg.): Kulturreformer. Rassenideologe. Hochschuldirektor Der lange Schatten des Paul Schultze-Naumburg, 2018
Hinter einem verwildertem Vorhof an der Humboldtstraße auf dem Weimarer „Silberblick“, einer Anhö... more Hinter einem verwildertem Vorhof an der Humboldtstraße auf dem Weimarer „Silberblick“, einer Anhöhe im Süden der Stadt, verbirgt sich die einzige gebaute, wenn auch nie als solche genutzte architektonische Memorialstätte für Friedrich Nietzsche (1844–1900). Das zwischen 1937 und 1939 im Auftrag des in direkter Nachbarschaft liegenden Nietzsche-Archivs errichtete Gebäude war Paul Schultze-Naumburgs letzter großer Einzelbau.
Die ausgeführte Nietzsche-Gedächtnishalle war als Kultbau mit angeschlossenen Räumen für Büros und die Bibliothek konzipiert. Finanziert wurde sie hauptsächlich durch das Nietzsche-Archiv, aber auch durch die Reichskanzlei, die Thüringische Landesregierung, die Stadt Weimar und die aus den Berlin-Suhler Waffenwerken hervorgegangene Wilhelm-Gustloff Stiftung. Die Einweihung der bereits 1939 fast vollständig im Inneren ausgebauten Gedenkhalle scheiterte an fehlenden Mitteln, an Unstimmigkeiten zwischen den Beteiligten, aber auch daran, dass das Projekt, im Vergleich zu anderen Bauvorhaben des „Dritten Reichs“, für die NS-Führung von letztlich nachrangiger Bedeutung war.
Insgesamt fasst der Komplex gegenwärtig knapp 5.000qm Bruttogeschossfläche. Bereits 1946/47 war er zu Zeiten der SMAD in ein Rundfunkhaus umgewandelt worden. Auch heute noch sind große Teile der erbauungszeitlichen Ausstattung erhalten, auch wenn das Gebäude nach dem Krieg einen Aufnahmesaal sowie Tonstudios erhielt und um eine Etage aufgestockt worden war.
Seit dem Auszug des letzten Nutzers, dem Mitteldeutschen Rundfunk, im Jahr 2000 steht die Halle leer.
Alles Heritage? HRMagazin, Festgabe für Hans-Rudolf Meier, 2016
Die Gegenüberstellung von Textpassagen aus einem nicht veröffentlichten Manuskript von 1989 zu d... more Die Gegenüberstellung von Textpassagen aus einem nicht veröffentlichten Manuskript von 1989 zu den "Denkmalen zur Geschichte der DDR" mit aktuellen Fotografien der darin beschriebenen Orte, erlaubt eine Annäherung an die (nationalen) Identitätskonstruktionen und die Erinnerungspolitik(en) in der ehemaligen DDR.
Sperrig und doch geliebt, ein Millionen fressendes Monster, aber auch identitätsstiftend – dem In... more Sperrig und doch geliebt, ein Millionen fressendes Monster, aber auch identitätsstiftend – dem Internationalen Congess Centrum (ICC) Berlin werden ebenso unterschiedliche Rollen zugesprochen, wie es Haltungen zu ihm gibt. Eine Tagung zu Großbauten der 1960er und 70er Jahre im Juni 2012 hat sich vor allem diesem Koloss gewidmet. Wird er nun endlich unter Denkmalschutz gestellt?
Books by Simone M Bogner
Instabile Konstruktionen, 2022
Wie kann eine Migrationsgesellschaft im städtischen Erbe sichtbar werden? Dieser Beitrag im zweit... more Wie kann eine Migrationsgesellschaft im städtischen Erbe sichtbar werden? Dieser Beitrag im zweiten Sammelband des DFG Graduiertenkollegs "Identität und Erbe" fasst einige Kerngedanken aus meiner Monographie zusammen. Wer keine Lust hat 360 Seiten zu lesen, kann sich hier auf 16 Seiten etwas einlesen.
Praktiken des Erbens. Metaphern, Materialisierungen, Machtkonstellationen, Schriftenreihe des DFG-Graduiertenkollegs 2227 »Identität und Erbe«, Band 3, 2022
Hrsg. von Simone Bogner, Michael Karpf, Hans-Rudolf Meier Bauhaus-Universitäts-Verlag, Ilmtal-We... more Hrsg. von Simone Bogner, Michael Karpf, Hans-Rudolf Meier
Bauhaus-Universitäts-Verlag, Ilmtal-Weinstraße 2022
Ausgehend von der Bemerkung des Philosophen Jacques Derrida, dass Erbe immer auch eine Aufgabe sei, widmet sich der dritte Band der Schriftenreihe des Graduiertenkollegs „Identität und Erbe“ den sozialen und kulturellen Praktiken der Bezugnahme auf Vergangenheit(en) und Identität(en). Mit einem (kulturellen) Erbe soll und muss etwas getan werden, um es überhaupt hervorzubringen. Es konstituiert sich erst im Akt des (Nicht-)Erbens, das heißt im Wechselverhältnis mit den mit und an ihm ausgeführten Praktiken. Gleichwohl ermöglicht erst deren Verbindung mit den materiellen Überresten und Überlieferungen des Erbes eine Aneignung oder Ablehnung der Vergangenheit sowie die Fort- und Umschreibung eines bereits bestehenden Erbes. Diese Vorgänge sind nicht willkürlicher Natur: Die Möglichkeiten zur Interpretation und Deutung werden durch die sozialen, politischen, kulturellen, ökonomischen und technischen Bedingungen der Gegenwart sowie durch die Geschichte und Materialität des Erbes beschränkt, erweitert und gelenkt. Erbe und Erbeprozesse müssen deshalb notwendigerweise miteinander in Beziehung gesetzt werden.
Mit Beiträgen von Simone Bogner und Michael Karpf, Stefan Willer, Giorgia Aquilar, Jörg Springer, Bernd Euler-Rolle, Elizabeth Sikiaridi und Frans Vogelaar, Verena von Beckerath, Alexandra Klei, Oluwafunminiyi Raheem, Ronny Grundig, Özge Sezer, Anna Kutkina, Inge Manka, Karolina Hettchen und Monique Jüttner sowie Julian Blunk.
Instabile Konstruktionen. Interdisziplinäre Forschungen zu »Identität und Erbe«, Schriftenreihe des DFG-Graduiertenkollegs 2227 »Identität und Erbe«, Band 2 , 2022
Hrsg. von Simone Bogner, Gabi Dolff-Bonekämper, Hans-Rudolf Meier Bauhaus-Universitätsverlag, Ilm... more Hrsg. von Simone Bogner, Gabi Dolff-Bonekämper, Hans-Rudolf Meier
Bauhaus-Universitätsverlag, Ilmtal-Weinstraße 2022
Wer von Erbe im Zusammenhang mit Identität spricht, verspricht sich und Anderen »Kontinuität« und »Stabilität«. Das Versprechen hält indes nur so lange, wie sich Menschen auf die damit verbundenen Erzählungen einlassen. Da diese zunehmend hinterfragt werden und der Begriff »Identität« im politischen Raum zu einer umkämpften Kategorie avanciert ist, werden auch die lange gehegten, gewohnten »Konstruktionen« instabil. Dies zeigt sich insbesondere in Momenten des Konflikts, der übergriffigen Inanspruchnahme und des Verlusts. Der Titel »Instabile Konstruktionen« verweist zugleich auf die beiden Kernbereiche des Kollegs: einerseits auf Architektur und Denkmalpflege, in denen der Begriff Konstruktion sich auf bauliche Manifestationen bezieht, von denen eine gewisse Haltbarkeit und Dauerhaftigkeit erwartet wird und andererseits auf die Kultur- und Sozialwissenschaften, wo Konstruktion die soziale Herstellung symbolischer Sinnwelten meint. Ins Zentrum rückt so der Anspruch, die materielle Umwelt im Wechselverhältnis zu ihrer sozialen Gemachtheit zu verstehen.
Mit Beiträgen von: Simone Bogner, Oxana Gourinovitch, Claudia Ba, Jochen Kibel, Gülşah Stapel, Georg Krajewsky, Maria Frölich-Kulik, Zoya Masoud, Konstantin Wächter, Benjamin Häger, Wolfram Höhne, Sarah Alberti, Bianka Trötschel-Daniels, Luise Helas, Lisa Marie Selitz, Laura Torreiter.
Collecting Loss. Schriftenreihe des DFG-Graduiertenkollegs 2227 »Identität und Erbe«, Band 1 (deutsch/englisch), 2021
Hrsg. von Simone Bogner, Gabi Dolff-Bonekämper, Hans-Rudolf Meier Verlag: Bauhaus-Universitätsve... more Hrsg. von Simone Bogner, Gabi Dolff-Bonekämper, Hans-Rudolf Meier
Verlag: Bauhaus-Universitätsverlag, Ilmtal-Weinstraße 2021.
Wer sich mit "Identität" und "Erbe" befasst, also mit dem Zusammenhang zwischen der Konstituierung und Stabilität von Gemeinwesen und dem Bewahren von Gütern, Orten und Überlieferungen, kommt nicht umhin, sich auch mit Verlusten zu befassen. Verlust bezeichnet hier nicht die Abwesenheit eines Gutes, das Erbe war oder hätte werden können, sondern die soziale Beziehung zu dem verlorenen Gut und zu den Umständen seines Verlorengehens oder auch den Versuchen, es wiederzugewinnen.
Mit Beiträgen von:
Gabi Dolff-Bonekämper, Jörg Paulus, Annika Sellmann, Carolin Vogel, Ortrun Bargholz, Moritz Peter Herrmann, Beate Löffler, Schirin Kretschmann, Stefanie Lotter, David Ehrenpreis, Leo Bockelmann, Sigrun Langner, Sonya Schönberger, Bahar Majdzadeh.
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Vol. 1, Publication Series of the DFG Research Training Group 2227 »Identity and Heritage« (German/English)
Those who deal with "identity" and "heritage," that is, with the connection between the constitution and stability of communities and the preservation of things, places, and traditions, cannot avoid dealing with loss. A loss here does not refer to the absence of something that was or could have become heritage, but to the social relationship to the lost object and to the circumstances of its loss or even to the attempts to regain it.
With contributions by:
Gabi Dolff-Bonekämper, Jörg Paulus, Annika Sellmann, Carolin Vogel, Ortrun Bargholz, Moritz Peter Herrmann, Beate Löffler, Schirin Kretschmann, Stefanie Lotter, David Ehrenpreis, Leo Bockelmann, Sigrun Langner, Sonya Schönberger, Bahar Majdzadeh.
Denkmalwelten und Erbediskurse. Für Gabi Dolff-Bonekämper, 2021
Hrsg. von Simone Bogner, Sylvia Butenschön, Jurek Elzanowski, Stephanie Herold, Kirsten Krepelin,... more Hrsg. von Simone Bogner, Sylvia Butenschön, Jurek Elzanowski, Stephanie Herold, Kirsten Krepelin, Frauke Michler, Gülsah Stapel
Verlag: Urbanophil, Berlin 2021
Der Mut, Unbequemes auszusprechen, strittige Thesen in Debatten einzuschreiben und zuzugeben, dass alles, was wir tun und forschen zutiefst persönlich ist, immer nah am Objekt, immer nah am Menschen, immer begeistert und begeisternd für die Sache: mit dieser Denk- und Arbeitsweise inspiriert und prägt Gabi Dolff-Bonekämper die aktuelle Denkmalpflege.
Denkmalwelten und Erbediskurse, die Festschrift zu Ehren Gabi Dolff-Bonekämpers, versammelt Thesen, die bewegen. In ihren Essays stellen Weggefährt:innen, Freund:innen und Kolleg:innen komplexe Denkmäler, innovative Analyseansätze und partizipative Vermittlungsstrategien zur Diskussion. Sie schreiben von umstrittenen Bauten, verzwickten Debatten und überraschenden Wendungen. Sie stellen die Frage nach dem Recht auf Erbe in der Migrationsgesellschaft, diskutieren den Wert des Neuen im Alten und werben so für das Streiten über Deutungen und Deutungshoheiten im Denkmalschutz.
Mit Texten von Biagia Bongiorno, Etienne François, Alexandre Gady, Wolfgang Kil, Axel Klausmeier und Leo Schmidt, Marieke Kuipers, Hans-Rudolf Meier, John Schofield, Daniela Spiegel, Gülsah Stapel, Barbara Welzel, Otto Karl Werckmeister, Kerstin Wittmann-Englert und einem Interview mit Bernard Toulier.
Denkmal – Erbe – Heritage. Begriffshorizonte am Beispiel der Industriekultur , 2018
Denkmal – Erbe – Heritage. Begriffshorizonte am Beispiel der Industriekultur, Veröffentlichungen ... more Denkmal – Erbe – Heritage. Begriffshorizonte am Beispiel der Industriekultur, Veröffentlichungen des Arbeitskreises Theorie und Lehre der Denkmalpflege e.V. (dt./eng.)
hrsg. von Simone Bogner, Birgit Franz, Hans-Rudolf Meier und Marion Steiner
Der Band „Denkmal – Erbe – Heritage“ umfasst unterschiedliche disziplinäre und generationsspezifische Ansätze zu den Titel gebenden Begriffen, die mit dem Motto „Sharing Heritage“ des Kulturerbejahres 2018 korrespondieren. Entstanden ist der Band 2017 aus der Kooperation des Arbeitskreises Theorie und Lehre der Denkmalpflege e.V. mit dem Graduiertenkolleg 2227 „Identität und Erbe“, die ihre Jahrestagung zusammenlegten.
Wenn „Sharing Heritage“ ernst gemeint ist, muss das auch Konsequenzen für die Bewertung von Objekten haben – auch über Europa hinaus: anstelle des eher exkludierenden „World Heritage“, das zumeist die eigenen, oft national definierten Verdienste in den Vordergrund rückt, wäre ein kritisches „Global Heritage“ anzustreben, das auf der Grundlage universeller Werte die notwendigen Brücken bauen kann, um die Menschen als globale Schicksalsgemeinschaft einander näher zu bringen.
Alles Heritage?, HRMagazin, Festgabe für Hans-Rudolf Meier, Band 1, 2016
Hrsg. von Kirsten Angermann, Eva von Engelberg-Dockal und Johannes Warda (Band 1 von 4) Heraus... more Hrsg. von Kirsten Angermann, Eva von Engelberg-Dockal und Johannes Warda (Band 1 von 4)
Herausgeberkollektiv: Kirsten Angermann, Simone Bogner, Eva von Engelberg-Dockal, Iris Engelmann, Mark Escherich, Katja Hasche, Torben Kiepke, Daniela Spiegel, Kerstin Vogel, Johannes Warda.
Die Erweiterung des Denkmalbegriffs hat zu einer Expansion des Erinnerns, Schützens, Bewahrens und Tradierens auf alle Bereiche des Lebens geführt. Heute werden nicht nur Scheunen, Tankstellen und Großwohnsiedlungen als Teil des historischen Erbes unter Denkmalschutz gestellt, sondern auch kulturelle Praktiken und Bräuche zum „immateriellen“ Weltkulturerbe erklärt. Die Folge dieser als „Denkmal-Inflation“ kritisierten Entwicklung ist eine verschärfte Konkurrenz um Aufmerksamkeit und finanzielle Zuwendungen. Letzteres spiegelt sich nicht zuletzt in einer zunehmenden, maßgeblich von der Tourismusindustrie geförderten publikumswirksamen Inszenierung des Erbes.
Im Zeitalter der „Heritage Industry“ (Robert Hewison, 1987) bilden Kulturgüter aber nicht nur einen wichtigen Standortfaktor, sondern wird das „Erbe“ selbst zunehmend mittels internationaler Charten, Deklarationen, Plaketten und Social Media-Kampagnen konstruiert. Dies geschieht vorwiegend innerhalb eines anglophonen Diskurses, der aber an die deutschsprachigen begriffs- und ideengeschichtlich geprägten Diskussionen strenggenommen nicht anschlussfähig ist. Dort lässt sich ein – in einem ähnlichen Sinne umfassend zu nennender – Erbe-Begriff zwar bereits für die Heimatschutzbewegung konstatieren, eine fachlich ausdifferenzierte Denkmalpflege, wie wir sie heute
kennen, tut sich jedoch schwer, ein solches universelles Konzept zu integrieren. Während die „Heritagisierung“ durch internationale Organisationen zu einer Verschiebung des Fokus von Baudenkmalen hin zur allgemeinen Bewahrung von Kulturerbe führt (das immaterielle eingeschlossen, siehe etwa die Burra Charter), bleibt der Denkmal- und Erbe-Diskurs in den deutschsprachigen Ländern bislang klar auf Baudenkmale und städtebauliche Ensembles konzentriert. Letzteres zeigt sich auch im Vorfeld des European Cultural Heritage Year 2018, das in Deutschland im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern maßgeblich von Denkmalschutzorganisationen getragen wird.
Die Wende hin zum Heritage lässt sich gleichermaßen bei neuen Forschungsfeldern und Ausbildungswegen der Denkmalpflege beobachten. So werden heute „Heritage Tourism“ und „Dark Heritage“ als spezifische Formen der „Denkmalnutzung“ untersucht und bilden – in Ergänzung zu den klassischen Disziplinen Kunstgeschichte, Architektur und Planung – „Heritage Management“ und „Heritage Studies“ grundständige Studiengänge. Letzteres gilt inzwischen auch für die deutschsprachigen Länder. Der Weg führt damit weg von der spezialisierten Kennerschaft zum Allrounder mit neuen Schwerpunkten auf Marketing, Verwaltung und Vermittlung. Mit Blick auf sozio-kulturelle Entwicklungen erweist sich, dass der Heritage-Begriff vor allem im ökonomischen und politischen Diskurs weitgehend affirmativ gebraucht wird. Heritage geht demnach mit einem gewissen moralischen wie missionarischen Impetus einher, verbunden mit einer (Kultur-)Politik der „Identitätsstiftung“. In Zeiten, in denen „Identität“ wieder als politisches Schlagwort im gesellschaftlichen Diskurs fungiert, scheint es um so wichtiger, die wissenschaftliche Beschäftigung mit Heritage, die zugrunde liegenden begrifflichen Konzepte und präskriptiven Programme, kritisch zu reflektieren.
Im Kontext, HRMagazin, Festgabe für Hans-Rudolf Meier, Band 2, 2016
Hrsg. von Simone Bogner und Daniela Spiegel (Band 2 von 4) Die etymologische Herkunft des Wort... more Hrsg. von Simone Bogner und Daniela Spiegel (Band 2 von 4)
Die etymologische Herkunft des Wortes Kontext findet sich im lateinischen Begriff contexere, bedeutet somit zusammenweben, zusammenflechten. Während die immanente Deutung, z.B. eines Bildes oder einer Architektur, auf formale oder symbolische Aspekte und deren Verbindung zueinander abzielt, wird bei einer kontextuellen Betrachtungsweise der Blick außerhalb des Werkrahmens gelenkt. Etwas im Kontext zu betrachten bestimmt das Verständnis von Äußerungen und Gegenständen, da Zusammenhänge und Beziehungen sichtbar gemacht und aktiv hergestellt werden. Ein umfassenderer Blick wird gewährleistet, der das Objekt vielleicht in einem neuen Licht erscheinen lässt, oder aber auch die dazugehörige Umgebung. Nicht nur der Standpunkt der Betrachtung, auch wie nah oder fern man dem Betrachtungsgegenstand kommt, welchen Ausschnitt man wählt, aus welchem Erfahrungshorizont man an ihn herantritt – all dies beeinflusst letztlich das Ergebnis, sei es einer Deutung oder einer neuen Architektur, eines neuen Stadtteils etc. Der Kontext ist somit kein abgeschlossenes Konstrukt.
„Im Kontext“ ist ein Begriff, der gerade in Architektur und Städtebau von zentraler Bedeutung ist, und vielleicht gerade deshalb gewisse Abnutzungserscheinungen zeigt. Die Frage, inwiefern sich Neubauten in den architektonischen, stadträumlichen oder auch naturräumlichen „Kontext“ fügen (sollten), ist ein immer wiederkehrendes Thema in Architektur und Städtebau, über das leidenschaftlich gestritten wird und wurde. Heutzutage, wo es kaum noch Freiflächen gibt, steht alles in irgendeinem Kontext oder soll zumindest in diesem betrachtet werden. Wird in einer (historischen) Stadt eine Lücke geschlossen, so muss sich das Implantat „in den Kontext“ fügen, sei es architektonisch, räumlich, inhaltlich, historisch, konstruktiv, emotional, theoretisch… Hier hat der Kontext sicherlich auch seine Grenzen. Die Suche nach dem genius loci, nach einer Eigenart des Ortes, nach Traditionen und Kontinuität wird an manchen Orten, die bereits, um die berühmte Metapher Freuds zu bemühen, als Palimpsest erscheinen, geradezu zu einem Manierismus. "Im Kontext" darf also durchaus kritisch hinterfragt werden. Doch können wir deshalb auf die Frage nach dem Kontext verzichten? Gerade, wenn in der Gegenwart die historischen Zusammenhänge verloren zu gehen scheinen, wenn Bedeutungen losgelöst werden von ihrem historischen Gewordensein, kann es wichtig sein, diese wieder zu verankern.
Herausgeberkollektiv: Kirsten Angermann, Simone Bogner, Eva von Engelberg-Dockal, Iris Engelmann, Mark Escherich, Katja Hasche, Torben Kiepke, Daniela Spiegel, Kerstin Vogel, Johannes Warda.
Versatzstücke, HRMagazin, Festgabe für Hans-Rudolf Meier, Band 4, 2016
Hrsg. von Torben Kiepke, Iris Engelmann und Kerstin Vogel (Band 4 von 4) Herausgeberkollektiv:... more Hrsg. von Torben Kiepke, Iris Engelmann und Kerstin Vogel (Band 4 von 4)
Herausgeberkollektiv: Kirsten Angermann, Simone Bogner, Eva von Engelberg-Dockal, Iris Engelmann, Mark Escherich, Katja Hasche, Torben Kiepke, Daniela Spiegel, Kerstin Vogel, Johannes Warda
Bei studentischen Entwürfen, die sich mit dem Bauen im Bestand befassen, zeigt sich in jüngerer Zeit ein gestiegenes Interesse nicht nur an denkmalpflegerischen Fragen, sondern auch am historischen Material als solchem. Man schätzt es im Sinne eines begrenzt verfügbaren, daher wertvollen Reservoirs, aus dem man auf vielfältige Weise schöpfen kann, z. B. durch Integration von Recycling-Materialien oder aber auch durch Anleihen an den historischen Formenapparat. Dabei bedient man sich einer alten Methode: des Arbeitens mit Versatzstücken.
Per Definition ist ein Versatzstück der bewegliche, beliebig zu versetzende Teil einer Bühnendekoration. Im übertragenen Sinne ist damit jedoch ein künstlerisches Verfahren gemeint, nämlich Teile eines Werkes in einem anderen Kontext – einem neuen Werk – schöpferisch wiederzuverwenden. Dieses Einfügen am neuen Ort ist in der Architektur meist mit einem räumlichen „Versetzen“ verbunden. Stets jedoch geht es auch um eine zeitliche Differenz: Denn das Versatzstück stellt einerseits den Bezug zu einem älteren Kontext her und veranschaulicht andererseits den Bruch, das Anders- und Fremdartige. Daher wohnt einer derartigen Zwiesprache zwischen Alt und Neu häufig ein ästhetisch bereicherndes, zugleich ein narratives Moment inne.
Vom kunsthistorischen Begriff der „Spolie“ unterscheidet sich derjenige des „Versatzstückes“ durch seine größere Offenheit für verschiedene Interpretationen, wie die Beiträge dieses Heftes belegen. Allen gemeinsam ist die Frage nach den Bedeutungen, die man den jeweiligen Relikten beimisst: Sind derartige Wiederverwendungen pragmatisch oder programmatisch intendiert? Stehen ökonomische, politisch-ideologische, religiöse oder künstlerische Motive dahinter? Die Beiträge des Heftes zeigen, dass es sich wohl meist um eine Gemengelage handelt – mit allerdings unterschiedlichen Gewichtungen je nach Bauaufgabe, Anspruchsniveau und Zeitgeist.
In der Gegenwart ist ein Arbeiten mit Versatzstücken u. a. ökologisch, vor allem aber wohl ästhetisch motiviert. Mit dem auf seine Verletzlichkeit verweisenden Fragment, mit dem durch Altersspuren angereicherten Relikt lassen sich Qualitäten des Poetischen erzeugen, die wir in einer weitgehend durchrationalisierten Welt zu schätzen wissen. In Reaktion auf die Spezifik des wiederverwendeten Materials scheint ein von normativen Vorstellungen abweichendes Arbeiten hier nicht nur erlaubt, sondern stellt sich oft als ein Gewinn heraus.
Book Reviews by Simone M Bogner
H-Soz-Kult , 2024
Rezension zu: Brünenberg, Stefanie; Engler, Harald; Fordtran, Dirk Florian; Herold, Stephanie; St... more Rezension zu: Brünenberg, Stefanie; Engler, Harald; Fordtran, Dirk Florian; Herold, Stephanie; Stackmann, Sophie; Wilks, Scarlett (Hrsg.): Das Kollektiv. Formen und Vorstellungen gemeinschaftlicher Architekturproduktion in der DDR. Berlin 2022 , ISBN 978-3-9824959-0-3, In: H-Soz-Kult, 08.03.2024, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-142243>.
Eva von Engelberg-Dočkal, Svenja Hönig, Stephanie Herold (Hg.): Alltägliches Erben, 2023
The following essay is not intended to provide a conceptual history of the vernacular, but to hig... more The following essay is not intended to provide a conceptual history of the vernacular, but to highlight certain developments in the discipline of modern architecture after the end of the Second World War: developments which reveal differing notions of the everyday as well as different modes of appropriation in design and approach. The framework for these observations is provided by the designs and statements of four architects – Giancarlo de Carlo, Alison Smithson and Peter Smithson, and Aldo van Eyck – who presented them at the final meetings of the Congrès Internationaux d’Architecture Moderne (CIAM).
Praktiken des Erbens. Metaphern, Materialisierungen, Machtkonstellationen, 2022
Ausgehend von der Bemerkung des Philosophen Jacques Derrida, dass Erbe immer auch eine Aufgabe se... more Ausgehend von der Bemerkung des Philosophen Jacques Derrida, dass Erbe immer auch eine Aufgabe sei, widmet sich der dritte Band der Schriftenreihe des Graduiertenkollegs „Identität und Erbe“ den sozialen und kulturellen Praktiken der Bezugnahme auf Vergangenheit(en) und Identität(en). Mit einem (kulturellen) Erbe soll und muss etwas getan werden, um es überhaupt hervorzubringen. Es konstituiert sich erst im Akt des (Nicht-)Erbens, das heißt im Wechselverhältnis mit den mit und an ihm ausgeführten Praktiken. Gleichwohl ermöglicht erst deren Verbindung mit den materiellen Überresten und Überlieferungen des Erbes eine Aneignung oder Ablehnung der Vergangenheit sowie die Fort- und Umschreibung eines bereits bestehenden Erbes. Diese Vorgänge sind nicht willkürlicher Natur: Die Möglichkeiten zur Interpretation und Deutung werden durch die sozialen, politischen, kulturellen, ökonomischen und technischen Bedingungen der Gegenwart sowie durch die Geschichte und Materialität des Erbes beschränkt, erweitert und gelenkt. Erbe und Erbeprozesse müssen deshalb notwendigerweise miteinander in Beziehung gesetzt werden.
Einführung in den Sammelband "Praktiken des Erbens. Metaphern, Materialisierungen, Machtkonstellationen", Schriftenreihe des DFG-Graduiertenkollegs 2227 »Identität und Erbe«, Band 3, 2022.
Hrsg. von Simone Bogner, Michael Karpf, Hans-Rudolf Meier, Bauhaus-Universitäts-Verlag, Ilmtal-Weinstraße 2022.
Mit Beiträgen von Simone Bogner und Michael Karpf, Stefan Willer, Giorgia Aquilar, Jörg Springer, Bernd Euler-Rolle, Elizabeth Sikiaridi und Frans Vogelaar, Verena von Beckerath, Alexandra Klei, Oluwafunminiyi Raheem, Ronny Grundig, Özge Sezer, Anna Kutkina, Inge Manka, Karolina Hettchen und Monique Jüttner sowie Julian Blunk.
in: Instabile Konstruktionen. Interdisziplinäre Forschungen zu »Identität und Erbe«, Schriftenreihe des DFG-Graduiertenkollegs 2227 »Identität und Erbe«, Band 2, hrsg. von Simone Bogner, Gabi Dolff-Bonekämper, Hans-Rudolf Meier, Bauhaus-Universitätsverlag, Ilmtal-Weinstraße, 2022
Dieser Artikel befasst sich mit den Congrès Internationaux d’Architecture Moderne (CIAM) in den 1... more Dieser Artikel befasst sich mit den Congrès Internationaux d’Architecture Moderne (CIAM) in den 1950er Jahren. Anhand von drei Beispielen stelle ich einige Überlegungen dazu an, ob es Vorteile es mit sich bringt, Architektur als Erbepraxis aufzufassen und falls ja, welche. Die Frage ist also: Welche Motive – Vorstellungen von Gemeinschaft, Selbstverständnisse und Traditionskonzepte – und welche Diskurse – national und international – stehen hinter den jeweiligen Konstruktionen von Identität und Erbe?
Denkmal – Erbe – Heritage. Begriffshorizonte am Beispiel der Industriekultur, 2018
Einführung in den Tagungsteil des Graduiertenkollegs „Identität und Erbe“ / Introduction to the ... more Einführung in den Tagungsteil des Graduiertenkollegs „Identität und Erbe“ / Introduction to the Conference Component of the Research Training Group “Identity and Heritage”
Hans-Rudolf Meier/Daniela Spiegel (Hg.): Kulturreformer. Rassenideologe. Hochschuldirektor Der lange Schatten des Paul Schultze-Naumburg, 2018
Hinter einem verwildertem Vorhof an der Humboldtstraße auf dem Weimarer „Silberblick“, einer Anhö... more Hinter einem verwildertem Vorhof an der Humboldtstraße auf dem Weimarer „Silberblick“, einer Anhöhe im Süden der Stadt, verbirgt sich die einzige gebaute, wenn auch nie als solche genutzte architektonische Memorialstätte für Friedrich Nietzsche (1844–1900). Das zwischen 1937 und 1939 im Auftrag des in direkter Nachbarschaft liegenden Nietzsche-Archivs errichtete Gebäude war Paul Schultze-Naumburgs letzter großer Einzelbau.
Die ausgeführte Nietzsche-Gedächtnishalle war als Kultbau mit angeschlossenen Räumen für Büros und die Bibliothek konzipiert. Finanziert wurde sie hauptsächlich durch das Nietzsche-Archiv, aber auch durch die Reichskanzlei, die Thüringische Landesregierung, die Stadt Weimar und die aus den Berlin-Suhler Waffenwerken hervorgegangene Wilhelm-Gustloff Stiftung. Die Einweihung der bereits 1939 fast vollständig im Inneren ausgebauten Gedenkhalle scheiterte an fehlenden Mitteln, an Unstimmigkeiten zwischen den Beteiligten, aber auch daran, dass das Projekt, im Vergleich zu anderen Bauvorhaben des „Dritten Reichs“, für die NS-Führung von letztlich nachrangiger Bedeutung war.
Insgesamt fasst der Komplex gegenwärtig knapp 5.000qm Bruttogeschossfläche. Bereits 1946/47 war er zu Zeiten der SMAD in ein Rundfunkhaus umgewandelt worden. Auch heute noch sind große Teile der erbauungszeitlichen Ausstattung erhalten, auch wenn das Gebäude nach dem Krieg einen Aufnahmesaal sowie Tonstudios erhielt und um eine Etage aufgestockt worden war.
Seit dem Auszug des letzten Nutzers, dem Mitteldeutschen Rundfunk, im Jahr 2000 steht die Halle leer.
Alles Heritage? HRMagazin, Festgabe für Hans-Rudolf Meier, 2016
Die Gegenüberstellung von Textpassagen aus einem nicht veröffentlichten Manuskript von 1989 zu d... more Die Gegenüberstellung von Textpassagen aus einem nicht veröffentlichten Manuskript von 1989 zu den "Denkmalen zur Geschichte der DDR" mit aktuellen Fotografien der darin beschriebenen Orte, erlaubt eine Annäherung an die (nationalen) Identitätskonstruktionen und die Erinnerungspolitik(en) in der ehemaligen DDR.
Sperrig und doch geliebt, ein Millionen fressendes Monster, aber auch identitätsstiftend – dem In... more Sperrig und doch geliebt, ein Millionen fressendes Monster, aber auch identitätsstiftend – dem Internationalen Congess Centrum (ICC) Berlin werden ebenso unterschiedliche Rollen zugesprochen, wie es Haltungen zu ihm gibt. Eine Tagung zu Großbauten der 1960er und 70er Jahre im Juni 2012 hat sich vor allem diesem Koloss gewidmet. Wird er nun endlich unter Denkmalschutz gestellt?
Instabile Konstruktionen, 2022
Wie kann eine Migrationsgesellschaft im städtischen Erbe sichtbar werden? Dieser Beitrag im zweit... more Wie kann eine Migrationsgesellschaft im städtischen Erbe sichtbar werden? Dieser Beitrag im zweiten Sammelband des DFG Graduiertenkollegs "Identität und Erbe" fasst einige Kerngedanken aus meiner Monographie zusammen. Wer keine Lust hat 360 Seiten zu lesen, kann sich hier auf 16 Seiten etwas einlesen.
Praktiken des Erbens. Metaphern, Materialisierungen, Machtkonstellationen, Schriftenreihe des DFG-Graduiertenkollegs 2227 »Identität und Erbe«, Band 3, 2022
Hrsg. von Simone Bogner, Michael Karpf, Hans-Rudolf Meier Bauhaus-Universitäts-Verlag, Ilmtal-We... more Hrsg. von Simone Bogner, Michael Karpf, Hans-Rudolf Meier
Bauhaus-Universitäts-Verlag, Ilmtal-Weinstraße 2022
Ausgehend von der Bemerkung des Philosophen Jacques Derrida, dass Erbe immer auch eine Aufgabe sei, widmet sich der dritte Band der Schriftenreihe des Graduiertenkollegs „Identität und Erbe“ den sozialen und kulturellen Praktiken der Bezugnahme auf Vergangenheit(en) und Identität(en). Mit einem (kulturellen) Erbe soll und muss etwas getan werden, um es überhaupt hervorzubringen. Es konstituiert sich erst im Akt des (Nicht-)Erbens, das heißt im Wechselverhältnis mit den mit und an ihm ausgeführten Praktiken. Gleichwohl ermöglicht erst deren Verbindung mit den materiellen Überresten und Überlieferungen des Erbes eine Aneignung oder Ablehnung der Vergangenheit sowie die Fort- und Umschreibung eines bereits bestehenden Erbes. Diese Vorgänge sind nicht willkürlicher Natur: Die Möglichkeiten zur Interpretation und Deutung werden durch die sozialen, politischen, kulturellen, ökonomischen und technischen Bedingungen der Gegenwart sowie durch die Geschichte und Materialität des Erbes beschränkt, erweitert und gelenkt. Erbe und Erbeprozesse müssen deshalb notwendigerweise miteinander in Beziehung gesetzt werden.
Mit Beiträgen von Simone Bogner und Michael Karpf, Stefan Willer, Giorgia Aquilar, Jörg Springer, Bernd Euler-Rolle, Elizabeth Sikiaridi und Frans Vogelaar, Verena von Beckerath, Alexandra Klei, Oluwafunminiyi Raheem, Ronny Grundig, Özge Sezer, Anna Kutkina, Inge Manka, Karolina Hettchen und Monique Jüttner sowie Julian Blunk.
Instabile Konstruktionen. Interdisziplinäre Forschungen zu »Identität und Erbe«, Schriftenreihe des DFG-Graduiertenkollegs 2227 »Identität und Erbe«, Band 2 , 2022
Hrsg. von Simone Bogner, Gabi Dolff-Bonekämper, Hans-Rudolf Meier Bauhaus-Universitätsverlag, Ilm... more Hrsg. von Simone Bogner, Gabi Dolff-Bonekämper, Hans-Rudolf Meier
Bauhaus-Universitätsverlag, Ilmtal-Weinstraße 2022
Wer von Erbe im Zusammenhang mit Identität spricht, verspricht sich und Anderen »Kontinuität« und »Stabilität«. Das Versprechen hält indes nur so lange, wie sich Menschen auf die damit verbundenen Erzählungen einlassen. Da diese zunehmend hinterfragt werden und der Begriff »Identität« im politischen Raum zu einer umkämpften Kategorie avanciert ist, werden auch die lange gehegten, gewohnten »Konstruktionen« instabil. Dies zeigt sich insbesondere in Momenten des Konflikts, der übergriffigen Inanspruchnahme und des Verlusts. Der Titel »Instabile Konstruktionen« verweist zugleich auf die beiden Kernbereiche des Kollegs: einerseits auf Architektur und Denkmalpflege, in denen der Begriff Konstruktion sich auf bauliche Manifestationen bezieht, von denen eine gewisse Haltbarkeit und Dauerhaftigkeit erwartet wird und andererseits auf die Kultur- und Sozialwissenschaften, wo Konstruktion die soziale Herstellung symbolischer Sinnwelten meint. Ins Zentrum rückt so der Anspruch, die materielle Umwelt im Wechselverhältnis zu ihrer sozialen Gemachtheit zu verstehen.
Mit Beiträgen von: Simone Bogner, Oxana Gourinovitch, Claudia Ba, Jochen Kibel, Gülşah Stapel, Georg Krajewsky, Maria Frölich-Kulik, Zoya Masoud, Konstantin Wächter, Benjamin Häger, Wolfram Höhne, Sarah Alberti, Bianka Trötschel-Daniels, Luise Helas, Lisa Marie Selitz, Laura Torreiter.
Collecting Loss. Schriftenreihe des DFG-Graduiertenkollegs 2227 »Identität und Erbe«, Band 1 (deutsch/englisch), 2021
Hrsg. von Simone Bogner, Gabi Dolff-Bonekämper, Hans-Rudolf Meier Verlag: Bauhaus-Universitätsve... more Hrsg. von Simone Bogner, Gabi Dolff-Bonekämper, Hans-Rudolf Meier
Verlag: Bauhaus-Universitätsverlag, Ilmtal-Weinstraße 2021.
Wer sich mit "Identität" und "Erbe" befasst, also mit dem Zusammenhang zwischen der Konstituierung und Stabilität von Gemeinwesen und dem Bewahren von Gütern, Orten und Überlieferungen, kommt nicht umhin, sich auch mit Verlusten zu befassen. Verlust bezeichnet hier nicht die Abwesenheit eines Gutes, das Erbe war oder hätte werden können, sondern die soziale Beziehung zu dem verlorenen Gut und zu den Umständen seines Verlorengehens oder auch den Versuchen, es wiederzugewinnen.
Mit Beiträgen von:
Gabi Dolff-Bonekämper, Jörg Paulus, Annika Sellmann, Carolin Vogel, Ortrun Bargholz, Moritz Peter Herrmann, Beate Löffler, Schirin Kretschmann, Stefanie Lotter, David Ehrenpreis, Leo Bockelmann, Sigrun Langner, Sonya Schönberger, Bahar Majdzadeh.
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Vol. 1, Publication Series of the DFG Research Training Group 2227 »Identity and Heritage« (German/English)
Those who deal with "identity" and "heritage," that is, with the connection between the constitution and stability of communities and the preservation of things, places, and traditions, cannot avoid dealing with loss. A loss here does not refer to the absence of something that was or could have become heritage, but to the social relationship to the lost object and to the circumstances of its loss or even to the attempts to regain it.
With contributions by:
Gabi Dolff-Bonekämper, Jörg Paulus, Annika Sellmann, Carolin Vogel, Ortrun Bargholz, Moritz Peter Herrmann, Beate Löffler, Schirin Kretschmann, Stefanie Lotter, David Ehrenpreis, Leo Bockelmann, Sigrun Langner, Sonya Schönberger, Bahar Majdzadeh.
Denkmalwelten und Erbediskurse. Für Gabi Dolff-Bonekämper, 2021
Hrsg. von Simone Bogner, Sylvia Butenschön, Jurek Elzanowski, Stephanie Herold, Kirsten Krepelin,... more Hrsg. von Simone Bogner, Sylvia Butenschön, Jurek Elzanowski, Stephanie Herold, Kirsten Krepelin, Frauke Michler, Gülsah Stapel
Verlag: Urbanophil, Berlin 2021
Der Mut, Unbequemes auszusprechen, strittige Thesen in Debatten einzuschreiben und zuzugeben, dass alles, was wir tun und forschen zutiefst persönlich ist, immer nah am Objekt, immer nah am Menschen, immer begeistert und begeisternd für die Sache: mit dieser Denk- und Arbeitsweise inspiriert und prägt Gabi Dolff-Bonekämper die aktuelle Denkmalpflege.
Denkmalwelten und Erbediskurse, die Festschrift zu Ehren Gabi Dolff-Bonekämpers, versammelt Thesen, die bewegen. In ihren Essays stellen Weggefährt:innen, Freund:innen und Kolleg:innen komplexe Denkmäler, innovative Analyseansätze und partizipative Vermittlungsstrategien zur Diskussion. Sie schreiben von umstrittenen Bauten, verzwickten Debatten und überraschenden Wendungen. Sie stellen die Frage nach dem Recht auf Erbe in der Migrationsgesellschaft, diskutieren den Wert des Neuen im Alten und werben so für das Streiten über Deutungen und Deutungshoheiten im Denkmalschutz.
Mit Texten von Biagia Bongiorno, Etienne François, Alexandre Gady, Wolfgang Kil, Axel Klausmeier und Leo Schmidt, Marieke Kuipers, Hans-Rudolf Meier, John Schofield, Daniela Spiegel, Gülsah Stapel, Barbara Welzel, Otto Karl Werckmeister, Kerstin Wittmann-Englert und einem Interview mit Bernard Toulier.
Denkmal – Erbe – Heritage. Begriffshorizonte am Beispiel der Industriekultur , 2018
Denkmal – Erbe – Heritage. Begriffshorizonte am Beispiel der Industriekultur, Veröffentlichungen ... more Denkmal – Erbe – Heritage. Begriffshorizonte am Beispiel der Industriekultur, Veröffentlichungen des Arbeitskreises Theorie und Lehre der Denkmalpflege e.V. (dt./eng.)
hrsg. von Simone Bogner, Birgit Franz, Hans-Rudolf Meier und Marion Steiner
Der Band „Denkmal – Erbe – Heritage“ umfasst unterschiedliche disziplinäre und generationsspezifische Ansätze zu den Titel gebenden Begriffen, die mit dem Motto „Sharing Heritage“ des Kulturerbejahres 2018 korrespondieren. Entstanden ist der Band 2017 aus der Kooperation des Arbeitskreises Theorie und Lehre der Denkmalpflege e.V. mit dem Graduiertenkolleg 2227 „Identität und Erbe“, die ihre Jahrestagung zusammenlegten.
Wenn „Sharing Heritage“ ernst gemeint ist, muss das auch Konsequenzen für die Bewertung von Objekten haben – auch über Europa hinaus: anstelle des eher exkludierenden „World Heritage“, das zumeist die eigenen, oft national definierten Verdienste in den Vordergrund rückt, wäre ein kritisches „Global Heritage“ anzustreben, das auf der Grundlage universeller Werte die notwendigen Brücken bauen kann, um die Menschen als globale Schicksalsgemeinschaft einander näher zu bringen.
Alles Heritage?, HRMagazin, Festgabe für Hans-Rudolf Meier, Band 1, 2016
Hrsg. von Kirsten Angermann, Eva von Engelberg-Dockal und Johannes Warda (Band 1 von 4) Heraus... more Hrsg. von Kirsten Angermann, Eva von Engelberg-Dockal und Johannes Warda (Band 1 von 4)
Herausgeberkollektiv: Kirsten Angermann, Simone Bogner, Eva von Engelberg-Dockal, Iris Engelmann, Mark Escherich, Katja Hasche, Torben Kiepke, Daniela Spiegel, Kerstin Vogel, Johannes Warda.
Die Erweiterung des Denkmalbegriffs hat zu einer Expansion des Erinnerns, Schützens, Bewahrens und Tradierens auf alle Bereiche des Lebens geführt. Heute werden nicht nur Scheunen, Tankstellen und Großwohnsiedlungen als Teil des historischen Erbes unter Denkmalschutz gestellt, sondern auch kulturelle Praktiken und Bräuche zum „immateriellen“ Weltkulturerbe erklärt. Die Folge dieser als „Denkmal-Inflation“ kritisierten Entwicklung ist eine verschärfte Konkurrenz um Aufmerksamkeit und finanzielle Zuwendungen. Letzteres spiegelt sich nicht zuletzt in einer zunehmenden, maßgeblich von der Tourismusindustrie geförderten publikumswirksamen Inszenierung des Erbes.
Im Zeitalter der „Heritage Industry“ (Robert Hewison, 1987) bilden Kulturgüter aber nicht nur einen wichtigen Standortfaktor, sondern wird das „Erbe“ selbst zunehmend mittels internationaler Charten, Deklarationen, Plaketten und Social Media-Kampagnen konstruiert. Dies geschieht vorwiegend innerhalb eines anglophonen Diskurses, der aber an die deutschsprachigen begriffs- und ideengeschichtlich geprägten Diskussionen strenggenommen nicht anschlussfähig ist. Dort lässt sich ein – in einem ähnlichen Sinne umfassend zu nennender – Erbe-Begriff zwar bereits für die Heimatschutzbewegung konstatieren, eine fachlich ausdifferenzierte Denkmalpflege, wie wir sie heute
kennen, tut sich jedoch schwer, ein solches universelles Konzept zu integrieren. Während die „Heritagisierung“ durch internationale Organisationen zu einer Verschiebung des Fokus von Baudenkmalen hin zur allgemeinen Bewahrung von Kulturerbe führt (das immaterielle eingeschlossen, siehe etwa die Burra Charter), bleibt der Denkmal- und Erbe-Diskurs in den deutschsprachigen Ländern bislang klar auf Baudenkmale und städtebauliche Ensembles konzentriert. Letzteres zeigt sich auch im Vorfeld des European Cultural Heritage Year 2018, das in Deutschland im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern maßgeblich von Denkmalschutzorganisationen getragen wird.
Die Wende hin zum Heritage lässt sich gleichermaßen bei neuen Forschungsfeldern und Ausbildungswegen der Denkmalpflege beobachten. So werden heute „Heritage Tourism“ und „Dark Heritage“ als spezifische Formen der „Denkmalnutzung“ untersucht und bilden – in Ergänzung zu den klassischen Disziplinen Kunstgeschichte, Architektur und Planung – „Heritage Management“ und „Heritage Studies“ grundständige Studiengänge. Letzteres gilt inzwischen auch für die deutschsprachigen Länder. Der Weg führt damit weg von der spezialisierten Kennerschaft zum Allrounder mit neuen Schwerpunkten auf Marketing, Verwaltung und Vermittlung. Mit Blick auf sozio-kulturelle Entwicklungen erweist sich, dass der Heritage-Begriff vor allem im ökonomischen und politischen Diskurs weitgehend affirmativ gebraucht wird. Heritage geht demnach mit einem gewissen moralischen wie missionarischen Impetus einher, verbunden mit einer (Kultur-)Politik der „Identitätsstiftung“. In Zeiten, in denen „Identität“ wieder als politisches Schlagwort im gesellschaftlichen Diskurs fungiert, scheint es um so wichtiger, die wissenschaftliche Beschäftigung mit Heritage, die zugrunde liegenden begrifflichen Konzepte und präskriptiven Programme, kritisch zu reflektieren.
Im Kontext, HRMagazin, Festgabe für Hans-Rudolf Meier, Band 2, 2016
Hrsg. von Simone Bogner und Daniela Spiegel (Band 2 von 4) Die etymologische Herkunft des Wort... more Hrsg. von Simone Bogner und Daniela Spiegel (Band 2 von 4)
Die etymologische Herkunft des Wortes Kontext findet sich im lateinischen Begriff contexere, bedeutet somit zusammenweben, zusammenflechten. Während die immanente Deutung, z.B. eines Bildes oder einer Architektur, auf formale oder symbolische Aspekte und deren Verbindung zueinander abzielt, wird bei einer kontextuellen Betrachtungsweise der Blick außerhalb des Werkrahmens gelenkt. Etwas im Kontext zu betrachten bestimmt das Verständnis von Äußerungen und Gegenständen, da Zusammenhänge und Beziehungen sichtbar gemacht und aktiv hergestellt werden. Ein umfassenderer Blick wird gewährleistet, der das Objekt vielleicht in einem neuen Licht erscheinen lässt, oder aber auch die dazugehörige Umgebung. Nicht nur der Standpunkt der Betrachtung, auch wie nah oder fern man dem Betrachtungsgegenstand kommt, welchen Ausschnitt man wählt, aus welchem Erfahrungshorizont man an ihn herantritt – all dies beeinflusst letztlich das Ergebnis, sei es einer Deutung oder einer neuen Architektur, eines neuen Stadtteils etc. Der Kontext ist somit kein abgeschlossenes Konstrukt.
„Im Kontext“ ist ein Begriff, der gerade in Architektur und Städtebau von zentraler Bedeutung ist, und vielleicht gerade deshalb gewisse Abnutzungserscheinungen zeigt. Die Frage, inwiefern sich Neubauten in den architektonischen, stadträumlichen oder auch naturräumlichen „Kontext“ fügen (sollten), ist ein immer wiederkehrendes Thema in Architektur und Städtebau, über das leidenschaftlich gestritten wird und wurde. Heutzutage, wo es kaum noch Freiflächen gibt, steht alles in irgendeinem Kontext oder soll zumindest in diesem betrachtet werden. Wird in einer (historischen) Stadt eine Lücke geschlossen, so muss sich das Implantat „in den Kontext“ fügen, sei es architektonisch, räumlich, inhaltlich, historisch, konstruktiv, emotional, theoretisch… Hier hat der Kontext sicherlich auch seine Grenzen. Die Suche nach dem genius loci, nach einer Eigenart des Ortes, nach Traditionen und Kontinuität wird an manchen Orten, die bereits, um die berühmte Metapher Freuds zu bemühen, als Palimpsest erscheinen, geradezu zu einem Manierismus. "Im Kontext" darf also durchaus kritisch hinterfragt werden. Doch können wir deshalb auf die Frage nach dem Kontext verzichten? Gerade, wenn in der Gegenwart die historischen Zusammenhänge verloren zu gehen scheinen, wenn Bedeutungen losgelöst werden von ihrem historischen Gewordensein, kann es wichtig sein, diese wieder zu verankern.
Herausgeberkollektiv: Kirsten Angermann, Simone Bogner, Eva von Engelberg-Dockal, Iris Engelmann, Mark Escherich, Katja Hasche, Torben Kiepke, Daniela Spiegel, Kerstin Vogel, Johannes Warda.
Versatzstücke, HRMagazin, Festgabe für Hans-Rudolf Meier, Band 4, 2016
Hrsg. von Torben Kiepke, Iris Engelmann und Kerstin Vogel (Band 4 von 4) Herausgeberkollektiv:... more Hrsg. von Torben Kiepke, Iris Engelmann und Kerstin Vogel (Band 4 von 4)
Herausgeberkollektiv: Kirsten Angermann, Simone Bogner, Eva von Engelberg-Dockal, Iris Engelmann, Mark Escherich, Katja Hasche, Torben Kiepke, Daniela Spiegel, Kerstin Vogel, Johannes Warda
Bei studentischen Entwürfen, die sich mit dem Bauen im Bestand befassen, zeigt sich in jüngerer Zeit ein gestiegenes Interesse nicht nur an denkmalpflegerischen Fragen, sondern auch am historischen Material als solchem. Man schätzt es im Sinne eines begrenzt verfügbaren, daher wertvollen Reservoirs, aus dem man auf vielfältige Weise schöpfen kann, z. B. durch Integration von Recycling-Materialien oder aber auch durch Anleihen an den historischen Formenapparat. Dabei bedient man sich einer alten Methode: des Arbeitens mit Versatzstücken.
Per Definition ist ein Versatzstück der bewegliche, beliebig zu versetzende Teil einer Bühnendekoration. Im übertragenen Sinne ist damit jedoch ein künstlerisches Verfahren gemeint, nämlich Teile eines Werkes in einem anderen Kontext – einem neuen Werk – schöpferisch wiederzuverwenden. Dieses Einfügen am neuen Ort ist in der Architektur meist mit einem räumlichen „Versetzen“ verbunden. Stets jedoch geht es auch um eine zeitliche Differenz: Denn das Versatzstück stellt einerseits den Bezug zu einem älteren Kontext her und veranschaulicht andererseits den Bruch, das Anders- und Fremdartige. Daher wohnt einer derartigen Zwiesprache zwischen Alt und Neu häufig ein ästhetisch bereicherndes, zugleich ein narratives Moment inne.
Vom kunsthistorischen Begriff der „Spolie“ unterscheidet sich derjenige des „Versatzstückes“ durch seine größere Offenheit für verschiedene Interpretationen, wie die Beiträge dieses Heftes belegen. Allen gemeinsam ist die Frage nach den Bedeutungen, die man den jeweiligen Relikten beimisst: Sind derartige Wiederverwendungen pragmatisch oder programmatisch intendiert? Stehen ökonomische, politisch-ideologische, religiöse oder künstlerische Motive dahinter? Die Beiträge des Heftes zeigen, dass es sich wohl meist um eine Gemengelage handelt – mit allerdings unterschiedlichen Gewichtungen je nach Bauaufgabe, Anspruchsniveau und Zeitgeist.
In der Gegenwart ist ein Arbeiten mit Versatzstücken u. a. ökologisch, vor allem aber wohl ästhetisch motiviert. Mit dem auf seine Verletzlichkeit verweisenden Fragment, mit dem durch Altersspuren angereicherten Relikt lassen sich Qualitäten des Poetischen erzeugen, die wir in einer weitgehend durchrationalisierten Welt zu schätzen wissen. In Reaktion auf die Spezifik des wiederverwendeten Materials scheint ein von normativen Vorstellungen abweichendes Arbeiten hier nicht nur erlaubt, sondern stellt sich oft als ein Gewinn heraus.